Gespielt: Won By The Sword [GMT]

  • Wir spielten jüngst die erste Campaign aus dem Schwedischen Krieg, wo die beiden berühmten Combatanten Gustav Adolf und Tilly durch deutsche Landen ziehen.


    Meinen PEEP zum Spiel gab es ja da: http://www.spielbox.de/phorum4/read.php4?f=1&i=296447&t=296447&


    Das Scenario


    Ich spielte auch diesmal die bayrisch/österreichische Ecke und mein Gegenüber die weimaraner/schwedische. Wir schreiben 1632.


    Was wir von der ersten Partie bestätigt bekamen war, dass Schlachten nicht unbedingt anzustreben seien, außer man ist schon ziemlich siegessicher.
    Solch eine Schlacht verlässt eine Seite schnell wie ein getretener Hund und mit Verlusten, die in diesem einen Feldzug kaum wieder - wahrscheinlich gar nicht – ausreichend befüllt werden können. Also eigentlich sind die Würfel dann gefallen.


    Dementsprechend verhalten gehe ich die Sache hier auch an. Habe vor, mit meinem Hauptheerhaufen Tilly’s mal gemächlich durch Süddeutschland zu fouragieren, um dann mit ausreichend Tross die eine oder andere Schlüsselposition zu erobern, Derweilen mit Aldringer’s imperialen Heer das Frankenland zu plündern und verwüsten.
    Dabei immer aufpassend, dass ich tunlichst dem Gegner nicht zu nahe komme. Rein rechnerisch sind meine Heere sogar ein wenig größer – aber drüben marschieren die erfahreneren und somit wertvolleren Truppen auf.


    Ich bin gleich anfangs erstaunt, denn Gustav Adolf steuert Süddeutschland in Gewaltmärschen an – das kostet Männer, lässt kaum Zeit, sich um Versorgung zu kümmern.
    Horn zieht von Bamberg herab und steuert direkt auf Tilly zu, Gustav Adolf treibt von Nordwesten entgegen. Ehe ich mich versah, stand Horn plötzlich vor Tilly’s Heer und ich entschied mich, die Schlacht anzunehmen. Die verlief ausgesprochen unglücklich für Horn, dessen Armee praktisch ausgelöscht war und schon kurz darauf an der Versorgung des kläglichen Rest scheiterte.


    Diese Niederlage ruft Banér als schwedische Verstärkung auf den Plan. Während ich mit Tilly auch gen Norden ziehe, gelingt es den Gutteil der erlittenen Verluste zu erneuern. Banér’s Heer übt Druck auf Aldringer’s aus, aber in einem guten Moment stoßen Tilly’s Männer hinzu und vereint wird Banér vernichtet – Gustav Adolf machte zu spät kehrt.


    Wahrscheinlich hätte ich hier die Schlacht vermeiden sollen, aber da es inzwischen späterer Abend war, zog ich in die letzte, alles entscheidende Schlacht. Bei der Aufstellung war ich über diese Entscheidung dann doch unglücklich, da ich die feindliche Heerstärke eindeutig unterschätzt hatte. Aber der Eindruck täuschte dann doch – es waren zwar annähernd gleich viele Regimenter am Feld, aber diese zahlenmäßig dezimiert. Der Löwe des Nordens war besiegt.




    Und nu?


    Am meisten ärgert mich, dass es zu Won By The Sword nur ein wirkliches Thema gibt: „Wie konnte GMT so ein Material aus dem Haus lassen?!“


    Aber in der Einbildung, dass wir das Spiel wohl schon richtig spielen und gottlob alle aufgetauchten Fragen irgendwie und irgendwo im Regelheft beantwortet fanden – wie ist das Spiel?
    Es ist auf jeden Fall funktional, wie ich ja auch schon im PEEP anmerkte.


    Es ist eigentlich auch nicht wirklich schwer. Auf den Einheiten gibt es 2 Ziffern: Kampfwert und Step-Wert. Units haben nur 2 Steps (Vorder/Rückseite). Die Kampfwerte sind generisch: ein Regiment hat 3-2/2-1 und ein Veteranen-Regiment hat 5-2/3-1 aufgedruckt.


