Ich spiele derzeit immer noch sehr gerne die App von Coffee Roaster (die ist von Brettspielwelt und für 3,99€ bei den gängigen Quellen zu erwerben. Die halte ich für sehr gelungen und ein wöchentliches Leaderboard sorgt für zusätzliche Motivation.
Viele können sich bei dem Spiel, das nicht ganz so zufallsanfällig ist, wie viele meinen, noch verbessern und auch auf bgg findet sich kein einziger Beitrag zur Spielstrategie. Ich versuche mich erst mal auf Deutsch.
Ich werde mich mit meinem Beitrag gezielt auf die App beziehen, denn das Spiel in der physischen Version besitzt zwei Möglichkeiten die Schwierigkeit zu variieren.
Das Hauptspielbrett besitzt zwei Seiten, die eine unterschiedliche Anzahl von Wegwerfschalen besitzen, in die unnütze Bohnen bei der finalen Kaffeezubereitung entsorgt werden können. Bei Brettspielwelt hat man sich hier für die einfache Seite entschieden. Diese erlaubt genauere Strategien zur Herstellung homogenerer Kaffees. Während ich mit dem Brettspiel immer die schwerere Seite gespielt hatte, sah ich hier schnell ein, dass die leichte Seite spannender ist. Beim Röstthermometer hat man sich bei Brettspielwelt für die schwere Seite entschieden, bei der in den Crackrunden mehr Rauch in den Kaffee kommt. Auf der App kann man hier nicht umstellen, aber die Designentscheidungen sind hervorragend. Gut gemacht !
Mein Strategiebeitrag wird zweiteilig sein. Zunächst werde ich über einige allgemeine Spielkonzepte schreiben. Im zweiten Teil füge ich die konkrete Spielweise für die wichtigsten Kaffeesorten an.
Bagbuilding
In der App kann jederzeit in den Beutel geschaut werden, was eine genaue Planung mit weniger Aufwand erlaubt. Beim Spiel mit der App führt dies schnell dazu, dass man weniger auf den Gesamtwert der Bohnen achtet, als auf deren genaue Zusammensetzung. Und wir treffen hier auf die erste strategischen Grundlinie des Spiels, nämlich die Bedeutung der 2er Bohne als Basis des Spiels. Eine Bohne mit dem Wert 2 verbrennt in den Crackrunden ohne Behandlung nicht und die Kaffeesorten der ersten Stufen brauchen fast alle genau einen Schnitt von 2 für das optimale Ergebnis und die maximalen Punkte für Homogenität. Viele Entscheidungen mit den Geschmacksplättchen orientieren sich an der 2er Basis. Lediglich bei den Sorten der dritten Stufe verliert diese an Bedeutung.
Geschmacksplättchen
Diese werden genutzt um Sofort-und Tasseneffekte zu erzeugen. Beim Erzeugen von Tasseneffekten lassen rote Plättchen (Körper) zwei Bohnen verschmelzen, grüne Bohnen (Säure) erhalten zwei Bohnen und blaue Plättchen (Aroma) trennen eine Bohne in zwei neue. Alle so behandelten Bohnen werden in der Runde nicht geröstet. Wenn ihr einen bestimmten Kaffee spielt, solltet ihr zunächst schauen, welche Aromen euer Kaffee braucht und wieviele Plättchen jeder Sorte ihr loswerden wollt oder solltet. Besonders wenn ihr von einer Sorte gar keine braucht, ist das wichtig, denn wenn ihr ein Plättchen braucht, kann ein zweites manchmal hilfreich sein, weil es die Chance erhöht eines zu ziehen, während das andere immer unnütz ist. Zwei weitere Aspekte sind von sehr grundlegender Bedeutung. Iht wollt die Anzahl von Plättchen im Beutel möglichst gering halten. Aus diesem Grund solltet ihr blaue Aromaplättchen nach Möglichkeit eher für Soforteffekte nutzen und die Geschmacksplättchen in der Röstphase grundsätzlich in der Reihenfolge Rot - Grün - Blau spielen. Klappt natürlich nicht immer sollte aber ein strategischer Leitfaden sein.
