Manitoba - DLP Games

  • DLP Games hat seine Essenneuheit für dieses Jahr bekannt gegeben. Es ist ein Spiel mit Thema Indianer (scheint momentan im Kommen zu sein, was gut ist) und ist für 2-4 Spieler. In erster Linie erinnert es mich irgendwo an Orleans mit den Aktionsscheiben, nur, dass diese hier für alle Spieler gelten. Scheint ein interessantes Spiel zu sein, mal sehen wie die ersten Rezensionen nach Essen sind. Kommt auf die Beobachtungsliste von mir. :)


    Hier die Regeln:


    manitoba.pdf


    Und hier ein allgemeiner Überblick:


    Manitoba Spiele


    Aber: So cool ich das Thema Indianer auch finde, das kann irgendwo spielen, und ist nicht Manitobaspezifisch. :)

  • DLP Games hat seine Essenneuheit für dieses Jahr bekannt gegeben. ...

    da ist doch noch eines, oder?

    Valparaiso: Valparaíso Spiele

    Regeln: valparaiso_den.pdf

    Autoren: Louis & Stefan Malz
    Illustrationen: Michael Menzel

  • Danke für die Info. Spricht mich an, sehe ich mir genauer an.

  • Natürlich wieder mal ein Eurogame mit Illustrationen von Dennis Lohausen... da geht man auf Nummer sicher.


    Auf den ersten Blick gibt es zwar bei Manitoba leichte thematische Überschneidungen mit "Wendake" (Ressourcen sammeln, Totem bauen, etc.). Nach einem ersten Blick in die 14 Seiten Regeln hat das Spiel vor allem einen besonderen Kniff bei der Aktionsauswahl: Durch die Auswahl einer bestimmten aktiven Aktion aus einem Stapel von "Aktionsscheiben" bestimmt der Spieler die Auswahlmöglichkeiten der weiteren passive Aktion. Ansonsten gibt es die üblichen Leisten, die für Punkte/Boni erklommen werden wollen ("Visionspfade") sowie Zielwertungen auf der Basis zufälliger Plättchen am Ende bestimmter Runden.


    Das bisher beste, was diese Autoren fabriziert haben, scheint allerdings "Historia" zu sein, d.h., da ist auch noch Luft nach oben. Für einen Blindkauf auf der Messe für 45€ ist es für mich jedenfalls noch etwas früh, lasse mich aber gerne überzeugen.

    “Truly I was born to be an example of misfortune, and a target at which the arrows of adversary are aimed.” ― Miguel de Cervantes Saavedra, Don Quixote

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    Brettspielen am Freitagabend nördlich von Frankfurt/Main: Spieletreff Petterweil

  • Habe mir die Regeln durchgelesen - mit Alitplano oder Orleans hat das Spiel absolut gar nichts zu tun - außer im gleichen Verlag zu erscheinen. Ein Fest für Freunde der Siegpunktoptimierei, sehr mechanisch, auch wenn die Aktionswahl neu und interessant gelöst wurde. Das allein macht das Spiel für mich aber noch nicht erwerbenswert, v.a. nicht zum neuen Standardpreis von 50 Euro. Ich werde es aber gerne irgendwann mal mitspielen.

  • Das interessante an Manitoba ist sicher die Art wie man die eigene Aktion wählt und damit gleichzeitig bestimmt, welche Möglichkeiten den Mitspielern als passive Aktion zur Verfügung steht.

    Da sich der Aufbau des Totems in einer Runde vollständig ändern kann (und damit zwar nicht die eigene Wahlmöglichkeit einschränkt, wohl aber die Entscheidung erschwert, welche Aktion man tatsächlich wählt) ist ein Vorausplanen recht schwierig möglich. Aber gerade diese Entscheidung macht den Reiz des Spiels aus!


    Zum Preis: Man sollte, denke ich, berücksichtigen, dass dlp games ein recht kleiner Verlag ist, der Spiele mit moderaten Auflagen herausbringt. Eine Quersubventionierung der Spiele kann hier nicht stattfinden.

  • Zum Preis: Man sollte, denke ich, berücksichtigen, dass dlp games ein recht kleiner Verlag ist, der Spiele mit moderaten Auflagen herausbringt. Eine Quersubventionierung der Spiele kann hier nicht stattfinden.


    Das ist Humbug, denn nach dieser Argumentation müssten die Spiele von z.B. Asmodee ja sehr viel günstiger sein.


    Jeder Verlag legt seine Preise mit Blick auf den Wettbewerb an. Als Verbraucher bleibt einem nur, mit dem Geldbeutel abzustimmen - an Alternativen mangelt es gerade in unserem Konsumsektor wahrlich nicht!

  • Das ist Humbug, denn nach dieser Argumentation müssten die Spiele von z.B. Asmodee ja sehr viel günstiger sein.

    Nein, natürlich müssten sie nicht sehr viel günstiger sein. Vielmehr denke ich, dass sie günstiger angeboten werden könnten.

    Und diese Möglichkeit haben Klein(st)verlage eben nicht.

  • Jeder Verlag legt seine Preise mit Blick auf den Wettbewerb an.

    Grundsätzlich legt jeder Verlag seine Preise zunächst einmal mit Blick auf die Herstellungskosten an.


    Größere Verlage achten zusätzlich noch auf den Wettbewerb. Für kleine Verlage ist der Wettbewerb weniger wichtig (wenn auch natürlich nicht unwichtig).

  • Wie bei den (meisten) Kanadiern üblich, ist die Kritik in den beiden Beiträgen sehr freundlich formuliert. Von einer "Beschwerde" über eine "unsensible und falsche Behandlung des Themas" lese ich da nichts. Auch nicht in den comments zu pics oder Ratings. Übertreibt da mein geschätzter Zauberer-Kollege vielleicht etwas? ;)

  • Es gibt eine zweiseitige Diskussion unter dem Blogpost von Eric Martin, in dem die dlp-Spiele gesammelt angekündigt werden.


    Aber offenbar ist es einfacher, mir eine Fehlinformation o.ä. zu unterstellen. ;)


    Nö, einfacher wäre gewesen, gleich den entsprechenden Fred zu verlinken! :rolleyes:

    Hop Around the World with DLP Games Thanks to Valparaíso, Manitoba, and Altiplano: The Traveler | BoardGameGeek News | BoardGameGeek


    Das ist mal wieder der übliche Sturm im Wasserglas. Erst regen sich ein paar Leute darüber auf, dass das Produktfoto rote Meeple im Vordergrund zeigt. Als nach zig Beiträgen klar ist, dass es sich nicht um die stereotypische Rothaut, sondern eine Spielerfarbe handelt, dreht der Fred auf das immer gleiche Rumgehacke, dass man die speziellen Belange der thematischen Vorlage doch so völlig falsch und verdreht dargestellt habe. Mich langweilen diese Befindlichkeiten extra wichtiger Leute, die offensichtlich keine ernsthaften Probleme sehen und sich stattdessen lieber an "falschem historischen Kontext in Brettspielen" aufgeilen.

  • Aus meiner Sicht ist das alles kein Grund, sich mit Schaum vor dem Mund aufzuregen, und wer das tut, eventuell gar Rassismus unterstellt, der macht sich nur lächerlich.


    Allerdings spricht es nicht gerade für ein besonders thematisches Spiel, wenn ich lese, dass die Indianer in dieser Region keine Totem-Pfähle kannten oder keinen Federschmuck auf dem Kopf hatten. Das sind Sachen, die ein Redakteur oder Autor auch leicht hätten herausbekommen können, wenn sie wirklich an dem Thema interessiert gewesen wären, anstatt das "Thema" Euro-typisch einfach nur irgendwo drüber zu stülpen. Das senkt die Wahrscheinlichkeit für einen Kauf für mich dann doch ein gutes Stück, denn es gibt schließlich genügend Euros, die mechanisch gut und thematisch akkurat sind.

  • Da wurde bei Wendake etwas mehr recherchiert und auch als Beiheft alles erklärt.

    Und es wurde ausdrücklich auf die künstlerische Freiheit hingewiesen, dass die Spielmechanik der Historie vorsteht.

    Das finde ich sehr gut gemacht ??

  • Nö, einfacher wäre gewesen, gleich den entsprechenden Fred zu verlinken!

    Ja, es ist für einen selbst immer leichter, jemand anderen zu schicken, nicht wahr? ;)


    Ich fand einen Beitrag recht zutreffend: Die Verlage wollen mit der "Geschichte" eines Volkes/einer Gegend Geld verdienen, nutzen aber nur Stereotypen/gar keine Recherche bei der Ausarbeitung.


    Wie wär das eigentlich in Deutschland, wenn man (willkürliches Beispiel) ein Spiel über Nordsee-Deichbau und passionierte Teetrinker in Bayern machen würde - regt Euch mal nicht so auf?

  • Wie wär das eigentlich in Deutschland, wenn man (willkürliches Beispiel) ein Spiel über Nordsee-Deichbau und passionierte Teetrinker in Bayern machen würde

    In meinem Falle ziemlich ähnlich wie hier bei Manitoba nach meinem ersten Eindruck auch: Ein schwaches Thema durch schlechte/schlampige/unzureichende Recherche bzw. fehlende Liebe zum Detail durch Autor und Verlag zieht ein Spiel runter. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.


    Wenn das Spiel ansonsten super ist, ist sowas noch kein KO-Kriterium, aber wenn sonst alles gleich ist, werde ich andere Spiel mit stärkerem Thema vorziehen.



