Beiträge von Brettspiel Dude im Thema „[2024] Daitoshi (Devir)“

    Blaze241 Kann ich schlecht sagen - beide Spiele sind schon 2 Jahre her (oder mehr?) und ich hab sie jeweils auch nicht mehr.

    MetalPirate Naja, eigentlich reicht ja einer. Bestenfalls jemand, der viele Anleitungen liest (Paul Grogan z.B.). Das kostet, aber dafür bekommt man halt auch ne gute Rückmeldung. Ich würde mich auch anbieten bei deutschen Regeln. Und man bräuchte auch nicht zwingend für jede Regelversion jemand Neues, sondern nur jemanden, der sich in die Lage versetzen kann von jemand, der die Regeln nicht kennt.

    Ich hab mal während des Referendariats eine erhellende Situation gehabt. Wollte in Mathe (2. Klasse?) Geometrie machen und die Kinder fragen, welche Form die größere Fläche hat. Und die Mentorin meinte: "Naja, wissen die denn, was ne Fläche ist?" Man muss sein Zielpublikum kennen. Daitoshi richtet sich an Expertenspieler*innen - und die wissen, was "draften" ist. Das könnte man bei nem Spiel wie "Just One" nicht voraussetzen.

    Und ja, vermutlich ist da schon ne Menge korrigiert worden - schlimmer geht immer ;)

    Ich kenne die konkrete Anleitung hier nicht, aber bei der allgemeinen Kritik würde ich nochmal unterscheiden wollen zwischen den Anleitungen, die mit "erstmal grob überfliegen/durchblättern, dann richtig lesen" verständlich werden und denen, die so chaotisch strukturiert sind und die ohne jede Not erst später erklärte Begrifflichkeiten verwenden, dass auch das nicht mehr hilft.

    Bevor ich mich über Anleitungen ärgere und in die Tischkante beiße, versuche ich das "erstmal grob überfliegen/durchblättern, dann richtig lesen". Kann ich empfehlen. Manchmal, z.B. bei Shem Philips (Garphill Games), hilft das.

    Spielregeln schreiben ist schwer. Wer schon mal selbst versucht hat, eigene Ideen zu Spielmechanismen in schriftlicher Form aufzuschreiben, (und in geringerem Maße gilt das auch für alle, die oft Spiele erklären dürfen,) der merkt schnell den Unterschied zwischen "ich hab's verstanden" und "so ist's auch für andere unmissverständlich", was wesentlich schwerer zu erreichen ist. Bei Spielregeln kommt man auch schnell in Situationen, wo es keine perfekte Lösung mehr gibt und man nur noch das kleinere Übel wählen kann. Etwa wenn am Anfang einer Runde oder eines Spielzuges etwas passiert, was im Laufe der vorherigen Runde eingeleitet wurde, z.B. die Shipping-Phase bei Lisboa. Dann muss ich mich zwischen logischer und zeitlicher Reihenfolge entscheiden, oder ersatzweise mit dem genauso wenig idealen "hier passiert X, aber das erkläre ich später" arbeiten.

    Trotzdem: Ich erwarte auch, dass ein Regelautor sich in die Lage eines Lesers versetzen kann, der mit null Vorwissen die Anleitung von vorn nach hinten liest, und es ist leider erschreckend, wie leicht man handwerklich schlechte Anleitungen findet, auch von professionellen Verlagen. Und sowas wie "place on top left rail space" (ohne das an dieser Stelle verstehen zu können) ist ein wunderbares Beispiel für "handwerklich schlecht". Sowas sind keine reinen Geschmacksfragen mehr, das ist einfach nur schlecht gemacht.

    Eigentlich ist es ganz einfach und sollte Industriestandard sein:

    Gib die Anleitung jemandem, der das Spiel nicht kennt und lass es Dir von ihm danach erklären. Bonuspunkte: Zähl die Anzahl der Stöhner während des Regellesens. Mehr als 2-3 ist schon kritisch.

    Das war durchaus einer der Titel, auf den ich mich mehr gefreut habe - bei Devir sehen die Spiele immer hübsch aus und Dani Garcia gräbt sich gerade nach oben in meiner internen Favoriten-Autorenliste.

    Gestern abend wollten wir das Spiel noch testen und haben uns um 7 hingesetzt und wollten die Regeln zusammen (zu zweit) durchgehen - das machen wir öfter und eigentlich klappt das immer gut, weil ja doch immer viel bekannt ist. Hier hätte ich gern schreiend abgebrochen und den ganzen Kram irgendwo hingesteckt, wo der Pfeffer wächst. Aber die Hoffnung auf ein gutes Spiel hat dann uns anders entscheiden lassen.

    Ich weiß ehrlich nicht, wer solche Anleitungen frei gibt - ich kann mir nur vorstellen, dass die von jemandem geschrieben wurde, der das Spiel SEHR gut kennt und sich nicht in Menschen hineinversetzen kann, der das Spiel nicht kennt. Bereits beim Aufbau hatten wir massive Probleme, die sich durchs ganze Regelwerk ziehen. Und eigentlich ist es immer dasselbe Problem: Es werden Begrifflichkeiten genutzt, die erst später in der Anleitung überhaupt definiert werden. Es geht los mit "Place the district tiles" (die werden in der Komponentenübersicht gezeigt) "all with their non-electrified side up". kann man sich noch erschließen, weil die auf der Rückseite dunkel sind (mit elektrischem Licht). Was genau Distrikte sind, wird erst auf Seite 7 gezeigt. Die Schneckenbahn soll man dann auf das "top left rail space" stellen. Auch hier wieder: Was ein Rail Space ist, weiß man erst, wenn man Seite 19 (!) erreicht, weil da die Schneckenbahn überhaupt erst erklärt wird. Mit ner Lupe habe ich die dann auf dem Aufbauplan gefunden - aber es war ein doofes Gefühl, weil ich mir dann doch nicht sicher war, obs da richtig steht.

    Und so gehts weiter... "place you magnate on the middle magnate space of the district" - was magnate spaces sind, weiß man auch erst später.

    Gehen die Menschen, die solche Anleitungen schreiben, davon aus, dass man die NICHT von vorne nach hinten liest? Ich meine: Das Spiel hat so einen japanischen touch - vielleicht soll man die auch von hinten nach vorne lesen?

    Es ist halt bedauerlich, weil man durch sowas die Hürde für vielleicht tolle Spiele unnötig nach oben schraubt. Wie das Spiel ist, erfahren wir hoffentlich dann heute nachmittag. Gestern abend haben wir frustriert aufgegeben und stattdessen Star Wars Bounty Hunters gespielt.