    Die Unterscheidung von Infanterie, Kavallerie und Artillerie findet sich im Detail – aber nicht so, wie aus anderen Spielen entsprechender Komplexität – hier spiegelt es sich in DRMs, in Kartenevents und im linearen Schlachtablauf wider. Also alles kein Gehirnverdreher.


    Das meiste dazu habe ich im erwähnten PEEP geschildert. Also wäre es nicht so verbockt worden, wäre es imho ein Wargame für alle.



    Woran ich noch knabbere – ich bin im Spiel selbst noch recht planlos. Und da eben alle nur über GMT-Versäumnisse reden, kann ich auch keine anderen Erfahrungen heranziehen.


    Mir (uns?) fehlt noch total das Gefühl dafür, welche Positionen zu erobern sind.
    Ob eine Belagerung sich wann auszahlt.
    Wann ist eine Schlacht unbedingt zu vermeiden.
    Wie stellt man sich in der Schlacht überhaupt am geschicktesten auf (auch das ist nix komplexes, aber es gibt manches zu entscheiden).
    Wie groß sollte man seine Heere halten?
    Kann man sich leicht ver-fouragieren?
    Und so weiter, und so weiter.


    Ansich ja alles spannende Themen, um sich mit einem Spiel zu beschäftigen und es mag nach „Na logisch!“ klingen, aber um es auf den Punkt zu bringen: ich habe den Feldzug da oben gewonnen: aber mir fehlen da noch alle Möglichkeiten einer Erkenntnis, um sagen zu können: „Ja, also ich finde da hast/hab ich diesen Fehler gemacht“, oder: „Das da war eine gute Entscheidung.“


    Weil man eben so 30-jähriger Krieg mäßig durch Deutschland kreuzt – ohne so vertrauten Victory Conditions „Erobere X“, „Verteidige Y“, „Vernichte Z“, sondern eher so German-Game-artig Siegpunkte sammeln über: Wirtschaftskrieg, Eroberung, Belagerung, Siege.


    Spielt das eigentlich sonst noch wer? :)

    Mit der Nase auf meinem smarten Device getippt.

    Und im Übrigen bin ich der Meinung, dass das :?: entfernt werden muss

  • Spielt das eigentlich sonst noch wer?


    Ich habe das Spiel auch schon und werde es auch spielen - aber ich warte erst noch den von GMT angekündigten Reparatur-Kit ab.


    Bis dahin habe ich noch genügend anderes in dieser Richtung vor - in zwei Wochen sind Kingdom of Heaven (MMP) und Kutuzov (GMT) geplant.
    Und bis dahin spiele ich wahrscheinlich nochmal 18OE und ASL.


    Ich glaube nicht, daß jemand wirklich objektiv sein kann - alle Meinungen sind subjektiv.
    Natürlich gilt das auch für mich.

    2 Mal editiert, zuletzt von Warbear ()

  • Danke Mucki für diesen Bericht.
    Schien auch ohne Reparaturkit eine spaßige Runde zu sein, die nach einer Wiederholung ruft. Ich habe noch kein Spiel über den 30-jährigen Krieg gefunden, dass das Thema im Sinne der Komplexität des Konfliktes über die gesamte Zeit abdeckt - vielleicht komme ich mit Won by the Sword diesem Anspruch näher?
    Was meint Ihr - oder gibt es noch andere Empfehlungen?


    Ich habe nach 4 Monaten Spielabstinenz total Lust mein neues kleines Spielereich mit Fire in the Lake oder Virgin Queen oder eben Solo mit Where there is discord einzuweihen.



    Warbear: Mit Reparaturkit meinst Du die Korrektur einiger Counter und Karten? [http://talk.consimworld.com/WebX?14@@.1dcdfe35/1202]

    Mit Gewaltlosigkeit hat noch nie jemand etwas erreicht. (Montgomery Burns)

    Ich habe zwar keine Lösung, aber ich bewundere das Problem. Präsident der EZB. (Das Känguru)


    Zum Spieleblog


    Einmal editiert, zuletzt von Gerrit ()

  • Danke Mucki für diesen Bericht.
    Schien auch ohne Reparaturkit eine spaßige Runde zu sein, die nach einer Wiederholung ruft. Ich habe noch kein Spiel über den 30-jährigen Krieg gefunden, dass das Thema im Sinne der Komplexität des Konfliktes über die gesamte Zeit abdeckt - vielleicht komme ich mit Won by the Sword diesem Anspruch näher?
    Was meint Ihr - oder gibt es noch andere Empfehlungen?
    [...]
    Warbear: Mit Reparaturkit meinst Du die Korrektur einiger Counter und Karten? [http://talk.consimworld.com/WebX?14@@.1dcdfe35/1202]


    Hi Gerrit!


