Beiträge von MetalPirate im Thema „Historia / Sankt Petersburg: in Essen zu kaufen, Unterstützer dürfen warten...“

    Auch innerhalb der EU kann man baden gehen. Frag mal diejenigen, die die ursprüngliche Version von Massilia auf irgendeiner französischen Crowdfunding-Plattform unterstützt haben. Der Autor/Macher Alain Epron ist in der französischen Version der Privatinsolvenz gelandet und das war's dann für die Backer ... erstmal ... bis sich die Niederländer von Quined Games die Rechte an Massilia ein paar Jahre später gesichert haben, das Spiel neu herausgebracht haben, die alten Backer ohne jegliche rechtliche Verpflichtung dazu auf eigene Kosten beliefern (minus Versand) und das mit dem Autorenhonorar für Monsieur Epron verrechnen (der so schnell kein Geld dafür sehen wird).

    Ich bin wahrlich kein Crowdfunding-Experte, vielleicht 5 oder 6 Sachen in meinem Leben so unterstützt, aber es gibt nicht nur Kickstarter als entsprechende Plattform und soweit ich weiß, unterscheiden sich die Plattformen da schon ein wenig in der Prüfung der Macher und Absicherung der Projekte. Ohne Garantie, aber ich habe mal gelesen, die Spieleschmiede (-> Spiele-Offensive) wäre da deutlich restriktiver gegenüber Machern als beispielsweise Kickstarter. Von daher sollte man nicht alle Plattformen über einen Kamm scheren.

    Crowdfunding kann alles sein zwischen Anschubfinanzierung einer gerade erst in Gründung befindlichen Firma mit tollem innovativem Produkt auf der einen Seite und bloß ein weiterer Vorverkaufskanal für die etablierte Firma, über den die early adopters mit Freude ein halbes Jahr im voraus Vollpreise bezahlen, am anderen Ende des Spektrums. Aber egal wo sich ein Projekt einsortiert: der Macher muss den Backern irgendwas versprechen um sie zum Unterstützen zu ermuntern.


    Der Backer unterstützt das Projekt vielleicht aus reinem Idealismus (Anfangszeiten des Crowdfunding; heutzutage eher selten), meist aber wegen eines günstigeren Preises, früherer Lieferung, größerem Lieferumfang (ggf. mit Exklusivkomponenten) oder eine Mischung aus all dem. Der Macher kann da als Anreiz anbieten, was immer er will. Er sollte sich jedoch dann auch daran halten. Denn dass die Backer nachher die Einlösung der Versprechen erwarten, ist doch völlig logisch. Das "Ansprüche, die viele Unterstützer meinen haben zu müssen" von @Sternenfahrer klingt mir da deutlich zu negativ und einseitig. Beiden Parteien schließen einen Vertrag und dann haben sich beide (!) daran zu halten. Backer-Ansprüche hereinzuinterpretieren, die nicht ausgemacht sind, ist dabei ganz genauso falsch wie wenn der Macher seine Versprechungen nicht einhält.

    Gerade bei dem Beispiel (ziemlich sicher Viticulture/Tuscany) darf man durchaus Ross und Reiter nennen: Stonemaier Games sind nämlich in Sachen Brettspiele via kickstarter die Crème de la Crème.


    Absolut. Besser geht's nicht. Note 1 plus mit Sternchen dran. Aber ich habe schon ein paar Mal Stonemaier Games positiv erwähnt, u.a. deren Kickstarter Lessons, wo eigentlich alles drin steht, wie man's machen sollte. Das finde ich am beeindruckendsten an der Firma: die machen's nicht nur am besten, sondern Jamey Stegmaier erzählt in seinem Blog auch noch ganz offen, wie man's richtig macht, anstatt dieses wertvolle Wissen für sich zu behalten.


    Das Negativbespiel könnte auch Martin Wallace (Mythotopia & Onward to Venus) gewesen sein


    Naja, "Negativ-Beispiel" würde ich es nicht unbedingt nennen, zumindest nicht als Nicht-Backer, wenn jemand "Essen zuerst beliefern" mit wirtschaftlichen Zwängen begründet, aber du hast Recht, yzemaze und Sankt Peter lagen falsch, ich meinte Treefrog. Irgendwo meine ich mich auch erinnern zu können, gelesen zu haben, dass die Subscriber (!) sogar noch recht lange warten sollen, weil erst die zweite Charge (nach Essen) produziert werden müsste. Spätestens da käme ich mir dann etwas veräppelt vor. Aber ich bin da nicht näher involviert, von daher bitte alles mit Vorsicht genießen. Ich will keine Firma mit falschen Anschuldigungen belasten.

    Meiner Meinung nach kann man die "wir Kickstarter-Backer müssen länger warten als die Käufer aus Essen, Timbuktu oder sonstwo" Klagen erst beurteilen, wenn man weiß, was und wie von den Projektleitern dazu kommuniziert wurde. Vielleicht können die Backer von Sankt Petersburg oder Historia sich dazu etwas äußern? Sonst kann ich das als Nicht-Backer null-komma-null einsortieren.


    In einem von mir unterstützten Projekt, das hinter den Zeitplan rutschte, bot der Macher an, das Spiel für die Backer aus EU und Kanada auf seine Kosten per Luftpost zu schicken, damit es noch sicher vor Weihnachten ankommen würde. Viele meinten: "ist doch gar nicht nötig." Darauf gab es eine Umfrage, bei der jeder zwischen Luftfracht und "freiwillig 3-4 Wochen länger warten, um dem Macher Geld zu sparen" wählen konnte. Wer Luftfracht wollte, z.B. weil's als Weihnachtsgeschenk gedacht ist, bekommt das Spiel schnell, aber die übergroße Masse hat sich damit einverstanden erklärt zu warten (ich auch). Mit solchen Verzögerungen habe ich überhaupt kein Problem.


    In einem anderen Projekt (das ich nicht gebackt habe; alles nur gelesen) meinte wohl der Macher, dass er auf einen Verkauf in Essen nicht verzichten könnte, weil sonst die wirtschaftliche Existenz der Firma gefährdet sei und bat deshalb um die Erlaubnis, Essen vor den Backern bestücken zu dürfen. Solange es entsprechend begründet und kommuniziert wird, kann ich auch einiges an Verzögerungen oder Sachen der Form "X bekommt das Spiel früher als ich!" akzeptieren. Absolute Voraussetzung dafür ist natürlich, dass der Macher absolute Transparenz pflegt, mögliche Probleme nennt, sobald sie am Horizont auftauchen, allgemein seine Investoren (= Backer) wertschätzt -- und nicht im Nachhinein mit irgendwas ankommt, was nicht geklappt hat, oder anders gemacht werden muss als es zuvor ausgemacht war.