Am Samstagmorgen ging es los am Herner Spielebus, unterbrochen durch die Podiumsdiskussion mit Uwe und Stefan und dann weiter quer durch die Messehallen:
- Rampage: Mehr Spielzeug als Spiel, auf seine Art faszinierend anders fernab des Eurogaming-Einheitsbreis. Als Holzmonster verwüstet man eine Stadt aus Meeples und mehrstöckigen Gebäuden und Fahrzeugen. Man schnippt sich, pustet und lässt es mit seinem Monster auf den Spielplan krachen vom ausgestreckten Arm aus. Unsere Runde hat Spass gemacht, aber ich weiss nicht, wie lange der Spielspass über mehrere Runden anhalten wird oder sich doch zu schnell verbraucht und nur noch ein kurioses Gimmick zurück bleibt? Genau deshalb bin ich auch hin- und hergerissen, ob ich das Spiel haben will oder doch nicht brauche in meiner Sammlung. Eben tendierte ich noch zu "Nein", aber eventuell wird doch noch ein "Ja" daraus. Wer überzeugt mich (viel fehlt eh nicht mehr)?
- Futterneid: Ein kleines Spiel um einen eigentlich interessanten Mechanismus bei 2F-Spiele, der aufs Wesentlichste reduziert ist. Man nimmt verschiedenartige Süssigkeiten, kann die sichern oder eben auch bei Mitspielern klauen. Dazu ein Wertungsmechanismus, bei dem man nur ein Bruchteil der Wertigkeiten einschätzen kann. Funktioniert und nach einer Spielrunde war auch klar, wie das Spiel gemeint ist. Aber gezündet hat es bei uns nicht. Wäre es nicht bei 2F-Spiele entstanden, dann könnte man das auch als belanglos einordnen. Oder sind die Erwartungen seit Funkenschlag schlicht überzogen?
- Bang The Dice Game: Das Bang Kartenspiel als schnellere Würfelspiel-Variante. Die Regelerklärung hat länger gedauert als das eigentliche Spiel, was dann aber doch eingängig war, eben weil es kaum etwas Neues bot, was man nicht schon bei anderen Würfel-Varianten gesehen hat. Wer Bang mag und eine knackig-kürzere Variante dazu sucht, für den ist es ein gutes Spiel in grösserer Runde. Spiele ich gerne wieder mit, aber brauche ich nicht selbst, weil ich in dieser Spielkategorie ausreichend Auswahl habe.
- Ghooost : Kartenablage-Spiel, bei der man die ausgespielten Zahlenwerte des Vordermanns überbieten muss oder den gesamten Ablagestapel aufnehmen muss. Dazu ein paar Sonderkarten und ein zweigeteiltes Spiel, wobei man in der letzten Hälfte seine Kartenhand verdeckt nach und nach zieht anstatt direkt auf der Hand zu haben. Hat ein paar wirklich überraschende Spielzüge geboten, wobei der Glücksfaktor natürlich entsprechend hoch hängt. Aber in Verbindung mit der morbiden Grafik hat es mir wirklich gut gefallen. Werde ich mir wohl noch kaufen.
- Concept : Die zweite Messeneuheit von Repos. Mitspieler müssen einen Kartenbegriff erraten oder besser erschliessen, in dem verschiedene Symbole in mehreren Kategorien markiert werden. So zum Beispiel: "Tier + nicht real" sowie "Kopf + Zylinder" und "Farbe + weiss". Ergibt ein Einhorn, was dem Wissenden Punkte bringt und ebenso dem Hinweisteam, das reihum immer aus zwei Spielern neu gebildet wird. Wird ein Pflichtkauf morgen werden, weil auf genauso solche originell-einfache Spielideen stehe ich.
