Bis auf ein paar Neuigkeiten in Richtung Verfügbarkeit der deutschen Version nach der Messe und einem Verris von @PeterRustemeyer als Anhängsel der Persönliche-Flops-der-Messe- Threads ist es erstaunlich still um dieses Spiel. So still, dass es für mich selbst auch erstaunlich schwierig war, den Messekauf direkt von Matagot auf den Tisch zu bekommen. Heute hat es dann nach langer Quengelei von mir geklappt. Um es vorweg zu nehmen: Für mich ist das Spiel ein heißer Anwärter auf die Der-geilste-Scheiss-der-Spiel16-Medaille, trotz der sehr beschränkten Spielerfahrung von einer Dreierpartie mit sehr erfahrenen Spielern. Dennoch wage ich mich an einen Ersteindruck, denn die oben verlinkte Kritik von Peter ist inhaltlich dabei für mich in etwa so, einem Strandbuggy vorzuwerfen, kein VW-Bus zu sein. Aber dazu etwas weiter unten mehr.
Inis habe ich als Wirklich-gut-Finder von Cyclades und Kemet schon lange auf dem Radar gehabt und entsprechend lange und oft schon Regeln gelesen und mich drauf gefreut gehabt. Das im Vorfeld so streitbare Artwork finde ich trotz anfänglicher starker Vorbehalte mittlerweile brilliant, es funktioniert vor allem wunderbar im eigentlichen Spiel. Das Material ist ansonsten wie bei Matagot üblich üppig und hochwertig produziert, und auch thematisch finde ich die Integration wirklich gelungen. Sleeven der Karten bietet sich sicherlich an, diese gehen ordentlich rum und könnten schnell abgegrabbelt sein.
Das Regelwerk ist eingängig und erstaunlich simpel. Die ganz, ganz große Stärke des Spiels ist in meinen Augen eine wunderbar gelungene Stringenz und Eleganz im Spieldesign, was es nach meiner bisherigen Erfahrung zu einem Filetstück für den anspruchsvollen Spielekenner machen könnte. Jede der 17 Hauptaktionskarten macht für sich und den Gesamtkontext des Spiels Sinn, die Advantage- und Epic Tale Cards schwimmen exakt auf dieser ausgewogenen Welle. Nach anfänglicher Skepsis in der Runde ("das ist doch garantiert alles andere als ausbalanciert") erwächst nach einigen Durchgängen des Verstehens ein wohliges, erfüllendes Spielen mit den Möglichkeiten, die sich aus den taktischen Verschiebungen ergeben. Im Kern abstrakt, in der Realität aber durch das Konflikt- (und nicht "Kampf-")system wunderbar menschlich und nicht-deterministisch, schippert der Spielverlauf dem unvermeidlichen Ende zu. Gerade der von Peter so kritisierte Ablauf des Kampfes ist so einfach wie genial: Statt Metzelorgien zu forcieren, muss jeder Spieler für sich genau überlegen, wo besser Frieden anfängt, um seinen Clans nur genau soviel zuzusetzen, wie es im eigenen Interesse liegt. Für mich sehr politisch und auf einer leichten Ebene so tight, wie es nur geht. Jede einzelne Karte will gut überlegt sein, sowohl im Draft als auch beim Ausspielen. Da man um die potentiellen Karten wie Geis (annuliert eine gespielte Karte), der Druide (hol eine Aktionskarte wieder vom gespielten Stapel, etc.) weiss, ergeben sich feine Abhängigkeiten und Zwickmühlen. Man merkt dem Spiel deutlich an, dass es lange in Entwicklung war.
Wie haben eine Menge Spaß gehabt, und der an sich supersimple Spielverlauf hat sich bereits nach der zweiten Runde "natürlich" angefühlt. Weitere Partien werden auf jeden Fall folgen, einer der Mitspieler möchte es auch direkt für unseren Verein anschaffen, sobald es auf Deutsch verfügbar ist, denn auch die Spieldauer artet nicht aus. Die 60 Minuten sind wahrscheinlich eher nicht zu schaffen, trotzdem hält sich der notwendige Zeitrahmen auf einem Level, was wir gut Montagabends schaffen können. Ich freu mich schon auf die Folgepartien.