Beiträge von ravn im Thema „Dominant Species von GMT ?“

    Bei Dominant Species stehen die einzelnen Mechanismen im Vordergrund und werden durch das Thema unterstützt. Das Thema Evolution ist zwar vorhanden und es wird die Geschichte der fortschreitenden Vergletscherung zu Beginn der Eiszeit erzählt, aber das passiert alles auf einem sehr abstrakten Level.


    Vergleicht man dazu BIOS Megafauna, so ist das für mich ein eher thematisches Spiel, zu dem passende Mechanismen gefunden wurden. Steht damit in bester Tradition der anderen Phil Eklund Spiele, die eher ein Erlebnis bieten wollen und dabei komplexe Themabezüge einbinden, teils spielerisch aber dann auch mal sehr komprimiert durch einen Zufalls-Würfelwurf (wobei ich da eher an die spielenswerten Origin und High Frontier denke, sofern man sich darauf einlassen mag) abbilden.


    Aber ob thematisch oder weniger, am Ende ist doch wichtig, ob ein Spiel Spass macht - auf diversen Ebenen des Spasses.


    Dominant Species ist da so ein Spiel, bei dem man sich erstmal in den vielen Aktionsmöglichkeiten verlieren kann, es deshalb als chaotisch empfindet, weil man meint, die Kontrolle zu verlieren. Aber nach etlichen Partien in unterschiedlichen Runden (2 bis 5 Spieler) macht sich doch Spielerfahrung bemerkbar, diverse Strategien, die man aber flexibel an den neuen Gegebenheiten anpassen muss oder schlicht dafür sorgen, dass gewisse Gegebenheiten zum eigenen Vorteil und zum Nachteil der Mitspieler entstehen.


    Am besten in den ersten Partien mit maximal 4 Spielern spielen, weil dann die Spielzeit überschaubar bleibt und der eigene Einfluss grösser ist. Selbst in Zweierrunde toll, weil eben direkt konfrontativ im Duell.


    Cu / Ralf

    Habe die Spielesession eigentlich "nur" hier aufgeführt, weil die dem Trend von Dominant Species als "Über-Spiel" entgegenläuft und ich solche Einzelmeinungen ebenso aus meinen Spielrunden kenne. Eventuell auch als Warnhinweis, das Spiel nicht ungespielt zu kaufen, nur weil es einige (wie auch ich) hochjubeln!


    :)

    Auch wenn Tom Vassal vor einigen Monaten meinte: "One of the best games of the decade!" und die spielbox eine wirklich gute Note vergibt und das Spiel lobt und auch hier im Forum fast durchweg positive bis euphorische Meinungen zu lesen waren, Dominant Species ist meiner Meinung nach eben nicht für jede Spielrunde geeignet. Eventuell wurde es als für alle überrangendes Spiel zu sehr gehypt.


    Mit der falschen ggf übersteigerten Erwartungshaltung ans Spiel gegangen, kann es eigentlich nur enttäuschen. Mit der passenden Erwartungshaltung bleibt es für mich aber weiterhin ein sehr gutes Spiel in seinem Genre der komplex-langen Mehrheiten-Konfrontations-Workerplacement-Spiele. Aber muss ja nicht jedem gefallen und da ist es umso spannender zu lesen, warum.


    Cu / Ralf

    Hallo,


    aktuell wird Dominant Species von den www.westpark-gamers.de ordentlich abgewatscht:


    http://www.westpark-gamers.de/…01-2011-dominant-species/


    "Schöne Elemente, aber fehlende Gesamtlinie" / "zu viel Chaos" / "fehlen Planbarkeit und Steigerung" / "planerische Chaos gepaart mit jeder Menge Analysemöglichkeiten" sind da einige Schlagworte in der Nachbesprechung der 5er-Partie.


    Ich konnte das Spiel bisher dreimal auf den Spieltisch bringen, jeweils mit Erstspielern, und habe dabei vergleichbare Beobachtungen gemacht: Zunächst ist man von den vielen Aktionsmöglichkeiten in ihrer Verzahnung geplättet und weiss nicht so recht, was man machen soll in einer sinnvollen Kombination. Nach einigen Runden wird klarer, was die einzelnen Aktionen über ihre reine Funktion auf den Plan und im Gesamtkonzept bewirken können. Dann versucht man eigene Pläne zu entwickeln, kann aber selbst im Vergleich zu den Mitspieler-Aktionen zu wenig ausrichten, um seinen Plan wirklich vollständig durchzubringen. Trotzdem bleibt das Spielgeschehen weiterhin komplex verzahnt mit arg vielen Variablen, die sich in einer Runde ändern können. Versucht man das alles für sich durchzurechnen, stösst man zu schnell an seine Grenzen oder die Geduld der Mitspieler. Die Folge kann eine Art Hilflosigkeit sein, bei der man sich eher durchs Spielgeschehen treiben lässt und irgendwann hat dann irgendwer gewonnen.


