Nach mittlerweile 16 Solopartien und 4 Solo-für-zwei-Spieler-spielen Partien möchte ich einen ersten Eindruck hinsichtlich der Möglichkeiten, Taktiken und Strategien posten.
Wie gesagt, ich bin alles andere als gut oder erfahren im Wasserkraft-spielen. Da ich derartige Beiträge selber gerne lese, mache ich den ein oder anderen vielleicht auch eine kleine Freude mit diesem Erfahrungsbericht. Bei Gaia Project habe ich gemerkt wie sehr die Lernkurve angestiegen ist. Wenn ich meine ersten Strategie-Posts im Vergleich zu den letzten lese erkennt man eine enorme Lernkurve. Hier wird es ähnlich sein.
ALSO: erfahrene Wasserkraft Spieler sollten einfach nicht weiterlesen, sie werden wenig Neues erfahren.
Meine Einschätzung bezieht sich also rein auf das 2er und v. a. auf das Solospiel mit der Erweiterung! Einen Spoiler halte ich nicht für nötig, da ich lediglich poste was meine persönliche Meinung/Erfahrung ist und ich diese für nicht groß genug halte um „spielzerstörende“ Informationen zu geben.
Viel eher sehe ich meine Beobachtungen als Hilfestellung für Leute, die gerade erst in die Wasserkraft-Welt eintauchen.
Viel (Lese-) Spaß!
Es gibt zwei grundsätzliche Herangehensweisen an Wasserkraft. Entweder man setzt auf sehr frühe Energieproduktion oder auf eine starke Infrastruktur, die „hintenraus“ explodiert.
Exkurs: Wasserkraft ist eines der Spiele, die sich sehr belohnend anfühlen. Zum einen sind die Verträge (eigene, grüne, gelbe, rote und Staatsverträge) deutlich unterstützender als z. B. in Marco Polo. Dort erhält man zwar auch mal einen Reiseschritt oder Ressourcen. Bei Wasserkraft kann man aber viel gezielter durch kluge Auswahl der Verträge das eigene Spiel unterstützen. So ist es z. B. möglich 3 Rohrwerke zu bauen ohne auch nur einmal die Bauaktion dafür auszuwählen. Dies geht recht einfach durch Aufträge, aber auch External Works bieten diese Möglichkeit.
Möglichkeit 1, das frühe Bauen, ist leichter verständlich und zugänglicher. Am einfachsten ist es sich an die neutralen Dämme anzuschließen. Wenn die Gegner schlafen, lässt es sich hier toll davonsprinten: eine zusätzliche Wassereinheit an Damm 2 oder 3 und man kann einen starken oder 2 kleinere Aufträge erfüllen. Gleich noch 2 Wassereinheiten Nachschub und der Start in Runde 2 ist ebenfalls bombig. Natürlich gehört dazu sich früh lukrative Verträge zu sichern. Diese Aktion (Vertrag nehmen) sogar als allererste zu wählen ist nicht verkehrt, wenn man sich für frühe Energieproduktion entscheidet.
Das frühe Produzieren gelingt aber auch mit einer komplett eigenen Engine, also Damm, Rohrwerk und Turbinenhaus. Hier ist wichtig, dass man das Rad zusätzlich bewegt. Man könnte noch sehr viel mehr dazu schreiben, aber ich will es mal damit bewenden lassen.
Möglichkeit 2, der Aufbau einer starken Infrastruktur, ist herausfordernd. Ich habe gemerkt, dass man es auch psychisch verkraften muss wenn der Gegner um 20-50 Punkte davoneilt während man noch keine einzige Wassereinheit in Energie umgewandelt hat. Hier ist entscheidend, dass man sehr stark mit den beiden letzten Rundenwertungen punkten kann. 50 Punkte in den beiden letzten Runden – nur durch die Rundenwertungsplättchen – sind gut möglich. Auch hierzu gibt es unzählige Wege. Egal ob ich mich durch Management-Aktionen mit Ressourcen versorge oder ob ich Private Buildings dazu nutze, diese Ressourcen stecke ich in hohe Dämme in den Bergen und eine Produktions-Engine, welchen den Gegnern in den letzten Runden das Wasser abgräbt. Auch External Works eignen sich hervorragend um voran zu kommen ohne produzieren zu müssen.
Auch mit den fortgeschrittenen Technologien kann man wunderbar experimentieren und – in Runde 4 und 5 – toll punkten.
Die Zielplättchen spielen im 2er Spiel keine Rolle, das sind 5, bzw. 10 Punkte gegen den Automa, Unterschied. Haken dran, weiter.
Bei den Private Buildings ist mir aufgefallen, dass die Loan Agency (External Works Teile mit Hydro bezahlen) extrem stark ist. Bisher finde ich sie zu stark, aber ich stehe noch am Anfang um das einsortieren zu können.
Noch ein paar Worte zu den Boards und Ingenieuren.
USA wird auf BGG als das schwächste Land eingeschätzt. Das sehe ich anders. Ein frühes Freischalten (Runde 2 oder 3) der Ländereigenschaft (1 Schritt auf der Energieleiste für jedes „freie“ Wasser das durch eigene Turbinenhäuser fließt) kann sehr viele Schritte auf der Energieleiste bringen und damit zu einem deutlichen Punktevorsprung gegenüber den Wettbewerbern sorgen.
