Beiträge von Archibald Tuttle im Thema „22.07.-28.07.2024“

    So, nach zwei Wochen Strandurlaub an der Nordseeküste (ich versuche immer noch herauszufinden, ob es mehr Mücken oder Bettwanzen waren, die mich nachts zerstochen haben) gab es diese Woche dann endlich wieder zwei nette Spieleabende und ein paar Spiele mit der Freundin:

    Solo im Urlaub gab es vier verschiedene Oniverse-Spiele von Shadi Torbey, Maquis und Black Sonata, aber dazu schreibe ich dann was im Solothread. Mit den Kindern wurden Titel aus der gutsortierten Bücherei Sankt Peter-Ording ausgeliehen, seltsamerweise kam da ausgerechnet #Malefiz am besten an. Die neue Version kommt mit einer Schnellkarte, die gar nicht schlecht ist, da das Spiel so auch in 20 Minuten vorbei ist, das Grundgefühl aber gut erhalten bleibt. Aber auch #Zooloretto und #CarcassonneSüdsee durften einige Runden drehen (warum man bei Südsee die Altersempfehlung auf 7 gesenkt hat, verstehe ich allerdings nicht - ich finde das sogar eher komplexer als das reguläre Carcassonne). Bei #Zooloretto war ich wirklich überrascht, wie schnell die Kinder mit den Regeln und dem Auktionieren zurechtkamen, das hat voll eingeschlagen und wird hier zukünftig auch häufiger wieder auf den Tisch kommen ("bis wir mit allen Tieren gespielt haben" - will jemand noch seine Promotiere loswerden?).

    Mit der Gelegenheitsrunde gab es #ZugUmZugDeutschland Eine Mitspielerin verabscheut Zug um Zug wegen der potentiell hohen Interaktion, ein Mitspieler liebt es (und gewann die Partie dann auch sehr sicher). Ich hab ja schon mehrfach geschrieben, dass ich Deutschland für ein sehr gelungenes Update von Märklin halte, dessen Passagierregel in meinen Augen viel zu kompliziert war (die mit Deutschland 1902 hinzugekommenen Passagiere sind da deutlich besser umgesetzt). Auch wurde eine Nahtstelle auf dem Plan entschärft, und die Zielkarten der Erweiterung machen aus der Hauptroute Münster-Ruhrgebiet-Köln des Grundspiels fast schon eine Nebenstrecke. Ist eine gute Karte, mit der ich immer noch spielerisch Schwierigkeiten habe, weil es nicht wie bei Schweiz oder USA die eine Hauptstrecke gibt, die man sich sichern sollte (was es aber auch spannender macht).

    #ZugumZugWeltreise wurde dann auch noch entstaubt, diesmal mit der "Große Seen"-Karte. Ich hatte völlig vergessen, dass hier die Idee mit den zwei unterschiedlichen Fortbewegungsmitteln schon drin ist (Züge und Schiffe), die mir in Japan und Berlin so gut gefällt. Allerdings ist sie hier noch deutlich unausgereifter, und das Management eher beliebig (ich nehme halt das, was ich grad nutzen kann, und muss nicht wirklich langfristig planen, was ich am Ende noch eher brauche). Irgendwie ist die Weltreise ja schon für ZuZ-Verhältnisse ein ziemlicher Flop, leider; die Weltseite ist so groß, dass sie unter 5 Spielern nicht gut funktioniert und man verzettelt sich gerne; die Seenplatte ich da schon deutlich besser und konzentrierter umgesetzt (und vor allem auch schneller gespielt), aber Moon brauchte offenbar noch ein paar Durchgänge, um die Grundidee zu perfektionieren. Schade um die schöne große Schachtel.

    #CascadiaLandmarks Ich werde mit der Erweiterung nicht so richtig warm. Mir reicht in Sachen Komplexität die Planung mit den C- und D-Karten des Grundspiels völlig aus, da brauche ich nicht auch noch die Landmarken dazu, die die Chose deutlich verkomplizieren. Aber für die Fans von Calico und Sattgrün, die Cascadia in diese hirnzermarternde Richtung treiben wollen, ist es sicherlich ein großer Spaß. Nur nicht unbedingt mein Spaß ;).

