Die Regeln der Macht

  • Regeln in Brettspielen haben wesentlichen Einfluss auf das Erlebniss Brettspiel. Sind sie schlecht strukturiert und geschrieben, dann können sie alle Käufer knechten und zum Nachschlagen oder Ausweichen auf unterschiedlichste Brettspielforen zwingen. Mir persönlich macht es Spaß redaktionell gut betreute Regeln zu lesen und ich habe alle meine Spiele durch die Regellektüre gelernt, nicht durch das Schauen von Erklärvideos. Erklärvideos sind aus meiner Sicht ein tolles Zusatzangebot, ersetzen die Regellektüre aber nicht, da in Regelvideos oft nicht alle Eventualitäten abgedeckt werden (können), welche sich aus dem Regelwerk oder sich aus dem Kontext erschließen lassen. Nun muss man sagen, dass der allgemeine Trend - zumindest wenn ich hier oftmals Beiträge lese - klar in Richtung Regelvideo geht. Prinzipiell nicht schlecht, zumal verschiedene Menschen audiovisuell aufnahmefähiger sind, doch entwertet diese Verschiebung die Bedeutung der Brettspielanleitung?


    Wenn ich einen Vergleich bemühen wollte, dann würde ich die Brettspielregel mit einem:r Schiedsrichter:in vergleichen. Wieso? Wenn die Leistung gut ist, dann wird das schweigend hingenommen, aber nicht wirklich thematisiert. Gibt es Fehlentscheidungen oder passt einem persönlich etwas nicht (wie beispielsweise Schiedsrichter:in), dann ist der Aufschrei groß.


    Brettspielanleitungen sind weit mehr als ein paar Seiten Text mit Bildern, sie sind der Zugang zum Spiel oder sollten dies zumindest sein. Als im Zuge der Ankündigung von Frosted zur Lokalisierung von Imperial Steam die Option einer separat erhältlichen deutschen Regel für Besitzer:innen der englischen Version angekündigt wurde, da war das bekundete Interesse relativ hoch. Als die Regel dann über den Webshop für 13€ zu bestellen war, da war vom ehemaligen Interesse gar nicht mehr so viel vorhanden. 13€ für eine Regel? Da gibt es mittlere Spiele im Adventskalender oder bei anderen Aktionen billiger - mit enthaltener Regel! Nun ist es so, dass die Regel in einer Auflage von 50 Stück gedruckt wurde und dadurch die Kosten logischerweise höher liegen als bei einer normalen Brettspielauflage. Diese Situation zeigt jedoch, dass der in eine Anleitung geflossene Arbeitseinsatz und die Wertvorstellung eben dieser Leistung durch den oder die Käufer:in nicht zusammenpassen.


    Voidfall, den letzten großen Kickstarter von Mindclash, habe ich selbst unterstützt und mich für die deutsche Version entschieden. Zum damaligen Zeitpunkt war nicht klar, wer sich für das deutsche Regelwerk verantwortlich zeigt. Mittlerweile ist klar, dass es Geeky Pen ist, eine professionelle Agentur zur Lokalisation von Brettspielen. Auf Boardgamegeek hat eben jene Agentur einen Thread eröffnet, in dem sie Übersetzungsvorschläge für Begriffe des englischen Originals auflisten und um Rückmeldung bitten. Hier lässt sich nun darüber streiten, ob Rückmeldungen eingeholt oder der kreative Schöpfungsprozess ausgelagert wird. Was für mich mal wieder viel erschreckender ist: wenn man sich die Begriffe, die dort als deutsches Equivalent aufgeführt werden, anschaut, dann wirken sie wie 1:1 Übersetzungen ohne jeglichen Bezug zum Spiel. Natürlich sind manche englischen Wortschöpfungen phonetisch ansprechender, aber das ist es nicht was ich meine. Es wirkt so, als würde tatsächlich einfach übersetzt, ohne jeglichen Bezug zum Spiel.


    Das ist etwas was ich selbst schon häufiger beobachtet habe. Selbst einfachste Regeln, wie beispielsweise die erste deutsche Version des nun bei Asmodee unter "In aller Ruhe" geführten Tranqulity, wurden durch eine ähnliche Agentur jedoch derart verhunzt, dass viele das Spiel nach deren Lesen für nicht wirklich spielbar hielten. Im Fall von Voidfall habe ich ein ähnlches, wenn auch nicht so ausgeprägtes, Gefühl. Hier wird eine deutsche Version angeboten, die jedoch nur übersetzt wird. Dadurch entstehen am Ende Unklarheiten und Fehler, die am Ende den Spielspaß trüben, den eine Regel eigentlich ermöglichen sollte.


    Frosted Games wird hier im Bezug auf Regeln oft als Beispiel von guter Arbeit genommen. Im deutschsprachigen Raum haben wir Glück, da Spiele oftmals nicht nur aus dem englischen übersetzt, sondern auch redaktionell über-/bearbeitet werden. Hier gibt es noch viele weitere toll arbeitende Personen - beispielsweise Gernot Köpke - die ich explizit inkludieren möchte, auch wenn ich selbst das Beispiel Frosted Games bediene.


    Ich finde es immens wichtig, dass Spielen weiterhin gute Regeln beiliegen. Wie viel diese vom Kaufpreis am Ende ausmachen, das lässt sich von außen nicht sehen (ich glaube Thygra hatte in einem anderen Thread etwas um 10+% erwähnt), ich hoffe aber, dass genug eingepreist ist, damit die Redakeure:innen fair entlohnt werden. Ben2 hat in der Vergangenheit schon oft davon gesprochen, dass die Bezahlung im Vergleich zu anderen Branchen nicht wirklich hoch ist, umso mehr weiß ich seine und die Arbeit der anderen zu schätzen, die tatsächlich das Spiel verstehen wollen, dann die Regeln anpassen und diese nicht einfach zu übersetzen.


