Beiträge von MetalPirate im Thema „14.11.-20.11.2016“

    Eine Regelfrage stellte sich uns noch:
    Bringen umliegende Grünflächen der Hauptstadt ebenfalls Bonuspunkte, oder nur Wasserplättchen? Ein "auch" oder "ebenfalls" fehlt bei der Beschreibung der Karte...

    Hauptstadt ist auch eine Stadt, also zählen Grünflächen. Theoretisch müsste man erstmal nur die Grünflächen bei allen Städten incl. Hauptstadt zählen und dann beim Werten der Karten die Wasserflächen der Hauptstadt nachträglich auch noch. Wir machen es so, dass wir beim Werten der Grünflächen bei der Hauptstadt einfach die Wasserflächen mitzählen und dafür beim Raussortieren der punktebringenden Karten die Hauptstadt dafür weglassen. Empfinde ich persönlich als praktischer.


    Eine Woche reicht dann auch, jeden Tag 12-16 Stunden spielen strengt schon an auf Dauer...

    Ich habe noch nie in meinem Leben mehr als 4 oder maximal vielleicht 4,5 Stunden am Stück gespielt (abends anfangen und bis pi-mal-Daumen Mitternacht). Ich weiß nicht mal, ob ich 12 Stunden an einem Tag schaffen würde... :)

    Zurück von Spieletreff. Gespielt wurden Roll Player und Capital Lux.



    Roll Player hatte ich mir deutlich abstrakter vorgestellt. Erwartet hatte ich Würfelpuzzelei mit völlig aufgesetztem Thema, ähnlich dem jüngeren Kickstarter-Spiel Sagrada, das ich genau deshalb nicht gebacken habe. Es war Würfelpuzzelei, aber Würfelpuzzelei, die überraschend viel Spaß gemacht hat. Mein Problem mit solchen Würfelspielen ist oft, dass man mit entsprechender Wahrscheinlichkeitsrechnung sich die optimale Lösung berechnen kann. Diskrete Gleichverteilung mit sechs Ereignissen zu je 1/6 Auftretenswahrscheinlichkeit ist zu wenig zufällig, und dann braucht man nur einen Mathematiker am Tisch und der zerstört zuverlässig jeden Spielspaß, weil er eben tatsächlich rechnet statt zu spielen.


    Roll Player löst dieses Problem sehr elegant, indem es dem Spieler Möglichkeiten gibt, Würfel und damit Siegpunkte so zu verändern, dass sie sich der leichten Berechenbarkeit entziehen. Man erwirbt Würfelaktionen, die Würfel auf die gegenüberliegende Seite drehen, zwei Würfel in der Auslage vertauschen, plus/minus 1 Augenwert verändern und ähnliches. Sicher: ein Computer könnte das immer noch durchrechnen, aber der Mensch eben nicht mehr. Außerdem kauft man noch Karten aus einer Auslage, die weitere Aktionen oder am Ende Siegpunkte für das Erreichen bestimmter Sachen bringen oder Dauerboni und ein bisschen Set Collection ist auch noch drin. Hat Spaß gemacht.



    Zweites Spiel war dann Capital Lux. Da muss ich sagen: ich bin absolut begeistert. So ein kleines Kartenspiel lässt sich schwer vergleichen mit den Strategie-Schwergewichten im Brettspielbereich, aber wenn man es trotzdem macht, indem man auf Spielidee und deren Umsetzung abzielt, dann hat Capital Lux bei mir sehr gute Chancen auf einen Platz in meiner Jahres-Top-5 für 2016. Großartiges Spiel.


    Worum geht's? Wir spielen über drei Runden Karten in vier Farben und mit Zahlen von 2 bis 6 entweder in eine zentrale oder die private Auslage. Karten in der privaten Auslage geben am Ende der dritten Runde Siegpunkte. Karten in der zentralen Auslage bringen Sonderaktionen, für jede Farbe eine spezielle. Der Clou ist, dass beide Auslagen sich gegenseitig beeinflussen. Wer am Ende mehr Punkte in der eigenen Auslage hat als im Zentrum liegen, muss alle seine Karten abgeben, sofern er nicht die Differenz in Gold bezahlt (1 Gold nehmen ist die Sonderaktion der gelben Karten). Pinke Karten bewegen die niedrigste Karte in einer der drei anderen Spalten der zentralen Auslage in die eigenen private Auslage (und senken damit die Schwelle für die Zielfarbe; das kann fies sein!). Blaue Karten legen eine geheime Modifikatorkarte (-3 bis +4) an eine der vier Spalten. Grüne Karten ziehen eine Karte nach. Wer am Ende jeder Runde den höchsten Wert in einer Farbe hat, erhält die höchste Karte dieser Farbe für die eigenen Schlußwertung. Ach ja: die Karten werden am Anfang jeder Runde gedraftet.


