Beiträge von Pau im Thema „05.01.-11.01.2015“

    100% Zustimmung das es sich hier um ein sehr sehr gutes Spiel handelt. Bei der Sache mit dem Königsmacher "Problem" frag ich mich allerdings was für dich überhaupt Königsmacher ist? Denn gerade darin sehe ich die schwäche von Puerto Rico. Denn durch die Wahl der Rolle kann es passieren, das die Spielweise eines Spielers die Spielweise eines anderen Spielers Ideal unterstützt. Gerade die Händler Rolle kann dabei sehr Problematisch sein.


    In erfahrenen Spielrunden gebe ich dir allerdings Recht. Hier ist das Königsmacher Phänomen nur stark abgeschwächt wieder zu finden. Sobald aber nur ein Spieler dabei ist der das Spiel nicht so gut kennt ist es sehr stark präsent.


    Königsmacher ist für mich, dass ein abgeschlagener Spieler mit einem Zug (meist der letzte) einen anderen Spieler zum Gewinner macht. Er also entscheiden kann ob Spieler A oder Spieler B gewinnt. Diese Spielsituation kann es von der Theorie in fast jedem Spiel geben mit mindestens drei Parteien, das nicht komplett Solitär ist. Bei Puerto Rico ist dieser Fall sehr unwahrscheinlich.
    Was jetzt diskutiert wurde ist der Punkt, dass ein schwacher Spieler einen anderen unabsichtlich das ganze Spiel über stärkt durch seine "schlechte" Spielweise. Das ist für mich kein Königsmacher, aber passt gut zu dem "Königsmacher und ähnlichem." was ich genannt habe. Die Konstelation habe ich selbst fast noch nie erlebt, habe aber dazu schon verschiedene Meinungen auf bgg gelesen und kenne das daher. Das das Problem stärker bei der Kombination starker Spieler schwacher Spieler ist glaube ich gerne, wenn ich es aber mit anderen Spielen vergleiche, die ähnlich viel Interaktion haben, dann würde ich das selbst in dieser Konstelation als verhältnismäßig gering einschätzen.

    ]Also Königsmacherei ist bei PR gang und gebe, wenn die Spieler unterschiedlich stark sind


    Ja stimmt schon, was aber einfach auch daran liegt, dass jedes mehr als zwei Seiten Spiel mit nur einem Hauch von Interaktion automatisch Königsmacher enthält. Bei PR empfinde ich das für die Fülle an Interaktion als recht gering. Das gelinkt meiner Meinung nach dadurch, dass fast jede gewählte Aktion eine Auswirkung auf die Mitspieler hat und diese dabei oft auch positiv für die Mitspieler ist (craftman fear etc.). Das schwache Spieler Phänomen zeigt sich hier natürlich, wie bei jedem in Sitzreihenfolge Spiel. Ob es aber so entscheidend ist, dass das ein starker Königsmacher ist? Ich bin mir nicht sicher und habe dazu schon viele verschiedene Einschätzungen gelesen, aber die Lösung ist ja einfach: Bei Puerto Rico gibt es so viele gute Spieler, dass man das doch sehr geschickt umgehen kann;)

    Ich habe schon länger nicht mehr berichtet, wird also mal wieder Zeit.
    Ich bin gerade für meine Verhältnisse recht viel zum Spielen gekommen und berichte dann nicht nur von dieser Woche, aber macht ja wohl nichts.
    Eine Auswahl aus den vielleicht interessanteren Sachen.


    Myrmes:
    Wurde mehrmals als 2er und 4er gespielt. Anfangs hat das Spiel sich sehr hart angefühlt, da man seine Aktionen möglichst schon für die ganze Runde vorplanen muss und es da schnell zu Planungsfehlern kommen kann. Diese "Härte", die einige wohl nicht mögen, hat einen großen Vorteil. Man merkt wirklich unmittelbar direkt, was man hätte alles besser machen können. Man bekommt also direktes Feedback vom Spiel. Das ist etwas was mir bei den meisten anderen Titeln fehlt, wo mir nach dem Spiel meistens nicht so ganz klar ist, warum ich jetzt gewonnen oder verloren habe (zumindest wenn ich mit guten Spielern spiele). Bei mir hat dieses Feedback zu einem Motivationsschub geführt und ich hatte Lust auf weitere Partien, um es besser hinzubekommen. Spannend finde ich die Spielerinteraktion bei Myrmes. In der Kennenlernpartie war jeder fast nur mit sich beschäftigt und es hat sich recht solitär angefühlt. In der zweiten Partie dann nicht mehr. Wenn man es erst einmal schafft, dass der eigene Staat gut am Laufen ist, bietet die Karte reichliche Möglichkeiten sich in die Quere zu kommen. Myrmes ist ein Spiel zum Kopf rauchen lassen und in dem Gebiet nach meinem Geschmack eines der besten.

