Beiträge von Spielpunkt.net im Thema „Content Creator die auf Unknowns aktiv sind?“

    Der Trick ist: Durch derartige Moves gewinnen Fachjournalisten oder Blogger auf kleineren Portalen schrittweise mehr an Relevanz.

    Nicht zwangsläufig. InsertMoin hatte ja massive Rückgänge (hatten das selber in Podcast-Folgen angesprochen) - deren Supporterzahl und damit die Einnahmen aus Community-Finanzierung ging um über 50% zurück. Aus meiner Sicht liegt das an der Paywall-Strategie, die für Podcasts einfach nicht mehr zeitgemäß ist.

    Das liegt sicher auch am Format. Podcast wuchs explosionsartig. Inzwischen nicht mehr. Und vielleicht liegt es auch an Paywall und an mehr Konkurrenz. Und an der Tatsache, dass mehr Menschen weniger Kohle zum Verschleudern in der Tasche haben.


    Die Zeit der Multi-Abos endet ja schrittweise: vor wenigen Jahren ging alles parallel, heute selektiert der Durchschnittsnutzer.

    In dem oben genannten Podcast war sehr spannend dargestellt, dass z.B. Games Zeitschriften Unabhängigkeitsprobleme haben, weil sie über neue Games berichten und gleichzeitig die Gameswirtschaft der größte Anzeigenkunde dort ist. Das unterscheidet es von Magazinen, die über Lifestyle berichten und dann hat BMW da ne Werbung drin etc.

    Und da ist sicher auch ein Problem der Trennung im Brettspielbereich für Kanäle, Medienschaffende und Medien, wenn sich der Inhalt und die Werbepartner vermischen.

    Das ist definitiv ein Problem. Ich glaube nicht, dass die Testwertungen bei den großen Games-Magazinen dadurch beeinträchtigt werden, denn dort haben sie viel eher das Problem, dass die Redakteure ihren Lesern nach der Nase schreiben. Aber insgesamt ist es für ein Medium definitiv ein Problem, wenn man von Werbekunden abhängig ist - dafür gibt es wiederum Chefredaktionen als Steuerungselemente (sofern sie ihr Funktionen auch ausüben und nicht nur so genannt werden).


    Der letzte Xbox Indie-Showcase war "hosted by IGN" - selten so gelacht. So sollte der ganze Kram genau nicht aufgezogen werden. Inzwischen wird es allerdings schon Standard, dass die Games-Magazine immer mehr zu Instrumenten werden und sich selbst dazu machen. Das wiederum liegt an den "Medienhäusern" dahinter, etwa Webedia oder Computec: die wollen nur Geld verdienen - und so werden die Online-Angebote inzwischen auch unters Volk gebracht.


    Der Trick ist: Durch derartige Moves gewinnen Fachjournalisten oder Blogger auf kleineren Portalen schrittweise mehr an Relevanz. Der Games-Journalismus schafft sich schließlich seit Jahren selbst ab. Im Brettspiel-Bereich bleibt alles auf vergleichsweise kleinem Niveau - auch wenn hier die großen Games-Magazine längst ein lukratives Zusatzthema entdeckt haben - wirklich gute Berichte oder Videos findet man aber nur bei Leuten aus der Szene. Und die sind tatsächlich überwiegend unabhängig, aber wenn es hier oder da reine Influencer gibt, die nichts anderes tun, als Spielepackungen in die Kamera zu halten.

    Letztlich will ich darauf hinaus: Es gibt keine offiziell anerkannte Definition, ab wann man Influencer ist und wann nicht, sondern das wird je nach persönlicher Ansicht und Präferenz definiert (je nachdem, ob man den Begriff abwertend empfindet oder nicht).

    Doch, die gibt es grundsätzlich schon. Hier ist beispielsweise eine: Influencer - Gabler Wirtschaftslexikon. Es ist relativ klar, wann jemand ein Influencer ist. Man müsste im Einzelfall schauen, wann er es nicht ist :D

    Was mich etwas irritiert, ist, dass kaum jemand darauf eingeht, dass Beiträge, die mit "Werbung" gekennzeichnet sind, aber gar keine Werbung sind, ebenso eine Irreführung sind.


    Platt gesagt: Eine Werbung ist von außen beeinflusst.