Deutschland hat die wohl stärkste Ländereigenschaft, dafür das schwächste Einkommen auf dem Unternehmensplan.
Italien hat eine simpel zu spielende Eigenschaft und sehr gute Einkommensmöglichkeiten auf dem Unternehmensplan.
Frankreichs Ländereigenschaft ist stark und es lohnt sich diese möglichst früh freizuspielen. Die Einkommensmöglichkeiten sind ebenfalls gut.
Hollands Eigenschaft ist vermeintlich schwach, jedoch Gold wert zum Ende hin. V. a. in Kombination mit Private Building „Cofferdam“ (platziere eine Wassereinheit vor einem eigenen oder neutralen Damm) oder der Level 1 fortgeschrittenen Technologie für den Damm kann man größere eigene Dämme nochmal gut füllen.
Übrigens: bei den Rohrwerken gibt es einen Druckfehler: das 4. Rohrwerk schaltet 2 statt 1 Ressourcen frei!
Die holländischen Einkommensmöglichkeiten sind interessant. V. a. die Rohrwerke mit 2 Ressourcen für das 4. Rohrwerk ist Bombe. Hier bietet sich m. M. eine Strategie mit einfachen Dämmen, ohne Erhöhungen, an und vielen Rohrwerken an 1er und 2er Plätzen die von Gegnern genutzt werden.
Zu guter Letzt noch zu den Ingenieuren. Ich mache einfach mal eine vollkommen subjektive Rangliste:
1. Anton Krylov (Sonder-Technologie zum Kopieren einer anderen Technologie). Superstark. Natürlich sollte man in Runde 1 eine Sondertechnologie nehmen. V. a. bei Dämmen kann man leicht – auch ohne Sondertechnologie – zwei Stück in Runde 1 bauen, was das Einkommen sofort freischaltet, z. B. mit USA gleich 1 Drehung am Rad!
2. Jill McDowell (Rohrwerke mit Betonmischern 1:1 bezahlen). Die einzige Möglichkeit sogar in Runde 1 ein 5er Rohrwerk zu bauen – falls man das möchte. Vorher muss man sich natürlich noch einen Betonmischer besorgen. Generell jedoch sehr stark um schnell starke Rohrwerke zu bauen. V. a. Verträge mit Betonmischern sind Gold wert.
3. Grazio Del Monte (3er Damm fasst 4 Wasser). Bisher habe ich nur 3er Rohrwerke damit versorgen können und auch immer nur einen 3er Damm je Spiel geschafft. Hier ist sicherlich mehr drin. Kombiniert mit USA (1 Ressource als Einkommen bei der 1. Erhöhung) interessant. Mit dem B-Ext. Works Teil das 2 Dämme baut für 4 Betonmischer auch leicht hochgezogen – falls dieses B-Teil früh kommt (2. oder 3. Runde)
4. Solomon P. Jordan (Hydro für Ressorcen). Damit kann man in Runde 1 ein 4er Rohrwerk bauen und hat dennoch genügend Bagger für einen Damm im Vorland oder Hügelland. Kann eine sehr starke Eröffnung sein. Wenn man auf genügend Hydro-Einkommen achtet ist das ein sehr flexibler Ingenieur.
5. Viktor Fiesler (1-3 Energie werden zu 4 Energie). Für mich der am meisten gescriptete Ingenieur. Klar baut man gleich an ein 1er Rohrwerk und versorgt sich mit 4er Verträgen. Finde ich eher langweilig.
6. Wilhelm Adler (jeder Damm kostet nur 3 Bagger). Damit tue ich mich schwer. Verführt zum Bauen im Hügelland oder in den Bergen. Und dann? Dafür habe ich noch zu wenig Erfahrungen.
7. Mahiri Sekiso (Joker). Noch nie gespielt.
Die Erweiterungs-Ingenieure:
1.b Leslie Spencer (Baut Ext. Works Teile mit Ressourcen statt sie abzugeben). Finde ich super, gerade wenn die Loan Agency nicht im Spiel ist und in Runde 4 oder 5 Ext. Works Teile Punkte geben.
3.a Tomaso Batista (ein normaler Arbeiter wird in einen gelben Arbeiter getauscht. Macht man mit diesem eine Aktion auf einer 1er Platz darf man sofort eine weitere Aktion machen). Für mich DIE Überraschung. Fand ich stark und toll zu spielen.
4.a Simone Luciani (darf 4 Verträge annehmen und beliebig viele mit einer Produktionsaktion erfüllen). Auch nur einmal gespielt, fand ich eher schwach. Sicher besser geeignet wenn man Richtung 2 Aufbau einer starken Infrastruktur spielt.
4.b Margot Fouche (persönliche Aktion für Private Buildings). Habe ich gleich in meinem 1. Spiel mit der Erweiterung genommen. Nicht schlecht, hätte ich jedoch stärker eingeschätzt. Bisher eher mittelmäßig.
Fazit: Wie gesagt, das waren vollkommen subjektive Eindrücke nach ca. 20 Partien. Das Spiel fesselt mich sehr und ich habe Riesenfreude daran hier weiter auszuprobieren welche Kombinationen, Strategien und Eröffnungen möglich und sinnvoll sind.
Ich freue mich auf jede Diskussion zum Thema.