Beiträge von MetalPirate im Thema „Das würd ich nicht mehr backen...“

    Bisher gabs bei mir beim KS noch keinen Reinfall.

    Meine beiden größten Reinfälle waren Solarius Mission 2nd ed. und Madeira Collector's Edition. Neuauflage von Bekanntem, Macher sind keine blutigen Anfänger, was soll da schon schief gehen...

    Tja. Das Geld kann ich abschreiben. Auch die beste Recherche schützt einen nicht vor dem Griff ins Klo.

    Diese beiden Sachen würde ich natürlich nicht nochmal backen.


    Ansonsten sehe ich es ähnlich. Erfahrene Spieler können mit kritischem Lesen der Anleitungen (wenn nicht verfügbar: Finger weg!), falls möglich auch Anspielen auf TTS/Tabletopia, den richtig groben Murks unter den Crowdfunding-Spielen vermeiden. Dass alle unterstützten Spiele absolute Highlights sind, erwartet ja auch kein vernüftiger Mensch. Wenn man ein paar Stunden Spaß damit hatte und dann mit vertretbarem Verlust das Ding wieder verkauft, dann war im Endeffekt doch alles okay. Jedenfalls für mich. Bei Retail-Spielen ist das nicht viel anders.

    Ich bin gerade auch mal meine Crowdfunding-Liste durchgegangen. Alles, was ich 2022 und später gebacken habe, habe ich noch. Aber in den Jahren zuvor werde ich problemlos fündig bei Sachen, die ich im Nachhinein nicht nochmal backen würde. Das geht von Spielen, die optisch einfach nicht "state of the art" waren und daher kaum auf den Tisch zu kriegen waren (Tharos, Città-Stato) bis zu übertrieben deluxifiziertem Zeugs in überdimensionierten Schachteln (Perseverance, Suburbia: Collector's Edition).

    Also wirklich schlechte Spiele gibt es kaum noch.

    Ich weiß nicht. Vor fünf Jahren, oder sagen wir lieber: vor Corona, hätte ich dir noch Recht gegeben. Da hatte eigentlich alles ein gewisses Mindestniveau. Mittlerweile nicht mehr, jedenfalls dann, wenn wir unter "schlechte Spiele" solche mit geringem (Wieder-)Spielreiz verstehen. Schlechte Aufmachung dagegen, ja, DAS gibt's heute wirklich nicht mehr, damit ist kein Blumentopf mehr zu gewinnen. Aber ohne nennenswertes Playtesting kann man trotzdem noch 200+ Euro Crowdfunding-Spiele veröffentlichen, wenn sie nur genug deluxifiziert sind man man die passenden Influencer einkauft. Das "sieht klasse aus" scheint vielen zu reichen, wenn's um Kaufentscheidungen geht, und genau so hat sich der Markt dann auch entwickelt.

    Der wirtschaftliche Aspwkt ob ich gut verkauft bekomme spielt daher für mich durchaus eine Rolle

    Sorry, kann ich nicht nachvollziehen.

    Wer ein Crowdfunding-Spiel nach einmaligem Spielen mit großem Verlust verkauft, der sollte nicht den Creator dafür verantwortlich machen, sondern den Fehler bei der offensichtlich nicht ausreichenden eigenen Recherche vor dem Kauf suchen. Dann war das "Spiel X ist mir Betrag Y wert!" zum Zeitpunkt des Backen wohl etwas falsch...

    Natürlich kann und darf jeder anbieten, wie er lustig ist.

    Das sowieso. Genauso wie jede(r) umgekehrt kaufen darf, was auch immer und zu welchem Preis auch immer er oder sie möchte, bzw. Kaufangebote machen darf, wie auch immer er/sie will, incl. "ich hätte es am liebsten geschenkt". Das versteht sich von selbst. Ist alles nicht verboten. Dass es irgendwann unfreundlich wird, beim Verlangen von Mondpreisen ganz genauso wie beim Bieten von Quasi-Nichts, das ist allerdings ebenso klar.

    Problematisch bzw. auffällig wird die Geschichte insbesondere bei den Crowdfunding-Spielen, wo Produktionswert und spielerische Qualität nicht zusammenpassen. Und davon gibt's halt immer mehr auf dem Sekundärmarkt. Kein Wunder, wenn das Angebot bei den Crowdfunding-Spielen sich seit Jahren nur noch in Richtung von "immer mehr Bling-Bling" entwickelt.


    EDIT, im Sinne von on-topic-bleiben: Auch bei mir sind die allermeisten Crowdfunding-Spiele irgendwann wieder gegangen bzw. wenn welche geblieben sind, wurden sie zum großen Teil später gebraucht gekaufen. Aber gut; ich gehöre auch zu denen, bei denen die Zahl bei "previously owned" im BGG-Profil die von "owned" übersteigt. Das können sicher viele der Crowdfunding-Sehr-Viel-Backer nicht von sich behaupten.

    Dass „kein Markt“ vorläge geht vermutlich in die Richtung, dass viele die Spiele nahezu geschenkt haben wollen.

    Das "ich will alles am liebsten geschenkt haben!" dürfte genauso leicht anzutreffen sein wie andersrum Angebote von 100-Euro-Kickstartern für 150 Euro, wenn die Spiele üblicherweise eher für 50 Euro auf dem Gebrauchtmarkt weggehen. Allein schon die Erwartungshaltung von Verkäufern, irgendwelche x-beliebigen Kickstarter, die nicht zu den besten 2% gehören, mit irgendeinem Preisaufschlag weiterverkaufen zu können, finde ich immer wieder belustigend.

    Im Endeffekt regelt's der Markt.

    Und damit keine falschen Interpretationen aufkommen: Ich will das "am liebsten geschenkt haben wollen" überhaupt nicht verteidigen; ich halte das für exakt genauso verkehrt wie das Verlangen von Mondpreisen. Mein Motto ist: ich gebe für gute Spiele aus, was sie wert sind. Ich schätze dabei Kreativität, intensives Playtesting, Streamlining, gute geschriebene Regeln und Fokussierung auf die spielerisch interessanten Elemente. Kiloweise Bling-Bling brauche ich nicht, und Creator, die das als Priorität Nummer 1 begreifen, produzieren normalerweise nur verzichtbaren Schrott. Und damit sind dann 98% der heutigen Crowdfunding-Spiele für mich direkt raus. In 2024 habe ich bisher ein Spiel und eine Erweiterung unterstützt (Transparenz durch: Link).