Keine Rezensionen und eine Handvoll mittelmäßiger Bewertungen auf BGG? Hier ist der Grund, warum sich das schnellstmöglich ändern muss: #Bamberg ist großartig! Und das Beste daran ist, dass es das nimmt, was in #Werwolf und all seinen unzähligen Klonen funktioniert, alles wegschmeißt was nicht funktioniert und drei phänomenale Twists hinzufügt, die es zu einem kleinen Social Deduction Meisterwerk machen.
Twist #1: Was ist die langweiligste Rolle in Werewölfe? Jepp, der blöde Dorfbewohner. Und während #WerwölfeDeluxe und #WerwölfeVonDüsterwald das Spiel mit allen möglichen Sonderrollen und Gegenständen aufblähen, macht Bamberg etwas anderes: Hier ist praktisch jeder ein Werwolf. Nur dass es in dem Spiel gar keine Werwölfe gibt, denn es spielt in der unangenehmsten historischen Periode der Stadt Bamberg: Die Zeit der berüchtigten Hexenprozesse. Im Spiel gehören die Spieler - durch geheim zugewiesene Rollenkarten - entweder der Stadt oder dem Hexenzirkel an. Jede Fraktion besteht aus Helfern (Bürger und Vertraute) und Protagonisten (Kinder und Hexen), und jede gewinnt, indem sie alle Protagonisten des gegnerischen Teams eliminiert. Wie beim Original gewinnen auch tote Spieler, wenn ihr Team gewinnt. Obwohl man also technisch gesehen immer noch "nur ein Dorfbewohner" sein kann, spielt man hier tatsächlich eine Schlüsselrolle beim Schutz der Protagonisten seines Teams, indem man sich verdächtig macht oder riskante Spielzüge unternimmt, denn man ist ja entbehrlich.
Wie macht man das? Nun, hier ist Twist #2: Erinnerst du dich, wie bei Werwölfe jeder jemanden flüstern gehört oder sich jemand bewegt hat, und dann zeigen alle mit dem Finger auf irgendwen und der stirbt dann, weil er schuldig aussieht? Bamberg hat ein einfaches System, das Informationen einstreut und das Spiel vorantreibt. Dies geschieht durch zwei Kartenstapel, von denen in jeder Runde gezogen wird. Auf den weißen Karten stehen Dinge wie "Der lebende Spieler mit der höchsten Zahl (jeder Spieler hat ein zufälliges Zahlenplättchen vor sich liegen) zeigt dem Spieler mit der niedrigsten Zahl sein Team/seine Klasse", oder "Alle schließen die Augen; alle Vertrauten heben den Daumen und die Kinder öffnen ihre Augen". Da weder die Kinder noch die Hexen einander kennen, wird damit echte Social Deduction angekurbelt, was im weiteren Verlauf des Spiels zu fundierteren Entscheidungen führt. Schwarze Karten hingegen wirken sich auf Abstimmungen und Eliminationen aus, indem sie z.B. bestimmten Spielern doppelte Stimmen geben und manchmal sogar die Rollen tauschen oder tote Spieler wieder auferstehen lassen. In der ersten Runde werden zwei weiße Karten gezogen, in den folgenden drei Runden eine weiße und eine schwarze Karte und danach nur noch schwarze Karten. Wenn die Karten ausgeführt wurden, findet die Abstimmung statt. Dazu hat jeder Spieler einen Satz Zahlenkarten (1-10 und ein "X" für Enthaltungen); wähle die Nummer des Spielers, den du tot sehen willst, und gib deine Karte verdeckt an den Rundenleiter, der alle Stimmen mischt, die Karten umdreht und sie so auszählt, dass niemand weiß, wer für wen gestimmt hat. Der Spieler mit den meisten Stimmen stirbt; bei Gleichstand gibt es eine zweite Abstimmung, bei der nur die Spieler im Gleichstand wählbar sind. Wenn immer noch Gleichstand herrscht, zieht jeder Spieler eine Holzscheibe aus einem Beutel: Der Spieler, der die schwarze Scheibe zieht, stirbt! Natürlich will niemand einen zweiten Gleichstand... Dieser Abstimmungsmechanismus ist übrigens Twist #3 - zu dem noch eine weitere Regel hinzukommt, die besagt, dass das erste Unentschieden in jedem Spiel die Abstimmungsrunde beendet, so dass in den meisten Fällen jeder Spieler den ersten Tag überlebt.
Das ist im Grunde das ganze Spiel. Selbst bei der vollen Anzahl von 10 Spielern dauern die Partien selten länger als 20 Minuten. Habe ich schon erwähnt, dass es keinen "Spielleiter" oder ähnliches gibt? Eine weitere große Verbesserung: Jeder nimmt am Spiel teil. Ich sehe nur zwei Kritikpunkte, mit denen ich persönlich aber leben kann, weil das Spiel wirklich kurz ist: Es gibt zwar die Möglichkeit, dass eine Karte einen toten Spieler (zumindest vorübergehend) wieder ins Spiel zurückkehren lässt, aber es ist immer noch ein Spiel, in dem Spieler eliminiert werden. Wenn du das wirklich hasst, dann wird Bamberg dich wahrscheinlich auch nicht vom Gegenteil überzeugen können. Außerdem werden die Informationen durch die gezogenen Karten nicht immer gleichmäßig unter den Spielern verteilt, was die Spielrunden in seltenen Fällen etwas unausgewogen machen kann. Aber auch hier gilt: Das Spiel ist kurz, und in mehreren Dutzend Partien hatte ich nur zwei etwas merkwürdige Runden - spätestens die folgende Partie hat einen schlechten Eindruck eigentlich immer korrigieren können, den Neulinge von dem Spiel hatten.
Wenn du Social Deduction magst und dir dieses Spiel über den Weg läuft, kann ich nur empfehlen, es dir anzusehen. Wenn du dir die Print-and Play-Dateien runterlädst (die müssten in einem der Kickstarter-Updates verlinkt sein), könnte es sich hier echt lohnen, die Karten auszudrucken und zurecht zu schneiden. Es ist jammerschade, dass die Kickstarter-Kampagne nicht auffälliger gestaltet wurde, sonst hätte das Spiel sicher viel mehr Social Deduction Fans erreicht. Na ja, ich hoffen mal, dass es eine Neuauflage geben wird.
danke für den Bericht 
