Beiträge von Reich der Spiele im Thema „Problematische Themen in Spielen“

    Für mich eben komischerweise nicht.Ich vergleiche das jetzt mal mit einem Actionfilm, der auf einer wahren Begebenheit beruht. Kennt ihr ja sicher,diese Einblendungen am Anfang oder Ende des Films, oft noch mit Fotos der echten Menschen und etwas Hintergrundinfos. Ich weiß im Vorfeld, dass dieser Film eben auf einer wahren Begebenheit beruht, aber während ich den Film gucke, blende ich das völlig aus. Auch in solchen Filmen wird natürlich aus dramaturgischen Gründen irgendwas dazugedichtet, aber der Kern ist ja so schon wahr. Bei einer Doku wäre das für mich anders, da habe ich das bedrückende Gefühl während ich den Film schaue.


    Hm, kann es sein, dass du mir gerade wieder zustimmst, ohne es zu merken? :D


    Ich finde nicht das Cosims "anders zu beleuchten sind" als normale Brettspiele. Was ist an Cosims "unnormal" oder "anders"?


    Ich finde schon. Sie setzen sich zumindest mal mit einer Simulation - häufig - historischer Konflikt auseinander. Das beinhaltet fast zangsläufig eine Nähe zur tatsächlichen Geschichte. Genau das ist in normalen Designerspielen anders. Da nutzen Autoren/Redakteure ein Thema als Aufhänger und dieses transportiert in der Regel "nur" eine Stimmung, die tasächliche Geschichtstreue ist da meistens gar nicht vorhanden und oft genug nicht beabsichtigt. Entsprechend abstrahiert das Spiel und führt die Spieler weg von der Realität in eine mehr oder weniger "unrealistische Traumwelt". Das ist bei einem Cosim im Sinne eines historischen Themas aber deutlich anders. Natürlich lässt sich das Thema eines Cosims so beurteilen wie das eines Designerspiels. Aber: Es hat einen anderen, realistischeren Anspruch. Das führt letztlich auch dazu, dass Cosims meistens eine bestimmte Spielergruppe ansprechen und andere darum einen Bogen machen.


    Hier von "Moral" zu sprechen halte ich für nicht zielführend, denn damit überträgt man imo das Handlungsmuster aus Brettspielen auf die von ihnen simulierte Welt.


    Doch, denn genau darum geht es doch letzlich in der Diskussion. Wenn wir nicht von Moral sprechen, warum wollen denn einige dann bestimmte Themen nicht spielen? Da steckt meiner Meinung nach nahezu ausschließlich Moral hinter. Zumindest ganz am Ende einer Erklärungskette. Moral, die vielleicht noch auf Spaß und Interesse abfärbt. Aber im Prinzip geht es um die Moralfrage. Ob das richtig so ist, ist hier weniger dei Frage. Eher, wie weit ein Spiel die Moral für "den" Spieler strapazieren darf. Und das ist doch damit die Threadfrage, oder?

    Nur weil es hirnrissige Gesetze gibt und du "blind" alles befürwortest, was der Gesetzgeber vorgibt, ist das definitiv nicht sinnvoll. Wenn alle so wie du denken würden, hätte es in Frankreich nie eine Revolution und nie eine Demokratie in Europa gegeben.
    Insofern schadet selbständiges Denken nicht. Wie viele Fehlentscheidungen wir mittlerweile als Volk ertragen müssen, ist wohl auch dem letzten in unserem Land klar geworden, oder? :denk:

    Es fällt mir schwer, das unkommentiert stehen zu lassen. Du verlässt hier eine sachliche Diskussion und garnierst diese mit scheinbaren Fakten, die deiner persönlichen politischen Überzeugung entstammen. Diese Gesetze als hirnirssig zu bezeichnen oder Leute als blind, die sich an rechtliche Rahmenbedingungen halten, ist alles andere als okay. Richtig fragwürdig in DIESEM Zusammenhang wird aber der Verweis auf Fehlentscheidungen, die ertragen werden müssen. Abgesehen davon, dass wir in erster Linie Politiker ertragen, die wir durch unser aktives oder verdammt passives Wahlverhalten gewählt haben, habe ich nicht den Eindruck, dass WIR als VOLK irgendwas außer Demokratie zu ertragen haben (und die möchte ich manchmal auch anders, als sie ist). Eher jeder die direkte Respektlosigkeit von irgendwelchen Idioten. Und davon gibt es scheinbar immer mehr.


