Beiträge von MetalPirate im Thema „Kennerspiel des Jahres 2017 - Alljährliche Ratestunde“

    Gemeint war: die nominierten Spiele interessieren mich nicht. "Plättchenlegen für Geländeplaner" - gähn. Magic Mace ist bestimmt gut, aber ich hasse Spiele auf Zeit. Wettlauf nach Eldorado - gut, das würde ich schonmal ausprobieren, wenns jemand voschlägt. Und von der der Empfehlungsliste interessiert mich maximal Fabelsaft. Ich gehöre da wohl nicht mehr ganz zur Zielgruppe des SdJ.

    Ich würde das ein wenig entspannter sehen. Dass irgendwas einsteigerkompatibel ist, heißt ja nicht zwingend, dass Spieler, die üblicherweise anspruchsvollere Spiele bevorzugen, nicht auch daran Spaß haben können. Es ist sicher nicht der Regelfall unter den Rot-Pöppel-Sachen, aber gelegentlich gibt es Spiele, die für beide Gruppen gleichermaßen gut funktionieren, und diese Spiele landen dann natürlich in der roten Gruppe (= SdJ-Hauptpreis) und nicht beim Anthrazit-Pöppel (= Nebenpreis mit deutlich geringerer medialer Aufmerksamkeit).


    Bei solchen übergreifenden Sachen kann dann auch die Anthrazit-Plus-Fraktion (wie du und ich und vermutlich viele andere Leser hier) mal etwas genauer hinschauen; es könnte sich lohnen. Imhotep im letzten Jahr war so ein Fall und Wettlauf nach El Dorado ist es ebenso. Es ist kein Zufall, dass das hier im Tippspiel so häufig als Kandidat für eine KSdJ-Nominierung genannt wurde. Ich persönlich hätte es gerne ein Stückchen interaktiver gehabt, aber Wettlauf nach El Dorado kann ich bedenkenlos empfehlen. Auf dem Spieletreff habe ich es auch zweimal erklärt und es ist beide Male gut angekommen.

    Davon abgesehen sieht es so aus, als ob sich die Verfügbarkeit des Spiels möglicherweise verbessrert, bei der Spieleofensive kann man es bereits vorbestellen, Verfügbarkeit Ende Mai: Terraforming Mars (dt.) Spiel | Terraforming Mars (dt.) kaufen

    Oha. Welch eine "zufällige" Koindizenz. Da könnte man fast auf die Idee kommen, dass die SdJ-Jury dem Schwerkraft-Verlag signalisiert hat, er sollte für eine mögliche Nominierung sein Vertriebsmodell ändern...

    Wo steht das?

    Wurde weiter oben (Beitrag 51) schon verlinkt:

    hier: FAQ | Spiel des Jahres e.V. unter dem Punkt Kann tatsächlich jedes Spiel den Hauptpreis bekommen?


    EDIT: Beim Zitieren geht offensichtlich der Link kaputt. Hier ist er: FAQ | Spiel des Jahres e.V.
    "Das Spiel muss zum Zeitpunkt der Bewertung im Mai im Einzelhandel erhältlich sein. Prototypen, Handmuster oder Kleinstauflagen bewertet die Jury nicht."

    Ich finde die Regel von GWT sehr gelungen. Eggertspiele macht da eigentlich immer gute Arbeit. Viel besser hätte man das nicht strukturieren können. Und trotzdem sind es 16 eng beschriebene Seiten im großen Quadratschachtelformat. Das ist eine Menge Holz incl. einiger Sonderregeln und unintuitiver Details (wie: alle Erträge sind optional, nur Geld nicht, das muss man nehmen). Der Einstieg ist definitiv sehr anspruchsvoll.


    Terraforming Mars hat ein paar unglückliche Lösungen wie "max" bei Höchstwerten ohne entsprechendes "min" bei Mindestwerten oder beim ersten Lesen schwer verständliche Teile der Spielregel (wie die kombinierte Beschreibung der Nutzung von Basis- und Fortgeschrittenen-Konzernen, die man problemlos hätte entflechten können), aber regeltechnisch ist das so viel leichter, dass ich die Einstufung als "anspruchsvoll" (ohne "sehr" davor!) absolut nachvollziehen kann.

    Wo steht das GWT nicht auf der Nominierungsliste steht, weil es "zu komplex"
    ist?