    Die Regeln sind wirklich nicht kompliziert, aber das ist ein Gehirnverzwirbler vom Allerfeinsten. Hochgradig interaktiv, von bluffen über hochbieten in den Farben bis zu fiesen "Take that!"-Momenten, wenn man dem Mitspieler seine vielen gesammelten Punkte in einer Farbe bedroht, indem man die Abgabeschwelle offen oder verdeckt runterzieht. Tolle Timing-Abhängigkeiten, viel Taktik und Strategie, ein echt tolles Spiel. Erstaunlich, wie viel Spieltiefe man aus rund 100 Karten rausholen kann. Tip von mir!



    #RollPlayer #CapitalLux

    [Food Chain Magnate]

    Danke, ist mir klar; aber ich bin bisher der einzige in der Familie, der die Regeln gut kennt und zum Reinfinden für die anderen beiden, möcht' ich erst mal die empfohlene Einstiegsversion nutzen.

    Das musst im Endeffekt du entscheiden, nur du kennst deine Mitspieler, aber lass mich sagen, dass ich von dieser offiziellen "Einsteigervariante" rein gar nichts halte. Das ist ein komplett anderes Spiel, in das du da einsteigen würdest. Spar dir das, es lohnt nicht.


    Ich halte es für wesentlich sinnvoller, schon beim Erstspiel gleich mit den normalen Regeln zu spielen und bloß zu sagen "nach dem ersten Sprengen der Bank brechen wir ab, überlegen, was wir gelernt haben, und beim nächsten Mal spielen wir dann komplett". Dann hat jeder Zeit, Fehler zu machen (und die wird man machen!), man kann Sachen ausprobieren, es dauert nicht ewig, und für das erste "richtige" Spiel wird man dabei viel besser fit gemacht als wenn man mit Regeln trainiert, die mit dem realen Spiel eher wenig zu tun haben. Die Milestones kann man bei FCM nicht weglassen, ohne das Spiel zu killen.


    FCM kann völlig gnadenlos sein und das muss man als Einsteiger auch genau so erleben. Als Einsteiger dann eben mit der Absicherung bzw Gewissheit, dass nach dem ersten Sprengen der Bank, also pi-mal-Daumen nach einer Stunde, schon alles vorbei ist, man also nicht Gefahr läuft, nur 3+ Stunden planlos am Boden rum zu krebsen, sondern bewusst Sachen ausprobieren kann oder soll.

    @Phantom: ich finde, man sollte FCM immer mit den Milestones spielen. Genau von dem "wenn weg, dann weg" bei den starken Milestone-Boni lebt das ganze Spieldesign.


    Ich nutze einen Satz Würfelchen in den Spielerfarben für die Milestones und genauso auch eine farbige Scheibe je Spieler für die Spielerreihenfolge (anstelle der verkleinerten Restaurant-Marker). Die 5 Restaurantketten lassen sich gut mit rot, grün, blau, rosa und noch irgendwas identifizieren. Standard-Material (8mm Würfelchen, 10mm Würfelchen, Scheiben, Meeples, etc.) in den üblichen Farben habe ich in Sortimentskästen immer verfügbar. Kann man immer mal brauchen, wobei man das erst zu schätzen lernt, wenn man es jederzeit greifbar hat, denn im strengen Sinne brauchen wird man es eigentlich nie. Aber es ist schön zu haben, z.B. um die eher schlecht erkennbaren Begegnungs-Pappmarker bei Scythe kurzerhand durch große grüne Holzspielsteine ersetzen zu können.


    Zu dem FCM-Upgrade-Pack bei BGG bitte noch beachten: das kostet saftige Versandkosten nach DE (also nicht die üblichen $3). Hätte ich mir das nicht aus den USA mitbringen können, hätte ich eher darauf verzichtet und selbst etwas ähnliches gebastelt.

    [Food Chain Magnate]

    Das Pimp-Pack vom BGG ist übrigens gelungen: Der Schachteleinsatz passt super und die abwischbaren Tafeln für die Meilensteine erhöhen die Übersicht ungemein.

    Zustimmung. Wobei ich es noch praktischer finde, statt je einer Tafel für jeden Mitspieler nur eine Meilensteintafel für alle zu nutzen und da dann Würfelchen in Spielerfarbe abzulegen beim Erreichen der Meilensteine. Man braucht dafür dann ein paar 8mm-Würfelchen, aber dafür spart es weiteren Platz, man hat alles auf einen Blick und wenn man eine Referenz für alle hat, kann man auch keine Fehler mehr machen beim Synchronhalten von bis zu fünf gleichen Tafeln.