    Dieser Thread ist zum einen ein Danke an all jene, die beruflich oder privat viel mehr Zeit in die Erstellung und Betreuung von Regeln stecken, als sie es müssten. An all jene, die verstehen wollen, wie das Übersetze/Umgeschriebene/neu Strukturierte bei dem oder der Lesenden ankommt und die Passagen so lange überarbeiten, bis diese sich in das restliche Regelwerk einfügt und am Ende den Zugang zum Spiel und den Spaß daran ermöglicht.

    Zum anderen würde mich interessieren wie ihr dazu steht. Seht ihr in der Geste und Regel für 13€ ein faires Angebot? Findet ihr Regeln aufgrund der vielen Regelvideos tatsächlich unwichtig (auch wenn ja zumindest der Videoproduzent ein gutes Regelwerk als Arbeitsgrundlage benötigt)? Würdet ihr einen Aufschlag von 3-5% mehr bei Spielen bezahlen, wenn das Geld dann direkt den Fachkräften hinter den Regelheften zugute käme?

    Man kennt mich aus "Ein Absatz kommt selten allein" und "Hör mal wer da tippt". Die Rolle meines Lebens hatte ich wohl 1987 an der Seite von Michael Douglas in "Wall of Text".

  • Bin da ganz bei dir, ein gutes Regelwerk kann kein Video der Welt ersetzen, auch wenn Regelvideos für viele ganz offensichtlich enorm wichtig bzw. hilfreich sind. Ähnlich sehe ich das auch bei Spielhilfen und Regelzusammenfassungen, für mich sind sie eine wunderbare Ergänzung, aber auf Grund ihrer komprimierten Form ersetzen sie für gewöhnlich kein gutes Regelheft.

    Fakt ist aber auch, dass die Bewertung eines Regelhefts von den eigenen Präferenzen abhängt, weshalb es wohl nie das für alle perfekte Regelheft geben wird.

    Bei richtig schlechten Regeln stellt sich mir unweigerlich die Frage, ob der Verfasser überhaupt ein Interesse daran hatte, ob das Spiel nach der Lektüre gespielt werden kann, gleiches gilt für bescheidene Übersetzungen.

  • Eine Gebrauchsanweisung (hier Regel) gehört zu einem Produkt einfach dazu. Weiß gar nicht, ob sowas überhaupt zulässig ist. Irgendwann käme es dann zu einem modularem System - dieses Board, jene Karten, dortige Ressourcen, Regel dabei, versehen mit kernigem Marketingsprech „stellt euch eure Welt selbst zusammen, seid Herr über alles was ihr euch vorstellt“ o.ä.

    Im Endeffekt zahlst du dann doppelt soviel. Nein, eine Regel ist unverzichtbar, gern unterstützt mit einem Video, aber nicht als alleinige Version!

    Bitte senden Sie mir Ihre E-Mail doppelt, ich brauche eine fürs Archiv :/

  • Hm, schwieirg. Ich weiß nicht, ob ich dafür extra 13 euro zahlen würde. Ich kann ja auch schwierig einschätzen, ob das am Ende qualitativ gut ist. Zumal ich, wenn mich ein Spiel wirklich interessiert, auch motiviert bin, mich in ein schlechtes Regelwerk einzufuchsen. Das wird wahrscheinlich die wenigsten Spieler:innen, die wirklich an einem Spiel interessiert sind und vlt. auch schon gewohnt sind, in ihrer Gruppe Regeln zu lesen, aufhalten.

    Ich denke, ohne Erfahrungen damit zu haben, sollte man die Arbeit an einer Regel aber dennoch nicht unterschätzen. Ich stelle mir vor, dass das dann mit Übersetzungen nochmal komplexer wird. Nur einfach übersetzen reicht ja meist nicht, weil man ja auch wieder passende Wörter für die beschriebenen Konzepte (gerade wenn es dafür noch keine ähnlichen in anderen Spielen gibt) finden muss, damit die Prinzipien schnell klar werden. Daneben geht es ja dann auch um die didaktische Aufbereitung des Stoffs (Regeln des Spiels), um diesen zugänglich zu vermitteln.

    Die Herausforderungen bei einer Spielanleitung liegt ja auch darin, dass die Zielgruppe zum Teil sehr heterogen ist. Ich denke zumindest, dass das Ziel eines Verlags ist, eine möglichst breite Masse als Zielpublikum anzusprechen. Auch wenn ein Spiel bspw. als Kennerspiel ausgewiesen wird, dürfte man sicher auch versuchen Wenigspieler:innen anzusprechen. Eine Regel wäre in Hinblick auf das Zielpublikum so aus didaktischer Persepktive auch komplett anders aufzubereiten. Das Medium (ob bsp. Video oder Test) ist da für die Verarbeitung erstmal zweitrangig. Da würde ich behaupten, ist erstmal entscheidender, wie die inhaltliche Aufbereitung ist. Zum Auffrischen von einzelnen Regeln ist ein Video ja auch erstmal weniger geeignet, wo ein gutstrukturiertes Regelheft weitaus besser geeignet sein dürfte. Daher finde ich es problematisch, nur ein Video zu haben, weil sicher immer wieder Momente (auch mitten im Spiel) auftreten werden, wo man schnell nur bestimmte Regeln nachlesen muss bzw auffrischen musst. Da finde ich dann ein Video allein eher schwierig.

