Beiträge von Archibald Tuttle im Thema „[Filmtipp] Wirklich gute Horrorfilme und welche man links liegen lassen sollte.“

    Prey - Beutejagd


    Niederländischer Tier-Horror um einen Löwen, der in Amsterdam sein Unwesen treibt. Als Trash-Film ist Prey recht unterhaltsam. Dass ein einbeiniger Großwildjäger mit seinem Turbo-Raupenketten-Rollstuhl einen sehr schlecht animierten Löwen durch den Stadtpark jagt, muss man gesehen haben. Wat für ein Blödsinn, aber unterhaltsam :)

    Dick-Maas-Filme sind immer unterhaltsam. Ich mag diese Ein-Mann-Filmfabrik aus Holland, die uns schon so manchen Klassiker beschert hat: De Lift (Fahrstuhl des Grauens), Flodder - Eine Familie zum Knutschen, Saint (um einen Killer-Nikolaus) und Do not Disturb (mit William Hurt und Jennifer Tilly). Aber ewig unvergessen wird sein Klassiker bleiben, der beste holländische Genrefilm aller Zeiten, Amsterdamned (Verfluchtes Amsterdam) - und zu dem wird gerade ein zweiter Teil gedreht, den Maas immerhin noch geschrieben hat. Wer also Prey mochte, sollte sich die anderen durchaus mal ansehen.

    Brain Dead


    Nein, nicht Braindead. Brain Dead mit den beiden Bills - Paxton & Pullman - ist billig zusammengeschusteter Nervenheilanstalts-Horror, der auf die Formel "wirr = mysteriös" setzt. Ganz schlecht.

    Den hab ich auch aus versehen mal gesehen, mit einer ganz anderen Erwartungshaltung. Gefühlt einer der ältesten Mockbuster die ich kenne und richtig mieß.

    Der hat mit "Mockbuster" nichts zu tun. Brain Dead ist von 1990, Braindead von Peter Jackson ist von 1992, und musste in den USA sogar Dead Alive heißen, weil es diesen Film vorher schon gab.

    Ich habe Infinity Pool angefangen und nach etwa 15 Minuten pausiert. Könnt ihr mir sagen, ob das auch ein Kunstprojekt ist, bei dem ich am besten nebenbei einen Deutungsleitfaden lese?

    Ja. Und letzteres lohnt sich auch nicht wirklich. Leider ist der Film dem Cronenberg jr. ziemlich daneben gegangen. Guck lieber Possessor, falls noch nicht geschehen.

    Okay, das sind Ansätze die man hineininterpretieren kann, aber nicht muss. Der Spielraum ist bestimmt da, in die eine wie in die andere Richtung. Eindeutigkeit sehe ich hier nicht.

    ..aber ohne interpretatorischen Ansatz funktioniert der Film ja nur wenn wir Marsmenschen zugucken würden - so agiert ja nun kein normaler Mensch. Der Film ist Thesenkino, wie Hanekes Funny Games, und meine befürchtung ist sehr stark dass diese Elemente als dog whistle für rechte kreise gedacht sind. Eine sinnvolle gegenlektüre ist mir bisher jedebfalls noch nicht eingefallen.

    @karpatenhund

    - der muslimische Babysitter bedient die rechte Erzählung der "Muslim grooming gangs", die einige Zeit in UK und Holland kursierte (vgl. https://www.theguardian.com/co…grooming-gangs-not-muslim )


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    - der Satz "Speak no evil" verweist auf eine muslimische Glaubensdebatte

    Ich werde das gerne im RSP weiterdiskutieren, aber ist Euch die anti-muslimische, antiliberale Grundhaltung des Films nicht auf den Sack gegangen? So benimmt sich ja in Wirklichkeit auch der toleranteste Mensch der Welt nicht. Der Film war für mich ziemlich miese rechtskonservative Propaganda, gut gemacht zweifellos, aber perfide in der Art, wie die Bedrohung auf fremde Religionen (ganz offenkundig muslimisch durchsetzt) verschoben wird.