    Seit Bestehen des KSdJ-Preises war für alle Spiele, deren Einstiegshürden als "sehr anspruchsvoll" klassifiziert wurden -- und das sind so ziemlich alle herausragenden Expertenspiele der letzten Jahre -- beim Erreichen der Empfehlungsliste Schluss. In den Empfehlungslisten waren immer 1-2 dieser Spiele. Unter den Nominierten noch nie eines.


    Dass ein Spiel mit "sehr anspruchsvoll" bei "Einstieg" nicht nominiert werden kann, ist nirgens als offizielle Regel so festgeschrieben, aber diese Interpretation liegt nach einigen Jahren Kennerspiel-Preis absolut nahe.

    Räuber der Nordsee (bzw. Raiders of the North Sea; ich war Unterstützer der ersten KS-Kampagne) überrascht mich. Das ist das erste Mal in den letzten Jahren, das ich ein KSdJ-nominiertes Spiel wirklich für handwerklich schlecht gemacht halte. Das fand ich nur im ersten Spiel gut, danach immer schlechter, so dass ich es längst verkauft habe. Für mich hat das Spiel ein paar Design-Fehler: (Link), Punkt 3.


    Dass es Terraforming Mars auf die Nominierungsliste geschafft hat, freut mich. Für mich das Top-Spiel des letzten Jahrgangs. Aber auch das ist überraschend, weil sowohl Räuber der Nordsee als auch Terraforming Mars nur in wenigen Geschäften und im Internet nur beim Verlag selbst zu bestellen sind. Da ist die Jury offensichtlich von ihren eigenen Regeln, zumindest mal von deren bisheriger Interpretation, ein gutes Stück abgewichen.


    Für mich ist die Exit-Reihe jetzt der Favorit. Warum? Es ist massenkompatibler, und, wenn man ehrlich ist, hat Terraforming Mars im Bereich der Grafik und Handhabbarkeit doch ein paar Schwächen. Dazu die schlechtere Verfügbarkeit auf dem Markt und Exit muss jetzt als Favorit gelten.

    Das Spiel hat deutlich mehr Spieltiefe, als man das anfangs vermutet. In diesem Punkt scheinen wir uns ja zumindest einig zu sein.

    Ja, da sind wir uns einig. ;)


    Beim aktuellen Angebotspreis in der SO kann ich auf jeden Fall den Kauf empfehlen, wenn man von einem Spiel nicht verlangt, dass es mindestens 12 Seiten Anleitung haben muss, um gut zu sein. Ich war sowieso schon immer der Meinung, dass Deck Building eigentlich ein idealer Mechanismus ist, um ein Spiel zu entwickeln, dass verschiedene Klassen von Spielern von Wenig- bis zum Vielspieler gut zusammen spielen können. Im Gegensatz zum Kartendrafting- oder gar Würfelspiel ist's nämlich mit der Berechenbarkeit beim Deck Building sehr schnell vorbei. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, eine jetzt gekaufte Karte in den nächsten drei Zügen zusammen mit einer bereits im Deck vorhandenen Karte auf die Hand zu bekommen? Nur noch mit Simulationen berechenbar. Im Kopf? Keine Chance! Das bringt die verschiedenen Gruppen dann wieder zusammen, da gibt auch der größte Grübelfreund schnell auf und gibt sich mit der "jo, könnte klappen"-Intuition zufrieden. Clank wie auch El Dorado haben viele Jahre nach Dominion meine These vom Marktpotenzial bewusst leichtgewichtiger Deckbuildingspiele mit gut umgesetzten Thema endlich bestätigt.

    auch bei Dominion wurde die "richtige" Interaktion erst mit den Erweiterungen ins Spiel gebracht.

    Stimmt nicht so ganz. Hexe oder Miliz waren schon im Grundspiel drin.


    Ich finde es eigentlich immer schade, dass EL DORADO immer "nur" mit Dominion verglichen wird.
    Für mich ist es das perfekt hergebrochene LEWIS & CLARK. Das umschreibt den Titel eigentlich umfassender.

    Ich stimme dir völilg zu, dass Lewis & Clark teilweise ein Stückchen näher drin ist, insbesondere bei Kombination aus Rennspiel und Deck Building. Auf der anderen Seite ist bei Lewis & Clark noch eine ganze Menge Zeugs an das Deck Building dran gebaut, während Dominion wie auch El Dorado relativ puristische Deckbauspiele sind. Und nicht zuletzt ist Dominion als Vergleich auch deshalb gut geeignet, weil es deutlich bekannter ist als Lewis & Clark.