    Ich persönlich finde Dominant Species immer noch gut. Aber nur noch innerhalb einer engen Zielgruppe, die sich 4 Stunden Zeit für ein Brettspiel nehmen will und das Spielgeschehen eher intuitiv begreift und einfach spielt. Ansonsten zieht sich das Spiel zu sehr. Lieber spielen und erleben, um dann Zusammenhänge zu erkennen und in Folgepartien effektiver aus der Situation heraus spielen zu können.


    Verabschieden muss man sich wohl von dem Gedanken, dass man Dominant Species mit starrem Plan durchspielen kann. Planbarkeit gibt es nur zeitlich begrenzt. Viel mehr muss man die Situation einschätzen und das jeweils Bestmögliche aus der Situation machen, ohne aber die grossen Punktelieferanten "Survive" jede Spielrunde und "Ice Age" als letzte Dominanz-Karte sowie die Mehrheiten-Endabrechung aus den Augen zu verlieren. Das mag nicht jeder, wie ich in meinen Spielrunden feststellen musste. Somit ist das Spiel klar kein Spiel, was immer und überall funktioniert, aber auf seine Art mit den "tiefen CoSim-Wurzeln des fast schon übertrieben komplex aufgebauten Gedankengebäudes" für mich immer noch faszinierend.


    Wie sind Eure Erfahrungen nach der ersten Begeisterung des Neuen?


    Cu / Ralf

    Auf BGG wurde vom Autor bestätigt, dass man im kommenden Nachdruck im Q1/2011 die in der Erstauflage zu dünn gedruckten Pappmaterialien nachkaufen kann. Wer sich also an den dünnen Element-Counter stört, dem wird wohl geholfen werden. Ich persönlich finde das Material hingegen ok und hatte bisher auch keine Probleme im Handling damit.


    Will there be any chance to purchase just the correct tiles as a supplemental product?


    Likely yes. This is the sort of situation where GMT would overprint a certain amount of a particular component so as to have extra in the warehouse for those interested in acquiring them separately.

    Scheint sich gut herumgesprochen zu haben, dass das Spiel für Vielspieler ne Menge taugt. Alleine in meinem Brettspiel-Bekanntenkreis sind drei Dominant Species gekauft worden nachdem auch ich von dem Spiel erzählt und vorgeschwärmt hatte. Nur 7 Wonders konnte da als Messe-Neuheit mithalten im Verbreitungsgrad. Wer sich nur ein wenig für anspruchsvolle Spiele interessiert, einer Spieldauer von 3+ Stunden nicht abgeneigt ist und dazu die direkte Konfrontation mit seinen Mitspielern nicht scheut, dem sei Dominant Species wärmstens empfohlen. Für mich immer noch eines der besten Mehrpersonenspiele der letzten Jahre!

    Zitat

    Original von [Tom]
    ANIMAL - ist praktisch der Spieler, also die Karte, die vor Dir liegt: Mammal, Reptile, Bird, usw.
    SPECIES - jeder kleine Würfel auf dem Spielfeld ist eine SPECIES.


    Ich kenne das Problem, was fleXfuX beschreibt. Animal als Tier übersetzt, verwechselt man nur allzu gerne mit den Holzklötzchen auf den Spielplan nach dem Motto - alle meine Tiere dort. Wobei Species zu wortwörtlich mit Spezies übersetzt, gerne mit der ganzen Spezies der Holzwürfel verwechselt wird. Dabei ist es genau umgekehrt im Spielverständnis. Deshalb einmal vor Spielbeginn die Begriffe klar machen, da die Karten und die Regeln immer wieder Bezug auf Animal und Species nehmen und die Unterscheidung deshalb wichtig ist.


    Cu / Ralf

    Wie GMT Games geschrieben hat, war ja eigentlich geplant, dass die Counter und eben alles in den Stanzbögen in Deluxe-Qualität-Dicke hergestellt werden. Da gab es wohl Missverständnisse, die GMT aber in einer zweiten Auflage korrigieren will. (Hat der Autor bei BGG gepostet.) Ob es dann auch eine Lösung für Erstkunden gibt, blieb bisher noch offen, wobei ich den Thread seit der Spielemesse auch nicht mehr weiter verfoglt habe.


    Ich persönlich finde die Counterdicke ausreichend, auch weil man die ja nicht ständig bewegt und wenn einer Probleme mit dem Aufnehmen hat, dann helfen eben die Mitspieler mit längeren Fingernägeln oder mehr Fingerspitzengefühl... War in meiner ersten Partie zumindest kein Problem und ist auch nicht negativ aufgefallen.