    Naja, Deadline ist immer wieder gerne Erfüllungsgehilfe, wenn es darum geht eine Geschichte nach außen zu verkaufen. Direkt nach dem Streik gab es noch die gegenteilige Meldung, dass sie trotz Wednesday für Scream "committed" sei, und es ist bekannt, dass die beiden eng befreundet sind. Ich will hier nicht in RSP abdriften, aber junge US-Amerikanerinnen haben einen anderen Blick auf den Konflikt. Problematisch war ja nicht nur, dass sie von einem Genozid sprach, sondern dann den Medien vorwarf, jüdisch kontrolliert zu sein.

    Mir gefallen ja die neuen Scream-Filme ganz gut.

    Nachdem nun die neue Hauptdarstellerin Melissa Barrera gefeuert wurde, bin ich aber mal gespannt, in welche Richtung sie das Franchise entwickeln. Wenn sie sich nicht doch nochmal mit Neve Campbell einig werden und Sidney zurückholen, vermute ich mal, dass sie die Geschichte stärker auf Jenna Ortega fokussieren.

    ...wobei es gute Gründe gibt zu glauben, dass die aus Solidarität auch aussteigt. Zumindest will es die Hollywoodküche so wissen. Dank Wednesday könnte die sich das wirklich gut überlegen, die hat jetzt auch andere Optionen.


    Und ja, der jüdischen Weltverschwörung die Schuld an der Berichterstattung über Israel/Gaza zu geben ist auch in den USA aktuell kein kluger Karriere-Move.

    Und ein gutes Beispiel dafür, dass "ab 16" und "ab 16" seeeeehhhrrrr unterschiedlich sein können.

    Wegen FNAF, oder worauf beziehst Du das? Ich halte die FSK für FNAF für politisch, man hatte seitens der FSK einfach keinen Bock, bei der Bild mit Killerteddys und "DAS DÜRFEN IN DEUTSCHLAND SECHSJÄHRIGE IM KINO SEHEN!" begrüßt zu werden. An sich hat der Film wenig was FSK-16-relevant wäre, aber es gilt halt die PG-Regelung, und für die halte ich ihn auch für komplett ungeeignet.

    X und Pearl lassen sich unabhängig voneinander schauen, im Prinzip ist es egal. Ich würde die Filme aber in der Reihenfolge schauen, in der sie entstanden sind.


    Teil 3 wird übrigens Maxxxine sein und in den 80ern spielen.

    Würde ich auch empfehlen. Maxxxine ist zwar von A24 und darf daher auch mit Werbung der Schauspieler:innen beworben werden, liegt aber aus nicht weiter bekannten Gründen aktuell auf Eis, obwohl jetzt schon einige Zeit fertig. Evtl hebt sich A24 den für ein Festival oder fürs nächste Jahr auf, wenn die Streiks weitergehen.

    Klingt interessant - was ist denn die Altersfreigabe?

    Und überhaupt: Wo schaut ihr bei Filmen schnell die Altersfreigaben nach? Ich habe bisher noch keine gute Seite, wo bei den Infos über einen Film diese Information auch verlässlich mit dabei steht...

    Da Töchterlein (13) aktuell am liebsten Horror-Filme schauen würde, was wir bei Filmen ab 16 aber strikt ablehnen, stellt sich so langsam die Frage nach geeignetem Material ab 12...

    Habt ihr da Empfehlungen? Bisher hätte ich Blair Witch Project und It Follows als mögliche Kandidaten ausgemacht, die ich immerhin beide kenne und bei denen ich mir allerdings in beiden Fällen nicht sicher bin, ob ich sie ihr, trotz Altersfreigabe, zeigen möchte ;)

    Außerdem bin ich immer öfter irritiert, da die Eltern der Freunde und Freundinnen unserer Kinder offenbar teilweise so schmerzfrei sind, dass diese häufig (angeblich) schon einiges an Filmen ab 16 sehen durften / bzw. im Falle meines Sohnes, der nochmal ein wenig jünger ist, Spiele ab 16/18 gespielt haben, als ob es nichts wäre. Was habt ihr da für Eindrücke und wie würdet ihr mit so etwas umgehen? Der Peer-Group-Druck ist da manchmal echt nervig, zumal man sich bei der Menge an angeblichen Ausnahmefällen schon beinahe fragt, ob man nicht selbst der übervorsichtige Ausnahmefall ist...

