Beiträge von ravn im Thema „ZDF plant Spieleabend mit Kerner“

    Nur die letzten 15 Minuten gesehen, zufällig reingezappt nachm Kinobesuch. Für mich auffällig war, dass die Kinder teils arg überdreht rüberkamen und die Erwachsenen eher genervt von der Gesamtsituation schienen und dazwischen ein hilfloser Moderator zu vermitteln versuchte, um irgendwie die Spannung hochzuhalten. Eine wirklich tolle Gesellschaftsspiele-Samstagabendshow wird das wohl nicht mehr. Dazu ist das Grundkonzept zu vermurkst.


    Was man wie eventuell konstruktiv besser machen könnte, habe ich damals direkt an die Produktionsfirma gemailt - wurden zur Kenntnis genommen und ignoriert. Die haben eben ihre eigenen Leute mit eigenen Ideen. Verständlich. Ich habe hingegen meinen eigenen Samstagabend mit ganz anderen Ideen. Man muss auch nicht überall die Spiele-Welt retten wollen.

    Update:


    Derweil hat sich die Produktionsgesellschaft "im Namen der gesamten Redaktion" per Mail bei mir rückgemeldet. Generell wird für mein ausführliches Feedback gedankt, einige Kritikpunkte werden ebenso gesehen und deshalb die kommende Sendung dahingehend optimiert. Da die ein internes Team haben, das für die Umsetzung und Betreuung der Spiele zuständig ist, werden allerdings keine externe Berateraufgaben (an uns Spielefreaks) ausgelagert.


    Bin gespannt, wie dann die zweite Ausgabe aussehen wird. Gesamteindruck ist, dass die durchaus kritikfähig sind und eigentlich kann es ja nur noch besser werden. Steht der nächste Sendetermin eigentlich schon fest?

    Auffälligen bei all den verlinkten Kritiken finde ich, dass fernab der Brettspielseiten arg pauschal kritisiert wird. Dabei viele Wortspiele verwendet werden und es denen scheinbar mehr auf eine unterhaltsam lesbare Kritik ankommt, als sich inhaltlich mit der Sendung auseinanderzusetzen. Somit sind diese Kritiken für mich weitaus mehr heisse Luft als die Pilotsendung von "Das Spiel beginnt".


    Insgesamt gesehen fand ich den Ansatz der neuen Samstagabend-Show durchaus interessant. Die Grundidee, bekannte Brettspiele multimedial und übergross fürs Fernsehen aufzubereiten und kompetitv ausspielen zu lassen, funktioniert. Was meiner Meinung aber nicht so recht funktioniertem wollte, das war die Umsetzung dieser Idee in etlichen Details. Ich versuche mich mal an einer konstruktiven und lösungsorientierten Kritik:


    Die Sendung hatte spannungsarme Längen. Lösung: Wenn es produktionsbedingt sowieso eine Aufzeichnung ist, dann Sequenzen zusammenkürzen, wo das möglich ist. Um weitere Längen zu vermeiden, die Mitspieler vorab regelfest einweisen und dazu anhalten, ihre Denkpausen zu minimieren. Wenn das nicht möglich ist, spontanere Mitspieler einsetzen, die einfach mal machen statt langatmig zu überlegen, was sie denn jetzt wohl machen könnten.


    Auf den eigentlichen Ablauf einer Spielpartie wurde kaum eingegangen und wenn, dann nur mit oberflächlichen Allgemeinphrasen. Damit wurde Potential verschenkt. Lösung: Die Spielpartien aus dem Off kommentieren, wie das u.a. Schlag den Raab vorgemacht hat. Dabei auf ein Kommentatoren-Team setzen inklusive Brettspiel-Experten, der allerdings vorab auf Co-Kommentatoren-Tauglichkeit gecoacht wird. Der Moderator im Fersehstudio beschränkt sich dabei auf die Rolle des Gastgebers zwischen den Spielpartien.


    Die Spielregeln wurden doppelt erklärt. Lösung: Die Mitspieler kennen die Regeln vorab, so dass nur noch die Zuschauer per Einspielfilmchen mit den Regelwerken bekannt gemacht werden brauchen. Spart zudem Sendezeit und hält das Tempo und den Spannungsbogen oben.


    Einige Spiele waren unzureichend fürs TV aufbereitet. Mikado in Originalgrösse vorspielen zu lassen, ist einfach zu wenig für eine Samstagabendshow. Lösung: Ausschliesslich auf Spiele setzen, die man mit echtem Whow-Effekt präsentieren kann. Looping Louie mit den Kamerafahrten aus Sicht des Piloten Louie ist mir gut in Erinnerung geblieben. Ebenso das Hütchen-Wipp-Schleuder-Spiel. Nur da war den Mitspielern einscheinend nicht klar, dass sie die Wipp-Schleuder längs der Linie hätten verschieben können oder zumindest in Position drehen. Weil anders kann ich mir nicht erklären, warum von den Promis immer wieder auf die schon selbst besetzte Mitte gezielt wurde.


