Okay, Nähkästchen und bisschen rumprovozieren:
3.) Ein News-Podcast
5.) Neue Seiten können durchaus noch erfolgreich sein, siehe z.B. Rezensionen für Millionen oder Tric Trac Deutschland
6.) Ich glaube, es gibt ein paar Seiten, die sicher relativ relevant oder gut vernetzt sind (Tric Trac, Cliquenabend, Spielama), so dass sie Reziexemplare ungefragt bekommen. Der Rest ist wohl vom Wohlwollen und dem PR-Budget des Verlags abhängig.
Zu 3 - Dazu gehört ebenso wie zu Videorezensionen ein riesiger Aufwand, der technisches Verständnis erfordert. So ganz trivial ist das nicht. Und teuer (Zeit, Arbeit, + Technik). Daher ist das in einer von dir gewünschten Qualität sicher toll, aber eben auch schwer umzusetzen.
Zu 5 - Beide Seiten sind etwas Besonderes. Trictrac ist eine von den großen franz. Magazin gesponsorter Ableger. Da steckt Geld hinter. Und Udos Seite ist eine Seite, die aus seiner Jury-Mitgliedschaft so entstanden ist. Von daher würde ich beide mal als Ausnahme sehen. Was sie nicht schlechter macht, als sie sind.
Zu 6 - Ich bin ziemlich sicher, dass du dich da in mehrfacher Hinsicht extrem verschätzt.
- Die meisten Rezensionen können nur für die Szene im eigenen Saft schmoren, wenn sie informieren sollen, oder sie erreichen neue Leute, dann sind es mehr Werbeplattformen für Verlage. Etwas was den Verlagen am meisten nützt.
- sämtliche Sachen die über Rezas hinausgehen können nur im eigen Saft schmoren, weil das meist nur Leute interessiert die eh spielen und auch sich Inder Szene bewegen wollen.Ich weiß, dass ich mit meinem Blog nur sehr wenige erreiche, aber wie Milo Mundt neulich so schön gesagt hat:
"Zähle nicht die Leute die du erreichst, sondern erreiche die Leute die zählen."
Und das ist nur erreichbar mit etwas eigenem. Daher mein Tipp, wer so was starten will: Macht etwas was unique ist und seid euch über eure Zielgruppe vorher bewusst.
Teil 1 - Henne und Huhn. Es kommt darauf an, interessierte Spieler jenseits der Szene anzusprechen. Und da weiß ich, dass bspw. wir das ziemlich gut können. Interviews über ein neues Spiel sind für Messegänger. Aber sonst: Spielen muss Popkultur sein. Und die Spieleszene ist total altbacken. Dass überhaupt mal durchweg Webseiten am Start sind, hat lange genug gedauert. Jetzt kommen endlich mal ein paar Apps. Die engere Szene hat zu wenig Input von außen und daher sind viele Seiten reine Szeneseiten. Wenn die Ansprache klappt, dann ist es a) interessanter für eine breite Masse, b) besser für die Verlage und Spieleautoren und c) natürlich besser für eine Online-Publikation. Ich bin übrigens sehr zufrieden damit, dass bei uns echte Gelegenheitsspieler den Hauptteil der Leser ausmachen. Das heißt ja nicht, dass wir nicht einige Rubriken auch für die "Szene" "produzieren". Für Verlage ist es natürlich interessant, wenn bekannte Webseiten in der Szene ein Spiel etwas hypen. Aber die wahren Vorteile hat der Verlag doch erst, wenn Leute angesprochen werden, die sich eben nicht intensiv mit allen Neuheiten auseinandersetzen. Und die meisten Szeneleute sind eben gut informierte Leser, die eher einen Meinungsabgleich suchen, als ein neues Spiel entdecken zu MÜSSEN.
Teil 2 - Was die Ausgangsfrage angeht: Eine Rezensionsseite kann kaum unique sein. Wie auch. Es ist alles gesagt. Man kann ein Bild hier mehr oder ein Soundfile da mehr oder ein Video mal besser machen. Aber anders? Nein. Besser? Ja. Aber genau das ist das Problem. Fast alle neuen "Webseiten" sind reine Hobbyprojekte (s. mein Posting oben), die nach kurzer Zeit an der eigenen Idee scheitern.
Generell: Ich habe es kaum woanders als bei den Brettspielern so massiv erlebt, dass nahezu jeder ein geborener Kritiker ist und fachmännisch das feilgebotene Kulturgut einzuordnen vermag. Da finden Strategiediskussionen und Ob-das-Spiel-funktioniert bereits vor der Partie am Tisch an, jeder zweite schreibt irgendwo seine nichtssagende Meinung in irgendeinen Blog. Und fast jeder nimmt sich dabei so unglaublich wichtig,
Ich denke, das liegt daran, dass es tatsächlich so ist. Wenn wir alle Verlagsmitarbeiter, Autoren, Grafiker und Rezensenten sowie die paar Spielejournalisten zusammenzählen, sind wir bei gefühlten 90 % der Szene angekommen. Das ist ein bisschen wie mit Fußball. Jeder stellt die beste Nationalmannschaft auf, aber kaum einer hat einen Trainerschein. Ob sich jetzt jeder wichtig nimmt oder die beste Strategie kennt, weiß ich nicht. Etwas mehr Abstand zum Hobby tut aber manchmal gut, um sich auf das Wesentliche beim Spielen zu fokussieren. Und das ist der Spielspaß. Da muss keiner wichtig sein, der bessere Spieler oder der Oberstrategiefinder. Daran krankt auch in meinen Augen die deutsche Szene etwas. Hier gibt es zu wenig Spaß, Spielen ist manchmal fast Arbeit. Das gilt für recht viele deutsche Spiele und ganz bestimmt für auch für ein Teil der Mitspieler, die lieber 1 Stunde optimieren, als mal eben zu spielen und vielleicht nicht den idealen Zug zu machen. Dabei ist Spielen doch ein Stück Leichtigkeit in der Freizeit!