Beiträge von Ernst Juergen Ridder im Thema „Konfrontativ vs. Kooperativ (mitunter inkl. Solo) - Ist eins davon in euer Wahrnehmung "besser"? Und wenn, ja: Warum?“

    ich schaue kommentarlos zu.

    Das kehrt ja das Problem des Alphaspielers nur um. Wo bleibt den dann dein Spielspass wenn du das Spiel nicht mehr aktiv beeinflusst?

    Es geht in solchen Partien doch letztlich nur darum, durch learning by doing den anderen das Spiel so nahezubringen, dass wir es dann auch mal "richtig" spielen können.

    Wichtig ist die Beschäftigung mit dem Spiel, das müssen dann nicht immer Partien sein, die bei mir Spielspaß auslösen.


    Das war im übrigen konkret bei Martians - A Story of Civilization, ein Spiel, das man kompetitiv, kooperativ, semikooperativ und solo als Grundspiel und in einer ganzen Reihe von Szenarien spielen kann. Durchaus komplex mit einer aus meiner Sicht gelungenen inneren Logik und auch sehr thematisch. Wenn man andere dazu bringen kann, das auf Augenhöhe kooperativ oder semikooperativ zu spielen, dann bringt das wirklich Spielspaß.

    Ein Problem ist es ja nur, wenn es von jemandem in der Gruppe als Problem empfunden wird, insofern würde ich bei Vorhandensein eines Alpha-Spielers auch niemals davon reden, dass eine Gruppe soziale Probleme hätte. Die Frage ist, ob es Aufgabe des Spiels ist, dafür zu sorgen, dass es kein Problem wird, oder ob die Gruppe selbst nicht den Alpha-Spieler bändigen sollte, dessen Verhalten als Problem empfunden wird.

    Das Problem entsteht auch dadruch, gerade bei komplexen Regeln, das der Spielleiter gerne zum Alpha-Spieler wird, da er das Spiel bereits kennt und die Regeln besser beherrscht. Insofern ist das nicht nur ein Gruppenproblem, sondern ein allgemeines Praxisproblem von kooperativen Spielen.

    Wenn immer aller Spieler die Regeln gleich gut beherrschen...das wird in der Praxis nicht passieren (meine Erfahrung).

    Ich habe eher ein Problem damit, einen Alpha-Spieler überhaupt als Problem zu sehen.


    Zunächst ist es nicht Aufgabe des Spiel-Designs, einen Alpha-Spieler zu verhindern, sondern Sache der Gruppe, wenn sie keinen Alpha-Spieler will. Notfalls muss man den Mumm haben zu sagen, entweder nimmst du dich jetzt zurück, oder ich steige aus.

    Ansonsten sollte sich ein Alpha-Spieler in einer hinreichend selbstbewussten Gruppe nur als solcher in einer Partie etablieren können, wenn er im Verhältnis zu den Mitspielern über eine überlegene Sachkompetenz verfügt und „Führung“ erwünscht ist. Ist man schon dann Alpha-Spieler, wenn man im Rahmen der Diskussionen und zu treffenden Absprachen für alle erkennbar die besseren Beiträge leisten kann, so dass keiner sinnvolle Gegenargumente einbringen kann?


    Bei kooperativen Spielen finde ich die Variante bevorzugenswert, bei der man Absprachen treffen kann, aber der jeweils aktive Spieler eigenverantwortlich entscheidet, was er denn tut. Auch das hat jede Menge Konfliktpotential, etwa in einem Spiel, in dem erworbene Ressourcen in einem gemeinsamen Topf landen, der jeweils aktive Spieler aber letztlich trotz aller Gegenargumente verantwortlich entscheidet, wie er damit umgeht. Wer also Konflikte im Spiel braucht, kann die auch in kooperativen Spielen findet, vielleicht nicht auf dem Spielbrett, dafür in gruppendynamischen Prozessen.

    Aber ist das Alpha-Spieler-Problem denn wirklich ein Problem der Spiele und kein soziales Problem der Gruppe, die einem einzelnen Spieler erlaubt, ihnen zu sagen, was sie zu tun haben? Im Grunde ist ein Alpha-Spieler ja ein Alpha-Spieler, weil der Rest der Gruppe ihn lässt, und nicht, weil das Spiel sagt, dass es einen geben soll. Klar gibt es Spiele, die es begünstigen oder erschweren, dass sich ein dominanterer Spieler vordrängt, aber kann man soziale Probleme der Gruppe wirklich einem Spiel anhängen?

    Ich sehe einen Alpha-Spieler nicht grundsätzlich als Problem und vermute auch keine sozialen Probleme in einer Gruppe, die einen Alpha-Spieler "zulässt".

    Ist es nicht eher so, dass ein Spieler auf Grund der Situation zum Alpha-Spieler wird, etwa weil er als einziger das Spiel kennt, überzeugendere Ideen hat usw.? Ist es wirklich so, dass sich da einer einfach vordrängelt nach dem Motto "Nur wo ich bin, ist vorne"?

    Klar, es ist nicht einfach, sich zurückzuhalten, wenn man das fragliche Spiel kennt, die anderen aber nicht. Ich habe in so einem Fall mal gesagt, entscheidet ihr, ich folge einfach. Das lief dann auch so und führte schließlich zu einer Situation, in der klar absehbar war, dass die Partie vor die Wand fährt, wenn man jetzt nicht gegensteuert. Das war ein für mich eindeutiges Timing-Problem, jetzt noch, oder nie. Das habe ich dann auch so kommuniziert und gesagt, wir können jetzt einfach so weitermachen und verlieren, oder wir brechen ab, oder ich zeige euch jetzt, was man noch machen kann, um gewinnen zu können und danach spielt ihr mit den gewonnenen Erkenntnissen noch mal und ich schaue kommentarlos zu.

    Ich war dann den Rest der Partie der Alpha-Spieler und in der Folgepartie auf ausdrücklichen Wunsch noch gelegentlicher "Moderator".

    Soziale Probleme hat meine Spielgruppe nicht, nur kann sie nicht gut kooperativ spielen. Mit meiner Frau zu zweit geht das sehe viel besser.

    Ist mit "konfrontativ" hier "kompetativ" gemeint?

    "Konfrontativ" beinhaltet für mich z.B. Kämpfe PvP, starke take-that-Elemente usw.

    Daher finde ich mich in der Auflistung nicht wirklich wieder.

    "Kompetative" Spiele hingegen, bei denen man miteinander um den Sieg wetteifert, aber "nur" indirekte Interaktion hat, mag ich sehr gerne.

    Ich finde mich hier auch nicht richtig wieder.

    Für mich ist der Gegensatz zu kooperativ kompetitiv; konfrontativ ist aus meiner Sicht eine Unterkategorie von kompetitiv.


    Ist das Gegensatzpaar kooperativ und kompetitiv, dann mag ich durchaus beide, spiele auch solo.


    Konfrontativ mag ich nur in homöopathischen Dosen, etwa wie in Scythe und Antike I und Ii und Antike Duellum, und schon gar nicht destruktiv.