Beiträge von Oliver K. im Thema „Gekauft, Verkauft, Gebacken, Getauscht, Verschenkt, ...“

    Mein Age of Industry ist mitsamt einiger Zusatzmaps wieder ausgezogen. Wir waren uns in der Spielerunde alle einig: Es gibt keinen guten Grund damit Zeit zu verschwenden, wenn man genauso gut auch Brass spielen könnte. Ist einige Jahre her, und die Entscheidung wurde nie bedauert.

    Das kann man halt auch andersrum sehen. Ich habe wirklich alle Brass-Ausgaben gehabt, auch die lange nach Age of Industry erschienenen, und habe sie auch alle gespielt.

    Bei mir ist es so: Warum soll man das gegenüber Age of Industry geradezu aufgeblähte Brass spielen wollen, wenn man es eleganter haben kann. Das Spiel braucht, um gut zu sein, vor allem keine Kanalphase. Wer es anders haben möchte, kann das ja gerne machen.

    Ich weiß doch, das Du seit Jahren einer der wenigen ganz großen Fans von Age of Industrie bist, das ist ja auch völlig okay, nimmt dir ja keiner weg. Wenn Du dafür Mitspieler hast: Wunderbar. Immer wenn ich AoI angeschleppt haber hieß es: Ne, lass das zuhause und bring Brass mit - und das waren insgesamt so ca. 10 Leute in zwei Spielegruppen. Ich hatte da auch keine weiteren Argumente, ich habe das ganz genauso gesehen. AoI habe ich gekauft, um mit den neuen Maps Abwechslung rein zu bringen, aber diese Abwechslung hat für uns (und das muß für dich keinerlei Bedeutung haben) das flache Spiel halt nicht annähernd ausgeglichen. Das war lange vor der Roxley Ausgabe, mein Brass ist Jahrgang 2007, hat damals noch schlanke 29 Euro auf der Messe gekostet ;)

    Warum braucht Brass die Kanalphase: Weil sie spielentscheidend ist. Die Kanalphase ist es, die längerfristige Strategien in Brass erlaubt. Wer sich in der Kanalphase gut positioniert, interessante Industrien hat, die in vorteilhafter Position auch liegen bleiben und nicht abgeräumt werden, der legt den Grundstein für den Sieg. Wer nur Sachen auf dem Plan hat, die weggeräumt werden wird chancenlos sein - aber der verfolgt auch keine Strategie, sondern spielt nur vor sich hin und macht das, was ihm die Karten vorgeben. Eine gut gespielte Kanalphase wird dir in der Eisenbahnperiode viel mehr Möglichkeiten geben aus deinen beschränkten Handkarten etwas sinnvolles zu machen. Genau das ist es, was AoI halt fehlt.

    Für mich muß es auch nicht immer das allerkoplizierteste Spiel sein, aber die Regeln von Brass sind auch nicht wirklich kompliziert - auch wenn man mit der Originalregel von 2007 gerne anderer Meinung sein kann, denn Martin Wallace ist genausowenig ein brillianter Regelschreiber wie Ferdinand Köther ein toller Übersetzer ist. Wie einfach und elegant die Brass Regeln eigentlich auch damals schon hätten sein können sieht man dann ganz wunderbar an der sehr übersichtlichen Regelüberarbeitung von Roxley. Brass zieht seine Komplexität nicht aus überlangen Regeln, sondern aus den Optionen, die sich daraus ergeben. Recht schlanke Regeln, die einem aber ein komplexes Spiel erlauben, das ist es was ich an Brettspielen liebe. Überkomplizierte und überlange Regelwerke, die einem Optionen nur vorgaukeln brauche ich auch nicht, dazu macht mir Regellesen viel zu wenig Spaß.

    Für mich ist Brass einfach das beste Spiel aller Zeiten, da es in den 15 Jahren seit es erschienen ist nichts von seiner Faszination eingebüßt hat und wir es auch immer wieder mal spielen (genau wie das ähnlich gute Age of Empires III aus dem gleichen Jahrgang). Es gibt halt nicht so viele Spiele die über die Jahre nie ihren "Drive" verlieren, das sind nur die besonderen.

    Aber natürlich gilt: Das beste Spiel ist immer das, wofür man auch die entsprechenden Mitspieler hat.