Gestern gab es die erste Partie Rocketmen (zu zweit).
Martin Wallace und Deckbuilding, da musste ich beim Kickstarter nicht lange überlegen - auch wenn es aufgrund der Spielregeln nicht unbedingt das aufregendste Spiel zu sein schien. Allerdings habe ich bei Mr. Wallace die Erfahrung gemacht, dass er auch mit einfachen und auf den ersten Blick "komischen" Regeln interessante Spiele kreiert.
Die Regeln sind in der Tag recht einfach: Bin ich am Zug, gibt es 3 mögliche Aktionen (Karten kaufen, Karten ausspielen, Karten ablegen), ich kann so viele davon durchführen wie ich will bzw. kann. Danach kann ich eine Mission starten (wenn ich möchte) und schließlich räume ich auf (Karten auf den Ablagestapel, nachziehen).
Das Spiel endet, sobald ein Spieler eine bestimmte Punktzahl erreicht hat oder ein Spieler 6 Missionsmarker platziert hat und an jedem der drei Ziele ein Missionsmarker platziert wurde (können auch von verschiedenen Spielern sein) oder alle Spieler jeweils 6 Missionsmarker platziert haben. Danach wird die laufende Runde noch zu Ende gespielt und es gibt noch ein paar zusätzliche Punkte für persönliche Ziele, Gefahren etc. Wer die meisten Punkte hat, hat gewonnen.
Um überhaupt Punkte machen zu können, muss ich Missionen erfüllen. D.h., ich muss zu einem bestimmten Ort ein einem der drei Ziele fliegen, z.B. dem Raumhotel auf dem Mond. Dazu muss ich erstmal die Missionskarte Raumhotel als Missionsplan ausspielen. Danach darf ich Karten auf die Startrampe spielen um die Erfolgsaussichten der Mission zu verbessern: Raketen (ohne eine bestimmte Anzahl Raketen darf ich erst gar nicht starten) und Ressourcen (jedes der drei Ziele verlangt nach einer anderen Ressource). Jede ausgespielte Karte kostet $10, ich darf aber auch Karten dorthin spielen, die die falschen Ressourcen zeigen. Die Crux dabei ist: Habe ich nicht die passende Missionskarte auf der Hand, nutzen mir fette Raketen- und Vorteilskarten auf der Hand überhaupt nix, da ich sie ohne Missionsplan nicht ausspielen darf.
Habe ich nun die benötigten Raketen auf der Startrampe und auch ein paar Ressourcen, kann ich den Start der Mission wagen: Der Missionsmarker wird auf der Missionsleiste um so viele Felder vorgerückt, wie ich passende Ressourcen auf der Startrampe habe - und das sind in der Regel nicht viele. Beispiel: Um zum Mond zu kommen, muss ich 10 Ressourcen haben, mehr als 3 hatte aber nie jemand von uns. Über Vorteilskarten kann man den Marker evtl. noch um 1 oder 2 Felder bewegen, dazu muss man solche Karten aber erstmal haben! Wie überbrücke ich nun die Differenz? Durch einen Push your Luck Mechanismus! Ich darf nacheinander Karten von einem Stapel aufdecken, die Karten haben die Werte von 0 - 4, die 2 kommt am häufigsten vor. Fliege ich zum Mond darf ich bis zu vier Karten aufdecken. Nach jeder Karte darf ich die Mission freiwillig abbrechen, dann werfe ich Karten aus der Startrampe ab, und zwar eine weniger als ich Karten aufgedeckt habe. Alternativ ziehe ich weiter und erfülle nach dem Aufdecken der letzten Karte die Mission oder scheitere. Scheitere ich, kommen alle Karten aus der Startrampe auf den Ablagestapel. Erfülle ich die Mission, bekomme ich Siegpunkte und einen dauerhaften Vorteil.
Jetzt sagt man sich natürlich "Ich fliege halt los, wenn ich sicher bin, es auch zu schaffen und irgendwie liest sich das jetzt nicht so aufregend".
