Beiträge von ravn im Thema „25.08.-31.08.2014“

    Von letzter Woche nachgereicht, weil es über das Spiel bisher kaum etwas zu lesen gab und die deutschsprachige Version ja nicht mehr fern ist:


    Legacy - The Testament of Duke de Crecy : Schon ewig her, dass ich mir das Spiel gekauft habe. Damals war ich so von der Videovorstellung von Rhado begeistert, dass ich es unbedingt schnellstmöglichst haben musste. Das Regelwerk fand ich dann aber so wortreich und nicht wirklich auf den Punkt kommend, dass ich mich monatelang darum gedrückt habe, es erstmalig auf den Tisch zu bringen. So unzugänglich, wie die ausschweifende Anleitung vermuten lässt, war es dann aber doch nicht. Eher im Gegenteil ein eher einfaches Workerplacement-Spiel, wobei jeder an seiner eigenen Spielauslage bastelt, die den Familien-Stammbaum darstellt, der wachsen und gedeihen soll.


    Durch verdeckt verteilten Zielkarten (thematisch als der Patron daherkommend) hat man schon eine gute Vorstellung, wie man im Laufe des Spiels Siegpunkte wird sammeln können. Die Zielsetzung wird dadurch vorgegeben, nur ist noch völlig offen, wie man die erreichen soll. Da hat man dann freie Hand. So kann man zum Beispiel vom Patron mit Siegpunkten belohnt werden, wenn man möglichst viel Geld bis Spielende ansammelt oder eben möglichst viele unterschiedliche Nationen in seinem Stammbaum der dritten Generation. Die Spanne der Möglichkeiten ist weit und damit werden auch ganz unterschiedliche Spielweisen gefördert.


    Diese unterschiedlichen Spielweisen braucht es dann auch, weil die Aktionsfelder des zentralen Spielbrettes stehen pro Runde nur einmalig zur Verfügung. Wer da zuerst kommt, verbaut seinen Mitspielern diese Aktionsmöglichkeiten. Da man aber meist nur zwei Aktionsscheiben pro Spielrunde besitzt und zudem noch auf den Einsetzfeldern des eigenen Spielbrettes aktiv sein möchte, kann man nie so viel machen, wie man gerne würde. Zudem ist das Spiel auf neun Spielrunden begrenzt, die sich auf drei Generationen verteilen, was eine angenehm überschaubare Spieldauer erzeugt. Die angegebenen 60 Minuten sind dann aber doch recht optimistisch, denn für die ersten Partien, in denen man das Spielsystem erstmal verstehen und überblicken muss, wird man wohl die doppelte Zeit brauchen. So auch ich in meiner entspannten 2er-Erstspielerrunde.


    So ungewöhnlich die Thematik des Familienstammbaums ist, so erfrischend anders sind dann auch die Aktionsmöglichkeiten. Es wird nicht mit Rohstoffen hantiert, sondern mit Geld und Freunde der Familie und solche, die es gerne noch werden können und sollen, weil die interessante Eigenschaften und Vorteile mitbringen, die der eigene Stammbaum gut gebrauchen könnte. Dabei ist alles thematisch verankert und deshalb gut nachvollziehbar, was die Spielbarkeit enorm erleichtert, wenn man den Spieleinstieg gefunden hat. Einfach mal machen ist da eine gute Devise, um das Spiel spielerisch kennenzulernen.


    Heiraten, Kinder kriegen, Vermählungen arrangieren, Titel sammeln und optionale Zwischenmissionen erfüllen, damit hat man dann schon ordentlich zu tun, während man zeitgleich auf den nötigen Reichtum in der Familie achten sollte und ebenso, dass neue Freunde der Familie zu passenden Heiratskandidaten werden. Denn Kern des Spiels ist eben der eigene Stammbaum und der setzt sich aus diversen Personen zusammen, die alle unterschiedliche Eigenschaften wie Beruf und Nationalität mitbringen und zudem Boni in Form von Geld, Reichtum, neuen Aktionsscheiben und teils besser wirken, wenn aufgedruckte Vorbedingungen erfüllt sind.


