Beiträge von AngryDwarf im Thema „Fire in the Lake“

    Kurz gesagt: Das Spielen von nur einer Fraktion wäre für das Kennenlernen des Spiels bzw. der Funktionsweise einer einzelnen Fraktion sicher besser geeignet, denn man würde nicht so erschlagen von den vielen kleinen, aber wichtigen Regeln. Nur: Wie die einzelnen Aktionen miteinander verwebt sind, würde dadurch auch nicht klar. Sinnvoll agieren kann man erst, wenn man die Details verinnerlicht hat, sonst ist jede Partie aufs Neue wie Autofahren mit verbundenen Augen.


    Ich sehe in dieser Kompliziertheit des Spiels übrigens auch ein handfestes Problem: So, wie ich die Sache einschätze, ist dieses Ding nämlich sogar für einige fortgeschrittene Spieler eine Nummer zu kompliziert. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das Spiel wirklich auf den Tisch bringen kann bei Leuten, mit denen ich bereits verhältnismäßig schwere Spiele wie das FFG-Civilization oder Im Wandel der Zeiten gespielt habe. Wir sind mit Fire in the Lake schon in einem Bereich, der mehr Einarbeitungszeit beansprucht, als für ein Brettspiel üblich ist. Ich bin eigentlich der Ansicht, dass Cuba Libre nicht zuletzt aus diesem Grund das dankbarere der mir bekannten COIN-Spiele ist.


    Ich kann dem nur zustimmen. Wir beide kannten zum Glück Cuba Libre schon vorher und waren recht gut vertraut mit dem Grundkonzept des Spiels und auch bei vielen Fähigkeiten wusste man, was einen erwartet. Bei Cuba Libre lässt sich das alles aber deutlich besser verdauen, da einfach weniger los ist auf dem Bord und es grundsätzlich weniger zu beachten gibt (Casulties, The Trail oder auch die LoCs, die ja bei CL nur ausnahmsweise für die COIN-Serie fehlen). So hat man mehr Raum im Kopf, um zu erkennen, was man machen kann und was die Gegner können und wie das alles zusammen hängt. Daher spielte sich Fire In The Lake schon gefühlt recht flott.


    Die ganzen Details haben aber doch öfter für große Verwirrung gesorgt: Ich wollte mit den VC trainieren, um meine Guerilla in den Untergrund zu bringen, hab aber übersehen, dass dort Support bestand, also Pustekuchen und Zug zurück. Bei diesem Zug hab ich wohl 10 Minuten immer wieder geplant, ausgeführt, festgestellt, dass ich das so nicht darf, bin verzweifelt und hab dann alles von vorne... Bei meiner großen Ted-Offensive, die ich nur aus dem Mute der Verzweifelung gestartet habe, weil ich bis zu diesem Zeitpunkt nur damit beschäftigt war, gefühlte totale Vernichtung durch die Amis zu vermeiden, dachte ich kurz alles wäre schief gelaufen, weil die US Truppen über die LoCs frei durch die Gegend rennen können (mir war der Nutzen der LoCs bis auf das bisschen Econ nicht so klar...). Die Truppen waren schon einmal in die Provinz ganz unten links eingefallen und ich war überzeugt, dass das Monsoon-Event Bewegungen allgemein und nicht nur Sweeps und Marches verhindert. Zum Glück ist dann aber wieder aufgefallen, dass Patrol nicht in Provinzen möglich ist... Long story short, ist es extrem komplex, alles im Kopf zu behalten, was erlaubt ist.


    Zwischenzeitlich war ich vom Spiel nicht wirklich angetan, da ich einfach nur das Gefühl hatte, zu reagieren, Aktionen auszuführen, die keinen wirklichen Sinne ergeben, da sie der Gegner eh gleich wieder umkehrt und allgemein blind im Sumpf zu stochern (für die US-Truppen mag das ja durchaus Sinn ergeben ;-)). Gegen Ende hatte ich zumindest für die NVA plötzlich Licht gesehen und so ein grobes Gefühl, wie ich vorgehen sollte. Ab diesem Moment hat sich das ziemlich gut angefühlt, auch wenn es extrem viel zu rechnen und optimieren gab (für den letzten Zug mit der Optimierung von Assault und Bombarde habe ich wohl traurige 10 Minuten oder mehr benötigt, damit alles passt und in keinen relevanten Provinzen US Truppen mehr waren... Dafür sind die VC völlig untergegangen und ich habe auch keinen Plan gehabt, wie ich die sinnvoll einsetzen sollte außer als Diener der NVA, was gerade als Aktionsblocker oft hilfreich war.


    Insgesamt würde ich FitL niemandem als Einstieg in die COIN-Serie empfehlen wollen. Cuba Libre macht dort eine super Arbeit und bietet ebenfalls Tonnen an Spielspaß. Von dort bietet sich sicherlich ein Sprungbrett um FitL gut zu erreichen. Und nach dem Spiel gestern scheint sich auch dort eine Menge Spiel, Spaß und Spannung finden zu lassen.


    Zwei Bedenken habe ich aber: 1) Lässt das Spiel ein wenig befürchten, dass es aufgrund der im Vergleich zu Cuba Libre deutlich stärkeren Aktionen zu viert noch viel mehr ein Leader-Bashing wird, bei dem oft auch einfach das Glück der Coup-Verteilung über Sieg und Niederlage entscheidet. 2) Durch diese Gemengelage scheint es durchaus denkbar, dass kurzzeitig USA und NVA oder ähnliche seltsame Koalitionen gemeinsame Sachen machen um den Sieg einer Fraktion zu verhindern. Das scheint mir gerade in diesem Setting etwas strange.