    Yedo:
    Als 4er. Fand ich irgendwie so mittel. Das Thema ist toll ausgewählt und passt wirklich gut zu den Mechanismen. Aber der Einfluss ist mir doch zu gering für ein vier Stunden Spiel. Das liegt nicht nur am Glücksfaktor von dem man überall liest und der sicherlich stark vorhanden ist, sondern auch daran, dass die Interaktion mit den Mitspielern in der Workerplacement Phase völlig willkürlich und nicht planbar ist. Am Ende des Spiels ist es für die schwarzen Missionen meist nötig seine Worker in drei verschiedenen Stadtvierteln zu setzen. Ob ich das schaffe hängt letztlich daran, wo halt die Mitspieler hinsetzen werden. Da ich aber deren Missionskarten nicht kenne, ist es leider völlig unabsehbar. Selbst Startspieler sein hilft nur etwas. Dann bekomme ich eben meine erste Figur durch, aber der Rest ist dann auch wieder ohne meinen Einfluss. Das fand ich recht schade, da ich das Setting sehr mag und mir prinzipiell auch der Mix aus Workerplacement und Versteigerung gut gefällt. In unserer Partie wurde eine Spielerin recht früh stark vom Zufall beim Waffenstapel ausgebremst. Sie hatte vier gut zueinander passende Missionen für die ihr genau eine Waffe gefehlt hat. Auf diese Waffe wartete sie dann, und wartete und wartete... Missionskarten wechseln hätte vermutlich auch nicht viel gebracht, da sie sich dann wieder ganz viel anderes hätte besorgen müssen. Das war etwas schade für sie. Bei mir lief es erst ganz gut, dann ging mir aber irgendwann das Geld aus und ich habe drei Runden ziemlich in der Luft gehangen und musste betteln gehen. Ich hatte auch gut zueinander passende Missionen, die eine schöne Zugkette ermöglichten nur für den Start benötigte ich mehr Geld. Nachdem ich das Ausgesessen hatte, lief es dann aber richtig gut und konnte zum Führenden aufschließen. Am Ende hat dieser dann seine letzten schwarzen Missionen nicht durchbekommen und ich konnte noch ein Großteil meines Geldes in SP umwandeln, was für den Sieg gereicht hat.

    Ringkrieg:
    Ich hatte das einem Freund zum Geburtstag geschenkt und wir haben es uns jetzt mal vorgenommen. Bei uns beiden die erste Partie. Der Freund ist kein Vielspieler, sonder spielt seltener und kennt auch vieles nicht. Wenn er aber was spielt dann auch was "richtiges". Wir wollten eigentlich beide uns vorher schon mal mit der Anleitung befassen, haben es aber leider beide nicht geschafft. Wir haben dann erst mal zusammen die 40 Seiten Anleitung gewälzt bevor es mit unserer nachschlagintensiven 7 Stunden Partie los ging. Im Nachhinein hätte ich es gut gefunden die Anleitung doch schon vorher gelesen zu haben. Sonst gehe ich bei einem komplizierteren Spiel die dann bereits bekannten Regeln, vor einer Partie noch einmal schnell durch und bin dann eigentlich recht regelsicher. Hier waren wir das dann beide nicht und haben unglaublich viel falsch gemacht, was wir dann so während der Partie merkten, was aber nicht immer rückgängig zu machen war. Beispielsweise haben wir bei den Festungen vergessen, dass der Angriff nicht automatisch fortgesetzt wird. Das hat dadurch geführt, dass ich als freier Völker Spieler schon früh im Spiel Erebor und Lothlorien verloren habe, was so wohl nicht passiert wäre. Trotz aller Widrigkeiten hat uns die Partie sehr viel Spaß gemacht und wir waren beide begeistert davon, wie gut das Spiel die Stimmung des Buches rüberbringt. Das einzige was etwas blöd war, war folgende Situation: Noch recht am Beginn der Partie habe ich fast nur Karten auf der Hand gehabt, die an Voraussetzungen geknüpft waren, die ich am Beginn noch nicht erfüllen konnte. Genau dann habe ich zweimal drei Kristallkugeln (sprich die Aktion Karte ziehen oder spielen) gewürfelt. Das hieße dann ich war ziemlich aktionslos in diesen zwei Runden. Bei allen anderen schlecht gewürfelt Situationen kann man dann ja zumindest noch was anderes machen. Aber da ging leider nichts. Im Großen und Ganzen aber ein tolles Spiel, das die sehr hohen Erwartungen erfüllt hat. Als Geschenk war es auch gut, da mein Freund sich bereits mit noch einem Freund zu nächsten Partie verabredet hat und auch wir zwei nach der nächsten Spielmöglichkeit Ausschau halten.

