Auffälligen bei all den verlinkten Kritiken finde ich, dass fernab der Brettspielseiten arg pauschal kritisiert wird. Dabei viele Wortspiele verwendet werden und es denen scheinbar mehr auf eine unterhaltsam lesbare Kritik ankommt, als sich inhaltlich mit der Sendung auseinanderzusetzen. Somit sind diese Kritiken für mich weitaus mehr heisse Luft als die Pilotsendung von "Das Spiel beginnt".
Insgesamt gesehen fand ich den Ansatz der neuen Samstagabend-Show durchaus interessant. Die Grundidee, bekannte Brettspiele multimedial und übergross fürs Fernsehen aufzubereiten und kompetitv ausspielen zu lassen, funktioniert. Was meiner Meinung aber nicht so recht funktioniertem wollte, das war die Umsetzung dieser Idee in etlichen Details. Ich versuche mich mal an einer konstruktiven und lösungsorientierten Kritik:
Die Sendung hatte spannungsarme Längen. Lösung: Wenn es produktionsbedingt sowieso eine Aufzeichnung ist, dann Sequenzen zusammenkürzen, wo das möglich ist. Um weitere Längen zu vermeiden, die Mitspieler vorab regelfest einweisen und dazu anhalten, ihre Denkpausen zu minimieren. Wenn das nicht möglich ist, spontanere Mitspieler einsetzen, die einfach mal machen statt langatmig zu überlegen, was sie denn jetzt wohl machen könnten.
Auf den eigentlichen Ablauf einer Spielpartie wurde kaum eingegangen und wenn, dann nur mit oberflächlichen Allgemeinphrasen. Damit wurde Potential verschenkt. Lösung: Die Spielpartien aus dem Off kommentieren, wie das u.a. Schlag den Raab vorgemacht hat. Dabei auf ein Kommentatoren-Team setzen inklusive Brettspiel-Experten, der allerdings vorab auf Co-Kommentatoren-Tauglichkeit gecoacht wird. Der Moderator im Fersehstudio beschränkt sich dabei auf die Rolle des Gastgebers zwischen den Spielpartien.
Die Spielregeln wurden doppelt erklärt. Lösung: Die Mitspieler kennen die Regeln vorab, so dass nur noch die Zuschauer per Einspielfilmchen mit den Regelwerken bekannt gemacht werden brauchen. Spart zudem Sendezeit und hält das Tempo und den Spannungsbogen oben.
Einige Spiele waren unzureichend fürs TV aufbereitet. Mikado in Originalgrösse vorspielen zu lassen, ist einfach zu wenig für eine Samstagabendshow. Lösung: Ausschliesslich auf Spiele setzen, die man mit echtem Whow-Effekt präsentieren kann. Looping Louie mit den Kamerafahrten aus Sicht des Piloten Louie ist mir gut in Erinnerung geblieben. Ebenso das Hütchen-Wipp-Schleuder-Spiel. Nur da war den Mitspielern einscheinend nicht klar, dass sie die Wipp-Schleuder längs der Linie hätten verschieben können oder zumindest in Position drehen. Weil anders kann ich mir nicht erklären, warum von den Promis immer wieder auf die schon selbst besetzte Mitte gezielt wurde.
Die Co-Moderatorin Emma Schweiger war mit der Situation überfordert. Lösung: Kinderstars aus dem Schauspieler-Bereich ohne wirkliche Show-Erfahrung nicht als Quoten-Zugpferdchen verheizen. Stattdessen entweder komplett darauf verzichten oder intensiver coachen und auf diese Arbeit vorbereiten. Weil Mitleid oder gar ein Fremschäm-Faktor braucht keine Samstagabend-Show, die erfolgreich sein will. Steven Gätjen war übrigens auch in seiner ersten Schlag den Raab Sendung arg überfordert und wurde von Herrn Raab an die Wand geredet, obwohl Steven Gätjen als Gastgeber und Schiedsrichter eigentlich die übergeordnete Instanz darstellen sollte. In den Folgesendungen hat er dann mehr an Souveränität gewonnen, was der Sendung nur gut getan hat im Gesamtbild.
Der Mitfieber-Faktor mit den Mitspielern fehlte bzw kam mir zu kurz. Zu Beginn der Sendung wurde nur kurz erwähnt, dass eben die Teams Erwachsene gegen Kinder spielen. Die Motivation wurde mir nicht klar. Ging es nur um den spielerischen Wettkampf an sich oder um mehr? Das wurde erst am Ende aufgeklärt, allerdings zu spät, um für die Show an sich bedeutend zu sein. Lösung: Den Zuschauern einen klaren Leitfaden geben, um was gespielt wird und wie sich die Spiele bis zum Finalspiel steigern. Denn nur um des Spielens willen zu spielen, reicht für eine Samstagabendshow nicht aus, wenn anderso wo Millionensumme gespielt wird.
Warum diese Schwächen vorab den Programmverantwortlichen nicht klar geworden sind, weiss ich nicht. Hätten Proben vor Publikum und Test-Screenings diese Schwächen in der Umsetzung nicht zeigen müssen, so dass man vor der Ausstrahlung noch in der Produktionsphase hätte gegensteuern können? Oder soll sich so eine Sendung im Laufe der ausgestrahlten Folgen rundlaufen?
Da ich kaum glaube, dass hier jemand vom ZDF mitliest, werde ich am Montag meine hoffentlich konstruktiven Vorschläge direkt ans ZDF mailen. (Edit: Die Riverside Entertainment GmbH ist da der richtige Ansprechpartner als Produktionsfirma.) Weil nur draufhauen und das teils (auch im spielbox-Forum) unter der Gürtellinie, finde ich arg daneben, wenn man an der Sache selbst interessiert ist und nicht nur auf billigen Applaus der mithöhnenden Massen.
Cu / Ralf