Nach den ersten 4 Partien (entweder solo mit 2 bzw. 3 Helden oder mit meiner Gruppe zu dritt) ziehe ich ein erstes Fazit zu Planet Apocalypse. Bisher habe ich nur mit dem Grundspiel hantiert sowie eine Partie mit Lady Scylla absolviert. Die Dragon Pack Erweiterung habe ich schon gesichtet, sie wartet allerdings noch auf ihren ersten Einsatz.
Vielen Dank an das Forum für die ganzen Berichte und Erzählungen. Planet Apocalypse hätte ich mir aufgrund der graphischen Gestaltung nie gekauft, aber die meist positiven Reviews haben mich dann doch neugierig gemacht.
Da demnächst der zweite Kickstarter ansteht, habe ich mir Gedanken gemacht was mir an dem Spiel gefällt und ob ich weitere Erweiterungen benötige.
Positiv:
Durch die gelungene Struktur des Regelhefts fällt einem der Spieleinstieg leicht. Dank des schnellen Auf- und Abbaus, der guten Quick-Aid-Karten sowie des prinzipiell einfachen Regelwerks verlief die erste Partie ohne größere Nachfragen.
Das Herzstück ist das Entwickeln der Charaktere durch die Gifts und das ist wunderbar umgesetzt worden. Durch die ständig wechselnden Gifts spielen sich dieselben Charaktere trotzdem von Partie zu Partie unterschiedlich. Es macht einfach Spaß, die verschiedenen Gifts durchzugehen und miteinander zu knobeln, welcher Char jetzt welches Gift bekommt. Darüber hinaus sind die jeweiligen Helden von Grund auf abwechslungsreich genug, da Sie unterschiedliche Vor- und Nachteile aufweisen, die sich allesamt auch spieltaktisch auswirken. Die Mechanik mit dem gemeinsamen Courage Pool kommt ebenfalls positiv zum Tragen und lädt zu einigen Diskussionen ein.
Ebenfalls stark angetan bin ich von den Unterstützungstruppen. Die Rekrutierung dieser (und damit das Zurückgehen auf das Startfeld), das Setzen der Soldaten als Hinterhalt und den Einsatz der Truppen als Schutzschilde finde ich schön umgesetzt und ist auch taktisch eine kleine Knobelei.
Die jeweiligen Rundenabwicklungen geschehen schnell. Sowohl die Heldenzüge als auch die Enemy Phase ist kurzzeitigst abzuhandeln. Dadurch fallen etwaige „leere Züge“ unserer Charaktere kaum ins Gewicht und es passiert auch immer irgendwas. Langeweile kommt dadurch nicht auf.
Bei den gegnerischen Monstern gefallen mir vor allem die 4th Cycle Demons als Minibosse, da die unterschiedlichen Fähigkeiten dieser jeweils eine andere Vorgehensweise nach sich ziehen. Die Legionkarten sorgen für etwas Abwechslung bei den sich zeigenden Dämonen.
Ein Highlight sind die Endbosskämpfe. Aufgrund der veränderten Regeln der Hell Time füllen sich diese Kämpfe besonders an. Dazu kommt, dass sich die Endbosse teilweise deutlich unterscheiden und so ganz automatisch für ganz andere Angriffstrukturen sorgen.
Letztendlich schafft Planet Apocalypse mit wenig regeltechnischem Aufwand ein taktisch interessantes kooperatives Spielerlebnis zu schaffen. Das Beer und Bretzel Spielgefühl der ersten Partien täuscht wohl etwas, kann man PA dank der Maps und Dämonen der Erweiterungen noch deutlich grübellastiger machen.
Neutral:
Das Spiel ist die reinste Würfelorgie. Rekrutierung, Spawnen der Feinde, Charakterzüge, Gegnerzüge, Ambushes. Überall wird gewürfelt und aufgrund der vielen Runden auch sehr, sehr oft. Länger als eine Partie halte ich das nicht durch, danach wird mir das zu eintönig.
Die Regeln sind zwar für den Einstieg gut geschrieben, aber ich musste trotzdem oft auf BGG bei einzelnen Regelfragen nachschauen, die mMn beim Playtesting offensichtlich auftauchen sollten. Das FAQ und Living Rules Set ändert sich auch öfters bzw. widerspricht sich teilweise.
Die 1th, 2nd und 3rd demons gefallen mir bisher. Auf Dauer würde ich mir hier mehr Abwechslung wünschen, da die Stats dann ja doch immer gleich sind und diese Monster mit Abstand am meisten bekämpft werden. Das womöglich aufkommende Problem löst sich hoffentlich mit einer der Erweiterungen.
Prinzipiell ist der Spannungsbogen sinnvoll aufgebaut. Die Bedrohung ist von Anfang an gegeben, gerade wenn in den ersten Runden ein 3rd cycle Demon auftaucht. Später wird dann vor allem die Masse an Gegnern problematisch. Dazu kommen noch die Mini- und Endbosse. Es fühlt sich also konstant bedrohlich an. Wirkliche emotionale Highlights gibt es bei mir allerdings nur im Endkampf, das Geschehen davor nehme ich derzeit als Vorgeplänkel war.