    Prinzipiell würde ich aber wohl auch Aufschläge im Preis für ein Regelheft/ die Regelerklärung in Kauf nehmen. Ich habe oft aber das Gefühl, dass da wenig Fokus bei der Spielentwicklung drauf gelegt wird. Ausnahmen bestätigen die Regel und ich sehe da auch eine Entwicklung, dass es Bemühungen dahingehend gibt - und das weiß ich zu schätzen. Ich persönlich benötige das aber auch nicht unbedingt, weil ich genügend Erfahrungen im Regelstudium und ausreichend Motivation habe, um mir diese anzueignen. Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass da die Nachfrage nach guten Regeln auch einfach zu gering bzw. zu wenig entscheidend ist, da es am Ende auch so genügend Abnehmer:innen für ein Spiel gibt. Ich denke aber, dass hier ein Potenzial steckt, auch Wenigspieler:innen abzuholen, indem die Hürde des Regellernens durch gute Aufbereitung runtergeschraubt wird.

  • Eine Gebrauchsanweisung (hier Regel) gehört zu einem Produkt einfach dazu. Weiß gar nicht, ob sowas überhaupt zulässig ist. Irgendwann käme es dann zu einem modularem System - dieses Board, jene Karten, dortige Ressourcen, Regel dabei, versehen mit kernigem Marketingsprech „stellt euch eure Welt selbst zusammen, seid Herr über alles was ihr euch vorstellt“ o.ä.

    Im Endeffekt zahlst du dann doppelt soviel. Nein, eine Regel ist unverzichtbar, gern unterstützt mit einem Video, aber nicht als alleinige Version!

    Du solltest überlegen ins Kickstarter Marketing einzusteigen

  • ich genieße es ebenfalls, wenn Regeln schön geschrieben, leserlich und verständlich sind. Bei manchen Regelwerken merkt man dann doch schon, dass sie Teil-weise 1:1 aus dem englischen übersetzt wurden. Da hat man so ellenlange Sätze mit 5 nebensetzen.


    Ich fühle mich zudem sehr viel sicherer, wenn ich die Regeln selber lese. So weiß ich, falls ich während des Spielens nochmal ins Regelwerk schauen muss, wo ich was finden kann.

    Manchmal schaue ich mir zusätzlich noch ein Video an um abzugleichen, ob mein Verständnis der Regeln deckungsgleich mit dem Regelvideo ist. Zudem haben Regelvideos häufig auch einen besseren Erklärfluss und sind ideal dafür die Gruppe auf ein neues brettspiel vorzubereiten. Ich finde es jedoch immer noch gut, wenn zumindest einer in der Runde die Regeln gelesen hat.

    Einmal editiert, zuletzt von Depa ()

  • Seht ihr in der Geste und Regel für 13€ ein faires Angebot?

    Bevor ich antworte kannst du diesen Satz erläutern da ich ihn nicht ganz verstehe. Was bedeutet Geste in Bezug auf eine Regel?

    Was meinst du mit 13€? Ein mehr von 13€ bezahlen für eine bessere Regel? Ist da die grundsätzliche Übersetzung schon eingepreist oder ist das nochmals zusätzlich. Also woraus setzen sich die 13€ zusammen?

  • Ein geschriebenes und gedruckt beiliegendes Regelwerk ist für mich eine Pflicht für ein analoges, kulturell relevantes Produkt wie Brettspiele. Ich käme nie auf die Idee, ein Spiel durch ein Video zu erlernen, da das Medium die geringste Quote für dauerhaftes Merken im Gehirn mit sich bringt. Eine redaktionell gut erstellte Regel ist ein Genuß zu lesen und erleichtert das Verständnis für das Spiel und unterstützt das langfristige Merken. Ich bin stellenweise erstaunt, welche Regeln mir noch im Großen und Ganzen präsent sind von Spielen, die schon eine Dekade nicht mehr auf den Tisch kamen.


    Jetzt sprichst Du die €13 Geld für eine professionell und sehr gut lokalisierte Regel an. Das Geld halte ich für angebracht, da ich selber für das Geld nicht ansatzweise eine solche Qualität produzieren könnte (inhaltlich). Mit all meiner Spielerfahrung wären meine Übersetzungen trotz allem nur das: Übersetzungen und keine Lokalisierungen, was man ihnen dann auch gleich anmerken würde.


    Würde ich es bezahlen? Nein, da ich Englisch wie Deutsch fließend lese kann und mein Gehirn im Englischen auch keine Übersetzungsarbeit leisten muss - der Benefit eines Highschool-Aufenthalts in den USA vor 30 Jahren. Insofern benötige ich das für mich selber nicht zusätzlich zu einer sehr gut geschriebenen Englischen Regel. Je nach Spiel schaue ich trotzdem auf Deutsche Lokalisierungen, speziell wenn ich es in der Familie spielen will. Da honoriere ich gerne die umfänglische redaktionelle Leistung einer Lokalisierung - Regel inkl. Spielmaterial, da diese dann auch den Spielspaß entsprechend steigert.

    Letting your mind play is the best way to solve problems. (Bill Watterson)

    Bin auch immer mal in der FAIRPLAY zu lesen.

  • Seht ihr in der Geste und Regel für 13€ ein faires Angebot?

    Fair ist für mich der falsche Begriff. Wäre mir eine deutsche Anleitung 13 Euro extra zum eigentlichen Einkaufspreis wert? Vermutlich nicht. Wenn die 13 Euro im Einkaufspreis enthalten sind und ich damit mein Limit für Brettspielpreise nicht überziehe? Vermutlich schon, weil ich es dann nicht weiß.

    Was spricht für mich noch gegen eine separate deutsche Anleitung: Ich bevorzuge grundsätzlich lokalisierte Spiele. Aber wenn ich auf eine Übersetzung verzichten kann, ist es die Anleitung. Denn am Ende bin ich meist die Person, die sie liest und dann per Erklärung weitergibt. Und im besten Fall muss ich die Anleitung danach nie wieder in die Hand nehmen, sodass mir eine deutsche Anleitung egal ist.