    Cu / Ralf

    Tipps für die erste Partie:


    Nicht die Surive-Karte unterschätzen, die nur der eine Spieler (pro Runde) bekommt, der die meisten Tiere auf Tundra stehen hat. Wenn der sich dann noch über viele Tundra-Plättchen ausbreiten konnte, dann hagelt es Bonus-Siegpunkte. Aber mit der Competition-Aktion kann man ja bequem den Tundra-Tierbestand dezimieren, muss eben nur selbst dort vertreten sein. Ein Gleichstand an Tieren insgesamt reicht schon aus und die Karte und die Bonuspunkte bekommt niemand - im Zweifelsfall besser, als wenn ein Spieler mal eben massig Punkte alleine abräumt.


    Die Ice Age Karte ist nicht nur das Zeichen, dass das Spiel in der Runde endet, in dem die Karte genommen wurde, sondern hat auch eine eigene Wertung nach Dominanz - siehe Kartentext. Nach x Stunden Spielzeit kann man das schon mal übersehen. Somit kann es schon einen Unterschied ausmachen, ob man auf vielen oder eben wenigen Plättchen Dominanz hat. (Haben wir in unserer Erstpartie übersehen, hätte aber keinen Unterschied mehr gemacht, die Tundra-Königin lag uneinholbar vorne!)


    Cu / Ralf

    Zitat

    Original von Warbear
    Ich kann Dir versichern, daß da keine Artikel gekauft werden - das würde sich für die paar Spiele auch gar nicht lohnen.


    Wobei "gekauft" so ungewollt negativ klingt, obwohl 100%-Werbeblättchen in anderen Branchen völlig normal sind als Kundeninformation. Irgendwie muss sich eine kostenlos verteilte Messeausgabe ja finanzieren. Also selbst wenn, fände ich es völlig ok und wäre dann sicher auch als solches gekennzeichnet. Aber wenn es redaktionelle Texte sind, dann umso besser und wertvoller.


    Cu / Ralf

    Vom Geheimtipp zum Selbstläufer auf der Messe? Zumindest am UGG-Stand scheinen die Exemplare von Dominant Species ja wie nix wegzugehen ... alleine 30 am Donnerstag, ausverkauft für den Tag, aber heute sollte es ja schon wieder Nachschub geben für 59 Euro. Manch anderer Händler hat es auch im Programm, zumindest am Fantasy Encounter Stand hatte ich ein Exemplar gesichtet, aber teurer.


    Schuld daran ist wohl die Erwähnung im Messesonderheft - wobei ich mich frage, ob das gekaufte Artikel sind und damit Werbung oder die spielbox die redaktionell selbst erstellt, was man dort eben gut findet!?


    BTW: Mein Ersatzmaterial von GMT ist inzwischen angekommen, perfekt verpackt. 100% Kundenzufriedenheit!

    Ersatz direkt von GMT ist bestätigt zu mir unterwegs. Somit sollte es für niemanden ein Risiko sein, das Spiel zu kaufen. Fehler passieren überall, es ist dann nur die Frage, wie die behoben werden. Als Kunde von GMT über BraveNewWorld fühlte ich mich da bestens umsorgt. Eine Mail an BraveNewWorld und der Rest nahm seinen Lauf, wobei ich über den aktuellen Status der Reklamation jederzeit informiert wurde.


    Bleibt eigentlich nur noch eine letzte Frage: Wann kann das Spiel endlich wieder mit mir als Mitspieler auf den Tisch kommen? Essen mit seinen ganzen Neuheiten liegt dieses Jahr irgendwie ungünstig ...


    :)

    ich habe auch noch eine übersicht im doc-format, die besser formatiert ist und rechtschreibfehler bereinigt. was ich da aber noch hinzufügen wollte: info, welche aktionen unabhängig von den spielerpöppel auf jeden fall durchgeführt werden und welche man ohne pöppel überspringen kann. zudem eine deutsche übersetzung der aktionsnamen, weil mir die original-bezeichnungen im spiel nix gesagt haben und mir so nie merken konnte, was jetzt welche aktion auslöste. und eventuell bei einigen aktionen etwas ausführlicher, welche folgeaktion automatisch dann ausgeführt wird, weil das fehlt irgendwo. leider lassen sich hier keine doc-formate anhängen. wer die haben will, hier der temporäre downloadlink:


    http://www.mog-group.com/inter…s_spieluebersicht_001.doc


    cu / ralf

    Am Sonntagnachmittag bis Abend, so gemessene 5 Stunden lang, aber gefühlte erheblich kürzere Spielzeit, die erste Partie Dominant Species - in entspannter Dreierrunde, wobei jeder eine Tiergattung übernommen hat. Insgesamt haben wir 9 oder sogar 10 Spielrunden gespielt bis zur Endwertung, auch weil es in den ersten Runden nicht immer 5 Wertungen per Dominance-Aktion gab, aber dann recht früh die Karten kamen, die drei Zusatzaktionspöppel (+2/+1/0) verteilt haben. Somit waren die Runden an sich auch länger, weil es eben viel zum Einsetzen gab. Zudem mussten wir uns selbst erstmal klar werden, was wir mit unseren Aktionen überhaupt anfangen konnten. War erstmal ein Blindflug der Möglichkeiten, aber superspannend.


