Beiträge von MetalPirate im Thema „Hunter und Cron führt Bezahlmodell ein“

    Wenn H&C Beiträge über Spiele machen, dann erzählen sie auffällig oft über Dinge wie das Cover, frühere Werke des Autors oder ähnliches, das nicht direkt mit dem Spiel zu tun hat. Das mag ja im Einzelfalle ganz interessant sein, aber für mich sind das tendenziell Oberflächlichkeiten und Nebensächlichkeiten, die ich in dem Review nicht hören will, solange sie keinen direkten Bezug zum besprochenen Spiel haben. Da bin ich dann ganz bei Archibald Tuttle (so hätte ich ihn jedenfalls verstanden), dass ich da mehr gebe auf weniger professionell aufgestellte Youtube-Amateure, denen man im Gegensatz zu so manchem "Massenproduktions-Reviewer" direkt anmerkt, dass sie über ein Spiel erzählen, das sie sehr gut kennen.

    HAtte ich mir angesehen, aber es nicht so krass wahrgenommen.

    Okay, zugegeben, es kann schon passieren, dass man mal kurz irgendwo in ein Video reinschaut und dann einen falschen Eindruck hat. Da hilft's dann, wenn man die Macher schon vorher kannte und vorsortieren kann in einer der Schubladen von "macht nur wenig Videos, die aber gründlich" bis "stellt alles am Tag nach Erscheinen vor und will mit möglichst wenig Aufwand möglichst viele Clicks sammeln".

    Ihr redet aneinander vorbei. Mit "ihr dürft keine Tombola machen!" hätte ich ein Problem. Mit "wenn ihr eine Tombola macht, dann passt etwas auf, da gibt es rechtlichen Grauzonen, wo euch Ärger droht" habe ich nicht das geringste Problem. Für solche Hinweise muss jeder Veranstalter doch dankbar sein.


    (Mal vorausgesetzt, da ist etwas dran und es ist nicht nur Panikmache. Ich halte es aber für völlig plausibel, dass alles, wo man für die Teilnahme erstmal Geld bezahlen muss, rechtlich in der Nähe von Glücksspiel liegt. Ein "wo kein Kläger, da kein Richter" ist kein wirklicher Schutz mehr, sobald irgendein Idiot einem Ärger machen will.)

    Ist es für die ganze Szene und Branche eigentlich nicht peinlich, für eine Produkt-Vorstellung das Muster als !Bezahlung! zu bezeichnen?

    Wieso? Jeder aufmerksame Leser dieses Threads weiß doch inzwischen, dass das Einkommen und sonstige geldwerte Vorteile eines Youtubers aus diversen Säulen/Komponenten besteht. Eine 1:1 Zuordnung von einem bestimmten Review mit (X Stunden Erstellungsaufwand) und "Bezahlung" durch Reviewexemplar, Kanalsponsoring oder was-auch-immer (im Wert von Y Euros) kann man niemals so herstellen.


    Eine echte "Bezahlung" gibt's am ehesten noch im Bereich der Kickstarter-Preview-Werbung, und wenn man so hört, was da von den Größen des Geschäfts verlangt (und offensichtlich auch bezahlt!) wird, dann kann man da sehr wohl von Bezahlung sprechen. Ich denke, dass viele "kleine" Youtuber auch perspektivisch genau da hin wollen. Wobei da der deutschsprachige Markt gegenüber dem internationalen, englischsprachigen Markt immer sehr klein bleiben wird.


    Ganz allgemein halte ich es für mindestens mal wünschenswert, wenn Reviewer transparent bei allem sind, was Einfluss auf ihre Neutralität haben könnte. Und ja, das fängt bereits mit dem kostenlosen Review-Exemplar an. Was spricht gegen die Forderung, dass sowas erwähnt werden sollte? Gewisse gesetzliche Regelungen wie "du musst 'Werbung' dranschreiben, wenn XYZ gilt bzw nicht gilt" haben daher auch meine volle Unterstützung. Dass das "XYZ" nicht durchgehend so klar ausformuliert ist, wie es in unserer modernen Welt oft nötig wäre, das ist allerdings völlig richtig. Hier ist der Gesetzgeber gefordert.


    (Wobei da die USA nach meinem Eindruck weiter sind als wir in Deutschland. Da gibt's Regelungen, in etwa vergleichbar mit Regeln gegen unlauteren Wettbewerb hierzulande, die die Youtuber wesentlich stärker reglementieren, und das ist auch allgemeiner Konsens in der Öffentlichkeit -- während hier in Deutschland gefühlt immer noch viele Influencer meinen, sie könnten völlig hemmungslos Schleichwerbung machen, ohne Abhängigkeiten offenlegen zu müssen, und die Zuschauer finden da oft auch nicht viel Verwerfliches dran.)

    Ich glaube wir sind da schon beieinander.