Soforteffekte
Im Gegensatz zu den Tasseneffekten stimmt hier die Balance, denn für alle ergeben sich Gelegenheiten, sie sinnvoll zu nutzen. Wie stark ihr diese nutzen könnt, hängt von der Anzahl eurer Geschmacksplättchen ab, denn zwei Tasseneffekte sind Pflicht. Der wichtigste Soforteffekt ist die Ausmusterung, die ihr eigentlich in jedem Spiel nutzen wollt, aber die Frage des Zeitpunkts ist sehr Interessant. Nutzt ihr den Effekt früh, werdet ihr vermutlich weniger Plättchen eliminieren (ihr zieht zu diesem Zeitpunkt weniger und später kommt noch Rauch ins Spiel), dafür ist danach der Röstvorgang effektiver. Einen besten Zeitpunkt gibt es hier nicht, denn der hängt von vielen Faktoren ab.
- Wie viele schlechte Bohnen hat eure Sorte ?
- Wie zieht ihr die Plättchen ?
- Wie hat sich euer Kaffee in den ersten Runden entwickelt ? Hier braucht ihr etwas Erfahrung.
Bei einem Kaffee mit vielen Fehlbohnen sollte man versuchen effektiv bei der Vernichtung zu sein. Bei anderen Sorten wird man gerne eine frühe Gelegenheit wahrnehmen, wenn da nur vier faule Bohen im Angebot sind. Grundsätzlich ist die vorletzte Runde ein gute Gelegenheit. Die Chance viele Plättchen zu eliminieren ist groß und die Chance in der letzen Runde noch erwünschte Geschmacksplättchen zu ziehen erhöht sich.
"Zwei zusätzliche" und "Zwei Neue" sind ausschließlich Optionen für die sehr starken Sorten und kann dabei helfen ungewünschte Chips loszuwerden und dabei den Röstvorgang effizienter zu machen. "Zwei Neue" spielt man am besten in der ersten oder der ersten Crackrunde.
Zwei aus Fünf hat seinen Wert, weil ein blaues Aromaplättchen benötigt wird und kann früh gespielt werden um den Beutel zu verkleinern oder bei Kaffees mit sehr vielen Fehlbohnen wichtig sein. Es sollten wenige Fehlbohnen auf dem Tisch liegen, direkt gemeinsam mit Ausmusterung in den letzten Runden ist auch sehr effektiv.
Tasseneffekte
Die größte Schwäche des Spiels, denn zwei von diesen sind vollkommen unbrauchbar und können beide sogar schädlich sein. Also Hände weg von der Zusatzbohne und dem Auswahlplättchen. Pappschale und Tausch sind beide absolute Pflicht und eure Strategie mit den Geschmacksplättchen sollte beinhalten, dass ihr diese bekommt. Die richtige Handhabung der Tauschaktion ist dann noch einmal eine Wissenschaft für sich. Dazu vielleicht später noch mehr. Süsse braucht ihr für Sorten der dritten Stufe, kann aber auch bei anderen Kaffees sinnvoll sein, da man hier zwei Bohnenbeeinflussungsaktioen zum Preis von einer bekommt. Hier habe ich in der letzten Runde schon oft noch die Süße genommen, auch wenn ich das eigentlich gar nicht vorhatte, wenn ich noch viele Bohnen beeinflussen mochte.
Der Joker
Was man hat das hat man, scheinen sich viele zu denken und legen bei erstbester Gelegenheit ihre Chips auf die Felder. Tut das nicht, denn der Zeitpunkt macht auch hier einen großen Unterschied. Nur einen Chip hinzulegen macht den Beutel kleiner und ist daher grunsätzlich gut, trotzdem gibt es mehr worüber man nachdenken sollte.
Bei nahezu jedem Kaffee machen 0er und 1er Bohnen bei der Tassenprobe wenig Sinn. Sich den Joker in der letzten Runde zu holen, klingt daher grundsätzlich gut. Natürlich solltet ihr vorher schauen, ob ihr genug der entsprechenden Sorten im Beutel habt für gute Chancen eine solche zu ziehen. Den 1er Chip hat man womöglich schon vorher in einer der Crackrunden abgelegt. Dies bewahrt die Bohne vom Rüsten auf Stufe 3 (Zweierbasis !) und verlkeinert den Beutel. Die Null dann in der Schlussrunde und dann hat man den Joker auch auf der Hand, wenn man ihn wirklich braucht um ihn sofort einzusetzen.