    Vorab hatte ich mir - auch zur Selbstfindung der Regeln - eine eigene Übersicht der Aktionsmöglichkeiten gebastelt, die erklären sollte (und auch konnte), was man macht und besonders auch warum und mit welchen Folgen. Hat zumindest mir geholfen, den Überblick der 12 Aktionsmöglichkeiten zu behalten, weil bei mir die englischen Begriffe wie Abundance, Depletion oder Wanderlust erstmal direkt keine Assoziationen zur Spielmechanik auslösen konnten. Im Anhang findet Ihr die zur freien Verfügung.


    Im Spielverlauf war dann wichtig zu erkennen, was man überhaupt mit der Kombination der Aktionen erreichen konnte. Das klappte dann auch recht gut, zu gut bei mir, so dass ich nach zwei Runden schon einen erheblichen Punktevorsprung herausspielen konnte und damit "das Opfer" wurde. Unsere Mitspielerin hielt sich dabei gut im Hintergrund, während ich "uneinholbar vorne" mir regelrechte Siegpunkt-Schlachten mit einem weiteren Mitspieler lieferte. Dabei hatten wir beide leider total übersehen, dass man über die Tundra-Teile mächtig Bonuspunkte jede Runde abgreifen konnte (Stichwort "Survival Card") und so war das Erwachen gross, als es nicht nur lumpige 10 waren, die wir locker anders kompensieren konnten, sondern die Tundra-Bonuspunkte auf 28 und nachher sogar (bei 9 Tundra-Teilen) auf 45 angewachsen sind. Wir konnten fast nur tatenlos zusehen, weil wir inzwischen uns gegenseitig so dezimiert hatten (über Aktionskarten und Competiton-Aktionen), dass wir kaum noch neue Tier-Klötzchen einsetzen konnten und selbst über Migration-Aktionen, die wenigen auf dem Plan vorhandenen nicht zeitig verteilen konnten. So wurden wir einmal komplett an Siegpunkten überrundet. Wenn das mal keine Lektion war!


    Fazit: Ob es "eines der besten Spiele der Dekade" ist? Kann schon sein, ich würde es auf einer emotionalen Stufe mit Twilight Struggle und Civilization stellen. Einfach ein Ausnahmespiel an der oberen Komplexeitätsgrenze der Eurogames mit tiefen Wurzeln in konfrontative Wargames von der "Brutalität der Aktionen", weil da ist schon einiges an Gemeinheit möglich. Mit einer Spielzeit von 4+ Stunden in Anfängerrunde aber auch ein Spiel, was eben nicht immer und zu jeder Zeit auf den Tisch kommen kann. Da braucht es schon eine ausreichend ausdauernde Spielrunde, die tief eintauchen und sich verzahnt gut unterhalten und herausfordern will. Gerne wieder!


    BTW: Bricht man 5 Stunden auf 10 Runden herunter, sind das 30 Minuten pro Runde. Dabei wollten 18 und nachher sogar 21 Aktionspöppel eingesetzt (wohin war die Frage dabei?) und anschliessend ausgewertet werden (was kann ich dabei noch beeinflussen?). So gesehen haben wir eigentlich recht fix gespielt, weil manche Aktionen eben auch in der Ausführung etwas länger dauern und dazwischen ja auch noch manchesmal die Dominanz neu berechnet werden will, was wir in der Erstpartie einfach alle gemeinsam getan haben, um diese Hürde für den einzelnen Spieler abzumildern. Dazu noch ein paar Verständisrückfragen geklärt und Kartendetails nachgeschlagen und auf einmal waren 5 Stunden Spielzeit vorbei.

    Zitat

    Original von Nydo
    So, konnte auch noch ein Exemplar von Dominant Species erstehen. Meines war vollkommen in Ordung, keinerlei Mängel. Was für ne Menge an Holz und das bei nem GMT Game :)


    Wie gut oder schlecht waren denn bei Dir die Holzwürfel lackiert? Mein "weiss" war teils eher ein fleckiges grau, weil viel zu wenig Farbe aufgetragen wurde und einige gelbe Würfelchen haben eher ein Tigermuster. Die Kegel und Zylinder waren hingegen alle in Ordnung, wobei ich mich frage, wozu es da 10 Zylinder braucht, wenn doch maximal 7 in einer 2-Spieler-Partie pro Farbe im Spiel sind und der Rest eigentlich nirgends verwendet wird.


