Wieder ein Spielesonntag, wir haben ne Serie!
Zuerst kam unser neues #TheGreatZimbabwe auf den Tisch. Wirklich wunderschönes Spiel! Spricht mich total an. Im Kern ist das Spiel ein recht abstraktes Spiel um die Möglichkeit Scheibentürmchen, genannt Monumente, zu bauen. Dazu müssen wir Waren als Opfergaben produzieren. Die Ressourcen liegen als Felder im Raster des modularen Spielplans aus und wir bauen Handwerker in zwei Stufen um diese Waren zu veredeln. Um ein Momument der Stufe 1 aufzuwerten braucht es eine Ware. Nun ist mein Monument 2 Scheiben groß. Danach muss ich 2 unterschiedliche Waren haben um von 2 auf 3 zu erhöhen. Da das Maximum an Stapelhöhe 5 ist, braucht es also 4 unterschiedliche Waren im Spiel um die maximale Höhe bei einem Monument zu erreichen. Interessant ist, dass hier keinerlei Warenplättchen benötigt werden. Die Waren sind einfach aufgedruckt und werden verbraucht. Und so werden sie als verbraucht markiert, wenn dies geschieht. Und so baut man im Laufe des Spiels Handwerker-Plättchen auf den Spielplan in örtlicher Nähe zu Ressourcen-Standorten. Diese Ressourcen werden (gedanklich) zum Handwerker transportiert und als verbraucht markiert, wenn eine Ware produziert wird. Wichtig sind die Entfernungen zwischen Ressource, Produzent und aufzuwertendem Monument. Hier haben alle Waren eine Reicheweite von 3 und das liebe Vieh kann helfen um diese Waren weiter zu transportieren. Usw.
Als Geld fungiert im Spiel die Währung "Vieh". Neben dem Ziel des Spiels, dem aufleveln der eigenen Monumente, gibt es zwei sehr interessante Mechanismen: Einmal das Bietverfahren um die Spielreihenfolge. Da sich die Ressourcne jede Runde nach und nach verbrauchen stehen sie späteren Spielern evtl. nicht mehr zur Verfügung. Daher ist dieses Bietverfahren höchst wichtig. Zum Bieten liegen Spielertafeln aus. Ein Gebot besteht aus Vieh. Die Höhe des Gebotes kann als Startspieler frei gewählt werden. Später muss immer erhöht werden. Wichtig ist, wie man das Gebot bezahlt. Man muss das Vieh einzeln auf die Spielertafeln verteilen und die Reihe an Spielertafeln einzeln "ablaufen" und jeweils ein Vieh fallen lassen. Kommt man am Ende der Reihe an, macht man vorne einfach wieder weiter. Etc. So verteilt sich das Gebot auf mehrere Spielertafeln. Wichtig ist, dass dies jeder so machen muss, wenn er bieten möchte. Wer nicht bietet steigt aus und nimmt einen hinteren Platz in der Spielreihenfolge ein. Ein Gebot ist also nur die Möglichkeit im Rennen um den vordersten Platz zu bleiben. Da die Gebote immer höher werden steigen alle dann reihenweise aus. Wichtig ist nun, dass jeder Spieler das Geld bekommt, das im Laufe des Bietverfahrens auf seiner Tafel gelandet ist. Man bekommt also einen Teil, teilweise einen großen Teil, des Geldes wieder. Manchmal sogar mehr als man investiert hat. Je nachdem, wo man in der Spielreihenfolge gelandet ist meist...
Wie so viele Bietverfahren ist dies sehr interessant, aber nicht wirklich gut geeignet für eine 2er-Runde. Es funktioniert. Mehr schlecht als recht.
Der zweite sehr interessante Mechanismus ist die Siegbedingung. Es gilt im Laufe des Spiels durch Bau von Handwerkern und dem Aufleveln von Monumenten ca. 20 Punkte einzufahren. Aber die 20 Punkte sind nicht fix. Der Erwerb von Handwerkertechnologien (die Vorraussetzung zum Bau von Handwerkern), das Huldigen eines Gottes (mit regelbrechender Sonderfunktion) und das Anheuern sog. Spezialisten erhöht meine Siegbedingung und somit den für mich persönlich nötigen Siegpunktwert. Wer also Technologien und Sonderfunktionen nimmt, der muss mehr Punkte erreichen. Eine sehr spannende Sache. Man nimmt sich also Fähigkeiten, aber muss eben einen höheren Punktewert erreichen. Es gewinnt, wer seinen Schwellenwert als Erster erreicht oder überschreitet. Das ist ziemlich cool gemacht und hat auch eine eingebaute Grenze. Mehr als 40 Punkte geht nicht. Man kann sich also nicht endlos Krempel nehmen.
So habe ich das Spiel verloren, obwohl ich es geschafft hätte mehr Punkte als meine Frau zu haben. Aber leider war eben meine Siegbedingung deutlich höher als ihre. Meine Viehherde in Kombination mit dem Gott des erhöhten Einkommens, quasi eine Geldstrategie, hat eine sehr hohen Pluswert auf die Siegbedingung und ich hab da ganze Vieh wohl nicht sinnvoll eingesetzt.
Für mich hat das Spiel jede Menge Potenzial. Es wirkt völlig aus der Balance, weil einige Funktionen extrem stark wirken, andere eher schwach. Aber diese Sachen scheinen durch die variable Siegbedingung super ausgeglichen. Dann ist der eine Spieler eben super mächtig, aber er muss eben auch 10 Punkte mehr machen als andere Spieler... Je mehr ich über das Spiel von gestern nachdenke, desto interessanter finde ich es. Vor allem, weil ich das Gefühl habe, dass es so viele Möglichkeiten innerhalb eines doch sehr eng gesteckten Rahmens bietet. Dabei bin ich mir recht sicher, dass hier viel Testarbeit und Balance drin steckt. Ich hatte das Vergnügen Jeroen in Essen auf ner kleinen After-Show-Party kennen zu lernen. Und seitdem ich weiß, was der beruflich macht, glaube ich an jede Zahl in Splotter Spielen. Ich dachte immer Uwe sei so ein Statistik-Freak, aber ich glaube, dass Splotter Spiele sehr gut durchgerechnet sind... Leider hat es meiner Frau nicht so gut gefallen. Auch ich war nach der Partie etwas enttäuscht. Aber das Spiel arbeitet in mir. Ich denke drüber nach, was immer ein Zeichen dafür ist, dass es mich reizen würde, es mehr zu erforschen.
Im Anschluss unser derzeitiges go-to Spiel #RailroadRevolution. Das Spiel ist recht fix gespielt, kurze Züge, interessante Strategien. Dieses Mal hab ich es mit einer Telegraphen-Strategie versucht und muss sagen, dass ich damit sehr weit gekommen bin und meinen Punkterekord mit 295 aufgestellt habe.
Das Spiel ist so unfassbar variabel und hat für so ein zielgerichtetes, straightes Spiel super viele Wege zu gehen. Telegraphen, Bahnhöfe, Aufträge, viele Loks, wenig Loks, viel oder wenig Handel... Es gibt viele Wege auf die man sich konzentrieren kann, die man kombinieren kann. Mich würde mal interessieren, ob es einen Weg gibt ohne oder mit wenig Aufträgen zu spielen und hoch zu punkten? Denn ich habe oft das Gefühl, dass sich in den Auträgen der Kern des Spiels verbirgt.
Als Abschluss des Spieletages mal wieder ein paar Runden #Qwinto.