    Was spricht für mich noch dagegen? Ich habe ggf. einen Bruch zwischen Spielmaterial und Anleitung. Sprich, wenn das Material englische Anteile enthält, auf die in der Anleitung Bezug genommen wird, bevorzuge ich Konsistenz zwischen beiden anstatt einer deutschen Anleitung.

    Findet ihr Regeln aufgrund der vielen Regelvideos tatsächlich unwichtig (auch wenn ja zumindest der Videoproduzent ein gutes Regelwerk als Arbeitsgrundlage benötigt)?

    Ganz klares Nein. Eine Kickstarter-Kampagne, die keine Regeln zum Download anbietet, existiert für mich nicht. Da ist es egal, wenn es 20 Video-Erklärvideos gibt. Am Ende, wenn ich das Produkt finanziert habe, muss ich dann doch die Anleitung in die Hand nehmen. Und wenn ich da im Voraus nicht zumindest grob weiß, was mich erwartet, interessiert mich das Spiel nicht. Das ist aber unabhängig von der Sprache!

    Würdet ihr einen Aufschlag von 3-5% mehr bei Spielen bezahlen, wenn das Geld dann direkt den Fachkräften hinter den Regelheften zugute käme?

    Da stecke ich zu wenig in der Materie. Ich vermute, dass die Fachkräfte für die Symbolik auf dem Spielbrett auch nicht so gut bezahlt werden. Die bräuchten dann auch 3-5% mehr. Und der Redakteur verdient vermutlich auch keine goldene Nase daran, dass er ein Spiel x-mal testet/testen lässt und Änderungen zusammen mit dem Autor vornimmt. Der sollte auch 3-5% mehr verdienen. ... Ich weiß nicht, wo da das Ende ist. Sprich, ich finde, dass alle Beteiligten an einem Brettspiel (vom Kartenausschneider bis zur Illustratorin) ausreichend bezahlt werden müssen. Aber ich kann als Externer schlecht den Detailgrad beurteilen, in dem das zu geschehen hat.


    Gruß Dee

    Blog (manchmal sogar über Brettspiele): deesaster.org

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  • Ein geschriebenes und gedruckt beiliegendes Regelwerk ist für mich eine Pflicht für ein analoges, kulturell relevantes Produkt wie Brettspiele. Ich käme nie auf die Idee, ein Spiel durch ein Video zu erlernen, da das Medium die geringste Quote für dauerhaftes Merken im Gehirn mit sich bringt.

    Ich mache das übrigens ganz gerne. :)
    Ist immer witzig, wenn ich ein Spiel durch Nithrania gelernt habe, und dann der Person, die das Spiel erklärt gelegentlich korrigiere, wenn sie eine Regel falsch erklärt. :)

    Wirklich GUT gemachte Regelvideos haben nämlich auch ihre Vorteile!

    Einer davon: Man sieht direkt das Spielmaterial, wie es eingesetzt wird, und oft mit Beispielen. Man lernt ja ein Spiel auch oft am Tisch, wenn es einem jemand erklärt. Da ist ein Regelvideo genau dasselbe. Und solche Beispiele können oft besser sein als die im Regelheft.

    Und zweitens: In guten Regelvideos haben die Macher das Spiel bereits gespielt, kennen die Schwachpunkte oder Unklarheiten und haben strittige Punkte oft genug schon vor Drehbeginn mit den Spieldesignern erklärt, können also direkt auf solche Schwachpunkte im Regelheft eingehen.


    Ich kann mir zum Beispiel auch sehr gut die einzelnen Regeln der TMB-Gearlocs anlesen, muss aber sagen, dass die Videos von Genus Solo da den Reference Sheets deutlich überlegen sind!


    Von daher bin ich persönlich großer Fan von Regelvideos. Und sei es nur, weil ich NACH dem Video sehr viel klarer die Regeln lesen kann, eben weil mir schonmal jemand das Spiel erklärt hat.

  • Gut geschriebene Regelwerke sind natürlich enorm wichtig. Ich kann es nur schwer beurteilen. Ist es gut geschrieben weil ich vielleicht nach einmal lesen gleich alles verstanden habe und ist es dann automatisch schlecht wenn es nicht der Fall ist ? Ich denke eher nicht. Ich gebe zu dass mir Regeln lesen generell kein Spaß macht, ich lese Sie nur weil es ja getan werden muss. Mir ist es auch völlig egal ob es Bunt auf Hochglanz ist oder einfaches S/W Papier, nur digital da weigere ich mich das zu lesen. Letztlich ist das Regeln lesen eine langweile Pflicht die es vor dem Spielen zu erfüllen gilt. Habe manchmal auch ein Video zusätzlich geschaut aber dann geskippt bis zu den Punkten, wo ich selbst etwas unsicher war. Bisher habe ich mir 2 oder 3 mal ein Spiel erklären lassen, aber da ich ein Kontrollwahn besitze fällt es mir schwer dem Erklärer zu trauen und lese dann später eh nach ob es richtig war. Natürlich nur dann wenn ich das Spiel im Nachgang selbst auch besitze. Trotz allem dass ich regelrecht genervt und gelangweilt bin beim lesen, nehme ich mir sehr viel Zeit dafür. Da können selbst bei 15 bis 20 Seiten mal 2 Stunden vergehen :)

  • Seht ihr in der Geste und Regel für 13€ ein faires Angebot?

    Bevor ich antworte kannst du diesen Satz erläutern da ich ihn nicht ganz verstehe. Was bedeutet Geste in Bezug auf eine Regel?