    Cu / Ralf

    Spielablauf im Detail betrachtet:


    Das eigentliche Kern-Dilemma bei Dominant Species: Ich will Siegpunkte machen. Das geht aber meist nur, wenn ich zahlenmässig in einem Gebiet überlegen bin. Ich kann mich aber nur dauerhaft ausbreiten und in der Population wachsen, wenn die Rahmenbedingungen zu meinen Bedürfnissen als Gattung passen. Einfluss darauf kann ich mit dem Einsatz meiner Aktionssteine per Worker-Placement auf verschiedene Aktionen ausüben.


    Zeitgleich möchte ich aber auch Dominanz in einem Gebiet erreichen, was über die bessere Anpassung an dieses Gebiet im Vergleich zu meinen Mitspielern geht, die sich dort ebenfalls tummeln. Weil nur wer Dominanz in einem gewerteten Gebiet hat, muss (nicht darf) eine der bis zu fünf offen ausliegenden Ereigniskarten ausführen, die teils erhebliche Auswirkungen haben, aber eben zu Rundenbeginn allen bekannt sind.


    Ob allerdings ein Gebiet gewertet wird, dass hängt davon ob, dass jemand überhaupt eine Wertungsaktion diese Runde spielt und dann auch noch das entsprechende Gebiet auswählt. (Werter und Dominaz-Spieler müssen nicht die selbe Person sein.) Da die Aktionensteine pro Runde begrenzt sind und noch so viel anderes in der Runde erledigt werden will:


    - Spielreihenfolge verändern
    - Neue Bedürfnisse für die Gattung aufnehmen
    - Verhindern, dass eigene Bedürfnisse wieder verschwinden
    - Rahmenbedingungen auf dem Spielplan hinzufügen
    - Verhindern, dass Rahmenbedingungen verschwinden
    - Rahmenbedingungen entfernen und dabei Ort bestimmen
    - Vereisung eines Hexfeldes herbeiführen
    - Neue Würfelklötzchen-Tiere auf den Spielplan bringen
    - Neues Hexfeld-Landschaftsteil anfügen
    - Würfelklötzchentiere auf dem Spielplan bewegen
    - Mitspieler-Würfelklötzchentiere auffressen
    - Wertung in einem Hexfeld auslösen


    Das sind 12 verschiedene Aktionsmöglichkeiten und im Spiel zu viert hat man gerade mal ein Potential von 5 Aktionssteinen (Je weniger Mitspieler, desto mehr Aktionen, desto grösser der Pool an Klötzchentieren. Als Variante kann man aber auch mit mehreren Gattungen spielen, was aber klar vom Autor als Variante deklariert wird, es geht zu zweit auch ohne.), die reihum in Spielreihenfolge gesetzt werden. Manche Aktionen haben nur ein Einsetzfeld, andere hingegen mehr, sind aber in Details verschieden, andere ermöglichen eine Auswahl, die umso grösser ist, desto eher man dort eingesetzt hat.


    Je weniger häufig eine Wertung ausgelöst wird, desto länger dauert das Spiel, weil erst die 26. Wertung das Spiel beendet. Es gibt also eine unbestimmte Anzahl von Spielrunden, die selbst beeinflusst werden. Bis zum Spielende sollte man dann ausreichend Siegpunkte über Wertungen (Anzahl Würfeltiere im Gebiet, hier geht es um Mehrheiten) und Bonuspunkte der Karten (unterschiedliche Rahmenbedingungen) und Bonuspunkte beim Anlegen eines neuen Hexfeldes (je mehr Gletscher in der Nachbarschaft, desto besser, desto schlechter aber für die Ausbreitung) und Bonuspunkte beim Rundenende, wer die meisten Tiere noch auf einem Gletscher stehen hat.


    Komplexe Verzahnung ist das Stichwort. Da der Ablauf aber recht einfach und eingängig ist (Aktionen reihum frei einsetzen, anschliessend alle Aktionen von oben nach unten und links nach rechts ausführen, abschliessend ein wenig Verwaltungskram zum Rundenende) und man beim Aktionsstein-Einsetzen direkt wieder an die Reihe kommt und zudem bei den Auswertungen noch Detailentscheidungen treffen muss, sollte man ständig ins Spielgeschehen involviert sein. Sowieso, da Veränderungen an der Dominaz eines Feldes aktiv ausgerufen werden müssen. Wer da nicht aufpasst kann je nach Mitspielerrunde übel auflaufen, wenn er potentielle Dominanz-Zugewinne nicht im Blick hat. Bei der ersten Spielrunde sehe ich da aber eher die komplette Spielrunde gefordert, gemeinsam die Dominaz im Blick zu haben. Potentielle Veränderungen sind eh die Folge von bestimmten Aktionen in einem begrenzten Gebiet, man braucht also nicht immer alles neu durchrechnen.