    Wenn ich jetzt über eine kritische Rezension automatisch einen Anzeige-Tag packe, würde ich meinen eigenen Beitrag als beeinflusst abwerten (hier kommt es auch darauf an, was der Durchschnittsnutzer unter Werbung versteht, wenn er einen Hinweis darauf sieht. Nämlich meist: Das Ding ist bezahlt. Mindestens aber: Hier geht es nicht nur um eine eigene Meinung).


    Dass man aber transparenter damit umgehen muss, dass es sich um ein Muster handelt, finde ich völlig nachvollziehbar und wichtig. Der regelmäßige Hinweis darauf ist prima, denn das vergisst man einfach oft.

    Du hattest dir aus einem 55 Min. Videomitschnitt, das live und ohne Vorbereitung Argumente aufbereitet hat eine einzelne Zeile rausgezogen, an der du dich aufgehängt hast. Bleibt es jetzt bei diesem Strohmannablenkungsmanöver oder kommt noch was zu den anderen 54 Min. bzw. Infos der Landesmedienanstalt?

    Ansonsten würde es ja wieder "100 mal schon hier besprochen" - nur eben ergebnislos, weil man gut darin ist, die Quellen die Standpunkte belegen sollen wegzureden, wenn sie geliefert werden. Jetzt würde ich mir gerne was wünschen: wer sagt, das ein Reziexemplar eben nicht als Werbung gekennzeichnet werden muss, soll einfach gerne ein Video eines Anwalts, einen Leitfaden der Medienanstalt, ein Gerichtsurteil - was immer ihr findet neben "Trust me Bro" posten, um seine Meinung eben mit Quellen zu belegen. Danke im Voraus dafür!

    Ich habe das Video gar nicht angeschaut, sondern in den PDF-Leitfaden der Medienanstalt. Der Anwalt "rät" ja zur Kennzeichnung, wie du geschrieben hast. Er sagte also offenbar nicht, dass sie verpflichtend sei. Und ja: Wer es aktuell rechtssicher machen möchte, sollte es als Werbung kennzeichnen.


    Das große Aber ist nach meiner Ansicht: Die Medienanstalten gehen bei ihren Empfehlungen vermutlich bezüglich der Influencer eben von dem "alten Trend" reiner Produktplatzierungen aus: Mensch hält X in die Kamera, fotografiert sich damit, schwafelt herum.


    Dass es inzwischen allerdings auch Menschen gibt, die als Kritiker in ihrer Freizeit agieren und Kulturgüter (vielleicht ist auch das relevant) beleuchten, ist womöglich an den Anstalten vorbeigegangen.


    Konsequent wäre dann nämlich, sämtliche Rezensenten in Zeitungen, Feuilletons, Fernsehsendungen und auf Webseiten abzumahnen. Ich habe bislang noch nicht gehört, dass die Redakteure des Literatur-Cafés, ein deutscher Literaturkritiker oder ein Videospieljournalist aufgrund eines Tests Probleme bekommen hätte - "Werbung" wird dort ja nicht eingeblendet.


    Pauschal zu sagen, man müsse kennzeichnen, halte ich für etwas zu einfach. Ich kann die Ansicht und den Rat des Anwalts mangels einschlägiger Fälle/Urteile verstehen, glaube nur, dass es im konkreten Fall einer "echten" Brettspiel-Rezension ohne Kennzeichnung geht (sonst hätte die Kulturbranche ein ziemliches Problem).

    Ganz schlimm finde ich die eigentlich überall grassierende Masche, Überschriften/Teaser etc. nur noch in diesem YouTube-Clickbait-Stil hinzurotzen. Selbst bei per se seriösen Publikationen.

    Mein ehemaliger Arbeitgeber ist da ein sehr gutes Beispiel dafür. Bei diesem Sprachstil rollen sich mir sämtliche Zehennägel hoch:


    https://www.gamestar.de/

    Gamestar (und Co aus der Gruppe) ist inzwischen wirklich grausam. Eine Steigerung gibt es nur noch bei der PC Games...