Die Tassenprobe
Spätestens jetzt solltet ihr einen genauen Blick in den Beutel werfen. Welche Bohne ist die Basis eures Kaffees, über die ihr die meisten Punkte für Homigenität erhalten könnt ? Bei den Kaffees der ersten Stufe habt ihr hoffentlich so geröstet, dass dies die 2er Bohne ist Die interessante Frage ist nun wie agressiv ich diese Optimalverteilung angehen soll. Achtet darauf, ob eure Mischung aus sechs oder sieben Bohnen besteht, denn ihr solltet immer versuchen alle verlangten Geschmacksplättchen zu ziehen. Wenn ich zum Beispiel sieben Zweierbohnen habe, 14 Röstpunkte verlangt werden und ich dafür sieben Bohnenplätze habe, soll ich zu Beginn gezogene 1er und 3er Bohnen weglegen ? Durch das Aufnehmen erhalte ich bessere Chancen 14 Röstpunkte zu erzielen, weil es dafür mehr Variationsmöglichkeiten gibt, aber ich verliere Punkte für geringere Homogenität. Ich kann am Ende noch tauschen.
Das hängt zunächst mal davon ab wieviele Bohnen ihr im Beutel habt. Die "Expertenkaffees" der ersten Stufe, die ihr im Expertenmodus als ersten Kaffee erhaltet, lassen sich meist derart reduzieren, dass man zwangsläufig die Optimalpunktzahl erzielen kann, da man öfter ziehen darf, als man Bohnen im Beutel hat. Ist aber zienlich langweilig, weshalb der normale Modus mehr Spaß macht. Wenn die Mischung recht unübersichtlich geraten ist, womöglich eine große Menge an faulen Bohnen enthält und man sich schon zu Beginn entscheidet eine Bohne zu wählen, die für die Optimalpunktzahl für Homogenität nicht gebraucht wird, ist es grundsätzlich besser eine schwächere Bohne zu wählen. Vielleicht ziehe ich nicht alle Geschmacksplättchen und muss am Ende mehr Bohnen aufnehmen. So bleibe ich auch flexibler für den Tausch am Schluss. Es ist aber auch wichtig, den Röstgrad der Mischung im Auge zu behalten, Wenn die Mischung eher schwach geröstet ist, werde ich jede starke Bohne brauchen. Wenn ich im Beispiel oben zwar sieben 2er Bohnen habe, darüber aber nur noch eine einzige 3er Bohne, werde ich die nicht verschmähen, wenn ich sie zu Beginn ziehe.
Ein Spiel auf der schwereren Seite mit weniger Schalen bedeuetet auch, dass man hier viel vorsichtiger sein muss, denn es ist dann weniger planbar und glückabhängiger.
Wenn es zum Tauschen kommt, sind zwei Dinge wichtig. Ihr müsst auf jeden Fall noch drei Bohnen im Beutel haben, bevor ihr zwei Bohnen zurücklegt. Das kann bedeuten, dass ihr nicht alle Plätze in den Schalen belegen dürft, denn das Tauschen bietet grundsätzlich bessere Chancen.
Zurücklegen solltet ihr dann so geschickt, dass die Wahrscheinlich zum Nachziehen der benötigten Bohnen möglichst groß ist. Hier muss man oft einige Fallunterscheidungen durchspielen und dies sind oft die interessantesten Entscheidungen in einem Spiel und es geht dabei jedes Mal um richtig viele Punkte. Denkt daran, dass es auch sehr effektiv sein kann, Fehlbohnen aufzunehmen und schaut, ob ihr bei Abweichung besser über unter dem geforderten Röstgrad liegt. Den Röstgrad exakt zu treffen ist aber eigentlich Pflicht und mit genug Übung schafft man das auch meistens.