Beiträge von Archibald Tuttle im Thema „03.06.-09.06.2024“

    Ist das ein Klassiker, ja? Klar, es wird immer mal wieder aufgelegt, aber die einzelnen print runs scheinen sich ja dann auch nicht soo gut zu verkaufen, dass es in print bleibt.

    Ein Spiel, das 20 Jahre auf den vorderen Rängen der BGG Top 100 lag, würde ich schon so nennen, und Neudrucke sind ja erstmal ein Zeichen dafür, dass zumindest Verlage Interesse am Spiel sehen. Interessanterweise ist es erst seit dem Neudruck bei WizKids auf 296 abgeschmiert, was ja immer noch hoch ist. Dass Tom Vasel seit 15 Jahren jede Gelegenheit nutzt um das Spiel schlecht zu reden dürfte da auch nicht helfen.

    Es ist halt ein Spiel, das sehr viele andere Spiele inspiriert hat - dabei sind dann eben auch Titel entstanden, die Teile der Fürsten jetzt besser machen. Das ändert aber ja nichts daran, dass die Fürsten das zuerst (und sehr erfolgreich) gemacht haben.

    Interessant finde ich hier nur wieder, wie wenig komplex das Spiel wirkt, wenn man gleichzeitig die zeitgenössischen Kritiken liest, die es zum expertigsten Spiel seit Die Macher erklären. Da sieht man, wie neu die Mechanismen und ihr Zusammenspiel damals noch gewirkt haben müssen.

    Danke Dee fürs Fehlerlesen - schon praktisch wenn man hier einen eigenen Lektor hat ;).

    Nach einer aus privaten Gründen absolut grauenhaften Woche gab es heute die erste Möglichkeit, etwas zu entspannen, und dabei einen veritablen Klassiker, den ich dem Pile of Shame entnehmen musste (in dem einen Fall wirklich wörtlich zu nehmen), weil ich das Spiel tatsächlich noch nie gespielt hatte. Ich hatte es Anfang der 2000er gekauft, dann aber mangels interessierter Mitspieler nie spielen können, und vor 12 Jahren ist es dann dem Rhein zum Opfer gefallen. Vor kurzem habe ich dann ein Exemplar sehr günstig als Beifang eines anderen Kaufs erhalten können, und so sind die #FürstenvonFlorenz wieder in meinen Besitz gekommen und wurden heute erstmals (nach 24 Jahren!) gespielt. Entsprechend gespannt war ich auf den Abend zu fünft.

    Wahrscheinlich heißt es Eulen nach Athen zu tragen, aber ein wenig schreibe ich doch über das Spiel: Es verbindet Auktion mit dem Erwerb und Anlegen von tetrisartigen Gebäudeteilen und Landschaften auf einem ziemlich kleinen Areal. Während die Auktion von Bauteilen typisch für das Entstehungsjahr ist, fällt zumindest mir kein früheres Spiel ein, bei dem man Polyominos zusammenbastelt - auch wenn man damit heute keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervorlockt, muss das damals sehr neu und anders gewirkt haben. Der Bau bildet aber nur die Voraussetzung für die Wertung von Persönlichkeiten, deren Werke eine gewisse Punktzahl erbringen muss, die ihrerseits wiederum von vorhandenen Bauwerken abhängig ist.

    Auf den ersten Blick könnte man aus heutiger Sicht die Fürsten von Florenz für ein einfaches Kennerspiel halten, mit schrecklicher Schreibschrift auf Spielplan und Gebäuden, aber das wäre eine fatale Fehleinschätzung: Die Elemente sind so zackig ineinander verbaut, dass man schon sehr genau planen muss, was man für wieviel ersteigert und wo man zuerst aktiv wird. Baumeister etwa, die den Kauf von Gebäuden verbilligen und mehr Baumöglichkeiten schaffen, sind superattraktiv - aber nur, wenn das nicht alle denken und dann die Preise bei der Auktion kräftig ruinieren. Früh um die eigene Barschaft gebracht zu werden ist der ideale Weg, um sich selbst langfristig aus dem Spiel zu schießen. Andererseits darf man auch nicht zu sehr sparen, denn dann entgehen einem manchmal entscheidende Elemente. Hätte etwa Momo95 in der vorletzten Runde mir die Abwerbekarte noch abgenommen, hätte er mich 6 Punkte gekostet und selbst 10 mehr gemacht, was zum Sieg gereicht hätte.