    Also ad Reperaturkit:


    Es sind mal 7 Reinforcement-Karten, welche den Scorched Earth Text drauf haben -- nachdem wir mit eingetüteten Karten spielen, war das leicht mit Bordmittel zu beheben - halt unschön (ich bin auch kein wirklich begeisteter Sleever)


    Bei den Countern sind auf dem VPs keine 0.5 Punkte aufgedruckt - da man auch halbe Siegpunkte bekommen kann - auch diese Information ist leicht zu handlen. Selbiges gilt für die Siegwork Build markers - da fehlt ein +20.


    Dann sind noch ein paar Fehlerchen bei den Charts - auf BGG gibt es eine Errate zum Runterladen.
    Aber auch keine wirklichen Beinbrüche. So ist beispielsweise auf der Kampftabelle jedes mögliche dr10+FP Ergebnis mit dadurch zugefügten Hitpoints gelistet - und bei einer Zeile fehlt was "42,43,45,46,47"? Genau! Die 44. Dass über das Errata durch das Einfügen der 44 alle Zahlen um eine Position verschoben werden und somit die 47 in die nächste Zeile rutscht, wird das Spiel - wenn man es nur mit dazugemalter 44 spielt - nicht kippen lassen.


    Ach - und auf der Map haben sie unwegsamen Wege in der Legende als normale Wege bezeichnet. Aber auch das ist ein logischer, wenn auch hier: unhübscher Fehler.


    Ätzend ist eher die Regel. Die hätte um Längen besser strukturiert sein können. Sie strotzt vor Tippfehler (aber das ist mir fast egal, weil die Sinnhaftigkeit da kaum leidet) und ja, sie ist auch fehlerhaft. Wenn anstelle eines "and" ein "either" steht, ist es schon doof.
    Ich hab einen Nachmittag damit verbracht, alle gefundenen Erratas einzuarbeiten.



    Also: Materialprobleme kann man nahezu ausblenden - bei den Regeln sich entsprechend gut vorbereiten.



    Ad Empfehlung


    Wir finden es sehr gelungen. Die schlecht verfasste Regel macht es für Rules-Lawyer wohl unmöglich zu spielen und für unerfahrene Spieler eine wohl eher grausame Einstiegshürde.


    Wenn es um das Thema 30-jähriger geht, gibt es nicht wirklich viel, was mir bekannt ist. Das alte 30-Years-War ist ein CDG nach alter Schule. imho eh vergriffen und war ok - dieses hier gefällt mir besser. Wobei dieses hier gerade mal Feldzüge im süddeutschen Raum zwischen 32 und 48 abdeckt -- also weil du von gesamthafter Betrachtung schreibst. Und ob Mister Hull dem Vol I ein Vol II nachreicht, darf bezweifelt werden, da er leider primadonnenhaft einschnappte (da: http://talk.consimworld.com/WebX?14@@.1dcdfe35/592 ).
    Dann gibt es noch die Musket and Pike Serie. Aber die ist halt die Abhandlung einzelner Schlachten auf taktischer Ebene und das - naturgemäß - doch einen Zacken komplexer.

    Mit der Nase auf meinem smarten Device getippt.

    Und im Übrigen bin ich der Meinung, dass das :?: entfernt werden muss

  • hi gerrit !


    zunächst einmal ein frohes neues jahr !


    bezgl. fire in the lake und/oder virgin queen: setz doch mal einen termin auf; für beide spiele finden sich in der dir bekannten truppe sicherlich leicht ausreichend mitspieler..


    ausserdem wollen wir natürlich euren neuen "play-dome" einweihen ! ;)


    lg, chris