    Was meinst du mit 13€? Ein mehr von 13€ bezahlen für eine bessere Regel? Ist da die grundsätzliche Übersetzung schon eingepreist oder ist das nochmals zusätzlich. Also woraus setzen sich die 13€ zusammen?

    Manchmal hilft es, wenn man den ganzen Ausgangsbeitrag liest vor dem Posten 8o

    [...]Als im Zuge der Ankündigung von Frosted zur Lokalisierung von Imperial Steam die Option einer separat erhältlichen deutschen Regel für Besitzer:innen der englischen Version angekündigt wurde, da war das bekundete Interesse relativ hoch. Als die Regel dann über den Webshop für 13€ zu bestellen war, da war vom ehemaligen Interesse gar nicht mehr so viel vorhanden. 13€ für eine Regel? Da gibt es mittlere Spiele im Adventskalender oder bei anderen Aktionen billiger - mit enthaltener Regel! Nun ist es so, dass die Regel in einer Auflage von 50 Stück gedruckt wurde und dadurch die Kosten logischerweise höher liegen als bei einer normalen Brettspielauflage. Diese Situation zeigt jedoch, dass der in eine Anleitung geflossene Arbeitseinsatz und die Wertvorstellung eben dieser Leistung durch den oder die Käufer:in nicht zusammenpassen.[...]


    Regeln sollen meiner Meinung nach nicht ersetzt werden durch Regelvideos. Sie sind essentiell, auch wenn nur für den Regellernenden, der dann im Anschluss das Video produziert. Es ging mir eher darum, wie die Präferenzen ausgebildet sind und wie wichtig eine gut erarbeitete Regel ist. Ob sie einen Aufpreis wert ist oder einfach mitgeliefert wird, im Anschluss durch Regelvideos jedoch gar nicht erst benutzt wird.


    Regeln können Gatekeeper sein. Eine Phil Eklund Regel ist Arbeit und kein Vergnügen. Da muss man sich durchbeißen, denn sonst setzt das Spiel Staub an. Hier wäre Redakteurs Arbeit Gold wert. Andere Regeln sind für viele ungewohnt (Coins), sodass auch hier eine deutsche Version mit überarbeiten Regeln spannend zu lesen wäre.

    Gleiches war ja bei Dawn of the Zeds der Fall, wenn auch das Ausgangsmaterial nicht von Phil Eklund oder GMT war, sondern Victory Point Games. Die Regeln waren so umfangreich, dass man Ben2 über Monate in seinem eigenen Podcast begleiten konnte. Wenn man die Regeln durch ein Video hätte lernen wollen, dann hätte dieses Überlänge gehabt oder es hätte eine Serie von Videos gebraucht. Jedes Detail oder jede Eventualität hätte wahrscheinlich doch nicht abgedeckt oder vom Zusehenden behalten werden können, während dies im deutschen Spiel mit seinen 20 Regelheften (OK, hier übertreibe ich um ein oder zwei Hefte 8o) weitestgehend abgedeckt war. Fragen gab es natürlich trotzdem noch. Diese sind bei einem Regelwerk aber leichter zu ergänzen, während das Video komplett neu gedreht werden müsste, sofern die Ergänzung nicht durch ein einfaches Textfenster eingefügt werden würde - was aber oft einfach zu übersehen oder vergessen ist.


    Daher finde ich, dass gute Arbeit auch gut entlohnt werden sollte. Bei Eigenentwicklungen der Verlage in Deutschland wird darauf geachtet. Diese Verlage kümmern sich meist genau so um das Regelwerk bei Lokalisierungen. Gerade Kickstarter zeigen oft wie es nicht geht. Natürlich fehlt da der Redakteur oder die Redakteurin, aber ohne Partnerschaft und mit einer Agentur, die die Lokalisierung übernimmt, kommt am Ende meist auch nicht das Qualitätsprodukt heraus, was es in der englischen Vorlage war. Diese Tatsache zeigt, dass Regeln mehr sind als Übersetzungen von Text. Zu einer guten Regel führt nicht das Text-, sondern das Spielverständnis und dieser Mehraufwand ist meiner Meinung nicht zwingend Gold, aber zumindest eine Honorierung wert.

    Man kennt mich aus "Ein Absatz kommt selten allein" und "Hör mal wer da tippt". Die Rolle meines Lebens hatte ich wohl 1987 an der Seite von Michael Douglas in "Wall of Text".

    Einmal editiert, zuletzt von fjaellraeven ()

  • Mit dem Grundsätzlichen hast du sicher recht. Bezahlung, Qualität und Bedeutung der Anleitung sind im Idealfall wie von dir beschrieben.

    Was jetzt aber die konkrete Frage zu den 13€ angeht:

    Wer kauft ein englisches Spiel, wenn er nicht grundsätzlich bereit und in der Lage ist dann auch die entsprechenden Texte zu lesen und zu verstehen? Also wo soll dann die Zielgruppe sein, die dann die Anleitung will? Zumal für all diejenigen, die sich das bisher nicht getraut haben ja auch die komplette deutsche Version im Handel steht - mit den obligatorischen Rabatten. Im schlimmsten Fall kann ich das englische Exemplar international verkaufen und bekomme dafür das Geld für die deutsche Version wieder herein.

    Fazit: Als Geste nett, aber an dem Bedarf der Realität vorbei. Die Entscheidung, dass man die Anleitung nicht auf deutsch braucht, ist schon beim Kauf der englischen Version erfolgt.

    Ach ja? Definier mir "normal"!

  • Ich lese für fast alle Spiele die Regeln und schlechte Regeln sind ein Graus. Inzwischen gibt es soviel gute Spiele, die man gar nicht alle haben kann, dass ich wenig Lust verspüre, mich durch schlechte Regeln zu kämpfen.