Mag sein, ich habe aber die persönlichen Zielkarten noch nicht erwähnt, von denen man zwei zu Spielbeginn erhält. Um eine solche Karte zu erfüllen, muss man an jedem der drei Ziele einen bestimmten Ort anfliegen, und wenn man dort jeweils als Erster war, erhält man nochmals Bonuspunkte.
Sehe ich also, dass ein Mitspieler eine Mission zum Raumschiff im Erdorbit plant, und ich will da auch hin und auch noch Erster sein, muss ich was riskieren.
Jetzt noch "kurz" zur Aktion Karten kaufen: Ich kann Karten aus der Auslage kaufen, diese bezahle ich mit Geld und Ressourcen meiner Handkarten. Nix Besonderes, allerdings sind die Karten in der Auslage einigermaßen teuer ($50) und die Handkarten geben - wenn überhaupt - $10 oder $20. Brauche ich dann neben Geld auch noch eine bestimmte Ressource, muss ich auch noch eine Karte mit dieser Ressource auf der Hand haben. Das (und der Zwang, erst eine Missionskarte auszuspielen und dann erst Karten für die "Verbesserung" der Mission ausspielen zu können) führt dazu, dass das Handkartenmanagment wesentlich wichtiger ist als bei anderen Deckbuildern. Hier fiel mir die Entscheidung, welche Karten ich ausspiele welche ich auf der Hand behalte, und welche ich abwerfe, wesentlich schwerer als bei den meisten anderen Deckbuildern.
Bleibt noch zu erwähnen, dass die zu erwerbenden Karten teilweise recht speziell sind und man nicht einfach Karten kauft weil sie besser sind als die Startkarten (bei denen es sich übrigens um die Missionskarten handelt). Auch will gut überlegt sein, welche Mission ich plane, hier kann man sich auch gut ins Knie schießen.
Zum Abschluss möchte ich noch auf des Ende der gestrigen Partie eingehen.
Punktetechnisch lagen wir etwa gleichauf, ich hatte mehr Gefahrenkarten (bringen am Spielende jeweils 2 Punkte), mein Mitspieler hatte aber wesentlich mehr Raketen zur Verfügung und war kartentechnisch besser aufgestellt. Bei den persönlichen Zielen sah es bei mir gut aus, ich wollte als nächstes zum Raumschiff auf dem Mars fliegen. Leider kam mein Mitspieler mir zuvor. Also sollte es nun die Basis auf dem Mars sein, zuvor musste ich aber nochmal in den Erdorbit um eine Mission zu erfüllen, die mir 3 Raketen brachte. Und was passiert? Ich bekomme die benötigte Basiskarte nicht auf die Hand und er plant eine Mission dorthin. Bedeutete in dem Moment: Ich schaffe es nicht rechtzeitig dorthin, er wird so viele Punkte bekommen, dass er knapp gewinnen wird. KACKE! Doch da kommt mir eine fiese (laut seiner Aussage "brutale") Idee: Ich kann eine Mission zum Raumhotel auf dem Mond planen: Missionskarte spielen, genügend Raketen habe ich schon, praktischerweise habe ich auch die richtigen Ressourcen und das nötige Kleingeld auf der Hand.... gesagt getan, Karten ausgespielt, dann Mission direkt gestartet und erfüllt - und das Spiel ist vorbei, da durch sein Raumschiff auf dem Mars alle drei Ziele angeflogen wurden und ich alle Missionsmarker platziert hatte. Endstand 25:19 für mich
Wir hatten während der Partie einige Aha-Momente (die ich hier nicht verraten möchte) und es stellte sich auch heraus, dass nicht unbedingt derjenige gewinnt, der einfach nur Karten kauft und die hochwertigen Ziele anfliegt.
Eine extrem spannende Partie, ich freue mich schon auf die nächsten Parten!