    Also, wie hat mir dieser Klassiker, der sehr lange in der BGG-Top-Ten vertreten war, denn nun bei der Erstpartie gefallen? Sehr gut, mit kleinen Einschränkungen. Anders als andere Spiele ihrer Zeit ist Fürsten von Florenz sehr einflussreich gewesen, Elemente des Spiels finden sich in vielen, wirklich sehr vielen anderen Spielen wieder, die zum Teil erst zig Jahre später entstanden sind. Am deutlichsten ist dies wohl bei Collosseum und Bärenpark: Collosseum ist ganz offensichtlich eine als Familienspiel entwickelte Light-Version der gleichen Autoren, und wüßte ich es nicht besser, würde ich die Fürsten selbst für eine Weiterentwicklung von Bärenpark halten. Die Ähnlichkeiten zwischen beiden Designs gehen bis in die Details der Punktewertung hinein.

    Auktionen gemischt mit Aktionswahl ist etwas, was mir bei Spielen immer sehr gut gefällt (siehe Yedo und andere). Hier allerdings läuft ein Gutteil der Spielbalance über diese Auktionen: Gaukler und Baumeister sind schlicht sehr starke Elemente, die deutlich attraktiver als die meisten anderen zu auktionierenden Elemente sind, und entsprechend oft höhere Preise erziehen (auch, weil es schwer ist mehr als 2 der prestigeträchtigen Siegzielpunktkarten zu erfüllen). Das funktioniert natürlich besser mit mehr Spielerfahrung, lässt aber bei den ersten Partien leicht ein Ungleichgewicht zwischen den Spielern entstehen.

    Was mich aber wirklich etwas gestört hat: Meinen Sieg hatte ich schlicht sehr viel Glück mit der Startkartenhand zu verdanken: Hat man drei Personen auf der Hand, die jeweils zwei identische Elemente verlangen, so ist das eine sehr viel einfachere Startposition als wenn alles deutlich unterschiedliche Gebäude oder Landschaften verlangt.

    Also, ich sehe die Gründe, warum das ein Klassiker ist. Es verlangt aber eine gewisse Einarbeitung, die heute schwer zu erreichen sein dürfte. Und es ist in einzelnen Mechanismen von nachkommenden Spielen (die ihm viel verdanken) überholt worden. Tatsächlich würde ich persönlich jederzeit eher Bärenpark oder Collosseum spielen wollen, obwohl sie beide deutlich seichter sind und die Feinheiten der Fürsten sich auch nach mehreren Partien noch nicht alle gezeigt haben dürften. Da werde ich wohl auch nicht mehr hinkommen, aber irgendwann darf das gerne erneut auf den Tisch kommen. Ich danke jedenfalls allen Mitspielern, die das heute mit ausprobiert haben (es kannte tatsächlich noch keiner der Anwesenden).

    Abgeschlossen wurde der Abend mit einer schnellen Runde #NextStationLondon, die ich ebenfalls mit 155 Punkten gewann. Das Glück war mir heute beim Spielen sehr hold, ich hoffe das überträgt sich auf andere Bereiche.

    Kurz noch zu Next Station: Das neue #NextStationParis hab ich jetzt ein paar Mal auf BGG spielen können und halte ich von den drei Titeln aktuell für das zugänglichste und beste. Der Zentralbahnhof in der Mitte des Plans macht es deutlich einfacher, Ziele zu erreichen, eine Herausforderung bleibt es trotzdem. Kann ich Fans der ersten beiden Spiele wirklich nur empfehlen.