    Bei No one will save you ist die Freigabe FSK 16, viel zu sehen gibt es nicht, aber das ist inhaltlich schon gerechtfertigt. FSK-Freigaben finden sich am einfachsten bei fsk-online.de.


    Ich bin bei Freigaben recht freimütig, gerade weil viele ältere filme aus heutiger Sicht völlig übertriebene Freigaben haben (früher war jeder Busenblitzer eine automatische FSK16, was z. B. viele Komödien mit Louis de Funes betrifft). Mein Sohn etwa hat mit 4 alle Godzilla-Filme bis in die 1970er geguckt und alle Pokemonfilme mit 8, auch wenn diese oft höhere Freigaben haben. Ich hab aber auch den Vorteil, selbst medienpädagogisch ausgebildet zu sein und so ziemlich alle Filme zu kennen, die die Kinder zu sehen kriegen.


    Meistens kennen die Kinder aber die von ihnen benannten Horrorfilme gar nicht, sondern nur youtube-Videos über die Filme (so z.b. sehr oft bei den Annabelle-Filmen erlebt, da merkt man mit ein paar Nachfragen schnell, ob die Kinder sie wirklich mit 10 geguckt haben). An Horror haben sie beide noch kein Interesse, außer eben meine Tochter an FNAF, so dass ich da mit der Fernbedienung daneben saß (bei Peacock USA kann man den Film ja schon streamen). Ins Kino wäre ich selbst wenn es möglich wäre nicht mit ihr gegangen.


    Huutini Die österreicher haben ja irgendwann die Freigabe ab 14 eingeführt, was dann aber dazu führte, dass sehr viele Filme ab 12 dort dann ab 14 waren. Daher hat man das irgendwann wieder abgeschafft. Die Schweiz hingegen hat eine Freigabe ab 16, wo Jugendliche ab 14 mit Eltern reindürfen - die Finde ich sinnvoll. Generell ist dieser Zeitraum hochgradig individuell, was die eigene Entwicklung und Reife angeht, und wird deshalb nicht weiter unterteilt.

    d0gb0t Ich bin bei Found Footage einfach raus, das funktioniert bei mir nicht, und da kann es dann noch so gut sein. Hat mir schon Cloverfield kaputt gemacht.


    Ich hatte Spaß mit:


    - Sissy: Ja, es gab zuletzt ein paar (zu) viele Horrorfilme rund um Influencer, aber der hier ist böse und richtig gut. Junge Frau mit leichten mentalen Auffälligkeiten, deren Gegenmaßnahmen sie halbwegs erfolgreich auf Instagram teilt, trifft Jugendfreundin wieder und wird spontan zu deren Junggesellinnenabschied in einer einsamen Hütte eingeladen. Dort trifft sie auf eine Mobberin aus Kindheitstagen, und eine Mordserie beginnt... Witzig ist, wie der Film uns bei der Stange hält; wir bleiben erstaunlich lange als Zuschauer:in auf Seiten der Täterin. Und die ganze Chose ist trotz grober Splattereinlagen eher witzig-charmant erzählt. Macht Spaß, kann man gut gucken.


    -No one will save you : Aktuell bei D+ im Streaming (und wie wir ja erleben durften, verschwinden die Filme da auch schnell wieder). Mein Gott ist das schade, dass der nicht im Kino lief. Es wird so gut wie kein Wort gesprochen, unsere Heldin (Außenseiterin in ihrem Dorf) muss alleine gegen Alienentführer antreten, und das was da am Ende passiert, ist so unglaublich cool, dass ich den Film (den ich vorher schon mochte) ab dann nur noch feiern wollte. Großartiges Teil mit fantastischem Ende.