    #LasVegasRoyale Ach ja, ich verstehe zwar das Gemeckere über das Material, aber die kleinen dazugebauten Minispiele sind schon ganz nett. Bei Las Vegas besitze ich immer noch beide Versionen und finde auch, dass sich das lohnt - das alte Grundspiel ist hochtransportabel und in 20 Minuten runtergespielt, die neue Version ist komplexer, man muss mehr Wahrscheinlichkeiten auf einmal einplanen, aber sie ist auch abwechslungsreicher und bietet für 45 Minuten genug Spaß.

    #Würfelkönig Es gibt so Spiele, da weiß man vorher dass sie in bestimmten Gruppen einfach funktionieren. Beide Mitspieler sind Würfel-Afficionados, und Würfelkönig ist eine sehr abwechslungsreiche und witzige Variation des Kniffel- (oder hier spezifischer Würfelbohnanza)-Mechanismus, bei dem Auftragskarten erwürfelt werden wollen. Ich konnte im Urlaub auch das Brettspiel testen, was aber im Ende nur eine aufgebohrte und etwas längere Variante des Würfelspiels ist - da kann man m.E. gut drauf verzichten.

    #Smart10 Ich mag Quizspiele ja ab und zu, aber das Risiko besteht ja immer, dass ein Mitspieler schlicht sehr viel mehr weiß als die anderen - so auch hier. Darf ich nach Aussage einer Mitspielerin nie wieder auf den Tisch bringen.

    #StarTrekExpeditions Knizia variiert sein kooperatives Herr der Ringe mit Star-Trek-Thema, mit vergleichbar hohem Glücksanteil. Ich mag es immer noch gerne und ärgere mich, dass dazu nie die erwarteten Kartensets herausgekommen sind, die das Spiel variabler gemacht hätten - immerhin gibt es einen Fan-Kartensatz auf BGG, der sehr gut gelungen ist.

    #LouisXIV Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob ich Dorns Aleaspiel von 2005 früher schonmal gespielt habe. Wenn dann hätte mir aber bei Yokohama oder Five Tribes auffallen sollen, wovon die Aktionswahl stark inspiriert ist. Wie bei fast allen Spielen der 2000er haben wir es auch hier mit Gebietsmehrheiten (gähn!) zu tun, aber die Wahl der Aktionen (die stärker werden wenn ich sie alleine wähle, und eine Art Mancala-Pfad voraussetzen, den ich geschickt manipulieren muss) ist absolut faszinierend, gerade vor dem Hintergrund, dass das Spiel jetzt fast 20 Jahre alt ist - das ginge heute noch als origineller neuer Mechanismus durch. Nachteil: Es ist ein derartiger Hirnverbrenner, dass dem Spiel die Leichtigkeit anderer Dorntitel doch deutlich abgeht. Ich habe das Remake #Mafiozoo nie gespielt, sehe aber, dass Dorn den Grundmechanismus noch deutlicher in Richtung Istanbul verschoben hat. Kennt das hier jemand?