    Jo. Ziemlich "situativ". Im Sinne von: "eher selten, sehr selten". ;) Wenn ich im Mehrspielerspiel einen schlechten Zug mache, nur um einem anderen zu schaden, dann profitiert dadurch in aller Regel nur ein Dritter.


    Konkret zum Kapitän: Eine Karte mit drei Paddeln mag vielleicht auf dem einen oder anderen Parcours sehr nützlich sein, vor allem weil der Kapitän die einzige blaue Kaufkarte ist, aber man braucht bei El Dorado eigentlich nichts wirklich zwingend. Es gibt immer mehrere Wege zum Ziel, seien es schlicht Umwege, seinen es die Joker-Karten (Tausendsassa, Abenteurer, Propellerflugzeug), seien es Aktionsaktion wie der Ureinwohner für besonders fiese Hindernisse, oder seien es die Höhlenplättchen. Meiner Meinung nach zeichnet es das Spiel auch aus, dass es immer mehrere Wege zum Ziel gibt, was in diesem Falle sogar wortwörtlich passt. Aber was auf der einen Seite eine klare Stärke ist, begrenzt auf der anderen Seite natürlich auch das Blockade-Potenzial.


    Heute abend wieder El Dorado gespielt. Das Spiel ist wirklich empfehlenswert für alle, die es schätzen, wenn ein Spiel aus relativ wenig Spielregeln eine relativ hohe Spieltiefe herausholt. Für mich auch ein KSdJ-Kandidat, weil es einfach in sich sehr schön "rund" läuft. Auf den zweiten (!) Blick ist der sicher zu hörende Vorwurf "alles schon da gewesen" so auch nicht ganz richtig. Da sind schon ein paar entscheidene clevere, besondere Design-Kniffe drin, z.B. dass Karten nicht "zusammengelegt" werden dürfen, um starke Hindernisse zu überwinden; dann braucht's eben die 3er-Karte (oder höher). Auch dass die oberen beiden Kartenreihen erst "freigeschaltet" werden müssen, ist mir so von keinem anderen Spiel bekannt.


    Trotzdem hätte El Dorado von mir aus ruhig noch ein bisschen direkte Interaktion dabei haben können. Nur Blockade beim Wettrennen ist ein bisschen wenig, vor allem wenn die Spieler in sehr unterschiedlichem Maße auf Deck Building vs. Sprint setzen. Dann geht's ja effektiv nur noch darum, ob die langsam startenden Deckoptimierer die Sprinter noch vor der Ziellinie einholen oder nicht. Bei so einem Spielverlauf wird ja nicht mehr groß hin- und her-überholt.

    Du findest El Dorado interaktionsarm?

    Ich persönlich mag es lieber etwas interaktionsreicher. Aber das macht das Spiel nicht schlecht; es ist schließlich eines von meinen drei Tips für die SdJ-Nominierung.


    Was gibt's denn an Interaktion bei Wettlauf nach El Dorado? (A) Man darf nicht auf besetzte Felder ziehen, (B) wenn man die letzte Karte eines der unteren (kaufbaren) Stapels kauft, gibt man dem nächsten die freie Auswahl auf alle Stapel, und (C) nur drei Karten pro Kaufstapel, wenn weg, dann weg (für die Variante mit Höhlen gilt ähnliches für die vier Höhlenplättchen pro Höhle). Habe ich etwas vergessen? Das ist nun wirklich nicht so viel.


    Unter den neueren Spielen deutscher Verlage und Autoren steht da Wettlauf nach El Dorado aber beileibe nicht allein, da gibt's irgendwie allgemein eine (mir etwas rätselhafte) Tendenz zu relativer Interaktionsarmut, gerade im Vergleich zu aktuellen amerikanischen Strategiespielen.

    @PeterRustemeyer: Wenn du nicht bei Nummer 10 (Cottage Garden, 8 Stimmen) die Liste willkürlich abgehackt hättest, sondern die anderen Spiele auf Platz 10 mit ebenso 8 Stimmen auch noch mitgenommen hättest, dann wären da mit Orakel von Delphi, (Wettlauf nach) El Dorado und Mea Culpa durchaus noch zwei bis drei weitere Titel dabei gewesen, die meiner Meinung nach auch in der Verlosung drin sind und dabei gewisse Chancen auf eine Nominierung haben.