    So optimiert jeder für sich an seiner Auslage und es ergeben sich automatisch kleine Geschichten, die das Leben so schreibt. Die kann man ignorieren oder sich davon faszinieren lassen. So war es fast schon tragisch, dass mein Mitspieler fünf von insgesamt deren neun "Komplikationen-während-der-Geburt-Karten" im kompletten Kartenstapel gezogen hatte, dementsprechend nur eine recht kümmerliche Familie vorweisen konnte aufgrund der hohen Sterblichkeit und im Spielverlauf hoffnungslos abgeschlagen zurücklag. Währenddessen sammelte ich fleissig Siegpunkt um Siegpunkt, musste mich dann aber doch geschlagen geben, weil er seine Zielkarte in der Endabrechnung wesentlich besser erfüllen konnte. Eine Partie mit Erinnerungswert und gerade deshalb finde ich Legacy besonders und aus den üblichen Workerplacement-Spielen herausragend.


    Die englische Version gibt es seit Oktober letzten Jahres. Die deutschsprachige Pegasus-Version wurde hingegen mehrmals verschoben. Ist nach Juni der September noch aktuell? Bis auf die Zielkarten und die Startpersonen liegen allerdings alle Informationen offen aus, so dass es da nur recht wenig englische Sprachkenntnisse braucht. Für 2015 ist zudem eine Erweiterung angedacht, allerdings noch ohne konkrete Fakten und ohne Datum. Ob die dann auch auf deutsch erscheinen wird? Eigentlich egal, weil das Grundspiel bietet ausreichend Spielspass. Absolut empfehlenswert, allerdings braucht es schon einen ausreichend grossen Tisch, da die Spielauslagen ausufernd gross wachsen können.

    LA GRANJA läuft flüssig, es kennt keinen Mangel, die Mühlräder kommen schnell in Gang und die variable Startaufstellung lädt stets zu neuen Wegen durch die Pinien ein.


    Schön lesbarer Spielbericht, weil auf den Punkt formuliert. Nur was meinst Du mit "kennt keine Mangel"?


    Ich habe La Granja in diversen Partien ganz anders erlebt: Die Lieferungen, um Marktkarren zu erfüllen oder zeitig die Handwerksgebäude zu füllen, stehen nur begrenzt zur Verfügung. Das Geld, um Dachmarker und Zusatzlieferungen bezahlen zu können, steht ebenfalls nur begrenzt zur Verfügung. Die Erntegüter, über Würfelaktionen vefügbar, stehen ebenso wie die Schweine auch nur begrenzt zur Verfügung. Karten kann ich auch nur begrenzt ausspielen. Selbst die Aktionen pro Spielrunde sind auf zwei begrenzt, so dass sich das entscheidende Spielgeschehen auf die optimale Nutzung der Jederzeit-Aktionen verlagern.


    Ich habe La Granja als typisches Mangelspiel erlebt: Ich möchte gerne viel mehr machen, als ich kann und darf und muss dabei die begrenzten Aktionen und Ressourcen optimieren. Erst in der letzten Partie merkte eine Mitspielerin an, dass sie es schade findet, nicht viel mehr machen zu können und sich stattdessen selbst beschränken muss und durch das Spielsystem so stark beschränkt wird.


    Ganz unabhängig von dem Magelaspekt finde ich La Granja selbst nach um die sieben Partien immer noch faszinierend. Immer wieder spannend zu sehen, ob ich es mit den jedesmal neuen Ausgangsbedingungen der Kartenhand und den offenen Handwerksgebäuden hinbekomme, im Weitstreit mit den Mitspielern zu bestehen und auch die Punktzahl gegenüber vergangenen Partien zu steigern.


    Nur schade, dass eine Ablaufübersicht im Regelwerk fehlt, damit man Details nicht übersieht, wenn man das Spiel neu einer Spielrunde erklärt. (Dadurch erst letztens verpennt, dass es Siegpunkte gemäss Spielrunde für volle Handwerksgebäude gibt!) Kurzübersichten zu den Handwerksmarkern wären auch schön, weil da kamen bei mir die meisten Nachfragen, so dass ich die dann von BGG mehrfach ausgedruckt habe. Die Würfel könnten wertiger sein und das Spiel gerne direkt auf deutsch in den Handkarten, um auf die Bastelarbeit und Kartenhüllen verzichten zu können.


    Sind aber alles Punkte, die eine potentielle Neuauflage (sofern die denn bei einem anderen Verlag kommen wird), besser machen kann. Mehr als nur "ausreichend gut" spielbar bleibt La Granja aber auch in seiner Erstauflage. Bin froh, dass ich als Nicht-Vorbesteller damals noch ein Exemplar bekommen habe zum Normalpreis.


    Cu / Ralf