    Leider kommt es immer mal wieder vor, dass ich nach dem Regelstudium wenig Vorstellungen habe, wie ein Spiel zu spielen ist. Zuletzt hatte ich das bei #CoffeeTraders, da hat mir das Regelvideo vom Boardgamepanther geholfen, dass ich die Regel im zweiten Anlauf verstanden habe. Im letzten Jahr war das vei #ExcavationEarth der Fall, da hat mir das Video von Spielegetuschel geholfen. Beides sind ausgezeichnete Spiele, die ich nicht missen möchte. Hätte es nicht die entsprechenden Videos gegeben, hätte ich vermutlich beide Spiele wieder verkauft.

    Wenn ein Spiel mein Interesse weckt und ich im Vorfeld bereits von einer schlechten Regel lese, kaufe ich es nicht.

    Selbstverständlich ist mir eine Regel 13 Euro wert. Umso mehr, als in dem von fjaellraeven aufgezeigten Beispiel von #Imperial Steam Ben2 ja gefragt hatte, wer bereit sei, für die deutsche Regel 13€ zu zahlen, dann eine gewisse Anzahl drucken ließ und dann erleben musste, dass diejenigen, die ihr Interesse bekundet hatten, dann doch nicht wollten (ähnlich der Abfrage bei #ClashofCulture). Ich bin froh, dass wir die Rgel hatten, da ich zwar grundsätzlich den englischen mächtig bin und einfache Spiele auch problemlos verstehe, aber bei komplexeren Spielen artet das englische Regelstudium dann doch häufiger in Arbeit aus und Spielen soll Freude machen.

    Als wir vor vielen Jahren #DasZepterVonZavandor lernen wollten, sind wir schier verzweifelt über die Begriffe, dass Steine/Diamanten verzaubert und entzaubert werden sollten und haben stundenlang recherchiert im Internet, bis wir endlich heraus fanden, dass es um kaufen und verkaufen ging. Eine Regel in eine Geschichte packen ist ja nett, aber wenn dabei die Klarheit verloren geht, ist mir die Geschichte egal. Dieses Spiel hätten wir vermutlich niemals gespielt, wenn wir nicht gehört hätten, dass "das Spiel wie Outpost ist und einfach gespielt werden muss".

    Konsequenzen aus permanent schlechten Regeln habe ich jetzt bei Spielefaible gezogen: ich werde kein Spiel mehr von diesem Verlag kaufen. Zuletzt #Schichtwechsel wurde mit einem stundenlangen Regelstudium vorbereitet und auch dort musste mir ein Video auf die Sprünge helfen beim Spielaufbau. Ich mag die Spiele von Spielefaible grundsätzlich sehr, insbesondere weil sie häufig sehr thematisch sind, aber auf dieses aufwändige Studium von schlecht strukturierten und formulierten Regeln habe ich keine Lust mehr. Da kaufe ich eben andere Spiele, es gibt genügend sehr gute davon.

    Es dürfte für Verlage ja kein Geheimnis sein, dass eine gut verständliche und gut strukturierte Regel den Einstieg in die Spiele erleichtert und deswegen habe ich wenig Verständnis dafür, dass dort manchmal so wenig investiert wird.

    Ich wäre auch jederzeit bereit, Regeln für Verlage Probe zu lesen, um eine Rückmeldung zu geben bzw. beim Formulieren zu unterstützen - auch unentgeltlich, weil es einfach Freude macht, in diesem Hobby unterwegs zu sein und habe das für einen befreundeten Autor auch schon mehrfach getan. Und ich weiß auch, dass es Menschen gibt, die nicht mehr Geld für Spiele bezahlen können oder wollen. Ich würde das jederzeit tun, dann stehen halt weniger Schachteln im Regal.

    :jester:


    Mein Verhalten ist vielleicht manchmal taktisch unklug, dafür aber emotional notwendig

  • Mein bestes Beispiel einer schlechten Regel war #NebelÜberValskyrr (erste Edition). Was dabei auch nicht geholfen hat war, dass ich zu diesem Zeitpunkt erst richtig ins Hobby eingestiegen bin und diese Regel hat mich (und viele andere auch) nicht nur überfordert sondern sehr ratlos zurückgelassen.


    Ich würde grundsätzlich 3-10€ (je nach "Größe" des Spiels) mehr zahlen für eine gute, durchdachte, schön redigierte/designte Anleitung.

  • Stimmt, das ist der Vorteil von Regelvideos, dass das Material besser gezeigt werden kann - dynamisch halt - als in Regelbeispielen. Insofern liegt bei meinem Regelstudium in den meisten Fällen - speziell wenn es komplexere Spiele sind - das Spielmaterial auch neben mir und ich baue mir das Spiel auf. Wenn ich das nur auf einem Schirm sehe, fällt mir persönlich die Transferleistung schwerer als es selber, oder durch einen Erklärer am Tisch, zu erarbeiten.

    Letting your mind play is the best way to solve problems. (Bill Watterson)

    Bin auch immer mal in der FAIRPLAY zu lesen.

  • HRune

    Auf jeden Fall baue ich mir bei komplexeren Spielen auch das Spiel auf und versuche schon einmal die Spielzüge zu simulieren. Bei der einfachen Lektüre der Regel fällt es mir oft auch sehr schwer, den Text nachzuvollziehen.

    :jester:


    Mein Verhalten ist vielleicht manchmal taktisch unklug, dafür aber emotional notwendig

  • Eine gut geschriebene Regel macht mir immer Freude beim lesen und auch vorfreude auf das Spiel. Das liebe ich.

