Beiträge von MetalPirate im Thema „[Kickstarter/Spieleschmiede] Tesla vs Edison“

    Um es mal anders zu formulieren und dabei Bezug nehmend auf frühere Lokalisierungs-Diskussionen hier bei Unknowns: Ist Crowdfunding vielleicht sogar die ideale Form der Lokalisierung? Eventuell auch dann, wenn das fremdsprachige [idR englische] Original nicht parallel per Crowdfunding erscheint, sondern schon länger und/oder als klassische Verlagsveröffentlichung auf dem Markt ist?


    Das umschifft ein wenig die Problematik des "Wie hält es der Verlag mit den irgendwann mal vielleicht erscheinenden 1-5 Erweiterungen?", weil eben kein Verlag mehr dahinter steht, von dem der geneigte Käufer wie Warbear irgendwas "verlangen" meint zu können. Stattdessen ist das Ganze ein einmaliges Lokalisierungsprojekt, und wenn's beim Crowdfunding die notwendige Finanzierung nicht bekommt, sind eben für jeden sichtbar die fehlenden Interessenten schuld. Macht man die Lokalisierung dann noch so wie in diesem Projekt mit deutschen Upgrade-Kits, dann gilt dies umso mehr: dem Kunden wird eine einmalige Leistung geliefert ohne irgendwelche weiteren Commitments. DAS ist für mich die interessante Komponente des TvE-Projekts: es hat mich zum Nachdenken über Lokalisierungen an sich gebracht und meiner Meinung nach zeigt es auf, wie die Zukunft der Lokalisierungen insgesamt aussehen könnte. Klassische Verlage, die mit Lokalisierungen ihr Geld verdienen, werden hoffentlich auch genau hinschauen und sich ihre Gedanken machen.


    ( @Klaus_Knechtskern: Ja, wenn ich etwas nachdenke, war die Spieleschmiede mit reinen Lokalisierungen auch schon zuvor aktiv, aber Om Nom Nom / Mjam Mjam, Amber Road oder was-weiß-ich, was es da zuvor noch gab, was alles nicht mein Fall, die habe ich außerhalb von der Ankündigung im SO-Newsletter kaum wahrgenommen.)

    Ich hab's mir gezielt angeschaut und mich dagegen entschieden. Das Thema finde ich interessant, aber spielerisch ist mir da zuwenig dahinter. Die Spielelemente finde ich alle nicht besonders überzeugend und etwas wenig verzahnt. Baue etwas mit mehr oder weniger viel Rabatt, schiebe diesen oder jenen Marker eins hoch oder runter und ähnliches, dabei alles in einen relativ engen Rahmen (nur handvoll Orte bei geringer Spielerzahl, nur drei Technologien mit jeweils 4 oder 5 Ausbaustufen, etc.) und außerdem deutlich zu wenig Variabilität im Setup, die Karten bis auf den "flavour text" alle sehr ähnlich, also im Endeffekt jedes Mal die gleiche geringe Auswahl an sinnvollen Optionen. Ob das ein gutes Spiel gibt? Hmmm...


    Hinzu kommt, dass manche Spielmechanismen wohl erst mit 4 oder 5 Spielern richtig funktionieren, ich gewisse Zweifel am Balancing habe (insbesondere beim kaufen und verkaufen von fremden Aktien) und es wenig Anreize für Crowdfunding gibt: weder ist der Preis besonders attraktiv noch gibt's besondere exklusive Boni, zumindest wenn man im Zweifelsfall auf die Spieleschmiede-Lokalisierung verzichten und mit der englischen Version leben kann (was angesichts das thematischen Schwerpunkts "Elektrifizierung der USA" mit USA-Karte auf dem Spielbrett sich auch absolut "passend" anfühlen würde).


    Mein Fazit: kein Crowdfunding, Veröffentlichtung abwarten, Reviews lesen, erst dann ggf. kaufen. Aber bisher lag ich mit meiner Skepsis eigentlich immer richtig, wenn mich Crowdfunding-Sachen nicht sofort überzeugen konnten.




    PS: Interessant finde ich an der ganzen Angelegenheit, dass die Spieleschmiede, also eine Crowdfunding-Plattform, die an einem Internet-Spielehändler dranhängt, anscheinend als neues Geschäftsfeld das Lokalisieren von Kickstarter-Projekten für sich entdeckt hat (neben "Tesla vs Edison" ja auch z.B. "Lords of the Ice Gardens"). Damit macht auf einmal ein Online-Händler den auf Lokalisierungen spezialisten Verlagen (wie Pegasus, Heidelberger oder Schwerkraft) Konkurrenz. Interessante Entwicklung in der Spielebranche...