    Space Alert:
    Einen langen Abend als 5er mit drei Neulingen. Nachdem wir alle Tutorials durch hatten, hatten wir noch Zeit für drei normale Partien, die wir alle knapp verloren haben. Ich habe es vorher nur mit 2-4 Spielern gespielt und fand es zu fünft deutlich schwieriger. Es wurde so viel am Tisch geredet, dass die Koordination deutlich anspruchsvoller war. Mir macht es in allen Konstellationen Spaß und es fühlt sich als 2er für mich wie ein sehr anderes Spiel an. Die 5er Besetzung möchte ich auf jeden Fall noch öfters ausprobieren. Das war schon recht packend und dynamisch. Jetzt können es langsam auch genug Leute, dass wir das öfters hinbekommen sollten.

    Die Kutschfahrt zur Teufelsburg:
    Das kam mehrmals in 6er Besetzung auf den Tisch und hat mich ziemlich begeistert. Ein Deduktionspiel, indem wirklich jeder Mitspieler wichtig, kein Ausscheiden möglich und richtig viel Raum zum Informationen austauschen vorhanden ist. Es gibt zwei Teams und man kennt nur seine eigene Teamidentität. Ziel ist es, dass man selbst oder ein anderer im Team drei Teammitglieder erkennt und jeder von diesen drei bestimmte Gegenstände (Karten) besitzt. Motor des Ganzen sind Gegenstandskarten, die man mit Mitspielern tauschen kann. Viele von diesen müssen beim Tauschen benannt werden und lösen eine Effekt aus in dem Moment, wo sie getauscht werden. Das klang für mich recht ungewohnt und für meine Mitspieler auch. Es hat dadurch bei jedem Neuling etwas gedauert bis er verstanden hat, was das Ganze überhaupt soll. Also nicht von den Regeln gab es Probleme, sondern was man mit den Möglichkeiten denn nun anfangen soll. Aber als es Klick gemacht hat, war jeder der neun verschiedenen Mitspielern sehr angetan. Eine Mitspielerin, die meines Wissens kein einziges Spiel zu Hause hat, hat es sich sogar gekauft. Es gibt viele spannende Momente, gerade am Schluss: Ich habe einmal den Sieg verkündet, wo ich mir nicht sicher war, sondern Informationen meiner Mitspielern interpretieren musste. Das war super spannend und hat auch gestimmt;) In dem Bereich das beste Spiel, dass ich bisher gespielt habe. Zumindest in 6er Besetzung. Mit ungerader Anzahl stelle ich es mir nicht so gut vor und zu viert oder zu zehnt klingt für mich zu einfach oder zu unübersichtlich. Als 8er würde ich es gerne mal ausprobieren.

    Coup:
    Ein einfaches Bluff/Deduktionsspiel mit recht wenig Material. Habe ich vorher noch nicht gespielt und hat mich sehr positiv überrascht. Es ist ein Ausscheidungsspiel, bei dem man als letztes übrig bleiben muss. Jeder hat zu Beginn zwei "Leben" in Form von zwei verdeckt liegenden Karten vor sich. Zur Auswahl hat man viele Aktionen von denen man drei immer machen darf und andere nur wenn man angibt eine bestimmte Karte vor sich liegen zu haben. Macht man so eine Aktion dürfen die anderen bezweifeln, dass man wirklich die besagte Person ist. Wer jetzt falsch liegt muss eine Karte ablegen (verliert ein Leben). Die Aktionen selbst sind dazu da Geld anzusammeln, sich zu schützen, Rollen zu tauschen oder um dieses Geld auszugeben um jemanden umzubringen. Es hat mich an love letter erinnert, fand es aber besser. Auch hier ist der Einfluss nicht so hoch, eine Spielrunde ist ähnlich flott und das Material ist auch wenig. Im Unterschied zu love letter hat man aber immer eine viel höhere Auswahlmöglichkeit an Optionen. Dazu habe ich den Bluffanteil als deutlich stärker wahrgenommen und fand es dadurch auch öfters richtig spannend. Als schnelles Spiel finde ich das daher super.

    Puerto Rico:
    Kam endlich mal wieder auf den Tisch und ich finde es im Euro Bereich immer noch besser als so fast alles andere. Ich mag es, dass viel Interaktion vorhanden ist, ohne dass dies zu Königsmachern und ähnlichem führt. Das schafft leider fast kein neueres Spiel, dass ich kenne. Ich war in unserer 4er Partie Startspieler und habe es geschafft mir sehr schnell eine gute Geldversorgung aufzubauen. Das hat dann dazu geführt, dass ich recht deutlich gewinnen konnte.

