Ich glaube ich habe länger nichts im TMB-Bereich geschrieben, aber wenn ich auch nur den kleinsten Hauch Kritik an diesem Spiel vernehme, da geht es komplett mit mir durch. Das ist wieder so ein Schnellschuss nach zwei gespielten Partien, der einen nur an der Oberfläche des Spiels hat kratzen lassen und doch nimmt man es sich als nischiger Mainstream-Youtuber heraus, hier etwas über die Güte des Spiels zu sagen. Da verliere ich die Contenance.
Aus Frust habe ich eben unseren Biomülleimer in die Galaxy Defender Box gekippt und auf den Balkon in die Abendsonne gestellt.
Spaß bei Seite. Ich finde es immer gut, wenn man verschiedene Meinungen zu einem Spiel liest, sieht oder hört. Den von dir angesprochenen „One Stop Coop Shop“-Podcast (sollte ich vielleicht ab jetzt mal abkürzen...) habe ich kurz nach Veröffentlichung auch gehört. Kritik ist immer etwas subjektives und das Spielerlebnis bei Too Many Bones steht und fällt mit dem gewählten Tyrannen, der Gruppengröße und den gewählten Gearlocs. Gerade diese Kombination erfordert ein unterschiedliches Skillen der Gearlocs, auch wenn es bei vielen Gearlocs Skills gibt, die man wahrscheinlich immer entwickelt. Manche erscheinen einem je nach Konstellation unnütz, so ist Boomer beispielsweise gegen Gift-Baddies auch eine valide Supporterin die nicht nur Schaden mit ihren Granaten anrichten muss.
Den Sweet-Spot des Spiels sehe ich bei drei Spielern. Vier Spieler Partien können teilweise langweilig sein, da sich eventuell einfach zwei Reihen gegenüber stehen. Im Zweierspiel kommt es hingegen darauf an, welche Gegner man vor sich hat und vor allem, welchen Partner/Partnerin man an seiner Seite oder hinter sich weiß. Da ist kooperatives Spiel schon notwendig. Pauschal lässt sich das aber nicht sagen, da die Gearlocs der Grundbox schon relativ gradlinig in ihrer Spielweise sind. So kann es durchaus vorkommen, dass Tantrum und Picket keine für sie gefährlichen Baddies auf der Matte haben und vor sich hin spielen können.
Deine Kritik bezüglich der Welt und der Encounter würde ich größtenteils unterschreiben. Ich finde, dass CTG hier eine eigenständige und stimmige Welt erschaffen haben, die aber sicher nicht die Tiefe eines immersiven Rollenspiels erreicht. Dafür sind die Encounter zu kurz und der Kampf selbst ein zu zentrales Element. Letztlich vermitteln die Encounter nur einen kleinen Grund, wieso man sich erneut Gegnern stellen muss und lassen einem meist nur die Wahl, auf welche Weise man dies tut. Eine kohärente Geschichte darf man hier nicht erwarten, weswegen ich die Kampagnen als Kampagnen im klassischen Sinne relativ uninteressant finde. Dort geht es eher darum, welche Skills man mitnimmt, ob man Tyrannen-Würfel erbeutet oder Narben in die nächste Runde mitnimmt.
Außerdem muss man sagen, dass das Artwork sehr speziell ist. Viele stören sich daran. Mir persönlich ist es egal, auch wenn ich eine realistischere Aufmachung vielleicht noch etwas ansprechender gefunden hätte.
Der Wiederspielwert basiert auf der Auswahl der Baddie-Typen und der Länge der Kampagne. Die Tyrannen unterscheiden sich in den Endkämpfen, aber spannend ist ja meist der Weg bis zum finalen Kampf. Hier muss ich sagen, dass die Kämpfe je nach Glück beim Ziehen schon von sehr schwer bis relativ leicht reichen. Das ist auch logisch, da die Stacks vor dem Spiel zufällig zusammengestellt werden und man meistens, sofern man nicht am Tag zuvor gescoutet hat, blind zieht.
Es muss aber erwähnt werden, dass die neuen Baddies, die mit der "40 Days in Daelore"-Erweiterung hinzukommen, nochmal ein Plus an Wiederspielwert bringen. Gleiches gilt für die Mechs, aber im Besonderen für die Grelln, aus Undertow. Letztere machen den Kampf auf dem Floß spannender, da sie das Floß selbst beschädigen können und so ein weiteres taktisches Element hinzufügen. Die Mechs verhalten sich prinzipiell wie normale Baddies, sind aber gegen viele Effekte - wie beispielsweise Bluten - immun. Richtig gut wird TMB für mich aber erst durch "Splice and Dice". Mit dieser Erweiterung kommen nicht nur richtig eklige Gegner/Tyrannen ins Spiel, viel mehr gewinnt der Kampf deutlich an Bedeutung, da es nun wichtig ist, welchen Gegner man wann ausschaltet, da die ersten vier besiegten Gegner nach dem Kampf vom Schlachtfeld geholt und in einem Labor in vorher durch die Zuweisung von vier durch die Spieler geworfenen und anschließend verteilten Würfeln verschnitten werden. Auf diese Weise erschafft man während des Spielens den Tyrannen, dem man am Ende gegenüberstehen muss und lass dir gesagt sein, dass du mit "Splice and Dice" ein deutlich strategischeres und härteres Abenteuer haben wirst, bei dem kooperatives Spielen extrem an Bedeutung gewinnt.
Aus meiner Sicht ist "Splice and Dice" die Erweiterung, die das Spiel wirklich abrundet. Die Geschichte selbst ist zwar noch immer nettes Beiwerk, aber das Spiel selbst profitiert deutlich. Für mich ist TMB mit der Erweiterung auf Augenhöhe mit Street Masters. Ich bin froh beide Spiele in meiner Sammlung zu haben, spielen sie sich doch sehr verschieden, aber müsste ich mich entscheiden, würde ich aktuell TMB als Gesamtpaket vorziehen. Das liegt vorallem an den Gearlocs, die du abseits des Basisspiels erkunden kannst und auch an den gelungenen Erweiterungen.