Beiträge von ravn im Thema „[2014] Xia: Legends of a Drift System“

    Das und das Würfelglück bei der Bewegung wird mit der Erweiterung Xia: Embers of a Forsaken Star | Board Game | BoardGameGeek recht zufriedenstellend gelöst. Uns hat die Erstpartie viel Spaß gemacht.
    #XIAEmbersofaforsakenStar

    Die dafür verlangten Preise sind für mich jenseits Gut und Böse - warum unterscheiden die sich so extrem? Kickstarter-Exklusiv-Kram, bemalte Miniaturen, Spielmatte?
    Als Endkunde, Konsument und potentieller Käufer wirkt das alles arg kompliziert mit V1 und V2 und Shellfish und so.
    Ob eine teure Erweiterung aus einem teuren und unausgewogenen Spiel dann wirklich ein dauerhaft spielenswertes Spiel macht, ist dann eh noch eine unbeantwortete Frage. Weil "recht zufriedenstellend" klingt nicht euphorisch, oder?

    Xia: Legends of a Drift System ist das Erstlingswerk des neu gegründeten Kleinverlages Far Off Games. Ein Herzblut-Projekt, das sich über Kickstarter finanziert hat. Aktuell kenne ich allerdings keine Bezugsquelle in Europa, während es diverse BGG-Reseller für Preise jenseits 150 Dollar anbieten und es Amazon.com für rund 80 Dollar führt, allerdings nur in der Retail-Version ohne Kickstarter-Schnick-Schnack und auch nicht nach Deutschland liefert.


    Ob sich die Suche nach diesem Spiel wirklich lohnt? Eventuell, wenn man sich mit den Besonderheiten anzufreunden mag. Denn Spiele mit Weltraum-Thema gab es in den letzten Monaten arg reichlich. So reichlich, dass ich die kaum noch auseinander halten kann. Schauen wir uns Xia genauer an, so entdecken wir altbekannte und beliebte Spielelemente:


    Als Raumschiff-Captain starten wir mit einem kleinen Schiff, wenig Laderaum, kaum Ausrüstung und bescheidenden Geldmitteln. Unser erstes Raumschiff suchen wir uns aus, wobei die Varianz zwischen schnellen Jäger und langsamen Frachter durchaus gegeben ist. Spezielle Sondereigenschaften lassen unser Raumschiff zudem nochmals einzigartiger werden. Da hängen wir uns zum Beispiel mit dem Abschlepphaken an fremde Schiffe an und lassen uns mittreiben. Den Laderaum können wir zudem frei mit Tetris-Pappe-Plättchen bestücken, die Antriebe, Fernkampf-Geschosse, Schilde und Nahkampf-Waffen darstellen, eben sofern wir uns diese Ausrüstung auch leisten können und wollen.


    Die Ausgangssituation ist somit unterschiedlich, das Ziel aber für alle Mitspieler gleich. Es gilt eine vorab bestimmte Anzahl an Ruhmespunkten zu sammeln. Wer das als Erster schafft, der beendet das Spiel und hat gewonnen. Wie man an Ruhmespunkten kommt, ist einem völlig frei gestellt. Wir können Handelsgüter transportieren, Bergbau betreiben, nach wertvollem Weltraumschrott jagen, Aufträge erfüllen oder auch als Weltraum-Piraten die lieben Mitspieler und NPC-Handelsschiffe zerschießen. Am Ende fragt keiner nach, ob wir ehrenhaft oder durch Gaunereien unseren Ruhm gesammelt haben. Zudem wir nach jedem Upgrade auf eine neue Raumschiffsklasse auch mit völlig weißer Weste und unbescholten weiterspielen. Das Strafregister in Xia hat ein kurzes Gedächtnis.


    Zusammengefasst kann man sich Xia als Mischung aus Merchant of Venus und Korsaren der Karibik vorstellen, wie der Spielbesitzer treffend formulierte. Und damit haben wir auch schon das Spielgeschehen erfasst. Wir finden in Xia ein Schauplatz von Chancen und Möglichkeiten vor, in dem wir agieren können. Somit hängt allerdings auch viel an den Mitspielern, ob eine Partie abwechslungsreich und interaktiv-spannend wird oder jeder für sich, einmal gefundene Ruhmes-Potentiale immer und immer wieder optimiert abgrast. Lässt man den unbewaffneten Händler fleißig und ungestört sein Geld scheffeln, wird der anfangs Reiche immer reicher und mächtiger und dann schließlich auch Spielsieger. Das Gegensteuern müssen schon die Mitspieler übernehmen, indem zum Beispiel aufgerüstet wird und Jagd auf überreiche Händler gemacht wird. Vom Spiel vorgegebene Aufhol-Mechanismen gibt es nicht.


