Beiträge von [Tom] im Thema „Ansprüche???“

    Das Thema wird zu einem interessanten Zeitpunkt (für mich bzw. unsere Spielgruppe) aufgeworfen: Das letzte Spiel, dass wir gespielt haben, war DOMINANT SPECIES.


    Um es kurz zu machen: Alle anderen Spiele erscheinen momentan, im direkten Vergleich mit den eleganten und verzahnten Mechanismen von DomSpec eher simpel oder umständlich - oder zumindest die meisten Spiele.


    Ich bin der Meinung, dass das Lernen von Spielen ähnlich dem Lernen von Sprachen ist: Je mehr man bereits kennt, um so einfacher lernt man eine neue Sprache/ein neues Spiel. Die Regelerklärung von Dominant Species begann in etwa so: Das hier ist ein Worker Placement Spiel, von denen wir ja schon dutzende gespielt haben.
    Was richtig ist. Alleine die Kategorisierung des Spiels lässt einen gedanklich in bestimmte Bahnen schwenken, bestimmte Strategien erwägen, usw.


    Einen wirklich neuen Mechanismus finden wir selten in Spielen; meistens eher Abwandlungen und Variationen. Da drängt sich einem dann sofort der Vergleich zum Original auf - oder eher noch zum Spitzenreiter der jeweiligen Kategorie. Ist diese neue Variante besser, oder macht sie etwas bereits funktionierendes nur komplizierter, unnötig? Bietet diese Abwandlung wirkich etwas Neues, oder spiele ich hier ein altes Spiel in neuem Gewand?


    Aber der Mechanismus muss ja auch nicht neu sein! Siehe erneut Dominant Species: Japp, Worker Placement. Uralt. Dennoch ist das Spiel nicht langweilig oder alt. Die Frage ist also nur, wie ich diesen alten Mechanismus einsetze. Ich nehme lieber einen alten Mechanismus, der sich bewährt hat, als einen erzwungen neuartigen, der aber kompliziert ist und seltsam gekünstelt ist - und nicht eingängig.


    Der Witz ist ja: Selbst die "neuen" Mechanismen sind nicht soo neu. 7 Wonders? Nee, sehr alt: Das ist ja "nur" das uralte Draften von Trading Card Games, welches in Brettspiele verpackt wurde. Dominion ja eigentlich nicht anders.


    Ich denke, damit wird es auf dem Spielemarkt schwieriger, interessante und fordernde Spiele für "uns", also die Vielspieler, zu entwickeln. Wobei ich mich auch frage, ob denn die Erwartung, dass man in Essen praktisch die Spitze der Spielewelt neu definiert, eine Richtige ist... Oder ob man nicht eher eine ganze Reihe durchschnittlicher Spiele präsentiert bekommt, ein paar davon überdurchschnittlich, und hin und wieder ein neuer Top-Titel. Diese leben dann ja auch von ihrer Einzigqartigkeit - selbst wenn sie später kopiert werden. Das sieht man doch recht gut an den Top 10 von BGG.


    Um die Frage zu beantworten, die Eingangs gestellt wurde: Ja, defintiv steigen die Ansprüche! Vor anderthalb Jahren habe ich mir noch begeistert Talisman gekauft und Arkham Horror hochgelobt - inzwischen sind mir die Spiele viel zu zufalls-lastig oder behäbig, verglichen mit den eleganten Spielen, die ich inzwischen kennen gelernt habe...