Beiträge von Constabler im Thema „Ideale Sammlungsgröße und Fokus des Hobbys“

    Die Spiele, die ich besitze sind für mich ein Versprechen. Ein Versprechen für gute, unterhaltsame Zeit. Das ist eigentlich das Ziel dieses Hobbys, oder anders gesprochen: Das Hobby bin ich.

    Ich spiele seit meiner Kindheit - nun das ist keine überraschende Erkenntnis ;). Den Anfang machten Karten- und traditionelle Brettspiele. Im Gymnasium gab es neben dem "normalen" Sport noch eine weitere Sportdisziplin: Bridge. In der Klasse saßen wir nach Schulschluß noch an 2-3 Tischen und spielten stundenlang gemeinsam in 4er Runden. Es war einfach eine tolle Zeit.

    Dann kamen die Computerspiele, die den sozialen Aspekt noch nicht so stark in den Hintergrund gedrückt haben, denn nicht jeder hatte damals einen PC. Wer einen Sinclair, Atari, oder Commodre besaß, konnte sich sicher sein, dass er oft besucht wird ;)

    Über die Zeit vermischten sich alle Spiele. Da gab es die TCG´s, die Rollenspiele, diverse Online MMORPG´s, die Brettspiele, usw. und da ich grundsätzlich meine Hobbys an die Spitze getrieben habe war da die Zeitinvestition enorm. Bei TCG´s war ich jedes Wochenende auf irgendwelchen Turnieren unterwegs. Irgendwas lokales in Deutschland, ein Grand Prix in Europa, die Pro Tour in USA, ständig unterwegs. Während der "Onlinezeit" war dann wieder ein Spiel ein zweites Zuhause. Von der Arbeit vor den Bildschirm und ab ging´s bis spät in die Nacht.

    Warum schreibe ich das alles, wo es doch um Brettspielsammlungen geht? Aus einem einfachen Grund: alle diese Spiele brachten neue Bekanntschaften, Menschen, die ich in RL kennengelernt habe, mit den ich gerne gemeinsame Zeit verbracht habe, weil wir eine Leidenschaft, eine Passion teilten.
    Sie alle sind eben ein Teil meines Lebens.

    Nun, die Zeit bleibt nicht stehen. Arbeit, Familie, Kinder, der Spielraum für zeitintensive Hobbys wird knapper. Das dürfte bekannt sein. Man hat andere Prioritäten, aber Brettspiele sind geduldig, bringen keine Zeitdruckkomponente die jeden Tag, oder jedes Wochenende spielen zu müssen. Da läuft nichts weg, da verpasst man nichts. Ich freue mich immer auf die gemeinsamen Treffen, auf die Menschen, auf die Spiele, auf den Wettbewerb, oder gemeinsame Versuche die Spielziele zu erreichen. Falls ich noch extra Zeit finde, dann spiele ich eben solo und träume vor mich hin.

    So gesehen ist jedes Spiel das ich kaufe ein Versprechen: wir werden verdammt gute Zeit haben. Schon alleine diese Vorstellung, dass ein Spiel interessant ist und die Hoffnung, es spielen zu können ist es wert das Spiel zu kaufen. Gut, dann kommt der rationale Teil von mir und fängt an abzuwägen ob ich es in meinen Spielgruppen überhaupt auf den Tisch bekomme, wie hoch ist der Zeitaufwand, welche mögliche Konkurrenz das Spiel hat, usw. Bereits bei diesem Prozess habe ich Spaß. Es ist kein blinder Einkauf, sondern überlegte Handlung (Ausnahmen soll es geben ;) ), bei der ich mich mit dem Spiel beschäftigt habe. Wenn ich es am Ende kaufe, landet es in meinem Spielzimmer und ich freue mich, denn dieses Spiel verspricht mir viel Spaß in netter Runde.
    Gut, im Leben ist es nun mal so, dass nicht alle Versprechen eingehalten werden, Manche Spiele kommen doch nicht wie erhofft auf den Tisch, oder sie funktionieren nicht wie erwartet. Vielleicht haben die Mitspieler keine gute Zeit, das kann dann auch auf mich abfärben. Im Grunde aber hat mich die Mehrheit der Spiele in meinem Besitz nicht entäuscht und so bilden sie nach und nach nicht nur ein Versprechen für die gute Zeit in der Zukunft, sondern sind gleichzeitig Erinerrungen an die unterhaltsamen Partien, epischen Schlachten, schöne Treffen, einzelne Menschen.

    Deswegen setze ich mir keine harte Grenze für die mögliche Anzahl der Spiele, habe aber nicht vor Mengen anzuschaffen, die realistisch gesehen vom Zeitaufwand nicht gespielt werden könnten. Wenn ich die digitalen Umsetzungen und Kinderspiele abziehe müsste ich aktuell bei knapp <100 Spielen sein.
    Ganz neue Spiele interessieren mich selten, es sei denn ich begleite ihre Entstehung. Meistens kaufe ich Spiele bei den ich genügend Informationen gesammelt habe und sie die erste "Zeitprüfung" überstanden haben. Wenn der erste Release, oder Messehype verflogen ist, offenbart sich die Qualität und Langzeitmotivation deutlich klarer. Ich trenne mich kaum von Spielen. Es reicht nicht "alles" im Spiel gesehen zu haben. Ich vertiefe gerne Strategien, optimiere die Züge, probiere neue Wege aus. Bis ein Spiel ausgereizt ist vergeht viel Zeit und viele Partien.

    Irgendwann habe ich festgestellt, dass ich bei manchen Spielen mir schon oft vorgestellt habe sie zu spielen, aber letztendlich nie gespielt habe. Das führte dazu, dass ich angefangen habe meine Spiele zu loggen (nur die "echten" Spiele und keine digitalen Versionen). Ich wollte einfach ein paar Fakten. Da muss ich inzwischen schmunzeln, weil manche Spiele noch immer bei 0 geloggte Partien stehen, obwohl ich sie schon so oft gespielt habe, aber das ist eben so, wenn man später mit den Statistiken anfängt.

    So... und falls das viel zu lang und zu viel Text war hier die kurze Version der Antwort zum Thema "Ideale Sammlungsgröße und Ziel des Hobbys": die Menge muss spielbar bleiben, das Ziel ist Spaß zu haben, zu spielen und Zeit mit Menschen zu verbringen, die ich mag und die meine Leidenshchaft teilen.