    - Hellbender: Bestätigt alle Vorurteile, die man schon immer gegen Heavy Metal hatte... nein Spaß. Mutter lebt mit Tochter einsam im Wald und macht als Freizeitvergnügen Heavy Metal mit ihr, bis Töchterchen einen Wurm isst und so ein dunkles Familiengeheimnis lüftet. Europäischer Horror der 60er Jahre wird hier modern reanimiert und trotz des winzigen Budgets eine Mörderstimmung rausgeholt. So sieht es also aus, wenn man eine Kindheit mit A24-Filmen zugebracht hat, stimmungsvolles Teil, das eher über Stimmung und die Bilder arbeitet.


    - Mord an einem regnerischen Sonntag: Den kennt hier garantiert keine Sau, ein französischer Horrorthriller aus den 1980ern, der dringend der Wiederentdeckung harrt (und den man wahrscheinlich heute in einer Szene mit CGI nachbearbeiten müsste, damit er erscheinen darf). Architekt, verliebt in sein Haus, bemerkt nicht, dass Ehefrau und Tochter dort langsam eingehen, bis ein Mann aus der Vergangenheit ins Familienidyll einbricht. Klingt erstmal altbekannt, aber der Film nimmt sich viel Zeit (typisch französisch), um dann in der zweiten Hälfte eine arg an die Nieren gehende Eskalation loszutreten. Leider mit einer typischen 80er-VHS-Synchro ausgestattet und mit einem echt widerlich-süßen Popsong versehen, aber davon abgesehen ein Kleinod des französischen Genrekinos vergangener Tage.

    Wie kommst du denn auf den letzten Satz? Programm ist diesmal nicht so krass brutal ausgefallen. Ist für jeden was dabei.

    Es ging mir weniger um die Brutalität (wobei, um die auch) als vielmehr die Tatsache, dass da auch viel Zeug von begeisterten Horror-Amateuren dabei ist, was außerhalb den Hardcore-Fans viele auch einfach nicht begeistern wird - siehe die Reaktionen auf den wide release von Terrifier 2. Semiprofessionelle Horrorfilmproduktion a la Ittenbach ist nunmal nicht jedermanns/fraus Tasse Tee.

    Dvdscot

    Ich finde es ja toll, dass Du Filme/Programme etc. hier alles so schön auflistest....irgendwie sehe ich aber nicht, ob und was Du davon überhaupt empfehlen kannst und warum/wieso überhaupt - oder sind das alles Filme, die Du grundsätzlich empfiehlst?!


    Darum geht´s doch eigentlich in diesem Thread (oder habe ich das falsch verstanden)?! :/

    Er veranstaltet das Festival, das ist seine Werbung dafür. Wäre aus dieser Perspektive seltsam, wenn er etwas negativ bewerten würde. Insgesamt ist das Zeug für Hartgesottene, denen Gore, Effekte und Tabubruch wichtiger als brillantes Schauspiel oder eine besondere gelungene Dramaturgie sind.

    Ohne die Spoiler zu öffnen, weil ich den Film noch sehen will, tippe ich mal auf Eltern. 😊

    Jedenfalls beziehen sich deine Triggerwarnungen gefühlt meistens auf Gewalt und Kinder.

    Deshalb schreib ich ja obligatorisch ;). Aber ja, da bin ich im Horrorbereich empfindlich geworden.


    Nach Talk to me, der mich überraschend böse erwischt hat, habe ich gestern dann noch Speak no Evil / Gaesterne gesehen, einen unglaublich bösen dänischen Horrorfilm über den Besuch einer konservativen dänischen Familie bei einem holländischen Paar, das sie in der Toscana kennengelernt haben. Meine Scheisse ist der hart. Also nicht so sehr von dem was man sieht, aber mir ist bei so einigen Szenen wirklich die Spucke weggeblieben. Die Grundidee des Films ist: Wie lange braucht es, bis Menschen zugeben, dass ihnen Dinge die andere tun unangenehm sind? Wie weit überdecken Konvention und missverstandene Höflichkeit die Fehlhandlungen anderer? Und dieses Szenario wird wirklich im Finale bis in einen höllenartigen Abgrund hineinentwickelt, der schon fast an Torture Porn der 2000er erinnert.