    Eine schlechte Regel kann einem ein ganzes Spiel vermiesen, selbst wenn das Spiel als solches gut ist. Die Regel muss ja nicht nur gut in das Spiel einführen sondern auch beim schnellen Nachschlagen während des spielens funktionieren und alles schnell preisgeben was unklar ist.


    13 Euro für eine Regel die extra auf deutsch übersetzt wurde (und das nicht durch google) und professionell gedruckt wurde ist nicht zu viel.

    Leute, gewöhnt euch an die Preise. Hier geben einige Unsummen für neue Spiele aus, Minis usw... aber 13 Euro für ne Regel ist zu viel.


    Ich hab mich mal an Hanse - dem Brettspiel versucht und alles drucken lassen... als alles noch viel günstiger war. Da laufen sehr schnell hohe Summen auf also nicht immer gleich über Abzocke/Überteurung aufregen. Bei geringen Auflagen ist das eben so.

  • Ich persönlich schaue immer zuerst nach Regelvideos und Playthroughs bevor ich ein Spiel das erste mal spiele und habe auch schon Spiele nur nach schauen von Regel-Videos spielen können. Für mich könnte ein Regel-Video sehr wohl eine gedruckte Regel ersetzen unter der Annahme, dass es gut genug strukturiert ist (z.B. Viele und 'gute' Timestamps bei Youtube), dass ich bei einer Regelfrage die Antwort genau so schnell finde wie in einer gedruckten Regel. Das würde dann vermutlich in etwa so aussehen wie bei Rodney Smith, wobei er ja immer nur die Basics abhandelt, so dass es hier natürlich zu Lücken kommt.


    Selbstverständlich lese ich die Regeln noch zusätzlich wenn ich das Gefühl habe etwas nicht 100% durch ein Video beantwortet bekommen zu haben, was leider fast immer der Fall ist, da Videos selten auf Endgame-Scoring oder diverse Sonderfälle eingehen (können).


    Ich habe zum Beispiel Bitoku zu 80% durch Videos erlernt, da zumindest die englische Regel einfach nicht sonderlich gut strukturiert ist. Allerdings sind die Spielhilfen super und so benutzt man eben doch das Regelwerk kontinuierlich während des Spiels. Wenn ich hier aber nur die Regel zur Hand gehabt hätte wäre ich sicherlich frustriert mit dem Spiel gewesen. Dank Videos ging es recht gut von der Hand.


    Wenn also ein Spiel käme das mich interessiert und das versucht ohne ein gedrucktes Regelwerk auszukommen würde ich dem ganzen mit Sicherheit nicht abgeneigt sein. Allerdings weiß ich natürlich nicht wie das aussehen sollte, außer das der Designer ein ausführliches Regel-Video und zusätzlich ein ausführliches Sonderfall-Video hochlädt, respektive jemanden dafür engagiert. Das müsste dann aber natürlich perfekt sein, da niemand sonst eine Referenz hat um etwas besseres zu produzieren oder das Spiel müsste so 'Einfach' sein, dass es keine Zweifel gibt.


    Schach z.B. könnte man zu 100% über Videos erlernen ohne jemals eine gedruckte Regel in die Hand zu nehmen. Ich bezweifle sogar dass die meisten Menschen die Schach spielen können jemals eine Lektüre dazu in der Hand hatten sondern es von irgendjemand beigebracht bekommen haben. Ich hatte vor ein paar Jahren mal wieder Interesse an Schach und habe hier ausschließlich über YouTube meine Regelkunde (etwa 25 Jahre alt von meinen Vater beigebracht) aufgefrischt.

  • Zur Ausgangsfrage, ob ein Regelvideo eine gedruckte Regel ersetzen kann: für mich nicht.

    Mittlerweile schaue ich bei etwas komplexeren Spielen aber gern auf Youtube nach, ob es zumindest eine kurze Regelerklärung zum entsprechenden Spiel gibt, bevor ich mir die geschriebene Regel vornehme. So fällt es mir oftmals leichter, eine Regel zu erfassen unter deutlich weniger Zeiteinsatz.

    Allerdings muss man bei den Regelerklärungen auf Youtube vorsichtig sein, denn nicht immer haben die „Erklärer“ das Spiel und die Regeln selbst richtig verstanden und bauen schonmal Fehler ein.

    Wird von Verlagsseite ein Regelvideo angeboten, finde ich das sehr begrüßenswert, da man bei diesen Videos von der Richtigkeit der vorgetragenen Regel ausgehen kann.

    Ein wirklich empfehlenswertes Regelvideo ist für mich das Video des Kosmosverlags zu #Anno1800.

    Die gedruckte Regel benötige ich aber trotzdem noch. Kommt während der Partie noch einmal eine Regelfrage auf, möchte ich den entsprechenden Punkt schnell in einer Regel auffinden können und nicht nochmal das ganze Video schauen müssen.

    Auch für den Spielaufbau ist für mich ein Regelheft unerlässlich.


    Bezahlen für ein Regelheft?

    Da sehe ich es eher so, dass ich grundsätzlich eine gut strukturierte Regel erwarte, die natürlich auch eingepreist sein sollte.

    Ich erwarte auch bei einer neu gekauften Kaffeemaschine, dass eine Gebrauchsanleitung dabei liegt, die so verfasst ist, dass ich das Gerät nutzen und pflegen kann.

  • Ich hab den Ausgangspost jetzt 2 mal gelesen, bin aber immer noch nicht sicher ob ich das Problem richtig verstanden habe.

    Zum Einen ... Ja, die Preise sind im Spielemarkt versaut. Der Markt müsste aber wahrscheinlich gerade für unsere Nischenprodukte schrumpfen um auch für sie Wertschöpfungsbeteiligten profitabel zu sein. Daraus resultiert sicher auch der Druck auf redaktionelle Arbeit, Lokalisierungen und so weiter.