    Meine klare Empfehlung für Vielspieler, die komplexere Worker-Placement-Spiele mit konfrontative Landnahme und Verdrängung der Mitspieler mögen. Lieb und nett gibt's woanders!


    Cu / Ralf

    Mal ein Allerersteindruck: Aufgebaut braucht das Spiel eine Menge Platz. Der Spielplan ist genauso gross wie von Twilight Struggle und dazu hat jeder Spieler noch seine Spielübersicht, auf der der komplette Rundenablauf nachlesbar ist sowie eine Statusleiste, die mit Counter gefüllt wird, die anzeigt, auf welche "Bedürfnisse" sich eine Gattung spezialisiert hat. Zusätzlich will noch eine Menge Holzmaterial untergebracht werden. Einen grossen Esszimmertisch braucht es da schon.


    So gross der Spieplan ist, so übersichtlich ist er aber auch. Die Farbgebung ist eher pastell-erdig gehalten und die farbigen Holzpöppel der Spieler zeichnen sich gut auf den unterschiedlichen Geländeteilen ab. Zudem gibt es durchdachte Ablageplätze, grossformatige Übersichten und der gut für alle einsehbare Aktionsbereich. Aufgebaut macht das Spiel einen gediegenen Eindruck, der fast schon einem abstrakten Kunstwerk in seiner Schlichtheit gleicht. Eine Menzel-Grafik wäre hier völlig fehl am Platz, schliesslich soll man sich auf das Spielgeschehen konzentrieren und das kann schon verkopft-herausfordernd genug sein, auch ohne ablenkende Grafik voller Detailentdeckungen.


    Das Regelwerk von Combat Commander, das vom selben Autor ist, wird - soweit ich das auf BGG mitbekommen habe - als eines der besten, weil verständlichsten Regelwerke gelobt. Als Wargame-Einsteiger fühlte ich mich ein wenig überfordert, aber bei Dominant Species war ich voll in meinem Element. Alles ist für mich absolut verständlich und fern jedes Zweifels beschrieben. Beispiele sind genau da, ebenso wie Querverweise, wo ich die erwartet hätte. Zudem sind viele Mechanismen uns Eurogamer einfach bekannt, nur die Mixtur ist anders, neu und deshalb umso interessanter.


    Im Kern geht es mal wieder um Siegpunkte. Thematisch versucht man seine Gattung als die dominierende gegenüber den Gattungen der Mitspieler zu platzieren. Zeitlich spielt es kurz vor Beginn der Eiszeit. Das sorgt für Zeitdruck. Dafür wird eine Welt aus Hexfeldern ausgelegt, wobei die Start-Verteilung durchaus variabel sein kann aber nicht muss. An den Kreuzungspunkten der Hexfelder, dort wo bei Siedler von Catan die Dörfer gebaut werden, liegt je eines von sechs verschiedenen "Bedingungen" aus, das somit für bis zu drei Hexfelder wirkt. Jede Gattung hat Startwerte von "Bedürfnissen", die diesen "Bedingungen" besonders gut entsprechen sollten, zumindest dort wo man sich per Holzklötzchen auf den Hexfeldern aufhält und ausbreiten will. Unabhängig von der Anzahl seiner Klötzchentiere ist man dominant in einem Hexfeld, wenn man diese Bedingungen und Bedürfnisse möglichst gut und besser als die Mitspieler in Einklang bringt. Das (und noch einiges mehr) versucht man mit einem Worker-Placement-Mechanismus zu erreichen, mit dem man eine ganze Menge, aber eben nicht alles auf einmal, manipuliert, so dass es besser für einen selbst und schlechter für die Mitspieler passt. Im Laufe des Spiels wächst die Landschaft und vereist an anderen Stellen zugleich, werden aktiv Wertungen ausgelöst. Genau an dieser Stelle wird das Spiel mit seinen Verzahnungen komplex, aber eben nicht unnötig kompliziert vom Ablauf.


    Unterschiedliche Startvoraussetzungen und dezente Sondereigenschaften der Gattungen in Verbindung mit einem immer wieder neuen Startaufbau der Hexfelder und Bedingungen und ausliegenden Möglichkeiten, wie und wann sich diese Bedingungen wo verändert können und/oder Punkte bringen, wobei dann noch offen liegende Ereigniskarten ins Spiel kommen, die man gezielt nutzen kann, oder eben nicht den Mitspielern überlassen sollte, daraus scheint sich ein lang anhaltender Spielreiz zu entwickeln. Im Kern abstrakt, aber durch die sich gegenseitig verdrängenden Gattungen dann doch wieder anschaulich umgesetzt, wird daraus was Rundes.