    Die Co-Moderatorin Emma Schweiger war mit der Situation überfordert. Lösung: Kinderstars aus dem Schauspieler-Bereich ohne wirkliche Show-Erfahrung nicht als Quoten-Zugpferdchen verheizen. Stattdessen entweder komplett darauf verzichten oder intensiver coachen und auf diese Arbeit vorbereiten. Weil Mitleid oder gar ein Fremschäm-Faktor braucht keine Samstagabend-Show, die erfolgreich sein will. Steven Gätjen war übrigens auch in seiner ersten Schlag den Raab Sendung arg überfordert und wurde von Herrn Raab an die Wand geredet, obwohl Steven Gätjen als Gastgeber und Schiedsrichter eigentlich die übergeordnete Instanz darstellen sollte. In den Folgesendungen hat er dann mehr an Souveränität gewonnen, was der Sendung nur gut getan hat im Gesamtbild.


    Der Mitfieber-Faktor mit den Mitspielern fehlte bzw kam mir zu kurz. Zu Beginn der Sendung wurde nur kurz erwähnt, dass eben die Teams Erwachsene gegen Kinder spielen. Die Motivation wurde mir nicht klar. Ging es nur um den spielerischen Wettkampf an sich oder um mehr? Das wurde erst am Ende aufgeklärt, allerdings zu spät, um für die Show an sich bedeutend zu sein. Lösung: Den Zuschauern einen klaren Leitfaden geben, um was gespielt wird und wie sich die Spiele bis zum Finalspiel steigern. Denn nur um des Spielens willen zu spielen, reicht für eine Samstagabendshow nicht aus, wenn anderso wo Millionensumme gespielt wird.


    Warum diese Schwächen vorab den Programmverantwortlichen nicht klar geworden sind, weiss ich nicht. Hätten Proben vor Publikum und Test-Screenings diese Schwächen in der Umsetzung nicht zeigen müssen, so dass man vor der Ausstrahlung noch in der Produktionsphase hätte gegensteuern können? Oder soll sich so eine Sendung im Laufe der ausgestrahlten Folgen rundlaufen?


    Da ich kaum glaube, dass hier jemand vom ZDF mitliest, werde ich am Montag meine hoffentlich konstruktiven Vorschläge direkt ans ZDF mailen. (Edit: Die Riverside Entertainment GmbH ist da der richtige Ansprechpartner als Produktionsfirma.) Weil nur draufhauen und das teils (auch im spielbox-Forum) unter der Gürtellinie, finde ich arg daneben, wenn man an der Sache selbst interessiert ist und nicht nur auf billigen Applaus der mithöhnenden Massen.


    Cu / Ralf

    Es hätte definitiv mehr sein können als das, was es in der Sendung gibt, ohne das Zuschauerzahlen einbrechen und vor allem ohne das Spielen weiterhin nur als Kinderspiel gelten muss: Verrückte Labyrinth, Camel Up, oder gar Dixit oder Identik hätten nicht wehgetan.

    Verrücktes Labyrinth : Labyrinthe kennt man. Da kann man anknüpfen. Sich verändernde Labyrinthe sind dann eine Steigerungsform, wobei nur zwei neue Aspekte dazukommen, die überschaubar sind und neugierig machen. Ein Labyrinhtteil, das eingeschoben wird und damit das Labyrinth verändert und Zielpunkte, die im Labyrinth erreicht werden wollen. Da könnten sich die Bühnenbauer austoben und das Spiel kann sehenswert präsentiert werden.


    Camel Up : Wettrennen kennt man. Wetten auf den Rennausgang ebenfalls. Das Stapeln und Mitgenommen werden ist dann das neue Element. Sonderplättchen überfordern aber schon wieder und machen das Spiel für den Zuschauer zu kompliziert. Bei den Kamelen sollte man schon auf Prominente setzen, weil Schaustoff-Kamele stapeln, ist dann wieder zu abstrakt. Durch den Stapelaspekt schwieriger in der Detailumsetzung, könnte aber dennoch ein Spektakel werden und darauf kommt es ja an.


    Dixit : Bilder raten kennt man. Der neue Kniff wäre, ein Bild so unscharf zu umschreiben, dass es nicht zu einfach und auch nicht zu schwierig ist. Das Konzept steht und fällt mit schlagfertigen Promi-Mitspielern, denn lange Denkpausen und langweilige Umschreibungen will keiner sehen. Der Zuschauer kann zudem mitraten von der Couch aus. Möglich, aber nur wenn die Promis vorab geübt haben.


