Beiträge von unittype001 im Thema „Arkwright (Stefan Risthaus / Spielworxx) vorbestellbar“

    So, ich habe mich einmal durch die Regeln der Einsteigerversion "Spinning Jenny" gekämpft.


    Erst einmal vorweg: Ignoriert das Begleitheft, wenn Ihr nicht mindestens die Regeln einer Variante gelesen habt. Aus dem, was dort geschrieben ist, wird man wunderbar schlau, wenn man das Wissen den Ablaufs hat, ansonsten verwirrt das Begleitheft vollkommen. Man sollte es eher als Nachschlagekompendium oder Glossar ansehen, die Benennung ist hier etwas irreführend. Ansonsten ist mein erster Eindruck der Regeln erstaunlich gut. Obwohl ja bereits im Vorfeld ein ziemliches Bohei um die Komplexität selbst von Spinning Jenny gemacht wurde, kann man dem Spielablauf gut folgen. Die meisten Fragen klären sich direkt, es sind viele und gut bebilderte Beispiele vorhanden, Abläufe sind kohärent und nachvollziehbar beschrieben, Ausnahmefälle logisch begründet. Bis auf zwei, drei Stellen bleibt die Regel auch bei der Sache ohne sinnlos abzuschweifen oder andere Dinge vorweg zu nehmen, was bei den Spielen von Thomas Spitzer z.B. auch durchaus mal anders war. Überhaupt zahlt es sich aus, dass der verklausulierte Aufbau früherer Uli-Blennemann-Regeln (sorry, @ulible) hier etwas aufgebrochen wird, tut dem ganzen ziemlich gut. Ähnlich wie auch schon bei La Granja ist die Regelqualität durch Vermeidung unnötiger Gliederungsorgien etc. wirklich gestiegen. Hier macht sich dann auch das "Begleitheft" bezahlt, was den Ballast in sich aufnimmt.


    Lediglich eine Unklarheit bzw. ein Widerspruch hat sich für mich bei den Spinning Jenny Regeln ergeben und zwar bezüglich des Einsatzes der Zusatzaktion Preisanpassung (Seite 18, II.3 bzw. II.3.1). Das Beispiel macht es eigentlich klar, jedoch steht in II.3, dass es eigentlich keine Beschränkung des Einsatzes gibt. An sich also eher eine Kleinigkeit, vielleicht bin ich auch nur zu begriffsstutzig.


    Zum Spiel selber: Ich bin gespannt auf die volle Breitseite der Regeln in der Waterframe-Variante. Spinning Jenny liest sich jetzt erst einmal nach einem Spiel, was auch in das Schema eines Herrn Wallace oder eines Planet Steams gepasst hätte. Die Spieler versuchen, durch Fabrikkapazitäten, Qualität, Vertrieb und Preis nach Möglichkeit mehr oder weniger Waren los zu werden um den Aktionkurs des Unternehmens zu beeinflussen und sich zu geeigneter Zeit mit eigenen Aktien billig einzudecken und danach durch die Decke zu starten. Oder halt so unfassbar viel Geld zu verdienen, dass auch ordentlich viele eigene Aktien zu entsprechenden Preisen gekauft werden können. Dazu wird in zwei Technologieepochen (Hallo, Brass!) mit einigen dynamischen bzw. dem Spannungsbogen des Spiels angepassten Determinanten von jedem Spieler jeweils vier Aktionen mit dazugehörigen Zusatzfunktionen durchgeführt. Nach jeder wird produziert, nach Attraktivität verkauft und Aktienkurse angepasst. Dieses Produzieren ist dabei nur Mittel zum Zweck, der Sieger wird aus dem Produkt von Anzahl eigener Aktien mal Preis der Aktien bestimmt.


    Es ist natürlich recht verwegen, vom reinen Lesen der Regel auf die Komplexität und den Spielfluss des eigentlichen Spiels schließen zu wollen. Obwohl es überschaubar viele Aktionen sind, die jeder Spieler macht, scheinen diese jedoch einen erheblichen Spielraum an Einflussmöglichkeiten zu geben. Mir scheint jedenfalls, dass man nie das eigentliche Ziel des Spiels aus dem Auge verlieren und zumindest einen vagen Plan verfolgen sollte. Wenn ich schätzen sollte, würde ich die Komplexität auf eine Stufe mit Planet Steam stellen, allerdings noch unter Brass. Wenn ich mal mutig in das Waterframe-Regelheft linse, scheint mir die Stufe dann locker genommen zu werden.


    Die Gestaltung sieht klar nach Excel aus, aber aufgrund der verwendeten Skalen und zu handlenden Informationen bin ich ganz glücklich mit diesem Look. Der Arbeitsmarkt erklärt sich fast von selbst, die Attraktivitätsleisten sind klar, der Aufbau des Spielertableaus für Fabriken, Qualität, Vertrieb, Preise und Produktion ist ohne Probleme nachzuvollziehen und die dezenten Illustrationen auf dem Material finde ich eigentlich ganz hübsch so, gerade weil sie sind, wie sie sind. Das ist aber eindeutig Geschmackssache.


    Bleibt zum Schluss nur noch die Frage "Wer ist Marion?".