    Wie wichtig das für die Verbraucher ist... Keine Ahnung, vielschichtiges Thema ...


    Weil ... Eigentlich empfinde ich die "Regel" hier im Forum immer etwas überhöht. Die Regeln werden (für mein Bauchgefühl) gerne und häufig auf hohem Niveau kritisiert. Und außerhalb des Kickstarter Segments sind das für mich eigentlich mehr Geschmacksfragen. Klar, Ausnahmen mag es geben, aber mir sind noch keine Katastrophen begegnet.

    Und dann erfüllt die Regel ja eigentlich drei unterschiedliche Bedürfnisse:

    • Wie kann ich ohne jegliche Vorkenntnisse das Spiel gut erlernen?
    • Wie erkläre ich das Spiel gut meinen Mitspielern?
    • Wie erinnere ich mich nach längerer Pause möglichst effektiv an die wichtigen Details?

    Meistens bietet die Regel eine gute Lösung für den obersten Punkt. Und hier kommt dann auch oft die Kritik, die ich gerade als Geschmacksfrage abgetan hatte, und im Prinzip darauf hinausläuft, dass wir halt alle ganz unterschiedliche Lerntypen sind. Und wenn jemand lieber mit Videos lernt, warum nicht? Und wenn ein Redakteur sich mit dem Schreiben einer guten schriftlichen Regel total schwer täte, aber wunderbare Erklärvideos machen könnte ... Warum nicht? Ich halte das hier eher für einen Hygienefaktor. Die Regel muss das Spiel ordentlich vermitteln können. Und wir sitzen hier in der Blase der komplizierten Spiele. Ich freue mich, wenn die Regel super zu mir passt. Aber wenn die Regel so ist, dass ich (als Lerntyp) mit damit schwer tue, aber das Video den Abhilfe schafft, ist zurufen noch alles grün. Komplexere Computerspiele führen hier mit Tutorials ein. Für komplexere Maschinen oder Programme in der Wirtschaft nicht man Lernkurse, mit Übungen und Ausprobieren. Und ich denke, das auch bei komplexen Brettspielen dies die beste Methode ist. Ob dafür ein Einführungsspiel oder die Einarbeitung mit Videos oder wegen der perfekten didaktischen Regel besser gelingt ... Ich weiß es nicht. Ich würde hier aber keinen Perfektionsanspruch erwarten. Einfach einen Weg der funktioniert, und zwar besser als bei Phil Eklund. Als Hygienefaktor.

    Die Regeln von Ben2 schätze ich persönlich aber mehr dafür, das sie mir oft schon so aufgebaut sind, dass ich mir leichter tue das Spiel anderen gut zu erklären. Dafür schätze ich auch die früheren Anleitungen von CGE, tat mir aber mit den von vielen hoch geschätzten Eggert-Anleitungen eher schwerer. Aber persönliches Empfinden.


    Und was viele Regeln dort draußen nicht gut leisten, ist das Thema "Sich nach längerer Pause an all diese Details erinnern oder nachzuschlagen". Also eine gute effiziente Kurzübersicht. Deswegen binnen die auch auf bgg so. Weil die Regel das oft nicht mitbringt. Und oft wird halt entweder das Nachschlagen oder die Kurzzusammenfassung bedient. Die FFG Doppel-Regeln sind ja beispielsweise zum Erlernen, zum Vermitteln und zum Nachschlagen gut. Aber zum wieder rein kommen zur ich mir mit denen oft noch schwer. Trotzdem haben sie die ganzen anderen Jobs der Regel gut erfüllt, mit viele nicht ein deswegen zu meckern.

    Dann also zur 13 Euro Regel ... Welche Bedürfnisse hätte ich denn noch, wenn ich mir das Spiel bereits auf Englisch erarbeitet und mitspielen erklärt hätte. Und mit vielleicht rufst schon eine übersetzte Kurzübersicht besorgt oder erstellt hätte? Es geht dann eher um Komplettierung oder um den Backup Plan, dass es auf Englisch vielleicht dich etwas mühsam war beim Nachschlagen ... Also hätte ich die 13 Euro bezahlt? Das wäre vor allem davon abhängig gewesen wie gut mir Imperial Steam gefallen hätte. Und ob ich vorher "hier" geschrien hätte.

    Aber ein allgemeines Problem, eine fehlende Wertschätzung für gute Regeln, eine schwindende redaktionelle Qualität, sehe ich bisher nicht.

  • Ein geschriebenes und gedruckt beiliegendes Regelwerk ist für mich eine Pflicht für ein analoges, kulturell relevantes Produkt wie Brettspiele. Ich käme nie auf die Idee, ein Spiel durch ein Video zu erlernen, da das Medium die geringste Quote für dauerhaftes Merken im Gehirn mit sich bringt.

    Mmmh also ich lerne ein Spiel am besten wenn ich es erklärt bekomme, und nichts anderes macht ja ein Video. Natürlich ist eine gute Regel pflicht, aber nur vom lesen kann ich ein komplexeres Spiel nicht lernen, ich muss es aufbauen und anspielen.


    Award für eine mMn nicht spielbare Regel:


    Mysterien der Templer

  • Ich habe rund 45 Euro für die deutschsprachige Ausgabe von Adele bezahlt. Leider unspielbar für mich mit der beiliegenden Anleitung. Ich hätte gerne den Aufpreis für eine vernünftige Redaktion bezahlt. So liegt es weiterhin auf Halde, weil mir meine Freizeit inzwischen zu kostbar ist, um mit viel Einsatz das auszugleichen, was andere verbockt haben.

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene