Beiträge von Fluxx im Thema „Ein Spiel mit eigenem Regelwerk "zweckentfremden" bzw. verändern?“

    Ich bin ganz überrascht zu lesen, dass eventuell nicht jede Gruppe selbstverständlich so spielt, wie es ihr am meisten Spaß macht.

    Wenn du es so formulierst, wirkt es sehr trivial. Aber das setzt zum Einen voraus, dass Alle in der Gruppe die gleichen Vorlieben haben und zum Anderen das man da immer so den Durchblick hat, das eine bestimmte Veränderungen das Spiel für einen persönlich besser macht. Manchmal hat man das Gefühl, dass etwas nicht perfekt ist an einem Spiel, hat aber keine Idee, wie es besser geht.


    Klar gibt es sicher bei Vielen Punkte, die automatisch sind.
    - Wenn du keine versteckten Siegpunkte magst, dann prüfst du automatisch, ob irgendetwas dagegen spricht diese offen zu halten.
    - Wenn du gerne draftest, wirst du immer, wenn Karten ausgeteilt werden, darüber nachdenken, diese zu draften.
    - Wenn dir schnelles Spiel unheimlich wichtig ist, wirst du bei jedem Spiel den GameCube griffbereit haben
    - ...


    Aber bei anderen Sachen ist das weniger einfach. Wenn ich beim ersten Spiel das Gefühl habe eine bestimmte Strategie ist schlecht austariert, kann das auch ein Trugschluss sein. Wenn ich da sofort anfange irgendwelche Kosten zu ändern, kann das stark nach hinten losgehen.
    Wenn man häufig in wechselnden Gruppen spielt, möchte man evtl. nicht jedesmal vorher über die Regeln diskutieren. (Wer mal Doppelkopf gespielt hat, weiß wovon ich rede...).

    Unsere größte Veränderung war damals bei Descent. Uns hat es genervt, dass die Waffen am Ende viel zu gut war. Oft kam der Endboss gar nicht zum Zuge, da ein gut gewürfelter Angriff eines Helden schon ausreichte ihn zu töten - spätestens, wenn dann alle Helden draufhauen, war es aus. Also haben wir an den Lebenspunkten der Monste etwas gedreht. Zum Ausgleich haben wir die Helden auch etwas gestärkt, so dass sie die ersten Räume besser überstanden. Das war dein eine kleine Spirale, die aber dazu führte, dass nachher alle glücklich waren und uns das Spiel mehr Spaß gemacht hat. Wir haben uns ca. ein halbes Jahr lang zu dritt fast jeden Sonntag getroffen und Descent gespielt. (Irgendwann kam D&D 4.0 raus und wir haben lieber das gespielt.) Als ich dann umgezogen bin und mit anderen Spielern das ausprobiert habe, habe ich dann festgestellt, dass das nur bedingt gut geklappt hat. Z.T. waren unsere Regeln unnötig kompliziert bzw. waren nur als Gesamtpaket gebalanced - wenn man dann z.B. ohne Verratspunkte spielen wollte, brach das Ganze zusammen. Zum Anderen waren einige Anpassungen wohl auch sehr auf unseren Spielstil ausgerichtet. Die andere Gruppe hatte aber auch nicht genug Spaß an dem Spiel um sich die Mühe zu machen die Hausregeln für diese Gruppe anzupassen.


    Ich habe pinzipiell keine Probleme mit so Anpassungen. Gelegentlich passiert es mal, dass ich Wenigspielern ein Spiel beibringe und dazu sage "Wenn ihr das mal mit jemand anderem als mit mir spielt, passt auf, da ist eine Regel anders." Das passiert aber eher selten.


    - die ganze Gruppe muss einverstanden sein


    - man muss das Spiel oft genug spielen, das sich das lohnt (vorher ein paar mal um zu merken, ob es wirklich nötig ist was zu ändern und danach muss die Regel getestet und neu angepasst werden)


    - man muss das Spiel überwiegend mit den gleichen Mitspielern spielen, evtl. ist es sehr schwer sich umzustellen, wenn man in einer anderen Gruppe spielt, die die Hausregel ablehnt.


    - das Spiel muss dafür geeignet sein. Ich behaupte mal, dass es bei dem typischen Euro-Spiel seltener vorkommt - da baut man mal einen extra Draft ein oder ändert den Kaufpreis einer einzelnen Karte, aber man ändert selten was massiv an den Regeln. Bei typischen Ami-Spielen hat man da oft mehr Stellschrauben, da die Mechanismen oft weniger verzahnt sind bzw. eh mehr Sonderregeln existieren. Da kann man sich schon mal zimlich austoben und das Spiel verkraftet das.