    Im Übrigen wäre ich nicht überrascht, wenn noch neuere Titel bei den Nominierungen auftauchen würden. Valletta, Frogriders, Yamatai, etc. Die Abstimmung hier wurde relativ früh gestartet und berücksichtigt diese Titel (noch) nicht entsprechend. Auch das gerade erst veröffentlichte Wettlauf nach El Dorado wäre sonst wohl in den Top-10 hier drin. Wenn das ein Stückchen weniger interaktionsarm wäre, wäre es sonst vermutlich ein sehr guter Kandidat für eine Nominierung.



    EDIT: Jetzt habe ich auch mal meine drei Tips abgegeben: Ulm, Wettlauf nach El Dorado (jetzt 9 Stimmen), Yamatai (nette Aufmachung gibt bei der SdJ-Jury viele Punkte, siehe z.B. Elysium-Nominierung)

    Die SdJ-Jury will Nicht- und Wenig-Spieler zum Spielen bringen. Das ist die Idee der Preise.


    Die Verlage zahlen für die Verwendung der Logos, die Geschäfte legen sich die Spiele in die Regale, die Kunden kaufen es wie blöde, weil das Logo drauf ist. Alle profitieren. Das ist das Geschäftmodell der Preise.


    Das Ganze läuft seit Jahrzehnten sehr, sehr erfolgreich. Die SdJ-Jury wäre doch bescheuert, irgendetwas fundamental daran zu verändern. Der KSdJ-Preis bekommt doch auch so schon weniger mediale Aufmerksamkeit (in den Massenmedien, nicht in den Freak-Foren!) als die blau- und rot-ausgezeichneten Preisen. Ein "Expertenspiel-Preis" über dem Kennerspiel-Preis wäre innerhalb dieses Geschäftsmodells eine Totgeburt. Das mag man blöd finden, aber so isses nun mal.

    Wenn die Jury diese Einschätzung halbwegs teilt, bekämen wohl beide einen Platz auf der der Empehlungsliste des KSDJ, allerdings nicht mehr (da zu komplex für eien Nominierung).

    ...was aus meiner Sicht auch völlig in Ordnung so wäre und für beide Spiele auch ein sehr schöner Erfolg, insbesondere für Terraforming Mars, dessen Autor und Originalverlag (Fryx Games) bis vor einem Jahr nur die absoluten Experten kannten.


    (Aber, wie oben schon mal gesagt, sehe ich bei Terraforming Mars die begrenzte Marktverfügbarkeit als gravierenden Minuspunkt, der eigentlich jegliche KSdJ-Auszeichnung verhindern müsste -- und zwar im Rahmen der klar definierten KSdJ-Kriterien auch völlig zurecht. Selbst wenn es für mich das beste Spiel des Jahrgangs ist. Aber dafür gibt's ja dann die DSP-Wahl.)

    In den SdJ-Kriterien spielt Verfügbarkeit im Markt eine gewichtige Rolle. Weil es Terraforming Mars in der deutschen Version aber nur beim Schwerkraft-Verlag direkt zu bestellen gibt und noch nicht mal über die üblichen Online-Händler wie Milan oder SO, dürfte sich der Schwerkraft-Verlag mit diesem Vertriebsmodell selbst aus der Kandidatenliste für das Kennerspiel des Jahres geschossen haben. TFM wird's definitiv nicht. (EDIT: Exakt das Gleiche gilt auch für die in der Abstimmung ebenfalls gelisteten Oben und Untern sowie Räuber der Nordsee. Unter dem aktuellen Vertriebsmodell können die auch nicht nominiert werden.)


    Beim DSP sehe ich dagegen ein Kopf an Kopf Rennen zwischen Terraforming Mars und Great Western Trail, tendenziell letzterem als Sieger, nicht zuletzt auch wieder wegen größeren Verbreitung außerhalb der Spiele-Freak-Gruppe, wie sie hier bei Unknowns absolut überrepräsentiert ist.


    Tja, aber wer wird nun für das KSdJ nominiert? Hmm. Ulm ist für mich ein Kandidat, Frogriders vielleicht auch. Valetta kenne ich nicht, kann ich nicht einschätzen, aber HiG-Titel sollte man nie ausschließen. Das ist so die KSdJ-kompatible Klasse. Great Western Trail könnte auf die Empfehlungsliste kommen, aber mehr nicht, dafür ist's deutlich zu komplex. Bei Century - Die Gewürzstraße wäre ich auch nicht überrascht, wenn es für den roten oder grauen Pöppel nominiert würde, wobei das evtl. schon ein bisschen zu sehr zwischen den Gruppen sitzt und weder für die eine noch für die andere Zielgruppe wirklich gut passt.