Wer gegen Leipzig, Hoffenheim, Wolfsburg etc. schimpft, aber gleichzeitig Bayern und Dortmund als Traditionsvereine würdigt, hat meiner Meinung nach nicht erkannt, dass das alles Kommerz-Unternehmen von ähnlichem Schlag sind. Nur weil es ein paar Vereine davon etwas länger gibt als andere, ändert das nichts am aktuellen Charakter dieser Vereine.
Das Verhältnis aus Gewinnmaximierung und Liebe zum Fußball ist bei den genannten Vereinen doch ziemlich ähnlich ausgeprägt.
Ich finde, dass Leipzig das ganz gut macht und man froh sein kann, dass ein weiterer Verein zumindest etwas Spannung in die Liga bringt.
Wer ehrlich eine andere Vereinsphilosophie sucht, sollte z. B. nach Freiburg oder Mainz schauen. Aber das ist vielen dann ja zu wenig Erfolgsfußball.
Du schmeißt sämtliche Stammtischbegriffe in den Topf, rührst die Fussballsuppe ein paar Mal rum und dann kommt sowas raus.
Traditionsverein hat etwas mit den Wurzeln zu tun. Gegründet von Menschen für die Menschen.
Die Zeit bleibt jedoch nicht stehen. Die Vereine entwickeln sich, der Spielrahmen verändert sich.
Sowohl die Bayern als auch der BVB sind gute Beispiele für die aktuelle Entwicklung im Fußball.
Sie haben sich zu Millionenunternehmen entwickelt die auf Basis der Vereineeine aufgebaut wurden.
Der 8 Mitglieder "Verein" aus Leipzig agiert da komplett anders.
Gegründet zur Profitmaximierung im Marketingbereich unter der Ausnutzung von allen möglichen rechtlichen Schlupflöchern.
Tradition hat hier ausschließlich der Standort und die Rechtsabteilung.
Die Voraussetzungen sind nicht die gleichen, aber so kann man natürlich durch finanzielle Mittel den Vorsprung schnell aufholen.
Und erst an dieser Stelle kommen wir zu der Begutachtung der aktuellen Situation in der fußballerisch der Marketingverein aus Leipzig incl. Ihrer Zulieferervereine im Ausland in der Lage ist sportlich den etablierten Teams Paroli zu bieten.
Ich bin nicht so blauäugig zu glauben, dass die Zeiten der Fußball-Romantik noch ihre Daseinsberechtigung haben. Trotzdem wünsche ich mir die gleichen Regeln (Wettbewerbstechnisch und finanziell) für alle und auch eine Standortbindung.
Ich möchte nicht dass mein Team plötzlich in eine andere Stadt verlegt wird, weil der Besitzer es so besser findet.
Dass nicht alle das gleiche Geld zur Verfügung haben führt den Wettbewerbsgedanken eh ad absurdum.
Es wäre an der Zeit Salary Cap nach NFL Vorbild einzuführen, aber das wird nicht passieren, oder eben so eingeführt, daß es trickreich umgegangen wird.
Der Fußball vernichtet sich leider selbst. Die Regeländerungen (Handspiel Auslegung anyone? Also nicht in der Theorie, sondern in der gelebten Praxis...), Machenschaften an der Spitze, Entfernung von der Fanbasis.
Ich merke es selbst: über 20 Jahre Dauerkarte bei meinem Herzensverein durch sehr viele Tiefen und glorreiche (für unsere Verhältnisse) Zeiten in den letzten Jahren gegangen, doch irgendwie zieht es mich nun mehr zum Football und Volleyball.
Und das hat nichts mit "wenig Erfolg" zu tun, Gleiches gilt für Mainz, Freiburg und andere. Auch diese Klubs haben ihre Fans und sie unterstützen sie unabhängig vom Erfolg, weil sie im Gegenzug zu manch anderem Klub eine Identifikationsgrundlage bieten.
Aber auch die haben mir Entfremdung der Fans zu kämpfen.
Auch die Auswanderung zum Pay TV trägt dazu bei.
Die Frage ist für mich nicht mehr: quo vadis Fußball, sondern wann zerschellst du an deinem Eisberg du riesiger runder Titanicball?
Berechtigterweise könnte jemand schreiben: aber NFL ist doch pure Kommerz! Dem würde ich auch zustimmen, nur da verkauft mich niemand für dumm und erzählt ähnliche Märchen wie ich sie seit Jahren im Fußball höre.
Ich freue mich schon auf die Neuauflage der "Lizensierungmärchenstunde"