    Einziger Nachteil könnte die Spieldauer sein, weil die liegt mit angegebenen 2 bis 4 Stunden deutlich über dem gewohnten Eurogamer-Niveau. Wobei es mit 2 bis 6 Spieler (ideal wohl 4) gut spielbar sein soll. Die Vielzahl an Möglichkeiten könnte für manchen Mitspieler ebenfalls zu einem Problem werden. Weil ich behaupte mal, dass man zumindest in den ersten Partien erstmal die Möglichkeiten im gewagten Blindflug ausloten und sich auf seine Intuation verlassen muss, wenn man den Spielablauf nicht von einer Denkstarre zur nächsten zergrübeln will. Klar kann man für jedes Hexfeld erstmal die Dominanz für jeden Mitspieler errechnen, um dann zu prognostizieren, wie sich was entwickeln könnte. Aber eigentlich sollte dieser kleinteilige Vorgang nicht das eigene Denken bestimmen und blockieren, sondern als "ganzes Bild erfasst" im Hintergrund ablaufen, so dass man das Muster an sich begreift und durch seine Aktionen feine neue Fäden weben kann.


    Fazit: Wer ein komplexeres Eurogames-Workerplacement mit konfrontativen Elementen (das Thema ist schliesslich die gegenseitige Verdrängung) sucht, weil er von Caylus und Vasco da Gama eher gelangweilt ist, könnte hier ein Referenz-Spiel des Genres finden. Vom Ansatz könnte das gut und gerne auch ein Martin Wallace Spiel sein und niemand würde sich wundern. Ich bin schon hochgespannt auf meine erste echte Partie fernab eines Regel-Lern-Aufbaus.


    Cu / Ralf


    PS: Wenn ich Details durch vereinfachte und zusammenfassende Darstellungen verfälscht habe, dann tschuldigung, aber ich wollte eher einen Gesamteindruck als eine Regelnacherzählung bieten. Die Regeln gibt es eh bei www.gmtgames.com zum Download.

    Dominant Species ist heute morgen bei mir angekommen. Schöne, stabile GMT-Box etwa doppelt so hoch wie Twilight Struggle. Spielplan ist wie erwartet aufgezogen und hat Eurogames-Qualität. Zudem hat der eine schöne Leinenoptik, weil diese Hochglanzspielpläne mag ich nicht, weil sind je nach Beleuchtung arg unpraktisch. Counter haben normale GMT-Qualität, also nicht die Dicke wie bei der Deluxe-Ausgabe von Twilight Struggle. Liessen sich aber gut aus den Stanzbögen lösen. Die Karten sind ausreichend stabil (irgendwas zwischen Ami-und-Euro-Kartenspiel-Qualität) und brauchen auch keine Schutzhüllen, da die Ränder weiss-beige sind. Dann gibt es noch einen fetten Plastiksack mit Holzmaterial, der leider nicht vorsortiert ist.


    Insgesamt hat GMT hier gute Eurogames-Qualität erreicht.


    Leider habe ich ein Montagsexemplar erwischt (in dem sich ein "Josh" auf einem Beipackzettel für den Kauf bedankt und 100% Qualität verspricht), bei dem einer der sieben Stanzbögen nicht zentriert ist und somit einige Counter und Hexfelder abgeschnittene Ränder haben. Zwar durchaus noch spielbar, aber die anderen sechs sind ja auch ok. Dann scheint GMT kein glückliches Händchen bei den Holzklötzchen gehabt zu haben, denn von den 360 in 6 Farben sind 23 beschädigt - teils nur hab so gross, teils grösser, teils nur halb lackiert, teils unsauber zersägt. Könnte man als "Spielart der Natur" durchgehen lassen und sich der Vielfalt seiner Tiere einer Gattung erfreuen, aber reklamiert habe ich trotzdem.


    Werde derweil mal eine erste Solo-Partie mit simulierten Mitspielern antesten nach Feierabend. Mehr dazu später!


    Cu / Ralf


    PS: Wenigstens mein Betrayal at House on the Hill (2nd Edition) scheint fehlerfrei zu sein. Hoffe nur, dass ich von sich verformenden Raumteilen verschont bleibe. Habe die erstmal zum völligen Austrocknen entsprechend beschwert ausgelegt. Im direkten Vergleich zu Dominant Species ist die Materialqualität (recht dünne Karten, zu kurze Statusanzeiger, Counter liessen sich nur schwer lösen) aber nur mittelmässig - eben gewohnt Ami-Trash.

