Beiträge von Xebeche im Thema „Spielen mit Baby“

    Xebeche Es scheint, mit diesem Ritual habt ihr etwas gefunden, was euch beiden (Eltern wie Kind) gefällt. Ich nenne das oben Aushandlung. Würde es deinem Kind nicht gefallen, wäre die Reaktion eine andere und er scheint ja zu schlafen. Also passt es ihm. Zudem seid ihr flexibel unterwegs, also auch in Abstimmung und mit Verständnis zu eurem Kind. Was habe ich anderes geschrieben?

    Entschuldige. Ich wollte das von dir Geschriebene gar nicht schlecht reden – gibt meines Erachtens gar keinen Anlass dazu 🙂 Vielleicht hätte ich den Anfang meines Postings etwas anders formulieren sollen. Es klingt tatsächlich so, als würde ich in Opposition zu deinem Standpunkt stehen.

    Das ist genau das, was ich im anderen Thread ja schon geschrieben habe und mir da leider als Vorwurf ausgelegt wurde. Für mich aber ein gutes Beispiel. Warum meinen wir bestimmen zu müssen, wann ein Kind ins Bett geht? Wieso traut man seinem eigenen Kind nicht zu, das für sich zu entscheiden? Dabei kann es ja zu Aushandlungen kommen und Absprachen, wegen der KITA oder später der Schule. Das muss auch nicht immer alles reibungslos funktionieren. Aber mit Zwang irgendwas umzusetzen, nur weil es irgendeine Person/Ratgeber oder sonstwas sagt, sorgt doch erst Recht für Frust. Wir selber als Erwachsene wollen auch individuell betrachtet werden, ich möchte so auch Kinder betrachten.

    Weil das verallgemeinert nicht richtig ist. Meiner (8) würde jeden Tag bis 10 aufbleiben und Serien schauen, die nicht für ihn geeignet sind (oder Switch spielen). Morgens wäre er unkonzentriert und ihm würde die Schule NOCH schwerer fallen.

    Glaubst Du, das würde sich nach 5 Wochen irgendwann selbst regulieren?

    Natürlich gibt es da Mittelwege. "Du kannst gern im Bett noch etwas lesen (ruhige Aktivität) bis Du müde bist". Aber rumturnen und Medienkonsum muss ja irgendwie auch ein Ende haben.

    Das kann ich unterschreiben. Mein Sohn (3,5) hätte auch keine intrinsische Motivation, sich niederzulegen und einzuschlafen. Für uns ist der Schlüssel seit jeher zu allem: feste und für das Kind angenehme Rituale.

    So machen wir das: Wir gehen gegen 19 Uhr hoch in unser Schlafzimmer („großes Bett“) und machen den Junior dort bettfertig (umziehen und Zähne putzen). Dabei darf er noch eine Folge Paw Patrol oder Spidey anschauen (oder irgendwelche hypnotischen Kugelbahn-Videos auf YouTube 😅). Anschließend geht es immer (!) klaglos ins Kinderzimmer („kleines Bett“), wo er von einem von uns in den Schlaf begleitet wird – das heißt im Klartext, wir lesen noch zwei oder drei kurze Geschichten (Bobo Siebenschläfer, Spidey etc.) und dann machen wir die Augen zu. Mal schläft er dabei schneller, mal weniger schnell ein (das ist dann je nachdem mehr oder weniger nervraubend, das will ich gar nicht leugnen).

    Indem wir das Tag für Tag so handhaben und unserem Sohn das Ritual gefällt (klar: Fernsehen & Vorlesen), funktioniert das nahezu immer ohne Gemecker. In der Regel wacht er dann irgendwann zwischen 6 und 7 Uhr morgens auf und damit ist es auch sein natürlicher Rhythmus geworden. Dieses Prozedere setzt natürlich voraus, dass er untertags wenig bis gar keine Fernsehzeit erhält und mindestens eine Stunde lang draußen auspowern darf. Klar, das schränkt uns als Eltern oft ein wenig ein oder erfordert mehr Anstrengung über den Tag hinweg, aber für das Klima in der Kernfamilie ist dieses Ritual wahrer Balsam.

    Aus Erfahrung wird man klug und so haben auch wir uns ein Prozedere für Ausnahmefälle geschaffen. Wenn wir mal erst gegen 19 oder 20 Uhr heimkommen*, dann darf Junior noch in Ruhe daheim ankommen und ein wenig spielen. Sobald wir meinen, dass es genug ist und er entweder sichtlich müde wird (Augen reiben) oder beginnt zu überdrehen, gehen wir aber auch schnell nach oben und ziehen ein (meist verkürztes) Ritual durch. Er steht dann meist trotzdem zur selben Zeit auf und ist am nächsten Tag entsprechend müder – dann muss man das Schlafengehen hinauszögern.

    *Nachtrag: Es kann hier sein, dass er zu einer völlig akzeptablen Zeit beim Heimfahren im Auto einschläft. Perfekt! In diesem Fall tragen wir ihn in sein Zimmer, ziehen ihn rudimentär um, und genießen unsere gewonnene Zeit. Gleichzeitig eine Warnung an alle frischen Eltern: Vorsicht beim Heimfahren mit dem Kind vor der avisierten Einschlafzeit, besonders nach dem Auspowern des Kindes bei Freunden oder auf dem Spielplatz – entweder wacht das Kind beim Aussteigen auf und hat via Quick-Charge volle Energie bis 22 Uhr oder es wacht ensprechend x Stunden vor der sonstigen Aufstehzeit auf (beide Optionen sind die Hölle, so pick your poison 😅).

