Beiträge von EDeL im Thema „Frosted Games: Änderungen im Vertrieb“

    Die von dir genannten Möglichkeiten sind normalerweise weder legal noch halblegal. Wir reden hier erstens von anderen Branchen als Spielen, und zweitens können nur Big Player in ihrer Branche solche Festpreise inoffiziell durchsetzen, weil sie eine entsprechende Marktmacht haben. Da wird dann vom Hersteller unter der Hand gegenüber dem Händler der sehr freundliche Wunsch geäußert, doch bitte bitte die UPV einzuhalten, weil man ansonsten vielleicht in Zukunft nicht mehr beliefert werden würde. Und der Händler kann es sich nicht leisten, auf die Produkte dieses Big Players zu verzichten, deshalb hält er sich an diesen "Wunsch".

    Welche Firmen so agieren, erkennt man oft am Kleingedruckten bei Rabattgutscheinen bzw. -aktionen, nachdem man die legalen Festpreisartikel wie Bücher, Zeitschriften, Tabak etc. mal abgezogen hat.

    Ohne Frosted Games nahetreten zu wollen, wage ich mal die Aussage, dass Frosted nicht über eine solche Marktmacht verfügt.

    Nun ja, auch im Geschäftskundenbereich besteht immer noch Vertragsfreiheit und Verträge werden in manchen Branchen eben nicht immer für längere Zeiträume geschlossen, sondern die Konditionen zum Teil jedes Jahr neu ausgehandelt. Ich kann da jetzt (aus Kenntnis und Erfahrungen) nur für den Bereich Elektronikhandel und Co. im Bereich Endverbraucher sprechen, aber gerade hier ist die "Marktmacht" von großen Händlern gegenüber den manchen Herstellern gar nicht so groß, wie vielleicht manche denken. Im Vergleich zu den "öffentlichen" Streitigkeiten zwischen Herstellern und Ketten wie im Lebensmittelhandel findet das hier aber eher im geheimen und Hintergrund statt.

    Und ja, manche Methoden sind natürlich illegal, aber halt auch z.T. selbst für große Händler, nur schwer zu beweisen bzw. anzuzeigen! Das von dir beschriebene Beispiel mit der "Lieferung" ist da gerade bei den so genannten Premiummarken (z.B. Apple, Sonos, Miele) eher die Regel als die Ausnahme. Da spielen noch ganz andere Sachen in dem Bereich eine Rolle bei denen "diese" Hersteller den Hebel inoffiziell ansetzen können.

    Mit jeder Jahresvereinbarung, manchmal auch Quartalsvereinbarung, werden solche Dinge wie z.B. die Werbekostenzuschüsse, Retourenquoten/Konditionen etc. neu verhandelt. Und da man hier schon sämtliche aktuell verhandelte Konditionen der Konkurrenz genau kennen müsste um ein illegales Verhalten einwandfrei nachweisen zu müssen, nutzen leider genug "Premiumfirmen" dies auch aus und alle Parteien halten eher Stillschweigen.

    Echt, auch wenn ich das bei allen meinen Abnehmern mache?


    Würde ich verstehen, wenn ich das nur bei manchen mache. Aber wenn ich als Hersteller mit allen Abnehmern Klauseln mache, dass ein Weiterverkauf nur zu dem Mindestpreis zulässig ist?

    Das ist und bleibt eine illegale Preisabsprache bzw. je nach Produkt eventuell sogar ein Monopolmissbrauch!

    Wie läuft das zum Beispiel bei Magic? Da hab ich jetzt zum Beispiel noch nie große Rabatte bei Boostern etc. gesehen.

    Nun ja, das kann an vielen Punkten liegen. Zum einen, wie ist die Nachfrage und das Angebot!? So lange sich Magickarten zu einem gewissen Preisniveau verkaufen lassen, haben die Händler da halt keinen Nutzen von, ihre eventuell geringe Marge zu reduzieren. Und die Frage wie hoch diese durch Einkaufspreise ausfällt gehört da z.B. auch dazu.

    Aber da könnte man doch in die Verträge Klauseln aufnehmen, dass das Produkt nicht unter Preis X verkauft werden darf. Funktioniert doch bei anderen Systemen auch.

    Das wären offiziell wiederum illegale Preisabsprachen und ebenso wie Dumpingpreise nach EU- und Deutschen Wettbewerbsrecht verboten. Was je nach Branche dabei trotzdem stattfindet ist wiederum ein anderes Thema.

    Wieso sind denn Rabatte/Preisaktionen etc. die Großhändler bzw. Onlineshops gewähren für den hersteller schlecht?

    Ich würde das System so verstehen: hersteller verkauft sein Produkt für einen bestimmten Betrag an Großhändler/onlineshops und bekommt dafür Geld. Für wieviel der Großhändler/Onlineshop das dann weiterverkauft kann doch den Hersteller egal sein.

    Im Prinzip richtig, aber wenn die verkauften Spiele immer häufiger oder vielleicht sogar andauernd schon kurze Zeit nach erscheinen rabattiert verkauft werden, dann führt das in der Regel dazu das der potenzielle Käufer sich an dieses Geschehen gewöhnt und eben nicht mehr beim Verlag/Fachhandel etc. bzw. zeitnah kauft. Und wie hier schon diskutiert führt das je nach Produkt und Markt eben eventuell zu Problemen/Verwerfungen für den Produzenten.

    Krywulf Eine Vorgabe von VK-Preisen ist schwierig durchzusetzen, weil es vom Gesetzgeber verboten ist.

    Das ist die Theorie, aber in der Praxis gibt es genug "legale" bzw. "halblegale" Möglichkeiten seitens der Hersteller/Produzenten durch versteckten Druck es trotzdem zu machen und es wird auch immer noch von genug bekannten Firmen hinter den Kulissen durchgezogen.