Man kann's anscheinend nicht oft genug betonen: solange es keine einheitliche Definition von "geskriptet" gibt, wird man auch bei einer Diskussion, ob ein Spiel XYZ geskriptet ist, garantiert nicht einig werden können...
Im strengen Sinne heißt "geskriptet", dass beim Eintreten eines Ereignis X ein Ereignis Y ausgelöst wird. Im Videospielbereich weit verbreitet: Sobald der Spieler den drittletzten Raum des Dungeons erreicht hat, beginnt der Obermotz im letzten Raum, sich zu bewegen. Sowas halt. Im Videospielbereich auch nicht zuletzt durch Ressourcenknappheit begründet. Im Brettspielbereich gibt's das nur dort, wo eine gewisse Betonung auf "Geschichtenerzählen" liegt, also z.B. bei Legenden von Andor: Timer erreicht X => Ereignis Y. Sowas ist wohl bei jedem hier "geskriptet".
Im Brettspielbereich findet man dagegen auch noch eine lockerere (andere?) Definition von "geskriptet", nämlich dort, wo eine vermeintliche Vielfalt von Entscheidungsoptionen sich gefühlt komplett auflöst, weil über mehrere Züge unterschiedlicher Spieler hinweg klar ist, was jeder jeweils tun sollte. Dann steht "geskriptet" für Runterspielen eines bekannten Kochrezeptes, wenn mein Vordermann Aktion X macht, mache ich ohne weiteres Nachdenken sofort Y, und die Diskussion geht dann in Richung "Existenz einer optimalen Zugfolge", "Berechenbarkeit einer solchen optimalen Zugfolge", "fehlende/geringe Zufallselemente", etc. Denn klar ist dann auch: Spiele, bei denen weder beim Spielaufbau noch während das Spiels Zufallelemente auftauchen, sind tendenziell anfälliger für solche optimalen, berechenbaren Zugfolgen. ("Tendenziell" deshalb, weil man auch mit Zufallsverteilungen rechnen kann.)
Jetzt nochmal die von @Sternenfahrer oben völlig zurecht aufgeworfene zentrale Fragen, soll auch gar nicht vorwurfsvoll oder destruktiv klingen, sondern einfach nur das Terrain abstecken: Worüber wollen wir hier eigentlich diskutieren? Ob Spiele ohne nennenswerte Zufallselemente -- um mal den Threadstarter zu zitieren: --
a) sehr schnell an Reiz verlieren und b) fehleranfällig sind / nicht mehr richtig funktionieren
? Dann bin ich geneigt zu antworten: "Nicht zwangsweise und nicht immer, aber eine leichte Tendenz zumindest zu Punkt a) gibt es schon, wenn man Spielreiz eben auch als Fähigkeiten zur Anpassung auf Unbekanntes definiert." Kann man so sehen, muss man aber nicht. Denn selbst wenn ein Spiel nur für 10-maliges Spielen "gut" wäre und dann langweilig würde, ist das sooo schlecht nicht, denn die meisten von uns dürften viele Spiele im Regal haben, die sie noch keine 10 mal gespielt haben.
Weil ich an dieser Stelle aber keine Zitatfälschung betreiben will, möchte ich explizit darauf hinweisen, dass @Jimmy_Dean seine Eingangsfrage mit "geskriptet" eingeleitet hat, was, wie wir gesehen haben, mindestens mal missverständlich ist, und ich mir deshalb die Freiheit erlaubt habe, sein "gleichartige, ähnlich verlaufende Spielverläufe" im Sinne von "wenig Zufallselemente" umzuinterpretieren. Denn "wenig Zufallselemente" ist bei den anspruchsvollen Spielen, über die wir hier bei Unknowns.de diskutieren (also nicht sowas wie MÄDN, Monopoly, Legion of Honor & Co), eine in der Regel notwendige, wenn auch nicht unbedingt hinreichende, Voraussetzung für solche gleichartigen Spielverläufe.