    Mit der Zeit lernt man, sein Kind und die Situation zu lesen 🙂 Um beim Thema zu bleiben: Dann bleibt mal mehr oder weniger Nerv und Zeit, um noch ein Brettspiel anzupacken (Spoiler-Alert: meistens sind wir beide zu müde 😅). Und immer muss man anmerken: Das ist unser Best Practice und funktioniert für unser Kind – your milage may vary 😃

    Erst einmal herzlichen Glückwunsch an alle werdenden und neuen Eltern 🙂

    Kleiner Einschub: Ich bin Vater eines fast dreieinhalbjährigen Sohnes und wer rechnen kann, der merkt schnell, dass wir Schwangerschaft und erste Kinderjahre während der Corona-Lockdowns zugebracht haben. Das hat uns viele öffentliche Betreuungs-Angebote verwehrt und insgesamt sehr vorsichtig werden lassen. Manche Tabletop- und Brettspiel-Freunde, vor allem jene in Paarbeziehungen, haben sich während dieser Zeit gänzlich rar gemacht (nicht nur schlimm, der Freundeskreis hat sich so ganz gut nachverdichtet). All jene Corona-Faktoren muss man wohl aus meinen Schilderungen heraus rechnen, wenn man sich ein komplettes Bild machen will. Aber zum Thema.

    Spielen mit Baby war Effektiv nicht im gleichen Ausmaß möglich wie zuvor. Ein Baby stört nüchtern betrachtet beim Ausüben jeder Interessens-gesteuerten Tätigkeit – die Kleinen brauchen Vollzeit-Pflege und schlafen meist äußerst erratisch. Man hat einen Pflegefall zuhause, der einem Zeit und Energie raubt. Mein Gehirn hat viel schon verdrängt, aber ich erinnere mich grob an schlaflose Nächte mit stündlichem Aufschreien, an komplette Ausnahmezustände, wenn das Kind krank ist, an eine gereizte Atmosphäre in der Paarbeziehung, weil niemand mehr kann. Vor diesem Hintergrund ist das Spielen in jener Zeit zum Luxus geworden – ich habe es schon angedeutet: wir hatten ohnehin wenig Energie, aber es war in dieser Situation auch immer schwierig, Freunde einzuladen. Entweder habe nur ich gespielt oder wir haben uns im Schichtbetrieb abgewechselt.

    Spielen mit Kleinkind ist eine andere Herausforderung. Hatte man mit Baby noch gelegentliche Auszeiten, weil der kleine Mensch ein oder zwei Stunden untertags geschlafen hat und früh ins Bett ist, so ist das nun völlig hinfällig geworden. Der Tag mit Kleinkind ist für uns meist zwischen 20 und 21 Uhr beendet, wenn der kleine Teufel wie ein Engelchen schläft und das reicht meist nur für ein oder zwei folgen der Lieblings-Serien, ein bisschen Nerven-Schokolade und dann decompressen wir auf der Couch, ehe wir ins Bett fallen. Immerhin: Kind schläft durch, ist von 8 bis 14 Uhr im Kindergarten und bleibt gelegentlich auch mal bei Opa oder Großtante; auch das mit dem Übernachten wollen wir wieder hinkriegen. Ich sehe Licht am Ende des Tunnels.

    Unterm Strich hat sich mit Kind folgendes geändert: Meine Frau und ich spielen lieber kurze, kooperative Spiele wie Dorfromantik als große Crawler oder kompetitive Titel (wir haben genug Kampf untertags). Ich habe eine dezidierte Brettspielgruppe bei mir im Ort gefunden, die zwar lieber stundenlang Euro-Games zockt als Crawler oder Wargames, aber man nimmt was man kriegt (dürfen sie ruhig mitlesen, ich werde ja fortwährend damit aufgezogen 😃). Ein sehr guter Freund kommt häufig vorbei, um mit mir Undaunted oder Imperium zu spielen. Imperium, Marvel Champions und andere Titel spiele ich auch sehr gerne solo, wenn das Kind im Kindergarten ist und ich die Zeit finde. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, gute Party- und Dexterity-Games zu scouten, die auch bei Nicht-Hobbyspielern gut ankommen. Ferner wächst das Arsenal an Haba-Spielen bei uns im Haus und ich schaue immer wieder, dass ich den Junior in die großen Spiele einbeziehe – und wenn am Ende die Heroquest-Miniaturen mit Spider-Man und der Paw Patrol auf Abenteuer gehen, dann freue ich mich 🙂

    Mein Tipp: Passt eure Erwartungen an der Realität an. Nehmt euch nicht zu viel vor und findet im Zweifel einfach etwas, das euch gefällt und auch in den Alltag mit Baby passt. Arrangiert euch fair, wenn ein Partner dezidiert auswärts spielen will. Und ganz wichtig: Macht euch schon mal mit den Regeln für Obstgarten und Co. vertraut – gibt schlimmeres 🙂