    Identik: Montagsmaler kennt man. Die zwei Elemente, das einer erklärt und alle malen und dann bestimmte Bildaspekte überprüft werden sind hingegen neu. Auch hier steht und fällt das Konzept mit den Mitspielern, denn wenn alle nichts auf die Reihe bekommen oder zu gut sind, macht das Zuschauen keinen Spass mehr. Für eine Live-Sendung zuviel Risiko, aber wieder möglich, wenn die Mitspieler das Prinzip vorher schon kennen.


    Kurz gesagt, ja es kann möglich sein. Allerdings auch nur, wenn man bekannte Spiel-Elemente wie Labyrinthe, Wetten, Montagsmaler & Co mit Ideen aus modernen Brettspielen verknüpft und auch keine Angst hat, das Brettspiel bewust zu vereinfachen. Nur muss sich dann die Sendung entscheiden, ob sie Produktwerbung für Brettspiele sein will ("Das Erlebnis können sie mit diesem Brettspiel auch zu Hause haben") oder die Brettspiele nur ein Anknüpfungspunkt für eine unterhaltsame Spielshow ist.


    PS: Wenn ein Unterhaltungschefredakteur vom ZDF & Co hier mitliest. mein Expertenwissen kann man buchen! ;)

    Gesellschaftsspiele taugen halt nicht als passiv konsumierte TV-Abendveranstaltung für die Massen. Warum? Das Erlebnis Gesellschaftsspiele ist eine aktive Tätigkeit, bei der man auch aktiv am Spielgeschehen beteiligt sein sollte, um seinen Spass zu haben. Ich kenne ganz wenige, denen beim Brettspielen zuschauen mehr Spass macht als selbst zu spielen. Also 1:1 irgendwelche Brettspiele im TV zu zeigen und spielen zu lassen, kann nicht der richtige Weg sein, um die Massen der Nichtspieler, Wenigspieler und Gelegenheitsspieler zu begeistern.


    Die Freaks schauen sich dann lieber Wil Whaeton oder Hunter & Cron oder ShutUpandSitdown an. Eben weil dort Spiele vorgestellt werden, die man selbst noch nicht kennt und sich darüber im Vorfeld eines potentiellen Kaufes informieren will. Oder man kennt die Spiele schon, besitzt die eventuell auch, aber möchte gerne erfahren, wie die von anderen gespielt werden, um gezielte Infos dabei zu bekommen oder einfach nur um gut unterhalten zu werden innerhalb einer Thematik, die man per se schon gut findet.


    Andere Formate, in denen Gesellschaftsspiele vorkommen, wie Schlag den Raab, leben dann auch nicht vom gezeigten Spiel alleine, sondern davon, wie die Akteure die Herausforderung des Spiels im Wettstreit meistern. Nicht ohne Grund gibt es in der Raab-Sendung meist nur ein einziges Spiel im Brettspielumfeld, während die anderen Spiele dann eher sportlicher Natur sind oder Geschicklichkeit-Kraft-Ausdauer-Koordination verlangen oder eben Wissen. Die Abwechslung macht den Reiz aus, denn niemand wollte 15 Brettspiele im Wettstreit hintereinander sehen - ausser die kleine Zielgruppe der Freaks und Kenner, die sich dann aber mit ihrem Mehrwissen eher über das Gezeigte amüsieren.


    Also musst Du schon eine aufmerksamkeitsstarke Show veranstalten. Da finde ich den Anknüpfungspunkt von bekannten Gesellschaftsspielen, die nicht mehr gross erklärt werden müssen und die dann monumental gross und aufwändig präsentiert werden, ein durchaus interessanter Weg. Klar wird das dann ein wenig in Richtung "Spiel ohne Grenzen" oder die Spiele bei "Einer wird Gewinnen" gehen und sich eher auf einer verspielten Ebene abspielen. Aber wer will da ernsthaft ein Hanabi sehen wollen und vorab den Zuschauern die Spielregeln zumindest so weit erklären, dass das Zuschauen auch Spass macht? Weil darauf kommt es an, denn am Samstagabend wollen die Zuschauer unterhalten werden. Das Thema Gesellschaftsspiele ist da nur Mittel zum Zweck und hat nicht den Stellenwert, den wir diesem liebgewonnenen Hobby beimessen.


    Da finde ich es schon weit interessanter, wie man auf Events und Veranstaltungen für einzelne Spiele begeistern kann, wenn mindestens ein Grundinteresse vorhanden ist, auf das man aufbauen kann. Gut in Erinnerung geblieben ist mir da Concept auf der SPIEL 2013: Mit einfachsten Mitteln sind die Leute stehen geblieben und es hat sich eine Mitratetraube gebildet. Wer wollte, der konnte das Spiel dann am Tisch spielen und ebenso Spass dabei haben. Ist aber ein ganz anderes Thema ...