Nach zwei weiteren Partien INIS tendiert mein lächelndes Gefallen am Spiel spürbar nach oben. Die von @MetalPirate beschriebenen Phänomene kann ich zwar tendenziell sehen, aber es fand sich auch in beiden Spielen ein Sieger ohne permanente Patt-Revivals und ohne wenn und aber.
Bestätigen kann ich zwei Dinge, die ich jedoch als wesentliche Teile der konfrontierenden und emotional herausfordernden Spielidee wahrnehme:
+ Wer sich zu früh aus der Deckung wagt und seine Pläne offenbart läuft Gefahr in der beschriebenen "Alle-auf-einen-Attacke" klein gemacht zu werden ---> das Spiel erfordert sehr viel mehr taktisches Geschick, ein Abwägen und eine womöglich defensivere Spielweise. Kämpfe wollen wohl überlegt sein, nach einigen Partien rückt auch das Verhandlungselement in den Vordergrund.
+ Das abwartenden Taktieren führt zu einer grundsätzlich längeren Spielzeit wie auf der Packung angegeben; 60 Minuten never ever. Darüber hinaus empfand jeder am Tisch (eine 4er Partie, eine 3er Partie) das ständige Taktieren als sehr spannend, obwohl sich gerade die zweite Partie zu dritt in einem wahren Catenaccio weit über 2 Stunden streckte. Draften ist in INIS mehr als nur "sich selbst gute Karten aussuchen". Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass gerade diese kaugummihafte Dehnung in der "scheinbar nichts passiert" vielen Spielertypen nicht schmeckt. INIS hebt Ameritrash sehr elegant auf ein ein feinsinniges Plateau. Auch das Passen und schauen wie viele Aktionskarten die Anderen noch auf der Hand haben offenbart sich als taktisches Momentum.
Mein persönliches Spielerlebnis mit INIS läuft deutlicher in die Richtung von @unittype001, obwohl ich in beiden Partien übrigens auf bittere Weise schmerzhaft der "Leidtragende" und "Gelackmeierte" war. Cooler Scheiss trifft es gut. Ich finde das Spiel ist auch eine prima Übung in "Ungerechtigkeit aushalten und verlieren können", wenn man seinen Spielabenden mit Menschen einen Kontext verleihen möchte, der einem auch im Leben hilft.