    Der Film lief wohl schon letztes Jahr auf dem FantasyFilmFest und kommt erst im September in die deutschen Kinos.


    Allerdings hat der Film dann doch ein Problem, mit dem ich nicht so ganz klar komme (das Ende wird komplett verraten):


    Und getrennt davon die obligatorische Warnung, dass der Film für eine bestimmte Gruppe nix ist:


    Lighthammel The Creeping Flesh ist großartig. Der erinnert auch deshalb an Hammer, weil Freddie Francis (später Kameramann von David Lynch) Regie führte, und der war bei Hammer und Amicus quasi zuhause (auch wenn hier Trigon produzierte, die von Strindberg über Witchfinder General bis Softsex in den 1970ern wirklich alles gemacht haben). Die von Dir genannten "haarsträubenden" Elemente waren auch schon 1972 absurd - das ist schlicht eine gute und bösartige Parodie auf viktorianische Wissenschaft, hier wird englishness ziemlich gekonnt ad absurdum geführt. Wirklich ein schwer unterhaltsamer Episodenfilm, einer der besten der Zeit.

    Shiver (dt.: Parasiten-Mörder)


    Ein Film aus Cronenbergs früher Schaffensphase. Kaum Story (Schleimiger Parasit verwandelt Menschen eines abgelegenen Hochhauses in Sexbesessene, Mörder und sexbesessene Mörder), billigste Effekte, und trotzdem schimmern an vielen Stellen Cronenbergs Fähigkeiten als Filmemacher durch, so dass aus wenig Substanz ein ganz passables Filmchen enstanden ist. Kann man schauen, ist aber kein Highlight.

    Ich will den Film nicht hochschreiben, aber wenn Du den Film im Kontext anderer Cronenbergs siehst, sind da schon fast alle seine Themen zugrunde gelegt (wie auch schon in den experimentellen Frühfilmen), nur hier eben mit kommerzieller Rahmenhandlung . Einzelne Vignetten aus shivers finde ich heute noch Recht überzeugend. Am lustigsten ist aber die Finanzierungsgeschichte: Bezahlt vom kanadischen Kulturfilmfonds, der nach Fertigstellung entsetzt ob des Films von Cronenberg das Geld wiederhaben wollte, das nicht kriegte, aber dafür war shivers der erste und einzige Film dieser Förderlinie, der am Ende mehr an den Fonds zurückzahlen konnte als finanziert wurde.

    An Serbian film und philosophy of a knife kommt Imho schon wegen des groben Humors kein Cat3-Film Ran, was tabuisierte Bildet im Kopf angeht. Und nee, das meine ich jetzt nicht positiv.

    Um es positiver zu formulieren: In Sachen kulturelle Dependenz, Horror als Ausdruck sozialen Unbehagens, Repräsentation kultureller Dichotomien und des bedrohlichen "Anderen" in der eigenen Kultur findest Du in der Filmgeschichte keine prägnanteren Beispiele. Filmisch ist der Kontrast von beinhartem Splatter/Exploitation und groteskem Humor zwar nicht einzigartig, aber in dieser Form schon hochgradig speziell. Für Untold Story, Ebola Syndrome und mit Abstrichen für Taxi Hunter und Love to Kill würde ich eine dezidierte Empfehlung als harte Horrorfilme/Thriller aussprechen. Auf der anderen Seite gibt es Titel wie Red to Kill, rund um die Vergewaltigung einer geistig behinderten Frau, die kaum verteidigbar sind. Dritte Sorte wären die späteren Herman Yau/Johnnie To-Filme, die nicht mehr zum ursprünglichen Kontext gehören, die aber für sich sehr hohe filmische Qualitäten aufweisen können, wie Election, Dumplings etc. Spaß mit Trash wie Robotrix, Naked Killer, Devil Fetus, Seeding of a Ghost und Story of Ricky kann man auch haben.