Der repetitive Spielablauf ist zu erwähnen. Gegner erscheinen auf Spielbrett und werden durch Hinterhalte dezimiert. In der Heldenphase werden die Gegner dann (hoffentlich komplett) vernichtet, nur um direkt neu zu spawnen. Und das passiert gefühlt alle 60 Sekunden. Gerade zum Ende der Partien zieht sich das. PA dauert evtl. auch einfach eine halbe Stunde zu lange? Mein Interesse am Spiel ist bei Beginn durch die Durchsicht der möglichen Charakterupgrades am höchsten, verflacht dann nach und nach und wird erst durch den Minboss- oder Endkampf wieder gestärkt.
Das Setting gibt mir nichts. Durch die gelungenen Zeichnungen der Dämonen und die Erklärungen im Regelheft kommt zumindest etwas Flair auf.
Negativ:
Die graphische Gestaltung gefällt mir nicht. Das fängt beim nichtssagenden Cover an, geht über die ästhetisch anspruchslosen Maps und Karten weiter und endet bei den Minis. Diese sehe ich sowohl vom Sculpt als auch von der Qualität der Details als mittelmäßig an. Gerade die größeren Demons und Lords finde ich fast alle hässlich. Weiterhin hätte ich mir Characterboards von einer höheren Qualität gewünscht.
Das folgende wurde schon öfters hier im Forum angesprochen: Der Wiederspielwert der Grundbox ist miserabel und jetzt schon ausgereizt. Erweiterungen sind notwendig. In die Grundspielbox hätte mindestens ein Lord und ein 4th Cycle Demon mehr reingemusst. Dazu unterscheiden sich die zwei Maps kaum – noch 2 weitere Maps hätten für mich Wunder gewirkt. Einige Lordtafeln kann man sich auf der Homepage runterladen und Proxys benutzen, dann wird zumindest das etwas besser. Unter diesem Gesichtspunkt finde ich es mehr als fragwürdig, dass in der Spielanleitung alle weiteren Inhalte der Erweiterungen zu sehen sind und erklärt werden. Man weiß also sofort, wie viel man eigentlich verpasst, wenn man sich nur das Grundspiel geholt hat.
Das Preis-Leistungsverhältnis (das gilt allerdings nur für den Kauf im Handel, als Kickstarter All-In Backer sieht das wohl anders aus) ist mein Hauptkritikpunkt. Das Hauptspiel kostet über 80 Euro und ist sehr flott durchgespielt. Dazu kommt, dass die Erweiterung des Dragon Packs wirklich wenig Inhalt aufweist. 2 weitere Charaktere, neue Truppen (okay), mehr 4th Circle Demons, mehr Lords, mehr Maps (hurra). Den Hauptteil des Geldes bezahlt man für die Minis (die mir nicht gefallen). Das wars schon. Sehr, sehr wenig physikalischer Content. Dafür dann aber 60 bis 70 Euro zu zahlen. Puh fällt mir schwer. Ich sehe schon ein, dass der Wiederspielreiz sich durch die verschiedensten Kombinationen der Erweiterungspacks jeweils erhöht, aber der Preis ist mir deutlich zu hoch, vor allem da ich die Miniaturen nicht mag. PA ist wohl das erste Miniaturenspiel, welches ich ohne Minis lieber gekauft hätte. Dazu kommt noch das Preis-Volumenverhältnis. Wo lagere ich denn die ganzen Riesenboxen, wenn ich mir die Erweiterungen (und die Lords) holen würde :D?
Fazit
Spielerisch gefällt mir Planet Apocalypse gut, gerade das Upgraden der Charaktere, der Umgang mit den Truppen und die Kämpfe gegen die Mini- und Endbosse wissen zu überzeugen. Die Spielhandlungen wiederholen sich allerdings schnell und die Wiederspielbarkeit von PA wird nur über neue Maps, Lords, 4th Cycle Demons und deren Kombination gegeben sein.
Die ganze Würfelei wird mir für mehrere Partien in kurzer Abfolge zu viel und auch als Kampagne kann ich mir PA nicht vorstellen. Falls es im nächsten Kickstarter ein Mappack geben sollte, bin ich dabei, ansonsten bleibe ich wohl bei den bisher getätigten Käufen. Vielleicht noch das Void-Pack? In meiner Gruppe kam PA übrigens nur mittelmäßig an, weswegen ich das Spiel wohl in Zukunft eher als Solospiel auf den Tisch bringen werde.
Eine Bewertung fällt mir ehrlich gesagt schwer. Rein vom Spielgefühl ist PA eine 8 für mich. Die bisher gespielten Partien haben mich gut unterhalten und ich freue mich schon auf die Erweiterung „The Dragon Pack“. Vor allem auf die Maps. Nichtsdestotrotz finde ich den Retailpreis deutlich zu hoch und die bisherigen monetären Ausgaben haben einen schalen Beigeschmack. Der Grundcontent ist abwechslungstechnisch stark unterentwickelt und auch die eine Erweiterungsbox hatte mir einfach zu wenig (spielrelevanten) Content. Deswegen würde ich dem Spiel derzeit auch nur eine 7 geben. Das Preis-Leistungsverhältnis stimmt für mich nicht und das spielt – zumindest in diesem Fall – in die Bewertung mit ein.