    Am Ende minimiert sich das Spiel auf die Jagd nach Ruhmespunkten. Der optimal Spielende gewinnt. Deshalb sollte man seinen Spielzug auch effektiv bis zum Maximum ausnutzen, von hier nach da fliegen, unterwegs seinen aktuellen Auftrag erfüllen, Waren mitnehmen, sich mit unterlegenen Mitspielern anlegen, neue Weltraum-Sektoren erforschen und sich damit neue Ruhmes-Möglichkeiten erschließen, bevor es die Mitspieler machen. Da jeder seinen kompletten Zug ausführt, bevor der nächste Spieler dran kommt, kann man das alles ins Detail vorausplanen und durchdenken oder einfach drauflos spielen. Das Drauflosspielen bietet sich zudem auch an, da Xia viele Ami-Trash-Kompenenten vereint. So wird die maximale Zugweite ausgewürfelt und da kann je nach Antriebstyp zwischen 1 und 12 alles möglich sein. Ob Aufträge erfüllt werden, hat meist auch eine Würfelprobe zur Folge, wobei es keinerlei Möglichkeiten gibt, den Würfelwurf zu seinen Gunsten zu beeinflussen. Angriff wie Verteidigung ist ebenfalls ein Würfelduell und ob man erfolgreich durch Nebel fliegt, entscheidet ebenso wie beim Erzabbau der Würfel.


    Am Ende entscheiden wiederholt gute Würfelergebnisse, ob und wie erfolgreich man mitspielt. Das muss man mögen. Es macht eben schon einen Unterschied, ob man mit einem 12er-Antrieb der höchsten Ausbaustufe nur 3 oder 11 Hexfelder weit fliegen darf. Auf BGG gibt es deshalb diverse Varianten, um das Würfelglück zu minimieren. Allerdings wird dann aus Xia ein ganz anderes Spiel. Eventuell ein Spiel, das es gar nicht sein will, denn ein komplett planbares Eurogame für Zugoptimierer ist Xia nicht. Eher ist es vergnüglicher Ami-Trash mit ganz viel Liebe zum Detail und eher oberflächlich anmutenden Spielmechanismen.


    So gibt es keinen wirklichen Markt mit Angebot und Nachfrage, sondern alle Waren sind überall gleich teuer und unendlich vorhanden, während Kauf- und Verkauf-Hexfelder nur unterschiedlich weit auseinander liegen oder eventuell noch gar nicht aufgedeckt sind. Im Gegenzug besteht das Spielgeld aus speziell modellierten Dreiecks-Metallmünzen und die Raumschiff-Miniaturen sind bemalt, haben ihre ganz eigene Hintergrundstory und jeder Hexfeld-Sektor sieht anders aus und bringt wieder neue Spielmöglichkeiten dazu. Der Würfelwurf spielt aber stets und wiederholt mit.


    Was bleibt unterm Strich: Xia will bespielt und nicht zerdacht werden. Xia erfordert Mitspieler, die sich konfrontativ angehen. Xia braucht eine gewisse Portion Gelassenheit, wenn man wiederholt schlecht würfelt und das stattdessen als Teil seiner sich entwickelnden Story sehen kann. Xia ist ein Weltraum-Sandkasten der Möglichkeiten. Wie viel Spielspass man daraus zieht, liegt an jedem selbst. Mir hat meine Erstpartie zu dritt gefallen, kann aber auch den aufkommenden Frust verstehen, wenn man scheinbar unaufholbar zurück liegt. So oder so wird Xia polarisieren, denn es hat Ecken und Kanten und ist nicht in allen Punkten auf Eurogame-Niveau zu Ende gedacht. Und genau das macht Xia für mich spielenswert - in einer Runde, die sich ebenso auf diesen Ami-Trash-Mix einlassen mag.


    PS: Die Kickstarter-Version bringt nur wenig mehr, so dass man durchaus mit der normalen Verkaufsversion auskommen kann, ohne meinen zu müssen, Abstriche gemacht zu haben. Bei BGG gibt es dazu eine detaillierte Auflistung: http://boardgamegeek.com/board…/xia-legends-drift-system