    #IslaDorada und #Hoftheater waren 2024 noch ungespielt, so geht das ja nicht. Für mich die Musterbeispiele, warum BGG-Wertungen erstmal wenig individuelle Aussagekraft haben. Beide Spiele sind love-it-or-hate-it-Angelegenheiten, beide haben einen sehr hohen, bösartigen Interaktionsanteil, und beide Spiele sollte man 2-3mal gespielt haben, damit man die Karten kennt und mehr Spaß an der Chose entwickeln kann. Auch sind das zwei Spiele, bei denen ich die Optik und das Material unglaublich hübsch finde und sie schon deswegen spielen mag. Bei Isla Dorada hat Bruno Faidutti (dessen Lieblingsspiel das nach eigener Aussage ist) Zug um Zug und Elfenland mit einem Versteigerungsspiel gekreuzt und zwingt die Spieler, auf die Bewegung der Abenteurergruppe zu bieten. Dabei kommen unzählige verschiedene Aktionskarten zum Einsatz, aber auch Schätze, Flüche, Aufgaben, Ziele, quasi alles was der Kartenpool so an Ideen hergibt. Und bei Hoftheater hat Bruno Cathala ebenfalls alle Register gezogen und sich zig unterschiedliche Helden ausgedacht, deren Sonderfunktionen man ebenfalls erwerben kann - aber nur, wenn man alleine an einen der acht Orte reist. Ich glaube, diese Art von sehr leichtem Kennerspiel mit ganz verschiedenen Kartenfunktionen ist neben Worker-Placement und Auktionsspielen tatsächlich mein Lieblingsgenre.

    Was definitiv nicht mein Lieblingsgenre ist: Area Control. Und als Beispiel gab es gestern #Olympos vom Small-World-Autor Keyaerts. Das Spiel ist vor 13 Jahren bei Ystari erschienen, kombiniert den Patchwork-Aktionsmechanismus über Zeit mit Gebietskämpfen, die der Angreifer immer gewinnt (dabei aber potentiell mehr Zeit investieren muss), und Fortschrittsplättchen, die sehr starke Boni verleihen, aber natürlich auch entsprechend teuer sind. Hinzu kommen Ressourcen als Marker (verbrauchen sich nicht, werden bei Niederlage an die Mitspieler abgegeben) und Würfel (verbrauchen sich). Anders ausgedrückt: Olympos wirkt über weite Strecken wie ein Best-of verschiedenster Genres und nimmt etliches vorweg, was man dann erst ein paar Jahre später in anderen Spielen wiedergesehen hat.

    Es war tatsächlich erst meine zweite Partie gestern, und ich finde es charmant, da man mit etwas Kenntnis die Fortschrittsplättchen sehr unterschiedlich einsetzen kann, vor allem aber die Zeit im Spiel derart teuer und eng begrenzt ist, dass man sich auf keinen Fall zu weit differenzieren darf und Konflikte mit anderen so gut es geht vermeiden sollte. Der vermeintlich passivste Spieler gewann dann auch prompt mit großem Abstand vor den anderen. Auf der anderen Seite ist es trotz der für Area-Control-Fans befremdlichen Kampfregelung ein so typischer Vertreter des Genres, dass ich es nicht wirklich oft auf den Tisch bringen möchte. Aber immerhin, es ist in 90 Minuten zu viert schnell gespielt, und - wie auch in einem Youtube-Video vermerkt - eine wirklich gute Alternative zum völlig überblasenen "Mosaic" aus dem Vorjahr, das grundsätzlich sehr ähnlich funktioniert.

    Danach war in der Vielspielerrunde noch Zeit, und #Skyrise kam auf den Tisch. Und ja, zu viert brilliert das Spiel dann wirklich, auch wenn die AP-Neigung für diese Runde gestern ungeahnte Höhen erreichte und die Partie fast zwei Stunden dauerte. Die geheimen Aufträge sind leicht erreicht, geben aber eine gute Startidee, worum man sich anfangs kümmern sollte. Führte ich nach Ära 1 noch klar, war es damit in Ära 2 schnell vorbei, auch weil ich meine großen Gebäude zu früh verballert hatte. Die klassischen Positionierungsfehler macht in solchen Runden natürlich niemand, so dass es sich am Ende durchaus etwas ziehen kann. Und ich brauche diese Art von Plastikwunderwerk wirklich nicht, das ist mir gestern nochmal deutlich klar geworden. Holztoken sind nett, aber alles andere hätte mir auch in der halb so teuren Retail völlig gereicht. Davon unabhängig finde ich Skyrise jetzt abschließend deutlich stärker als #Metropolys, allerdings wirklich nur zu dritt oder zu viert.