    Robinson Crusoe:
    Das lag ungespielt schon ein paar Monate bei mir rum und über Weihnachten hatte ich endlich mal die Muße gefunden, mich ausgiebig mit dem Regelwerk zu beschäftigen. Ich habe eine Kennenlernpartie alleine gestartet, um zu überprüfen, ob ich alle Regeln beherrsche und wo noch Fragen auftauchen. Allerdings nicht wirklich nach den Soloregeln, sondern habe zwei Spieler gesteuert. Dabei habe ich erstaunt festgestellt, dass mir das Spiel sogar schon alleine Spaß macht. Das ist mir bisher bei großen Spielen noch nie geglückt. Erfreulicherweise habe ich dabei auch festgestellt, dass das Spiel deutlich einfacher zu erklären ist als erwartet. Das Grundspiel ist eigentlich nicht so kompliziert, einzig die vielen Sonderregeln, die man bei einem gemeinsamen Spiel erst dann erklären kann, wenn sie benötigt werden, falls überhaupt nötig, blähen das Ganze ziemlich auf. Alleine hab ich dann knapp verloren, da mir immer das letzte nötige Holz im Starkregen verfault ist. Aber es hat mich ziemlich begeistert und ich habe es bei nächster Gelegenheit in einer 3er und dann auch noch in einer 4er Runde auf den Tisch bringen können. In der 3er Runde sind wir auch am Wetter gescheitert. In der 4er hat es dann relativ einfach geklappt. Es war zwar anfangs schwieriger, um an das Ganze nötige Essen zu kommen, aber als wir das halbwegs in den Griff bekommen hatten lief es. Durch den Soldat konnten wir gut Jagen und hatten bald mehr als genug Nahrung. Dazu hatten wir auch noch passend Kisten zum Lagern von Vorräten gefunden und für den kommenden Winter warme Kleider. Mit den vielen übrigen Fellen konnten wir dann noch ein stabiles Dach bauen und hatten dennoch genug Holz übrig. Dadurch das hier so viel zusammen gepasst hat, waren wir dann bereits zu Beginn von Runde zehn ohne richtig große Schwierigkeiten durch. Ich freue mich schon auf die weiteren Szenarien. Meinen Schwager hat es so begeistert, dass er es jetzt selbst haben will, obwohl er noch kein einziges eigenes Brettspiel besitzt. Robinson Cruseo als Einstieg ist da sicherlich nicht schlecht;)

    Das rhetorische Quartett:
    Ein Crowdfunding Spiel, dass ich geschenkt bekommen habe. Es ist ein Kartenspiel bei dem jeder Karten auf der Hand hat und diese reihum auf einen gemeinsamen Stapel legen muss. Die eigentlichen Ablageregeln sind dabei banal. Das Besondere ist das dabei durch das Spiel eine Diskussion zwischen den Spielern stattfindet. Auf den Karten sind neben Zahlen fürs Ablegen auch Argumentarten mit Beispielen abgebildet. Vor der Partie muss man sich auf ein Thema einigen und jeder Spieler legt die Position fest, die er vertreten möchte. Während des Spies muss man dann beim Ablegen der Karte ein Argument für seine These passend zu der von der Karte geforderten Argumentart darbieten. Das sind dann häufig ziemlich haarspaltende Argumente, was auch daran liegt, dass viele Argumentarten schon mehr als fragwürdig sind (Totschlagargument und ähnliches). Als Spiel funktioniert das dabei leider überhaupt nicht. Die Ablageregeln sind banal und lassen keinen Spielraum für ein richtiges Spiel und wer gewinnt ist völlig willkürlich. Allerdings wirkt es auch nicht so als würde hier das Spiel im Vordergrund stehen. Es ist ungefähr so wichtig, wie wer bei Concept gewonnen hat. Es geht einzig und allein um das Argumentieren mit meist richtig schlechten Argumenten und das kann wirklich witzig sein. Leicht spielt es sich aber nicht. Es ist nicht ganz einfach immer etwas Passendes zu finden, wodurch auch Wartezeiten auftreten können. Als 2er oder 3er funktioniert es daher meiner Meinung nach am besten. Im Großen und Ganzen halte ich das Spiel für nicht ausgereift und es hat wirklich viele Kanten. Dennoch stört das nicht wirklich, da das Diskutieren hier wichtig ist und die Karten einem wunderbar abstruse Kommentare abverlangen. Wir haben bisher darüber diskutiert ob englische, deutsche oder die indische Küche die beste ist und ob Metal besser als Schranz ist und welches Filmgenre Komödie, Action und Tierdoku am tollsten ist.


    Sonst gab es neben ein paar kleineren Sachen noch eine tolle 8 Stunden Runde AD&D mit recht hochstufigen Charactere. War toll mal wieder ein klassisches Pen&Paper zu spielen.


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