Beiträge von misterjackson im Thema „Pfefferkuchel 2014 aus Oberhof“

    Um mal andere Titel zu kritisieren, die tatsächlich auf dieser Preisliste weit oben steht: Mir persönlich gefallen Skull King und Rokoko nicht. Skull King ist, wie ja schon oft diskutiert, ein umettiketiertes Wizard, bei dem ich nichts Neues entdecken kann. Rokoko hingegen hat uns in der zweiten und dritten Partie so sehr enttäuscht, dass ich es jetzt wieder verkaufen werde. Das Potential für langes Vor-sich-Hinstarren wird immer größer, je mehr die Zusammenhänge zwischen den Mechanismen verstanden werden, und das Handling mit den Siegpunkten ist grausam (wäre eine Kramerleiste wirklich zuviel verlangt gewesen, evtl. eine externe?). Insgesamt komme ich aber einfach nicht über den Vergleich zu Fresko hinweg, das uns wesentlich mehr Spaß - bei viel größerer Variabilität der Abläufe - bietet. Da verzichte ich dann auch gerne auf das minimale Deckbuilding.

    Die Debatte, die hier geführt wird, ist so alt wie die kritische Auseinandersetzung selbst. Dabei wurden in diesem Thread jetzt auch schon nahezu alle klassischen Positionen der Kunstkritik seit der Antike durchgezogen: Die radikale Subjektivität jeglicher Annäherung (gewollt oder ungewollt, in jedem Fall unvermeidbar), die Auffächerung nach den "Zielen" eines Gegenstandes (von wem? für wen? zu welchem Zweck?), die Unterscheidung von handwerklicher Qualität (techne im griechischen) und der dahinter stehenden Idee, sowie vermeintliche Qualitätskriterien, die unsere Kultur immer wieder mal durchziehen. Bei letzterem scheint insbesondere die Originalität hier eine Rolle zu spielen: Norderwind wird vorgeworfen, einen bekannten Mechanismus zu wiederholen. Das machen viele andere Spiele auch, aber der eigentliche Vorwurf ist ja, dass die Variation schlechter als das Original ist (so auch eine bei Filmremakes gerne immer wieder geführte Debatte). Die Kritik von Udo Bartsch macht den Erfahrungshorizont und die Erwartungshaltung, die an das Spiel herangetragen wurde, sehr deutlich - und genau das ist es, was man von einer Kritik erwarten kann und muss: Dass sie klarstellt, warum und wie der Kritiker zu seinem subjektiven Urteil kommt. Das Gegenargument, dass Norderwind für eine bestimmte Spieleklientel funktioniert, ist aber eine ebenso valide, ebenso subjektive Einschätzung. Sich darüber zu unterhalten macht den Reiz eines Forums aus, aber sich gegenseitig die Valenz der eigenen Einschätzung abzusprechen, ist unsinnig.