    Glaube ich jetzt auch. :)


    Du hast hier im Thread also eine "nur weil man es studiert hat, weiß man ja noch gar nichts"-Haltung gespürt, explizit darauf bezogen, dass H&C aus der Film-Branche kommen? War mir so nicht direkt aufgefallen, aber jo, doch, im Nachhinein, kann man so sehen. Ist mir vielleicht auch deshalb nicht so aufgefallen, weil für mich das "ich will davon leben können" allemal stärker wiegt als das künstlerische Ideal des Filmemacher- oder Drehbuchschreiber-Lehrbuchs. Der Filme-Profi wird definitiv die eine oder andere erlernte Fähigkeit in die Praxis des Brettspiel-Youtubers übertragen können, aber im Prinzip sind es doch zwei unterschiedliche Welten.


    Und ganz allgemein betrachtet: warum sich jeder unwidersprochen "Experte für Sonstwas" nennen darf und warum durch staatlich anerkennte Prüfungen nachgewiesenes Wissen vielfach so gering geschätzt wird, egal ob bei Impfgegnern, Öko-Hysterikern, AfD-Wählern oder sonstwo, das ist mir auch sehr oft ein Rätsel.

    Unabhängig von HuC - ich finde es befremdlich, wenn Professionalität als unmenschlich bezeichnet wird.

    Da bin ich voll bei dir. Professionalität hat per se mit "menschlich" oder "unmenschlich" erstweg sehr wenig zu tun. (Und "unmenschlich" zu wirken, ist schon mal definitiv nicht besonders professionell.)


    Eine professionelle Produktion, egal wo, hat nichts mit kühl, steril oder unmenschlich zu tun.

    Da bin ich noch überwiegend bei dir. Es gibt durchaus erfolgreiche Firmen, die sich vom Herzensprojekt des Gründers gewandelt haben hin zu dem, was einfach nur am meisten Geld bringt, und dann kann das auf alte Fans durchaus auch mal "kühl, steril oder unmenschlich" wirken. Betonung auf Wirkung, nicht Sein, denn das ist persönliche Wahrnehmung. Aber allen vernünftigen Menschen kann man meiner Erfahrung nach problemlos erklären, dass der Macher seine Familie ernähren und ggf. auch seine Angestellten bezahlen muss. Aber das muss dann eben bei Bedarf passend kommuniziert werden, von alleine passiert das nicht.


    Ist das die gleiche Kerbe von Denke, wie der Hass auf "Eliten", wenn es eigentlich um Wissen geht?

    Da bin ich noch weniger bei dir. Es gibt solche und solche "Eliten". Inbesondere wenn die Zugehörigkeit zu einer Elite sich nicht über Wissen/Leistung/Können definiert, sondern darüber, dass die Eltern auch schon zu dieser Elite gehört haben, die auch mit wenig Leistung gut bezahlte Pöstchen bekommen, dann darf (und meiner Meinung nach auch: sollte!) man das durchaus kritisch sehen. (An dieser Stelle wundere ich mich dann immer, warum gerade auf der linken Seite des politischen Spektrums Leistung so verteufelt wird und Agenden wie "Einser-Abi für jeden Deppen" propagiert werden, aber das wäre dann eher ein Thema für RSP...)

    Ich finde H&C durchaus unterhaltsam, aber nicht so, dass ich bereit wäre, dafür zu bezahlen. Den Informationsgehalt in deren Videos brauche ich fast nie. Was ich über ein Spiel wissen will, kann ich auch anders erfahren.

    Also genau das, was ich auch vermutet habe: Fürs reine Berieseln-Lassen zahlt niemand gerne, weil es durch andere Anbieter leicht substituiert werden kann.


    Im Übrigen wehre ich mich etwas gegen den immer wieder aufgebauten Gegensatz "unterhaltsam <-> informativ". Für mich sind das zwei weitestgehend unabhängige Kategorien. Ein Youtuber/Podcaster/Blogger kann nur unterhaltsam sein, nur informativ, beides oder weder-noch. Alle vier Kombinationen sind möglich.


    Wer sich an Unterschichten-Publikum wendet wie der Boardgamedigger, der kann Information sicher leicht weglassen, und je freakiger es wird, umso eher werden auch fehlende Unterhaltungsfähigkeiten toleriert (auch mangels Alternativen...), aber grundsätzlich sollte ein Macher IMHO beides anstreben: unterhaltsam und informativ sein. Das Erste bringt neue Zuschauer, das zweite bindet sie.

    Das, was man kostenlos (bzw. richtiger: werbe- und datenfinanziert) erwarten kann, wird aus den genannten Gründen bei Brettspielen kaum über "unterhaltsames berieseln-lassen" hinaus gehen können. Alles andere rechnet sich nicht für den Macher.


    Ob und wie im Internet Qualität mit Bezahlmodellen (von Paywall bis Patreon) funktioniert, ist eine sehr spannende und hochaktuelle Frage. Die etablierten Printmedien testen es von der einen Richtung aus, manche Youtuber oder andere moderne Medientreibenden von der anderen. Wer in einer Nische wie Brettspielen da etwas anbieten will, hat's zumindest nicht einfach. Erst recht, wenn er es in einer anderen Sprache als Englisch versucht. Denn je nischiger, umso eher sind die Konsumenten vielleicht bereit zu zahlen, aber umso eher können sie auch englisch und besorgen sich ihre Infos international.