    ... wenn diese Woche die zweite Oktoberwoche ist, dann müsste die Vorbestellung bei BraveNewWorld auch bald ankommen. Bin gespannt!


    :)


    Infoupdate: Dominant Species sollte heute gegen Mittag bei BraveNewWorld ankommen laut deren Newsletter-Info. Andere GMT-Spiele verzögern sich leider noch, wegen der 14 Tage Verschiebung auf gmtgames.com nachzulesen. Hatte eigentlich schon damit gerechnet, dass auch Dominant Species davon betroffen ist, aber Glück gehabt.

    Bei der Einführungsrunde konnte man ganz gut den Spielfluss erkennen. Leider war die Audioqualität der Mitspieler arg schwankend, teils waren nur Wortfetzen zu verstehen. Deshalb auch viel Leerlauf in den über 2 Stunden. Aber das zusammen mit der Online-Anleitung hat für mich ein wirklich interessantes Spielsystem ans Tageslicht befördert. Wie da schon einer der Einführungsrunden-Mitspieler bemerkte "spielt sich wie ein Wallace-Spiel, viele Möglichkeiten, die man in der Wirkung erst im Spiel erkennt".


    Im Kern ist es ein Mehrheitenspiel, das einmal über die Quantität geht, wobei die Anpassungsstufe zur Landschaft noch entscheidende Rollen spielt, wenn es um die dominierende Lebensform dort geht. Die Aktionen werden durch einen Worker-Placement-Mechanismus ausgelöst, der dann in einer vorgegebenen Folge abgearbeitet wird. Wobei man bei der Abarbeitung dann immer noch Detailentscheidungen treffen muss. Da man sich im Wettstreit der unterschiedlichen Interessen mit seinen Mitspielern befindet, ist das alles konfrontativ-interaktiv, weil jede Entscheidung zum eigenen Nutzen auch zeitgleich eine Entscheidung zum erhofften Nachteil der Mitspieler ist. Damit ganz sicher kein Spiel für die Kuschel-Spielrunden.


    Ein wenig vereinfacht und es hätte gut und gerne auch bei Treefrog erscheinen können. Für GMT erscheint es mir eher etwas untypisch (wenn ich aus NonWargamer-Sicht dieses Urteil fällen kann), aber das war Leeping Lemmings ja auch schon. Bin mal auf die erste Partie gespannt, wenn es in der zweiten Oktoberwoche dann ankommt ...


    Cu / Ralf

    Habe mir das jetzt alles heruntergeladen und auch Vassal installiert. Dann rufe ich das Modul "Dominant Spaces" auf und öffne eine gespeicherte Spielpartie als Beobachter. Nur wie synchronisiere ich die mp3-Audiodatei mit dem Ablauf der Demo, so dass ich nicht manuell auf "weiter" klicken muss?


    Cu / Ralf

    Mit Blick aufs Online-Regelwerk und Blick auf den Stapel an noch ungespielten oder nur einmal gespielten Spielen dieses Genres von Zeitalter der Renaissance bis Starcraft Brood War und Runewars, werde ich gerne ein "Here I stand" mitspielen, muss es aber - jetzt - nicht zwingend selbst besitzen. Blöde Vernunft!

    Jip, schick ich Dir zu ...


    BTW: Brave New World ist wirklich immer eine Nachfrage per Mail oder Telefon wert - weil auf der Webseite selbst sind die Angebote eher versteckt und dann noch ohne Preise, was so manche abschrecken könnte.


    Sobald Dominant Species bei mir abgekommen ist (in der zweiten Oktoberwoche voraussichtlich), werd ich dann mal davon berichten.

    Hallo,


    nachdem heute mein Twilight Struggle Deluxe angekommen ist, habe ich mal so Ausschau gehalten, was GMT noch so alles an empfehlenswerten bis interessanten Spielen herausgebracht hat. Inzwischen sind die ja in Sachen Produktionsqualität auf gutem Eurogames-Niveau angekommen, was dem aufgezogenen Spielplan und die Counterdicke angeht. Also raus aus der reinen Freak-Ecke. Zum Glück sind die Neuheiten selbst aber immer noch (gewohnt / erwartet) anspruchsvoll.


    So auch "Dominant Species" von Chad Jensen, den ich als Autor von Combat Commander kenne. Also ein weiteres Wargame? Nein, eher ein Eurogame mit Wargame-Anteilen, wo man mit seiner Spezies versucht, sich auszubreiten und zu überleben und zu gewinnen im Wettkampf mit den Mitspielern. Klingt interessant und anders und macht mich neugierig - auch weil es von GMT und dem Combat Commander Autor kommt. Hat sich jemand schon näher mit dem Spiel (Online-Regelbuch und Sessionreports) beschäftigt, um es wirklich einordnen zu können?


    Cu / Ralf