Dann kam mehrfach #LaGranja auf den Tisch. Hmm, was soll ich sagen, bei uns hat es nicht so wirklich gezündet. Ich suche immer noch, woher der Hype kommt. Ich mag Spiele, die mehr sind als die Summe ihrer Teile. Bei La Granja gilt irgendwie das Gegenteil. Ein Dutzend Mechanismen bekannter Spiele, jeder für sich etwas abgespeckt, damit's nicht zu komplex wird (außer durch die schiere Masse der Mechanismen), das alles durchaus kunstvoll aneinander gebaut ... aber irgendwie ist das Gesamtbild nicht so wirklich stimmig. Sehr gute Spielregel, sehr nützliche Spielhilfe und sehr gelungene Ikonografie (bei der PD-Verlag-Version) mit Farbzuordnung zu den Phasen, das sind klare Pluspunkte, aber: keine übergreifende Spannungskurve mit interessanten Endzielen, zu lang für das Gebotene und auch thematisch fehlt was. Wie kann es z.B. sein, dass man bei einem Landwirtschaftsspiel nur einen Bruchteil seiner landwirtschaftlichen Güter tatsächlich von seinen Feldern holt, sondern sie eher durch Zukauf und viel unthematischer Würfelei erhält? Oder aber, und das ist thematisch wirklich selten-dämlich, Ressourcen durch Umdrehen von irgendwie magischen mallorquinischen Dachziegeln herbeizaubert.
Auch bei der B-Note gibt's Abzüge. Die Rosenberg'schen Jederzeit-Aktionen stören den Ablauf etwas ("Halt, warte, bevor du dran bist, mache ich noch [...]"), die verdeckt zu haltenden Siegpunktchips sind eine unnötige Verkomplizierung, weil man bei dem eher interaktionsarmen Spiel eh nicht groß gegen den Führenden spielen kann, und das Karten-unter-Tableau-Schieben war schon vor Jahren bei Ruhm für Rom fummelig. Bei La Granja kommt hinzu, dass die Karten, die an vier Seiten unter das Tableau geschoben werden soll, unten aneinander stoßen. In der Summe stört das Ausmaß an Fummeligkeit und Verwaltungsaufwand. La Granja hat schon ein paar schöne Einzelbausteine, aber insgesamt waren wir doch enttäuscht, für mehr als "grundsolide" reicht's erstmal nicht, die Vorbilder wie Loyang, Luna, Agricola oder Bora Bora (oder sonstwas mit Feld'scher Initiativleiste) gefallen uns allesamt klar besser. La Granja will das Beste von Feld und Rosenberg zusammen bieten, erreicht aber weder die mechanische Raffinesse eines Feld-Spiels noch die thematische Dichte eines Rosenberg-Spiels. Erster Eindruck: Verkaufskandidat. Mein einzige Problem dabei: viele von mir geschätzte Schreiberlinge und Video-Reviewer finden das Spiel supertoll. Da muss doch etwas dran sein, oder? Wir suchen noch...