    Lighthammel bei Ebola Syndrome und den ganzen Hongkong-Cat3-Filmrn der Zeit ist der Kontext der drohenden Übergabe Hongkongs an China unverzichtbar. Ich bin ja sonst kein Fan des Groben, aber der Film bringt Paranoia und das Böse im Menschen so unglaublich perfide und sarkastisch auf den Punkt dass ich ihn sehr liebe (und mir jüngst sogar die UHD besorgt habe). Empfehlenswert vor allem wenn man auch die anderen Cat3-Filne der Zeit im Kontext sieht. Hinzu kommt, dass Ebola Syndrome als Komödie für das richtige Publikum erstaunlich gut funktioniert.


    Btw ein bisschen muss man hier aufpassen, keine indizierten oder gar beschlagnahmten filme in einem Tipp-Thread zu nennen; da könnte man wegen des Werbeverbots sich eine Abmahnung einfangen.

    Darf ich Dir Tom Gunning vorstellen? Sein Konzept des Cinema of Attractions spricht von einem "Gegenkino", dass es schon seit der Geburt des Kinos gibt, und dass das Kino der Jahrmärkte ist, der physisch und psychisch erlebbaren "Attraktion" und "Erschütterung" - bis hin zum Fahrsimulator, der schon in den 1900er-Jahren auf der Kirmes mit Bildern eines fahrenden Zuges produziert wurde (Menschen standen außen dran und rüttelten an der Konstruktion, in der die Zuschauer:innen saßen und die Zugfahrt guckten). Überhaupt sind Zugmitfahrten mit die häufigsten Filme, die es in den 1900er Jahren gab (also bis 1910) - erst danach setzt sich ein narratives Kino durch, aber das Cinema of Attractions geht ja nie weg - man denke an Cinerama, an Breitleinwand, 3D, Sensurround, Atmos etc. Das alles kann einer narrativen Immersion dienen, ist aber auch einfach ein "Schauwert", und der kann im Sinne des Wagnerschen Gesamtkunstwerks eben auch den Status des Künstlerischen haben. Gunning hat immer darauf hingewiesen, dass Kino eben nicht die vierte Gattung der Literatur ist, sondern ein eigenes Medium, bei dem "Attraktion" unverzichtbarer Bestandteil ist. Und Jump Scare kann eben eine solche "Attraktion" sein, ob Du sie jetzt magst oder nicht.

    Zwei neue Horrorfilme im Kino, beide natürlich totaler Mainstream:


    The Boogeyman: leider trotz der Vorschusslorbeeren etwas schwach. Typischer Jumpscare-Grusel aus dem letzten Jahrtausend mit knarzenden Türen und einem Monster, das besser nie aus der Dunkelheit ins Licht geraten wäre - denn da verliert der Film leider alles Potential. Mit Stephen Kings Potential für verstörende Details hat auch dieser Film Nur den Namen auf dem Cover gemein.


    Bed Rest: unter der prämisse, dass der Film das Rad nicht neu erfindet, schon deutlich spaßiger und angstmachender. Leider lebt die Protagonistin in einem Heft von Schöner Wohnen, aber der hier vorgestellte Nerventerror funktioniert auf rudimentäre Art und Weise hervorragend. Und der Plottwist war zwar vorhersehbar, funktioniert aber trotzdem sehr gut. Schwangeren Frauen würde ich allerdings vom Besuch abraten ;).


    Beide Filme arbeiten oft und gern mit jump scares, wer das nicht mag wird hier kein Glück haben.

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    Pope's Exorcist war wieder so ein Fall, wo ich nach dem Trailer dachte, dass ich den ganzen Film mit allen 7 "Twists" jetzt kenne.

