Beiträge von verv im Thema „Sind Kartons Verpackung oder Teil des Spiels?“

    Naja, sehe ich genau andersrum. Vielen ist die Verpackung eben doch wichtig. Gerade der BluRay, CD und Vinylmarkt zeigt es doch. Warum gibt es denn Digipacks und Special-Edition-Verpackungen? Warum gibt es Wendecover?


    Wenn nur der Inhalt zählt, wäre es egal, wie eine CD-Hülle aussieht. Ist es mir aber nicht. Ein tolles Digipack nehme ich gerne in die Hand und schaue mir auch schicke Booklets gerne an. Die könnten die Texte etc. auch als DIN A6 Ausdruck dabei legen. Die Musik und die Texte bleiben ja die gleichen. Machen sie aber nicht. Das wird für eine nicht allzu kleine Gruppe, die das als Gesamtkunstwerk sieht, auch aufwendig und teurer produziert. Wenn es sich nicht lohnen würde, habe es keine analogen Produkte für Musik und Filme mehr: Kann man ja rein digital erwerben.

    Als jemand, der Musik auch vorwiegend in ganzen Alben hört, der so einige Limited Edition Deluxe-Vinyls im Regal stehen hat und der schon damals bei seinem iPod penibel drauf geachtet hat, dass jedes MP3 ein hochqualitatives Cover-Artwork hinterlegt hat, finde ich trotzdem nicht, dass man eine bedingungslose Unversehrtheit eines Covers einfordern muss. Ich freue mich auch dann an einer schönen Gestaltung, wenn sie Gebrauchsspuren hat.

    Vielleicht kann man auch hier einfach einen gesunden Mittelweg gehen. Ein komplett verbeulter Karton mit unablösbarem Amazon-Versandetikett auf der Vorderseite wäre mir auch zu viel. Aber wie sich manche:r anstellt, als ob eine kleine Delle ihr Produkt komplett entwerten würde… Da fragt man sich ob diese Leute die manchmal weit dreistelligen Preise eines Kickstarters für ein Deko-Objekt zahlen.

    Nachtrag: mir geht’s da auch oft um die Tonalität. Dem Verlag rückzumelden, dass die Verpackung nicht optimal war oder zur Kenntnis zu geben, dass der Sticker doof platziert ist, finde ich total ok. Aber oft lesen sich diese Kommentare sehr nach echauffiertem Kunden und ich muss an Videos von Amerikaner:innen denken, die ihre armen Kellner:innen zusammenstutzen nur weil sie sich ihr Essen anders vorgestellt haben. Dieses privilegierte „Kunde ist König“-Denken schockiert mich manchmal ganz schön.