    Selbstständiges Denken schadet nie. Wenn damit aber von dir gemeint ist, geltende Gesetze als rechtlichen Mindestrahmen - für letztlich auch Spiele - außer Kraft setzen zu wollen, kannst du das in deinem stillem Kämmerlein gern machen, aber nicht in in diesem Rahmen propagieren. Zumindest nicht unwidersprochen. Hier zeigt sich aber wieder einmal, dass Politik in Foren schwierig ist. In dieser Diskussion eigentlich auch überflüssig.


    Aber, um das Thema wieder hervorzukramen: Ich glaube, dass Cosims wohl offensichtlich noch etwas anders zu beleuchten sind als "normale" Gesellschaftsspiele. Das Thema und Spielkonzept ist einach eine eigne Welt. Zumindest sofern es sich um reale Szenarien handelt. Das ändert aber nichts daran, dass auch dafür rechtlich und nach individueller Sicht moralische und persönliche Grenzen existieren. Diese Grenzen werden offenbar immer dann schwierig, wenn sich Spiel und Realität vermischen. Ein Fantasy-Szenario wie Ringkrieg ist für viele (auch für mich) offenbar etwas völlig anderes als ein Kriegsspiel über die Nazi-Zeit. Was Inkas, Mombasa-Cover oder einfach ein Handelsspiel im Mittelalter (auch das war Ausbeutung, oder?) angeht, ist das leichter zu beantworten, wenn auch nicht für alle gleich und immer "objektiv" nachvollziehbar.

    Ich kann diese Meinung von dir nachvollziehen, nur wo und wie ziehst du die Grenze zwischen aktuellen und nicht mehr aktuellen Bezügen? Ist der Afghanistankrieg noch aktuell, obwohl er offiziell als beendet gilt? Ist der Koreakrieg nocht aktuell obwohl er noch nicht beendet ist bzw. es noch keinen Friedensvertrag gibt...

    Ja, genau das ist die Schwierigkeit. Ich denke, die Grenze ist irgendwo da, wo das Spiel zu sehr Realität ist. Bei allem Optimierungen und Simulierungen wollen die meisten Spieler doch spielen und keine Realität auf dem Brett haben. Daher sag ich ja auch, beides schließt sich nicht aus. Wenn es keine klare Grenze für Aktualität gibt, gibt es vielleicht eine persönliche für die moralische Komponente.

    Hmmmm. Ich glaube zunächst einmal, dass viele Spieler Themen zu ernst nehmen. Dennoch gibt es natürlich die schon angedeuteten Präferenzen und Normen. Allerdings muss auch ein Spiel fast alles dürfen. Daher habe ich mit Alexander beispielsweise gern und sehr ausführlich die genannte Diskussion um das Mombasa-Cover geführt.


    ABER: Es gibt natürlich Grenzen. Wir hatten das bereits mal vor 13 Jahren exemplarisch verbloggt (damals, als es noch gar keine Blogs gab. :D Also jedenfalls fast). Hier nämlich: Moral und Rollenspiel - Ein Spiele-Blogeintrag
    Ich denke, so in etwa kann man, jeder und vielleicht auch die Allgemeinheit eine Grenze ziehen.


    Ich bin der Meinung: Ein Spiel soll ein Spiel sein. So sehr es auch alles darf, sind Gewaltthemen mit einem aktuellen oder pietätslosen Bezug ein Tabu. Das erste ist relativ klar, das zweite entscheidet jeder für sich. Beide schließen sich nicht aus. Bei einem Tabubruch verlässt das Thema das Spielerische. Und das ist dann eben schwierig.