    Der Film hat genau null Twists. Der ist so straightforward wie ich es seit Jahren nicht mehr erlebt hat, das gehört zum schrägen gesamtgefühl einer verschütteten Produktion aus den 1970ern. Selbst die billige Sequelvorbereitung am Ende hat was von "und dies war der Pilotfilm für eine ganz traditionelle monster-of-the-week-Serie".

    Erstaunlich dass die FFF Pearl noch zeigen - der ist doch schon ewig und drei Tage als US-BD erhältlich. Ich hab heute Evil Dead Rise gesehen, eine nette Gore-Packung für Fans mit ein paar heiteren Tabubrüchen (kleine Triggerwarnung im Spoiler). Erstaunlich fand ich wieviel Material aus Tanz der Teufel 2 hier wieder aufgegriffen und zitiert wird. Die KJ ist zwar nicht unerwartet, aber der Film könnte auf dem Weg zu Heimmedien wegen ein, zwei Szenen nochmal Ärger haben.


    Und weil ich Zeit hatte ging es dann auch noch in The Pope's Exorcist, ein unerwartet harmlos-trashiges Machwerk, der in der Unbedarftheit, mit der der erste Exorzist kopiert wird (Spiderwalk, da haben die Leute garantiert noch nie von gehört) eigentlich ärgern sollte, dann aber so sehr wie ein Italostreifen der 1970er rüberkommt, dass man ihm nicht so richtig böse sein kann. Muss aber niemand im Kino gucken.

    Wenn das keine Ironie war, dann danke für die Zustimmung. Ansonsten schade für das Lächerlichmachen des Topics, ich meine das wirklich ernst. Zumal der 2015er Invitation eher ein Geheimtipp unter dem Radar war und jetzt erst recht in der Versinkung verschwinden wird, da der neue hier ja doch recht populär aka bekannt ist. Er wird zumindest oft reviewt und viele reden über ihn. Leider.
    Lg

    es war eine ironische Zustimmung. Ich wollte eigentlich damit soviel sagen wie: das Problem ist so alt wie die Filmgeschichte selbst. Man denke an die hunderte italowestern die plötzlich alle im deutschen Django hießen. Aber dass es ein Problem ist wollte ich damit gewiss nicht negieren. Sorry wenn das so rüber kam.

    Genau das meine ich ja. Nur, weil es diesen 2022er Murks gibt, fällt jetzt ein schlechtes Licht auf den anderen Film, den deswegen viele nicht mehr schauen werden, weil sie ihn fälschlicherweise für den schlecht rezipierten 2022er mit dem gleichen Namen halten.
    Lg

    Bin ich völlig bei Dir. Seit dem grässlichen Helikoptermann 2 – Die Rückkehr des Kreiselfickers redet wirklich niemand mehr über die Qualitäten des ersten Teils ..


    Aber im Ernst: ein bekannter hat neulich Dune auf meine Empfehlung gucken wollen. Im streaming gab es nur Planet Dune. Was natürlivh eine grausige Asylum-Priduktion ist. Er hatte dann natürlich ein leicht verzerrtes Bild vom Stoff, als wir das Spiel gespielt haben...

    Gucken nicht lesen. Lohnt sich. Wirklich.

    Ne, las mal. Die Zeiten, in denen ich übertrieben brutales und ekelhaftes geguckt habe, sind schon länger vorbei. Kann ich inzwischen nicht mehr soo gut haben.

    Ich bin überhaupt kein Fan von grand guignol oder splatter, aber der Film ist eher Kunstfilm und ein Statement - ist ja immerhin eine murakami-Verfilmung. Wirklich ekelhaft ist nur eine Szene in meinen Augen, die aber ist eine zentrale Umdrehung der Ernährer-Mythologie des Patriarchats. Aber klar, niemand muss das gucken, nur würde ich den Film jetzt nicht mit Machwerken wie sadness oder terrifier in eine Reihe stellen.