Wenn ein reines 2er (und ein als solches angegebenes) Spiel in größerer Schachtel erscheint, dann ist oft sogar sehr viel Luft drin.
So zumindest mein Bauchgefühl.
Dieses "Luft in der Schachtel"-Argument finde ich immer ein wenig komisch. Was hat es damit zu tun, ob ein Spiel gut oder angemessen ist, wie viel Luft in der Schachtel ist?
Die Schachtelgröße hat einzig und allein einen Zweck: Dem Käufer einen bestimmten Preis für das Spiel aufzuerlegen. Wenn es eine kleine Schachtel ist, dann kostet das Spiel weniger. Als Beispiel: Pegasus - Auf nach Indien. Kriegste für 10-15€. Muss ein Verlag 15-20€ für ein Spiel haben, dann ist es eine mittlere Schachtel. So Carcassonne-Größe. Muss es 20-30€ kosten, dann ist es die mittlere Schachtel, aber ein wenig schlanker. Schönes Beispiel: Hansa Teutonica. Kostet es über 30€, dann die normale, klassische Kosmos-Größe oder eben das, was am weitesten verbreitet ist, die Buch-förmige Schachtel wie bsw. Agricola.
In der Produktion spielt die Größe der Schachtel keine Rolle. Ob groß, ob klein: Der Einfluss auf den Endpreis ist verschwindend gering. Wie sich der Preis eines Spieles kalkuliert hängt von ganz anderen Faktoren ab. Lizenz, Aufwand, Materialmenge oder -Vielfalt, Illustrator, Lizenzthema, etc. Ob da dann am Ende etwas Luft in der Schachtel ist, ist völlig "Peng"! Der Verlag wird nicht absichtlich ein kleines Spiel in eine riesen Schachtel packen. Es sei denn er muss den Preis für das Spiel bekommen! Die machen doch nicht absichtlich den Preis so hoch wie möglich! Die wollen doch den bestmöglichen Preis haben! So günstig wie nur eben möglich, damit möglichst viele Menschen das Spiel kaufen! Die wollen die Dinger verkaufen! Die wollen nicht einen möglichst hohen Einzelpreis! Die machen das bestmögliche Spiel und kalkulieren dann einen Preis. Und nach diesem Preis richtet sich die Schachtelgröße. Ende!
Wenn man also ein Spiel für 20€ kauft, dann kriegt man auch den entsprechenden Gegenwert. denn billiger geht nicht. Sonst wäre es billiger! Und darüber hinaus ist ein Spiel auch nicht der Gegenwert seines Materialwertes.
Ich nehm mal ein Beispiel für ein Spiel, dem immer wieder viel Luft in der Schachtel vorgeworfen wird: Vor den Toren von Loyang. Ein paar Papptableaus, ganz wenige Pappmarker, viele Karten und dann noch Holzmaterial. Du machst die Schachtel auf und ist ist nur halb voll, kein Inlay. Wenn man sich jetzt aber überlegt, dass aber über 230 speziell geformte Holzspielsteine in dem Spiel sind, dann müsste man eigentlich wissen, dass das schon etwas mehr kostet als Standartspielmaterial. Nur mal als Gegenbeispiel Agricola: Da waren in der Erstauflage auch nicht Veggie-Meeples und Animeeples drin! Das war Standartspielmaterial! Scheiben und Holzwürfelchen! Erst, als das Spiel so erfolgreich wurde und sehr große Nachauflagen erhielt konnte man es sich leisten da speziell und teuer angefertigtes Holzmaterial anzubieten! Und einiges von dem Holzmaterial ist auch gar nicht im Spiel. Das kann man sich privat dazukaufen. Wie dem auch sei: Loyang hat auf der Messe knapp unter 40€ gekostet. Da haben sich schon einige gewundert, wo denn das ganze, wertvolle Material ist. Ja, das Spiel war aber nun mal so teuer.Hochwertiges Spielmaterial in Deutschland produziert, viel kleinere Auflage als andere Rosenberg-Spiele. Etc. pp.
Statt sich ständig Sorgen zu machen, ob ein Spiel auch genug Material hat um eine Schachtel zu füllen, sollte man sich mal lieber mit dem Spiel selber beschäftigen. Macht das Spaß? Ist das ein gutes Spiel? Ist es mir das wert? Eine ganz zentrale Frage: Bereitet mir das Spiel so viel Freude und Vergnügen, dass es mir das wert ist? Oder brauche ich verchromtes Spielmaterial um Spaß beim Spiel zu haben?
Klar freut man sich, wenn man ein günstiges Spiel bekommt. Große Spieltiefe mit wenig Material, wie bsw. bei Auf nach Indien - super günstig für das, was man kriegt. Anderes Beispiel: Star Realms: Kleine Schachtel, Kost 10-15€ und ich hab das Ding schon weit über 100 Mal gespielt. Trotzdem kann man den Wert eines Spiels nicht nach dessen Materialfülle im Vergleich zum Schachtelvolumen berechnen. Und das sollte man sich mal angewöhnen, wenn man bei solchen Argumenten ernst genommen werden will...
Das war jetzt nicht nur auf das Zitat gemünzt sondern eine grundsätzliche Anmerkung zu dem sich immer wiederholenden, bekannten Argument.
Aber um auf das Argument zurück zu kommen:
Wenn ein reines 2er (und ein als solches angegebenes) Spiel in größerer Schachtel erscheint, dann ist oft sogar sehr viel Luft drin.
Woran könnte das denn liegen? Tendenziell wird ein Verlag dieses Spiel nicht so oft verkaufen, wie ein Spiel, dass man sowohl zu zweit als auch mit mehr Spielern spielen kann. 2er-Spiele sind eben ein Randbereich. Eingeschränkte Zielgruppe. Will man ein solches Spiel nun doch machen, dann rechnet man also schon mal mit weniger verkauften Exemplaren. Die Auflage wird wohl entsprechend kleiner sein - bedeutet: Höhere Produktionskosten pro Exemplar als wenn man das vierfache des Spiels produzieren könnte. Der Preis muss also anders kalkuliert werden.
Kleines Rechenbeispiel: Du machst 1000 Spiele und hast kosten von 10000€. Macht 10€ Produktionskosten pro Spiel. Machst du aber 4000 Spiele und zahlst bsw. 25000€ Produktionskosten, denn je mehr Spiele man macht, desto günstiger wird die Sache in Relation, hast du nur 6,25€ Produktionskosten pro Spiel. Wenn sich jetzt denken kann, dass für die Preisbestimmung von Gütern bestimmte Faktoren zum Tragen kommen, wie man den Preis berechnet, dann wird schnell klar, wie sich das ganze zusammensetzt. Nehmen wir mal an, wir haben 4 Faktoren: Produzent, Verlag, Händler und Staat. Dann muss der Endpreis also mit dem Faktor 4 berechnet werden. Unser Spiel mit einer Auflage von 1000 Spielen kostet also 40€im Laden. Das Spiel in der höheren Auflage kostet aber nur 25€!!! Spiel Nr. 1 muss also, den Gesetzen der Spielerhirne folgend, in die große Kosmos-Schachtel. Das gleiche Spiel, mit einer größeren Auflage produziert, kommt aber in eine mittlere Schachtel. Gleiches Material, alles gleich!
Es ist also relativ klar: Ein reines 2er-Spiel ist ein viel größeres Risiko als eines, was für 4 oder 5 auch möglich ist. Es wird also tendenziell in einer kleineren Auflage produziert werden. Natürlich wird das tendenziell teurer sein als vergleichbare Spiele für mehr Spieler. Sind diese Spiele daher schlechter?