Beiträge von MetalPirate im Thema „Age of Steam – Deluxe Edition (Eagle Gryphon Games, 2019)“

    die (auf der zweiten Seite der Diskussion verlinke) Beschreibung des Konflikts hier liest sich wieder anders

    Jein. Da geht's um die in den USA registrierte Trademarks und Copyrights. Diesbezüglich sind John Bohrer und EGG unstrittig im Recht. Diese Nutzungsrechte haben sie. Aber erstens gibt es auch einen moralischen Aspekt bei dem Ganzen, der mir schon völlig ausreicht, um die Age of Steam Neuauflage bei EGG nicht zu unterstützen, und zweitens sollte man sich davor hüten, aus der Tatsache, dass Martin Wallace die Nutzungsrechte nicht vor Gericht angefochten hat, zu schließen, dass er es so akzeptiert hätte.


    Martin Wallace ist Engländer und sein eigener Verlag lief so mehr oder weniger gut (auch durch massive eigene Fehler, aber das ist nicht das Thema hier). Das Durchsetzen rechtlicher Forderungen in einem fremden Land ist dann auch ganz schnell wirtschaftlich potenziell zu ruinös, erst recht in den USA, wo vor Gericht grundsätzlich jede Seite ihre eigenen Kosten trägt (anstatt der Verlierer alles). Das gilt umso mehr, wenn die Gegenseite dabei relativ locker auf Zeit spielen kann, um die Kosten zu erhöhen, weil der Vater von John Bohrer praktischerweise Patentanwalt ist.


    EGG mag hier rein rechtlich gesehen korrekt handeln, aber dass Martin Wallace bei dem Ganzen keinen müden Cent bekommt und nicht mal irgendwo als Designer erwähnt wird, ist für mich einfach nicht in Ordnung. Da können sich die Amis noch so sehr auf den Standpunkt stellen, dass sie sich komplett legal die Nutzungsrechte unter den Nagel gerissen haben. Hier alles nur auf die rein juristische Ebene zu ziehen, ist so nicht in Ordnung. Im Spielebusiness, wo der Schutz von geistigen Leistungen der Autoren immer recht wackelig ist, muss man einfach darauf setzen, dass die Verlage sich nicht nur rechtlich, sondern auch moralisch anständig verhalten.

    Ich bin grundsätzlich sehr positiv gegenüber den USA eingestellt, aber das hier ist nichts anderes als der typisch US-amerikanische Ansatz, dass es okay ist, sich Copyrights und Trademarks unter den Nagel zu reißen, und dass deren Registrierung in den USA dann weltweit zu gelten hätte. "America First"-Denke vom Feinsten.


    => Nein danke, das findet ohne mich statt.

    Die Rechtslage in den USA ist eine völlig andere als in Deutschland.

    So isses. In Deutschland ist die Urheberschaft an einem künstlerischen Werk etwas Unveränderliches, das man nicht verkaufen kann. Ein solches Konzept kennt das angelsächsische Recht nicht. Da gibt es nur Verwertungsrechte und die kann der Autor auch komplett abtreten/verkaufen, so dass es dann komplett irrelevant ist, dass er (und niemand anderes) irgendwas mal erfunden hatte.

    Beide Parteien geben hier unter dem Strich kein allzu gutes Bild ab. Man muss sich hier aber auch nicht fest auf eine Seite schlagen, um es als Makel der Crowdfunding-Kampagne zu empfinden, wenn bei dem Spiel zwar der Illustrator, aber kein Autor angegeben wird.


    Da kann man durchaus fragen, ob es klug von EGG ist, mit einer Kopf-durch-die-Wand-Einstellung eine Crowdfunding-Kamapgne zu starten, ohne vorher entweder eine Einigung mit Martin Wallace herbeigeführt zu haben oder aber eine gerichtliche Klärung, die es erlaubt, John Bohrer als Autor zu nennen (was ja die andere Alternative wäre). Zumindest mal den belegbaren Versuch einer solchen vorherigen Lösung des seit Ewigkeiten schwelenden Streits hätte ich hier schon gerne gesehen. Bei dem Kickstarter so zu tun, als gäbe es keine Probleme, ist dann doch etwas schräg.


    Klar: EGG kann sich natürlich darauf berufen, dass Martin Wallace sie halt in den USA verklagen soll. Aber es gibt eben neben der rein juristischen Komponente (mit allen Schwierigkeiten internationaler Rechtsbeziehungen) noch eine moralische Komponente, die ich auch bewerte. Vgl. z.B. auch die TwixT-Geschichte letztes Jahr, wo sich jemand mit juristischen Tricks ein abgelaufenes Trademark für die USA gesichert hat, um das Spiel ohne Zahlungen an den Autor bzw. dessen Erben neu zu veröffentlichen. Rein rechtlich vielleicht sogar okay (zumindest für die USA), aber moralisch höchst fragwürdig. In diesem Sinne meine ich oben "Makel der Kampagne". Allein die Tatsache, dass der Streit noch schwelt und EGG so tut, als wäre da nichts gewesen, vermindert die Wahrscheinlich, dass ich das backe.

    Ich tendiere stark dazu, in den Kommentaren zur Kampagne die passenden Fragen zu stellen

    Mach das ruhig, ggf. auch bei BGG, denn da schreiben EGG-Leute (Rick Soued) ja auch mit. Die Antwort wäre defintiv interessant. (Mit dem Zusatz: keine Antwort wäre auch eine Antwort.)


    Wobei es natürlich sein kann, dass Martin Wallace mit einer möglichen Neuauflage von Steam, ggf. auch über Kickstarter, längst andere Pläne hat.