- Spyrium : Zu fünft gespielt in einem kleinen Aufmerksamkeitsloch am fortgeschrittenen Messetag. Konnte es mich deshalb nicht überzeugen? Klar, das Spiel funktioniert in seinen Mechanismen, aber das Thema ist nur Fassade und der Spielablauf war mir zu gleichförmig. Die einzige Spannung bestand daran, wann man von der Funktionsweise "einsetzen" auf "wegnehmen und aktivieren oder Geld bekommen" wechselt. Mit einer zufälligen Geld und Sondersiegpunkte für Geld sowie Siegpunktgebäude-Kauf-Strategie, die eher aus Zufall entstanden ist, habe ich gewonnen. Aber grossartige Emotionen bietet das Spiel nicht und für die Zeitspanne der leicht-komplexen Spiele mit eher kurzen Zeitrahmen habe ich noch Pergamon und Speicherstand zu wenig gespielt im Regal stehen. Kann aber gut nachvollziehen, wenn Andere davon begeistert sind. Dann lieber die doppelte Zeit nehmen und Bruxelle & Co spielen.
- CV : Spontan zu zweit gespielt, weil der Tisch frei war und Stühle bot und wir zudem ein wenih was von dem Spiel gehört hatten, aber keiner sagen konnte, welche Mechanismen oder was überhaupt dahintersteckt. Im Prinzip durchleben wir ein Leben mit diversen Lebenssituationen in drei Altersstufen. Die schwarzhumorigen Illustrationen haben genau meinen Humor getroffen und zum Glück war das Spiel dann auch noch gut spielbar. Im Kern würfelt man mehrfach und versucht damit Karten zu kaufen, die einem gewisse Vorteile bieten und zudem verdeckte eigene sowie offene allgemeine Siegpunktkarten treffen können. Für 25 Euro auf englisch direkt beim Verlag inklusive Promokarten und Stofftasche ein guter Gegenwert. Zuhause dann kurz geärgert, dass es das Spiel auch bei Heidelberger auf deutsch gibt und wohl für 5 Euro preiswerter. Dann aber erinnert, dass die Originalversion wohl die treffenderen Begriffe auf den Karten hat und ich zudem den Verlag direkt unterstützt habe. Also alles gut - rede ich mir zumindest ein.
- UGO : Kurz erklären lassen am Stand, weil ich von der guten Platzierung in der Fairplay-Scout-Liste überrascht war. Vorab noch nichts über das Spiel gelesen und gehört. Eigentlich ist es eine Art kleines Stichkartenspiel ohne Trumpffarbe mit Sonderfunktionen, um Bauern zu bekommen und sein Spielbrett ablageartig mit Karten zu füllen. Kam mir eher belanglos vor, auch weil ich da nichts Neues entdecken konnte oder einen speziellen Kniff, der das Spiel besonders machen würde. Kann mir jemand seine Faszination vermitteln, weil eventuell habe ich nach dem langen Messetag auch nur den Erklärer falsch verstanden oder das Spiel spielt sich ganz anders ( = besser) als es in der Erklärung klang.
Kurz vor Messeschluss dann noch City Council gekauft, weil mich das als anderes Städtebauspiel am Freitag schon angesprochen hat und der erste kleine Printrun eventuell schwer zu haben sein wird nach der Messe. Zudem bekommt man für 1 Dollar extra per Kickstarter alle Kickstarter-Erweiterungen kostenfrei noch nachträglich zugeschickt. Durch Kickstarter finanzieren die ihren zweiten Printrun, weil mehr als die kleine Auflage für Essen war wohl finanziell für den israelischen Autor nicht drin. Zuhause wartete dann auch noch das Paket mit Russian Railroads zum 30 Euro Amazon-Schnäppchenpreis.
Der letzte Messetag kann kommen auch wenn ich schon weiss, dass ich längst nicht alle guten bis besseren Spiele haben anspielen können, aber dazu wird auf diversen Spieletreffe der kommenden Wochen noch Zeit genug sein. Ausreichend eigenes Mitbring-Spielefutter habe ich dazu.
Cu / Ralf