    Es gibt die Ausnahme des "rein redaktionellen" - aber wenn du mir erzählen willst, dass ne Top10 Liste ne journalistische Arbeit ist dann rufe ich Sebastian Wenzel an :P

    In dem Leitfaden unterscheiden die Medienanstalten hierzu zwei Szenarien:


    1. Beiträge über Produkte, Dienstleistungen, Marken, Unternehmen, Regionen, Events, Reisen, die kostenlos in Anspruch genommen oder erhalten wurden, wenn die Veröffentlichung an Vereinbarungen/Bedingungen oder Erwartungen geknüpft ist


    2. Beiträge über Produkte, Dienstleistungen, Marken, Unternehmen, Regionen, Events, Reisen, die aus

    eigener Motivation ohne kommerziellen Anreiz Dritter veröffentlicht werden


    Der zweite Punkt ist klar und unstrittig. Beim ersten Punkt ist die Definition der "Erwartungen/Vereinbarungen" etwas problematisch. Zwar wird es eine Vereinbarung in der Regel nicht geben. Vor allem bei großen Verlag nicht: Anfrage, Muster kommt oder nicht. Ende.


    Einige Verlage knüpfen das Versenden von Mustern aber an eine unausgesprochene Pflicht einer Veröffentlichung (schon das ist problematisch!) oder gewähren lediglich Rabatte auf Muster, falls man dazu dann auch etwas veröffentlicht (Gutschrift erfolgt im Nachhinein!). Hier kann man diskutieren, ich halte es trotzdem nicht für Kennzeichnungspflichtig, weil normalerweise keine Abkommen über die Qualität der Veröffentlichung getroffen wird. Heißt: Auch teilfinanzierte Muster können als Murks bewertet werden.


    Noch blöder ist es bei Crowdfunding-Previews, auch hier muss von Beginn an klar sein, dass die Meinung negativ ausfallen kann. Ich wurde also die "Bedingungen" im Grund daran knüpfen: Bin ich frei in der Meinung und setze mich auch kritisch mit dem Produkt auseinander (nicht bloß in die Kamera halten und vorstellen!) - oder will ein Verlag Einfluss nehmen (egal wie!).

    Es gibt für Content Creators immer zwei Wege:

    1. Sie wollen Reichweite
    2. Ihnen ist die Reichweite egal

    Beide Schienen kann man fahren. Der "Content for people" ist auch immer etwas, bei dem man sich fragen muss, ob man das wirklich möchte. Oft bedeutet das nämlich viel Arbeit und wenig "Outcome" (wie auch immer man "Outcome" nun definieren möchte: Einnahmen, Klicks, Kommentare, Aufmerksamkeit, schöne Diskussionen, innere Zufriedenheit...).


    Heißt: Themen, bei denen man kritisch nachfragt, recherchiert, sich Gedanken macht, sind nicht unbedingt die Beiträge, die honoriert werden. Das ist schade, liegt aber auch an der Blase, in der man sich bewegt. Als Brettspieler wollen wir vorrangig Themen konsumieren, welche die maximal Unterhaltung zuhause unterstützen. Also Konsum-Themen. Welche Spiele sind toll? Was kann ich kaufen? Wo gibt es das besonders günstig?


    Eine Gefahr: Kritische Themen werden zu Auslaufmodellen.


    Also ist es wiederum gut, wenn die Creators bunt gemischt sind. Einige tun es für Klicks, andere aus Spaß an der Sache oder um die Szene zu beleuchten, oder aus einer Mischung aus allem davon.


    Ich kann nach zehn Jahren Web-Schreiberei eines sagen: Scheiß auf Klicks oder Likes.


    In der Regel wird man ohnehin niemals vollumfänglich erfahren, ob ein Thema gut ankommt oder nicht. Denn die Daten dahinter bilden immer nur einen kleinen Teil des Feedbacks ab (manchmal gibt es kaum öffentliche Interaktionen, aber Menschen schreiben mir E-Mails mit Kritik oder Lob, manchmal passiert auch einfach gar nichts, obwohl man viele Stunden an einem Beitrag herumgebastelt hat; und dann wiederum gibt es Artikel, da fragt man sich, wie die Leute massenhaft auf so einen oberflächlichen Mist haben klicken können, dass es einem fast selbst peinlich ist; auch der Datenschutz haut einem dazwischen, und Google wirft Webseitenbetreibern ohnehin regelmäßig dicke Knüppel zwischen die Beine.).


    Hinter der Erkenntnis steht ein Prozess und der war lang. Inzwischen können wir ganz entspannt sagen: Lest oder nicht, wir veröffentlichen trotzdem :D