Beiträge von Clickworxx im Thema „[Essen 2015] Burano - inklusive Unboxing-Fotos“

    Burano hatte ich bereits in der Previewliste bei BGG gesichtet und auf den ersten Blick klappte mir die Kinnlade herunter.
    Bisher glänzten Spieledesigns aus asiatischem Raum im Gegensatz zu Ihren industriellen Verwandten ja eher durch Innovation und Originalität.
    Hier sah es nun aber mit den Inselchen, Schiffchen und Kärtchen nach einem derart dreisten Klon aus, dass dieses Spiel erst einmal mit einem
    verächtlichen Kommentar in die Tiefen der Geek-Datenbank verbannt wurde.

    Bis wir am Donnerstag Mittag Guns & Steel abholen wollten und dort eine Gruppe am Tisch saß, welche ein Spiel aufgebaut hatte, was uns komplett
    alles erst einmal stehen und liegen ließ. Das Teil sah supergeil aus mit den ganzen Tableaus, Brettern, Karten, Klötzchen, Plättchen usw. und sofort.
    Nach kurzer Paralyse und überschwänglicher Begeisterungsbekundung gegenüber dem Standpersonal (Kein Plan, ob das evtl auch der Autor hätte sein können),
    kramten die Jungs tatsächlich noch ein Exemplar des angeblich ausverkauften Buranos hervor und ich war wieder eine Lehre reicher.

    Gestern nun kam das Spiel zum dritten Mal auf unseren Tisch und ich versuche hier mal einen kurzen Abriss zu geben:

    Der Hauptplan gibt eine große Insel wieder, auf der wir mit Hilfe von verschiedenfarbigen Quadern eine bunte Stadt entstehen lassen. Um dieses Zentrum herum
    sind nun mehrere kleinere Inseln gelegen. Einmal um unser „Gefolge“ in Shopzones (hier zählen dann mitunter Mehrheiten, bzw orthogonale Vereinigungen) unterzubringen
    und mehrfach um am Brettrand gelegene Fischgründe als Fischer zu plündern (hier zählen u.a. ebenfalls Mehrheiten).

    Der Grundmechanismus ist eigentlich sehr simpel: Wir bauen am Anfang jeder Runde aus verschiedenfarbigen Klötzchen eine Pyramide aus max 14 Elementen auf unser persönliches Tableau.
    Diese ermöglichen uns die entsprechenden Aktionen wenn wir dann am Zug sind, in dem man „freiliegende“ Klötzchen dem Konstrukt entnimmt und dann als Häuschen auf dem Spielplan platziert.
    Das ist schon mal ein sehr cooler Mechanismus, fühlt er sich doch ganz anders an, als Worker- oder Diceplacement. Bis zu vier mögliche Aktionen, je nach Privatschatulle des Spielers, kann man dann
    in seinem Zug kostenpflichtig vornehmen:

    Klötzchen aus Pyramide entnehmen um es „bereit zu stellen“, erste Option.
    Bereit gestelltes Klötzchen verbauen, um entsprechend der Farbe zu fischen (Fischgründe), zu arbeiten (Shopzones) oder Einkommen zu erhalten, zweite Option.
    Ein farblich passendes Dach auf zwei bereits verbaute Klötzchen auf dem Spielplan zu legen, dritte Option.

    Soweit so gut, ziemlich easy bis hierhin und die Aufmerksamkeit aller Teilnehmer zu diesem Zeitpunkt war immer vorbildlich. Die anschließenden Erläuterungen warum wieso weshalb aber funktioniert und Punkte bringt,
    überforderte bisher auch den tapfersten Mitspieler. Kompletter Overkill.
    Ganz kurz an dieser Stelle: Mehrheiten auf den Fischerinseln und im Arbeiterviertel, verkaufen der Fische (in Form von gezogenen/gewählten Karten), Boni durch Dächer, Boni durch Gebäudekarten (in Form von gezogenen/gewählten Karten), Zwischenwertungen, Endwertungen usw. undsofort….. Puuhhh (Feldsche Lehren tauchen vor dem inneren Auge auf).
    Es erscheint evtl ein wenig kompliziert (komplex ist es allemal) auf den ersten Blick, aber kann ich Euch versichern, es lohnt sich. Man steht erst mal da wie der Ochs vorm Berg, jedoch lichtet sich der Nebel nach der ersten Partie und alle wissen warum wieso weshalb. Darum hier mein dringlicher Rat, einfach losspielen und das Gewinnen erst mal anderen überlassen. Wenn das alle machen, dann tritt auch keine AP auf den Plan und man kann schön der Reihe nach die Phasen durchexerzieren und learning by doing betreiben. Intuitiv sind die Punkteausschüttungen nämlich nicht. Ein Europäischer Verlag hätte hier vielleicht die Daumenschrauben angesetzt. Teilweise lagen wir am Ende 75% der Ausbeute auseinander. Was dennoch für das Spiel spricht, jeder wollte sich erneut versuchen und es besser machen.

    Ich persönlich bereue den Kauf nicht, bin mir aber dennoch meiner Meinung nicht ganz sicher. Das Spiel kommt mit einem enorm hohen Aufforderungscharakter daher. Alles ist tiptop, auch wenn ich persönlich den Stil nicht unbedingt bevorzuge. Er passt aber und ist bestens umgesetzt! Anders als bei so manchem Feld, sollte man hier jedoch sehr fokussiert vorgehen! Durch den ewigen Geldmangel muss man höllisch aufpassen, keine teuren Aktionen zu versemmeln. Man greift auch in der Regel nicht mal eben schnell Punkte ab, sondern verfolgt eine Art Linie. Was will ich mit der Karte die mir einen Bonus im Arbeiterviertel bringt, wenn ich doch eher fischen gehe? Es gibt auch starke Kombos der Boni-Karten, bei denen die Mitspieler wiederum darauf achten sollten, sie nicht zu zulassen. Bei der Variabilität des ganzen Konstrukts (alles, aber auch wirklich alles, wird beim Aufbau zufällig aus tausend Teilen zusammengestellt) überkommen mich jedoch Zweifel, ob dadurch tatsächlich spielentscheidende Relevanzen entstehen.

    Nichtsdestotrotz, das Teil kam jetzt innerhalb weniger Tage dreimal auf den Tisch, obwohl zig verheißungsvolle Neuheiten in den Messekartons warten. Das bedeutet bei uns schon etwas!

    Und NEIN, das B konkurriert absolut nicht mit dem M.... Es steht ziemlich deutlich für sich selbst