Beiträge von Fillias im Thema „Spiele die in die BGG top 100 gehören sollten.“

    Ja ich weiß, ich entgleise das Thema wieder ein wenig, aber egal, hier ist mein Beitrag dazu:


    Viel interessanter als einfach Titel zu nennen, finde ich die Frage, was eine BGG Top 100 eigentlich sein will oder soll. Ähnlich wie die IMDB Top 100 ist es ja eine Liste von Hobbyisten oder Connoisseuren für... ja, für wen eigentlich? Das ist für mich die entscheidende Frage. Für sich selbst als Community? Als Referenzhandbuch für Neueinsteiger ins Hobby? Oder als Archiv zurkünftige Gelehrte?

    Ich habe oft das Gefühl, die Liste will alles zugleich sein, bzw. wird von Vielen als eines der drei interepretiert, entsprechend dem, was man für sein Argument gerade braucht.

    Allerdings bin ich der Meinung, dass so eine Top 100 niemal alle diese drei Aspekte gleichzeitig abdecken kann, da sie sich ausschließen.

    Was meine ich damit?

    Ein Archiv versucht, möglichst objektiv, was durch die breite Masse an Bewertenden erreicht werden kann, die besten Spiele aller Zeiten abzubilden. Allein diese Aussage bringt schon eine Vielzahl neuer Fragen mit sich. Zum Beispiel: Betrachtet man jedes Spiel im Kontext seiner Zeit oder muss es zeitlosen Kriterien standhalten? Kann eine breite Masse überhaupt eine solche Frage beantworten, ohne, dass alle Abstimmenden jedes Spiel gespielt haben?

    Müsste dann nicht zB. Schach in der Top 100 sein? Kaum ein Spiel wurde wohl seit der "Markteinführung" häufiger gespielt, sprich, war so gut, dass es immer wieder ein neues Publikum angesprochen hat.

    BGG nutzt für ihr Ranking (soweit ich weiß) nicht bloß die reinen Durchschnittswertung, sondern gewichtet sie auch mit der Anzahl Abstimmender und der Häufigkeit neuer Abstimmungen und sonstiger Interaktion mit der Seite des Spiels in den letzten X Wochen. Offensichtlich streben sie also nicht an, ein Archiv zu sein. Was auch logisch ist, denn selbst die Zielgruppe der absoluten Hardcore Hobbyisten, spielt nicht jede Woche 100 Jahre alte Spiele, um sie ständig neu zu evaluieren. Ein Archiv kann nur von Kritikern und Archivaren erstellt werden, die sich zum Ziel setzen, genau das zu tun.

    Eine Referenz für Neueinsteiger also? Wohl kaum. Anderfalls dürften Spiele, die nichtmehr im Handel oder im Crowdfunding erhältlich sind, nicht in der Liste auftauchen. Zudem gewichtet BGG das Ranken (soweit ich weiß) nicht mit der Komplexität. Diese hat einen eigenen Wert. Und auch wenn Neueinsteiger durchaus mit den komplexesten Spielen einsteigen könnten, ist es sicherlich nicht hilfreich für die breite Masse, wenn sich diese Spiele auf einer solchen Liste direkt ganz oben befinden. Ganz davon abgesehen, dass Neueinsteiger überhaupt erstmal auf BGG aufmerksam werden müssten.

    Der Punkt der Verfügbarkeit beißt sich also schon potentiell mit dem Archivansatz. Wählt man dann noch die Option, dass Spiele nach ihrem "Wert" im Rahmen des zeitlichen Kontextes bewertet werden und nicht zeitlos sein müssen, sind Einsteiger völlig fehl am Platz. Man würde schließlich niemandem als erstes Spiel einen wegweisenden Titel von 1867 empfehlen, der heute völlig unspielbar ist.

    Was also ist die BGG Top 100 nun? In meinem Verständnis ist sie eine Liste von Hobbyisten für Hobbyisten. Ein kollektiver Snapshot der Szene über die aktuellen Trends und die langfristigen Evergreens. Eine Liste, um "mitreden" zu können, wenn man seinen FLGS betritt. Eine Liste, um noch tiefer einsteigen zu können, wenn man wissen will, was man vielleicht in den letzten Jahren "wichtiges" verpasst hat. Eine Liste, welche die Meinung aller aktiv Spielenden aufgreift und versucht durchzunummerieren. Warum dieser Ansatz mit den ersten beiden kollidiert, kann sich sicher jeder, der bis hierhin gelesen hat, selbst erschließen. Das einzige, was ich, für alle, die denken, dass Neueinsteiger darin doch auch gut aufgehoben sind, erwähnen will, ist: Schaut euch mal die durchschnittliche Komplexität der Top 10 Titel an und fragt euch, ob das wirklich die besten Spiele für einen Neueinsteiger sind.

    Dieser Definition folgend, müsste man zu dem entmutigenden Schluss kommen, dass die bestehende Top 100 garnicht anders sein kann, als sie ist, da sie genau das abbildet, was die Masse einspeist. Jeder Versuch (wie in diesem Thread) dagegen zu argumentieren oder auch nur ihren Ist-Zustand zu verhandeln, speist letztendlich ja nur in die Liste weiter ein. Objektiv argumentieren könnte man höchstens über oben bereits erwähnte Doppelung, deren Streichen aber lediglich bedeuten würde, dass die Plätze 101-X nachrücken. Und selbst in diesem Aspekt gab es sofort eine Debatte zu bestimmten Titeln, ob diese überhaupt als Doppelung zu betrachten seien.

    Um dann aber doch noch den Haken zum Thema zu schlagen und alle Lügen zu strafen, die mir ein "?" verpasst haben, ohne den ganzen Beitrag zu lesen:
    Ein Spiel das für mich in die Top 100 gehört, ist das auf dem 537ten Platz liegende #ImperiumLegends. Allerdings ist es zwar besser als #ImperiumClassics, sollte aber in der Regel erst mit Erfahrung in diesem Spiel empfohlen werden. Letzteres befindet sich auf dem 362ten Platz, ganze 175 Plätze besser. Mh, was sagt das wohl über meine Thesen aus?