    Die für mich spannende Frage hier bei H&C ist, ob zwei Macher, deren Kernkompetenz bisher -- freundlich ausgedrückt -- eher bei der seichten Unterhaltung als bei der faktenbasierten Information lag, mit der Transition in das Bezahl-Genre ihr Angebot verbessern wollen. Denn ich persönlich kann mir nur schwerlich vorstellen, dass jemand freiwillig Geld dafür bezahlt, um zu sehen, wie irgendwer als "Convention-Loot" Spiele in die Kamera hält, von denen er nicht viel mehr weiß als wer der Autor ist. Die große Masse des H&C-Outputs ist nach meinem Bauchgefühl einfach nicht einzigartig genug, auch nicht beim Unterhaltungs-Aspekt, um damit Leute zum freiwilligen Bezahlen zu bewegen. Aber vielleicht täusche ich mich da auch und unterschätze einfach nur, wie unterhaltsam man die beiden finden kann.

    Es geht darum wenn mir der Account gekündigt wird [...] sind alle Filme futsch.

    Jetzt kann man natürlich sagen: "warum sollte mir mein Account gekündigt werden?" Aber da gibt es bei vielen digitalen Nutzungsrechten noch eine viel realere Gefahr. Wenn der Macher entsprechend in den terms of use (die eh niemand liest) vorgebaut hat, dann reicht es auch, wenn irgendwelche Accounts auf Abo-Modelle mit monatlichen Zahlungen umgestellt werden und alles ist de facto weg, wenn man nicht bereit ist, regelmäßig Geld nachzuschießen.

    der Trend zu sagen ich will alles umsonst und zwar Rezis, Filme, Musik ist eigentlich ein Unding

    Jein. Das Problem ist doch weniger, dass man aktiv fordert, dass eine Leistung umsonst zu sein habe. Gibt's auch, aber selten, und wer sowas ernsthaft fordert, macht sich doch damit direkt zum Deppen.


    Das Problem der "Internet-Kultur" ist doch eher, dass viele Leistungen ohne Bezahlung konsumiert werden können, und zwar aus freien Stücken des Content-Erstellers heraus, egal ob werbe- und datenfinanziert oder völlig frei zur Verfügung gestellt. Wenn das Angebot da ist, kann man niemandem vorwerfen, es zu nutzen. Das schafft dann ein Klima, in dem allen, die von qualitativ hochwertigen journalistischen Leistungen leben wollen, zunehmend die Luft weg bleibt. Das Problem ist aber das kostenlose Angebot selbst. Nicht die gerne mal unterstellte Forderung nach kostenlosem Content. Das fordert niemand. Es ist einfach da und das wird sich auch nicht ändern, solange die Einstiegsschwelle für moderne Medien wie Blogs und Youtube so niedrig ist. Und dass diese Schwelle so niedrig ist, ist ja im Prinzip eine sehr gute Sache...

    Direkte Werbung ist eher bei Nebensächlichkeiten verbreitet. Bei Sachen die man zum Spielen verwendet aber keine Spiele sind.

    Zum Beispiel Regal, Tisch ... oder K&Q Brettspielchips

    Waren die K&Q Chips mal irgendwo bei Youtube zu sehen? Dann hätte ich gerne einen Link; da ist mir nichts bekannt. Oder meinst du, dass solcherlei Zubehörartikel prinzipiell geeignet wären (Konjunktiv!), in Brettspielkanälen werbetechnisch präsentiert zu werden? Dann würde ich dir 100% recht geben.

    Wenn das Bezahlmodell eine bessere Qualität bietet - warum nicht?

    Tja, "wenn...". Es ist das gute Recht von jedem, mit seinen Leistungen Geld verdienen zu wollen, aber meine Erfahrung in allen möglichen Bereichen ist, dass Preiserhöhungen eher selten mit Qualitätssprüngen korrespondieren. In aller Regel wird etwas einfach nur teurer und mehr passiert nicht.

    Mit über 40.000 Abonenenten und durchschnittlich 5.000 - 10.000 Zugriffen auf ihre Reviews sind sie Nummer 1 in Deutschland. Da kann man keine tiefgründige Inhalte erwarten.

    Mit dieser Formulierung habe ich ein kleines Problem, weil es für mich die Logik verdreht. Aus vielen Abonennten folgt in keiner Weise, dass man nicht neben Quantität auch gelegentlich mal Qualität produzieren könnte. Viele erfolgreiche Massenware-Produkte schaffen genau das: doch einen gewissen Anspruch zu haben. Mein Musterbeispiel ist Asterix. Gefällt Kindern und als Erwachsener kann man's nochmal lesen und zieht nochmal ganz andere Botschaften daraus...


    Richtig ist aber auch: Wenn man alles dem Ziel unterordnet, möglichst viele Abonennten zu bekommen, dann muss man das Verhältnis von Ertrag pro investierter Zeit optimieren. Bei einem 2-Mann-Projekt geht das dann direkt auf die Qualität und alles bleibt oberflächlich. Genau das sieht man bei H&C mustergültig.