    EDIT: Für mich ist der entscheidende Punkt bei Diskussionen wie dieser, ob man dem Verursacher sofort Böswilligkeit unterstellt (alles was in Richtung Rassismus oder sonstigen -ismen geht) oder ob man die in aller Regel naheliegendere Erklärung schlechter handwerklicher Arbeit (hier: fehlende Recherche) bereit ist zu akzeptieren. Auf englisch auch als Hanlon's Razor bekannt: "Never attribute to malice that which can be adequately explained by incompetence." Kann ich nur empfehlen. Hilft sehr, sowas entspannter und ohne Schaum vor dem Mund zu diskutieren... :)

  • Der etwas aufschlussreichere Link dürfte der hier sein, wo sich auch einer der beiden Autoren meldet:


    Cover art confusion | Manitoba | BoardGameGeek


    Zitat von Remo Conzadori

    my design has never mentioned the Cree. I worked on a stack of wooden discs and exploitation of the land during a vintage. the Native American setting was just sketchy, the final setting is out of my control


    Das ist schon wirklich extrem fahrlässig / ignorant seitens des Verlags. Wenn man schon einen Namen wählt, der zwar cool klingt, aber an den man (ich) nun wirklich nicht als erstes denkt, wenn man an nordamerikanische Ureinwohner denkt, dann sollte das schon halbwegs passen.

  • Danke für den Link. In meinen Worten: "Das Setting/Thema habe ich nicht recherchiert, den Verlag hat's auch nicht wirklich gekümmert, es sollte wohl nur hübsch aussehen, und das ganze Drumherum ist mir eigentlich auch völlig egal."


    Au weia. Das kann man natürlich so sehen, und ich kenne auch Spieler, die damit null Probleme hätten. Aber für mich rutscht Manitoba damit weit runter in der Habenwollen-Liste. Wer als kreativer Mensch so schlampig mit dem Thema umgeht, wer so wenig Liebe zum Detail bei seinem Produkt zeigt, der produziert nach meiner Erfahrung normalerweise nur Werke, die in wenigen Jahren vergessen sind. Nach ganz oben kommt man so nicht.

  • Da muss ich dem Metalpiraten widersprechen, wenn er mit "kreativer Mensch" den Autor des Spiels meinst. Der hat nämlich bestenfalls ein "Vorschlagsrecht" beim Thema eines Eurogames. Entschieden wird das Thema vom Verlag, also könnte man vielleicht dem zuständigen Redakteur/Produktmanager/Verlagsinhaber diesen Vorwurf machen. Aber selbst das halte ich für übertrieben, denn "Liebe zum Detail" zahlt sich in der schnellstlebigen Welt der Brettspiele nur sehr selten aus. Entweder das Spiel selbst taugt was, dann verzeihen die Spieler auch thematische Unstimmigkeiten oder es taugt nichts. Dann hilft auch die tollste Recherche zum Thema nichts. Das Spiel wird untergehen.

  • Ich meine das ganze kreative Team, das hinter dem Spiel steht, auch weil die einzelnen Verantwortlichkeiten nicht exakt geklärt werden können. Autor, Redakteur, Verlagschef, Grafiker -- alle, die da mitreden und beteiligt sind. Von denen hat offensichtlich niemand es für nötig gehalten, ein bisschen näher das Thema zu recherchieren. Das finde ich sehr schwach.


    Das wäre für mich noch okay gewesen, wenn das Spiel thematisch ebenso oberflächlich geblieben wäre. Man denke z.B. an diverse Knizia-Sachen. Aber wenn man in der eigenen Spielbeschreibung/Pressemitteilung in der Prärie-Provinz Manitoba nicht exisitierende "majestic mountains" erwähnt und dazu das Leben der Cree-Indianer thematisiert, dann erwarte ich bessere Recherche. Dann darf vor allem auch nicht ein Totem ein zentrales Spielelement sein, wenn das den Cree unbekannt war. Entweder Manitoba und Cree weglassen, dann reichen mir auch diffuse Indianer-Klischees, oder alternativ konkret werden, aber dann muss man das Ganze besser recherchieren. Das Spiel irgendwo anzusiedeln, wo es nicht passt, ist jedenfalls schlampige Arbeit.


    Das betrifft für mich auch den Autor. Auch wenn der im Prinzip nur den Mechanismus an den Verlag verkauft und Thema/Setting sowie die gesamte Grafik vom Verlag kommen (wenn es denn stimmt, was man immer so hört und liest), so wird ein vernünftiger Redakteur oder Grafiker es doch zumindest dankbar annehmen, wenn der Autor das Thema gründlich recherchiert hat und da sachdienliche Hinweise geben kann.

