Beiträge von Countrysidepop im Thema „Es heißt Brettspiel“


    So, jetzt ist 4 Stunden später, und ich hatte viel Spielvergügen mit meinem schwedischen Bekannten - wir haben eine laufende ASL-Partie beendet und eine neue angefangen. Ein gelungener Tag bisher.

    Witziger Zufall: Ich hatte in der gleichen Zeit 2x sehr unterhaltsamen Sex mit einer langbeinigen Blondine aus der Großstadt.


    Sie möchte wieder. Spielen.

    Es kommt mir so vor, als wäre es "deine" Idee von Brettspiel. Meine Idee deckt sich mir deiner nur teilweise


    Habe doch weiter oben meinen sonnenköniglichen Absolutismus bereits zugegeben. :party2:


    Ich werde heute Abend zur Strafe eine Parte Mea Culpa spielen - ganz allein, obwohl ich viel lieber mit meinen echten Freunden spielen würde.

    Du hast noch nie im Leben eine Partie Schach gespielt?!


    Du hast ziemlich romantische Vorstellungen in diese Beziehung... herrlich.

    Ich habe Schach gespielt, bis ich meinen Vater besiegt habe. Da war ich zwölf.


    Meine zugegebenermassen romantischen Vorstellungen von einem ziemlich verkopften und antrainierten Spiel enthält tatsächlich Physis.

    Deiner These zur Folge ist ein Brettspiel, welches zB als Solo-Spiel konzipiert ist kein Brettspiel.

    Das stimmt. Ich persönlich spiele auch keine Solospiele am Brett. Ich finde es aber völlig in Ordnung, wenn andere Spieler das tun. Aber es ist eben nicht die Idee von Brettspiel wie ich sie verstehe.


    Ignorant von mir ist also nur, dass ich meine These als absolut postuliert habe, nicht jedoch mein Umgang mit Anderen und ihrem anderen Umgang mit Brettspiel. Von mir aus kann jeder Terra Mystica auch digital spielen, auch wenn ich persönlich Brettspiel digital absurd finde. Für Deinen Hinweis auf meine Hybris bin ich Dir also dankbar.


    Daher mal offener gefragt: Gibt es eine allgemeingültige Definition von Brettspiel, die seine digitale Umsetzung mit einbezieht?

    @Flundi
    Betrachtest du Fernschach o. ä. als Brettspiel? (Warum? Warum nicht?)

    Fernschach ist für mich kein Schach, weil Schach die Begegnung von zwei Menschen beinhaltet, die sich gegenseitig beobachten, taxieren, beäugen: Schweiss auf der Stirn. Nervosität. Ruhe, Unruhe. Hunger. Durst. Die direkte Begegnung ist Teil des Spiels jenseits der konkreten Regeln des Spiels.

    Hi,
    Ist es das?
    Das wage ich aber zu bezweifeln.


    Atti


    Zumindest ist das meine These oder mein Verständnis von Brettspiel: Gemeinsam mit Menschen spielen, um das Spielen mit Menschen und nicht des Spiels willen. Das Brettspiel ist nur das Mittel zur Begegnung, nicht sein Zweck. Anders herum würde der Mensch das Mittel zum Zweck des Brettspiels werden und die Idee in sein Gegenteil pervertieren.


    Aber um @yzemaze Gedanken aufzugreifen: Ein Spiel mag erst einmal eine Idee sein, die sich dann als Brettspiel oder meinetwegen auch als Videospiel umsetzen lässt. Aber die Umsetzung von Brettspiel beinhaltet die physische, haptische Begegnung von Menschen. Das ist der Daseinszweck eines Brettspiels. Es gibt keinen Sex ohne Körper.


    Telefon: Die Einbusse von Gestik und Mimik nimmt das Telefon zugunsten von verbaler Kommunikation über Entfernungen in Kauf.


    Das "digitalisierte Brettspiel" nimmt den Verlust von Haptik und Physis in Kauf, um Entfernung zu überbrücken. Es ist aber dann eben kein Brettspiel mehr in seinem Wesenszweck.

    warum Telefon? - man kann doch direkt miteinander redenwarum Auto, Fahrrad, Tretroller? - man kann doch selbst laufen
    warum Fernsehen? - man kann doch selbst nach Aleppo gehen und sich das anschauen
    warum Geld? - früher hat man doch auch Ware gegen Ware getauscht


    Jeder sollte sein Leben so leben, wie er das gerne möchte - und braucht sich nicht dafür zu rechtfertigen, wenn er anderen dabei nichts tut ... :)

    Die Idee eines Brettspiels ist Haptik.


    Ein digitalisiertes Brettspiel ist aber kein Brettspiel mehr, sondern ein Videospiel. Man kann ein Brettspiel nicht digitalisieren, ohne es seiner Haptik (Grundidee) zu berauben.


    Die Entsprechung zum Fahrrad wäre digitales Radfahren am Computer, um von A nach B zu kommen. Das kann kaum gelingen. Digitales Radfahren ist "auf der Stelle treten".


    Das Telefon nimmt der Kommunikation nichts weg, sondern addiert Kommunikation hinzu. Ein digitalisiertes Brettspiel nimmt etwas weg, um vermeintlich etwas hinzuzuaddieren. Der Aspekt "Überbrückung von Entfernung" mag ein Gewinn sein, entspricht aber nicht der Idee von Brettspiel, die Menschen gemeinsam, physisch und haptisch an den Tisch bringen soll.


    Die von Dir genannten Gegenbeispiele sind daher ungeeignet, da ihre Erfindung aus sich heraus Sinn ergibt. Ein digitales Brettspiel ist maximal ein Paradoxon.

    [mod] aus Terra Mystica digital


    Es heisst "Brettspiel". Das zentrale Wesen des "Brettspiels" ist Haptik.


    Warum sollte sich ein Brettspiel grundsätzlich entmaterialisieren und seiner eigenen Idee berauben wollen?
    Was addiert die Körperlosigkeit des Brettspiels der Idee von "Brettspiel" hinzu?
    Warum überhaupt noch "Brettspiel", wenn das Gleiche ohne Brett prima digital funktioniert?
    Warum Vinyl, wenn es doch auch datenkomprimiert geht?
    Warum küssen? Ist das überhaupt noch zeitgemäss?
    Wie wäre es mit einer "digitalen Umsetzung" von Sex?
    Man bräuchte keine Körpersäfte mehr: Schweiss, Blut, Tränen, Sperma - alles digitalisieren.
    Wozu braucht man einen Körper, wenn es digital körperlos doch viel besser gefällt?
    Wozu braucht man das anfassbare Leben, wenn der unfassbare Tod doch viel schöner ist?


    Digitales Brettspiel.
    Körperlose Freunde.
    Imaginäre Beziehungen.