  • Also ich halte mal fest:


    Grafik gefällt mir und auch der im Spiel steckende Mechanismus klingt interessant.


    Thematisch ist das Spiel also ein Klops. Nichts passt zusammen. Wigwams gibt es in Manitoba nicht, gleiches gilt für Wampums und erst recht für Totems. Das mit den Bergen, nuja Schwamm drüber.

    Da das Totem nun der Hauptmechanimus ist, müsste man das Spiel folglich British Columbia nennen, oder lyrischer Be a part of the Nordwestküstenindianer. :)


    BTW: Wer irgendwann mal in Britisch Columbia sein sollte (kann ja passieren): man kann in Vancouver im Stanley Park ganz tolle Totems sehen (am besten den Park mit dem Fahrrad erkunden) und auf Vancouver Island gibt es mit dem Museum in Victoria (das ist die Hauptstadt von BC), ein ganz hervorragendes Museum zur indigenen Kultur an der kanadischen Westküste. Nur mal so als Reisetipp... :)

  • Da muss ich dem Metalpiraten widersprechen, wenn er mit "kreativer Mensch" den Autor des Spiels meinst. Der hat nämlich bestenfalls ein "Vorschlagsrecht" beim Thema eines Eurogames. Entschieden wird das Thema vom Verlag, also könnte man vielleicht dem zuständigen Redakteur/Produktmanager/Verlagsinhaber diesen Vorwurf machen.


    Das kommt aber auch auf den Autor an und was für einen Vertrag du unterzeichnest. Ich erinnere mich beispielsweise dunkel, dass malzspiele sich da ein klares Mitspracherecht zusichern lässt, aber vielleicht habe ich das auch falsch im Ohr.

  • Ich glaube nicht, dass zwei Autoren ohne nennenswerte Vorleistungen (kein Spiel über Durchschnittsnote 7 bzw in den Top-1000 bei BGG) da irgendwelche größeren Ansprüche anmelden können, aber wenn der Verlag ein vorgeschlagenes Thema so akzeptiert und der Autor mit viel Detailwissen zum Thema ankommt, dann kann ich mir schwerlich vorstellen, dass ein Redakteur bzw. Grafiker da nicht darauf zurückgreift. Warum sollten die auf unpassenden Standard-Klischees bestehen, wenn sie's besser wissen? Die müssten doch eigentlich froh sein, wenn sie nicht selbst recherchieren müssen. Diskussionen über solche Themen will doch ein Verlag auch nicht haben. Klar, irgendwo gilt auch "Hauptsache, dass darüber geredet wird", aber wenn ein Thema erwiesenermaßen schlampig recherchiert wurde, dann ist das unter dem Strich doch auch eher negativ für alle Beteiligten.

  • Eieiei. Sorry, die ganze Aufregung wegen ein paar Totems und die hieraus fragwürdige Ableitung, dass es sich dadurch um ein dürftiges Spiel handeln soll, halte ich doch für sehr weit hergeholt.


    Da kratze ich im Vergleich zu manchem Insider hier wirklich nur an der Oberfläche, doch sind mir nur schon größere Gurken in jünsgter Vergangenheit hier bzgl. thematischer Umsetzung unter die Finger geraten- bestes Beispiel die Crusader Kings Kampagne, in welcher ganze Landstriche zeitlich und örtlich verhunzt worden sind. Beim Bierholen außerhalb der britischen Industriestädte in und um Birmingahm herum (also in der thematisch exlusiven Frischwasserregion) regt sich niemand so sehr auf, als bei Manitoba wegen der paar Totem(pfähle). Der Gebruder Leichtmatrose vermutet bei nem Indianerspiel einfach mal sowas und stellt das nicht bzgl. regionaler Besonderheiten auf den Prüfstand. Soviel political correctnes ist doch langsam krankhaft, dass man deswegen das Spiel schon wieder abwertet. Manmanman, das ist hier schon grotesk und bissl dekadent, wie hier von so manchem Etablierten in das Rohr der Weisheit geblasen wird, dass es "in Hund mit zamst dor Hütt schüttelt" (erzgebirgische Redensart, die den Grad des blossen Kopfschüttelns noch steigert).


    :pfeife:

    habe die Ehre *hutzieh*

  • Niemand hat gesagt, dass das Spiel an sich deswegen dürftig ist. Aber weniger interessant.


    "Wegen ein paar Totems" ist schon arg ignorant. Ich empfehle die Lektüre der sehr sachlichen und differenzierten Beiträge im oben verlinkten Beitrag. Dort finden sich auch einige für Europäer nachvollziehbare Analogien, die den Grad der Verfälschung, die ja komplett ohne Not geschieht, gut verdeutlichen. Kaum jemand unterstellt DLP dort Rassismus oder ähnliches, eher Dummheit und Faulheit.